Münchner Gsindl. Martin Arz

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Münchner Gsindl - Martin Arz

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hat einen Moment Zeit, Frau Förster«, sagte Bella Hemberger. »Erst müssen wir Ihnen ein paar Fragen stellen. Seit wann hat Polina bei Ihnen gearbeitet?«

      »Seit knapp einem Jahr. Und ich war durchaus zufrieden mit ihr. Wissen Sie, wir hatten schon ein paar Kindermädchen. Was man da so erlebt! Ich meine, das ist ja ein Vertrauensposten. Sie ist immerhin mehrere Stunden täglich hier beinahe alleine im Haus. Und Polina hat uns nie enttäuscht. Sie war vier Tage die Woche hier, ist mit uns auch ein paar Mal auf Menorca in unserer Finca gewesen und wenn ich auf Lesereise war, kam sie auch mal öfters. Wir haben unsere Pläne für dieses Jahr fest mit ihr abgestimmt, ich meine, Sie wissen sicherlich, dass mein Mann für den Stadtrat kandidieren will …«

      Gepolter kündigte an, dass jemand die Treppen herunterkam. Die vierjährigen Zwillingsmädchen der Krimiautorin kamen angerannt, gefolgt von Becky.

      »Mama«, quietschte eins der kleinen Mädchen. Die beiden Kinder sahen absolut identisch aus und waren auch noch mit rot karierten Kleidchen gleich gekleidet. »Dürfen wir in den Garten? Becky will mit uns Schatzsuche spielen! Polly hat mit uns auch so schön Schatzsuche gespielt gestern. Vielleicht finden wir ja noch einen Schatz. Dann können wir den morgen der Polly zeigen!«

      »Florentine, Aurelia«, Susa Förster ging in die Hocke. »Kommt mal her. Ich muss euch was zu Polly sagen. Die kommt morgen leider nicht.«

      »Warum nicht?«, fragte eins der Mädchen.

      »Weil sie …« Susa Förster sah zu den beiden Kriminalbeamten, dann kurz zur Decke. »Ihr wisst doch, womit die Mama ihr Geld verdient, oder?«

      Die beiden Mädchen nickten.

      »Die Mama denkt sich Geschichten aus, in denen Menschen in den Himmel kommen.«

      »Ja, weil böse Menschen sie totmachen«, sagte eins der Mädchen. »Und dann spritzt überall Blut …« Das Mädchen ahmte mit den Händen eine Fontäne nach. Die Schwester quietschte fröhlich.

      »Also bitte«, tadelte die Mutter. »Meine Mädchen! Das liegt wohl im Blut, die sind fasziniert von Mord und Todschlag«, sagte sie erklärend zu den Polizisten. »Sie haben eine morbide Ader. In Kirchen rennen sie immer gleich zu den Totenköpfen oder möglichst grausamen Märtyrerszenen.« Dann widmete sie sich wieder den Kindern: »Richtig. Und dann sind die toten Menschen im Himmel. Und ich habe euch schon erzählt, dass das in Wirklichkeit auch passieren kann. Ganz selten, aber es kann passieren. Dass böse Menschen andere Menschen totmachen. Na ja, die Polly, also die Polina, ist jetzt auch im Himmel.«

      »Hat sie jemand totgemacht?«, fragte eines der Mädchen.

      Becky, das Aushilfskindermädchen, riss die Augen auf und starrte zu den beiden Kriminalern. Langsam füllten sich ihre Augen mit Tränen.

      »Ja.«

      »Warum?«, fragte eins der Mädchen.

      »Das weiß ich nicht. Das versuchen der Mann und die Frau da«, Susa Förster zeigte auf Pfeffer und Hemberger, »herauszufinden. Die beiden sind so was wie mein Basti Daxlberger. Ihr wisst schon, Ermittler.«

      »Das ist aber schade«, sagte das eine Mädchen. »Wie sollen wir denn jetzt ihren Schatz finden?«

      »Nein, das ist doch schön für die Polly«, sagte das andere. »Jetzt ist sie im Himmel und dort ist es wunderschön. Da sind alle immer glücklich.«

      »Richtig«, sagte Susa Förster und umarmte ihre Mädchen seltsam unbeholfen. »So, und nun geht hinaus und spielt ein bisschen mit … äh, …« Sie sah Becky auffordernd an. »Becky.«

      »Richtig, Becky.«

      »Sie sind Becky?«, fragte Max Pfeffer. »Die Mitbewohnerin von ­Polina?«

      Becky nickte unter Tränen. Sie schluckte. »Ja. Becky, Rebecca ­Magert.«

      »Dann haben wir auch gleich ein paar Fragen an Sie.«

      »Kinder, geht mal raus auf die Terrasse«, sagte Susa Förster. »Da ist Tante Tilda. Geht mit ihr spielen.«

      »Tante Tilda riecht immer so komisch«, maulte eins der Mädchen beim Hinausgehen.

      »Meine Mädchen«, sagte Susa Förster gedankenverloren. »Ich weiß, was Sie jetzt denken«, sie drehte sich zu den Ermittlern, »dass sie kleine gefühlskalte Monster sind. Dabei sind sie nur kleine Kinder, die sich unter Tod oder gar Mord gar nichts vorstellen können. Sie wissen nicht …«

      »Frau Förster, bitte«, unterbrach Pfeffer. »Wir haben keinen Ton gesagt. Schön aber, dass wir hier auch gleich Frau Magert befragen können, die Mitbewohnerin von Polina. Ihren anderen Mitbewohner Luciano Russo haben wir bereits getroffen.«

      »Das ist so furchtbar.« Becky ließ sich auf einen Sessel sinken. »Die Polly. Und wie? Musste sie sehr leiden?«

      »Das wissen wir noch nicht. Können Sie beide uns bitte sagen, was Sie gestern Abend und in der Nacht auf heute gemacht haben?«

      Becky bestätigte die Geschichte von Lucky, dass sie erst an der Isar »chilläxen«, dann im Gsindl tanzen waren und schließlich Lucky und sie ohne Polly nach Hause gegangen waren. Und dass Polly an der Feierbanane weiterfeiern wollte und noch etwas Spannendes vorhatte, worüber sie aber nicht reden wollte.

      »Kam sie Ihnen verändert vor?«, fragte Pfeffer. »Anders als sonst? Aufgedrehter?«

      »Hmm, ja«, sagte Becky zögernd. »Sie war aufgedreht. Und sie hat sich auf das, was sie noch vorhatte, gefreut. Also sie war hibbelig und hat mir gesagt, dass sie es mir bald sagen wird, was und wie und so.«

      »Haben Sie Drogen konsumiert?«

      Becky schielte zu Susa Förster. Dann sagte sie ruhig: »Ja. Wir haben ein bisschen Gras geraucht.«

      »Nichts anderes?«

      »Nein. Was denn?«

      »Pillen. Badesalz. Amphetamine«, sagte Pfeffer. »Sie sagten doch eben, dass Polina aufgekratzt war.«

      »Kann sein.« Die junge Frau zuckte mit den Schultern. »Ich hab jedenfalls nichts genommen. Und Lucky sicher auch nicht. Der steht nicht auf Amphetamine oder so.«

      »Sie sind also nach Hause, und danach haben Sie geschlafen?«, fragte Bella Hemberger.

      Becky nickte und tupfte mit einem zerfusselten Papiertaschentuch Tränen fort.

      »Allein?«

      »Ja.«

      »Und Lucky? Auch allein?«

      »Sicher. Er hat keinen abgeschleppt.«

      »Und Sie, Frau Förster?«, wandte sich Pfeffer an die Krimiautorin.

      »Was soll diese Frage? Glauben Sie, ich renne nachts durch die Gegend und ermorde mein Kindermädchen? Warum sollte ich?« Susa Förster funkelte den Kriminalrat finster an.

      »Wir wollen nur wissen, was Sie gestern Abend und in der Nacht gemacht haben«, sagte Pfeffer freundlich.

      Die Krimiautorin machte »Pah«, dann:

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