Trojanische Hühner. Ado Graessmann
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Je näher ich dem Gebirge kam, umso schlechter wurden die Straßen, schließlich war es nur noch ein reiner Schotterweg, ohne Licht war die Straße kaum noch zu erkennen, so entschloss ich mich, nach weiteren zwei Stunden Fahrt, einen gesicherten Platz für die Nacht zu suchen, ich überquerte einen kleinen Fluss über eine Holzbrücke und stelle den Laster auf einem schmalen Weg zwischen zwei Tannen ab, die den Blick auf das Auto von der Straße aus verdeckten. Der Fluss führte klares Wasser, nach vier Tagen konnte ich mich endlich wieder einmal richtig waschen, es war mehr als nötig, Menschen beginnen zu stinken wenn sie lange kein Wasser mehr gesehen haben, erst merken es die anderen, dann man merkt man es selbst. Ich zog meine Kleidung aus und stieg nackt in den Fluss, das Wasser reichte mir bis zur Schulter es war kalt und erfrischend. Handtuch hatte ich keines dabei, so ließ ich mich vom Wind trocknen, bevor ich wieder meine Klamotten anzog, die Nacht verbrachte ich auf der Ladefläche zwischen den Kisten. Es war das erste Mal, dass ich seit längerer Zeit wieder einmal unter dem freien Himmel schlief, nach der Enge in der Botschaft fühlte ich mich wie im Paradies, unzählige leuchtende Sterne über mir, dazu noch das leise Stimmengewirr von unsichtbaren Tieren und das leise rauschen des Wassers, dass kontinuierlich den Tal entgegen floss. Ich schloss die Augen und sah Terri mit einem breiten Lächeln vor mir, dann bin ich recht schnell einschlafen. Gegen Morgengrauen wurde es kalt, ich begann zu frieren, ich hatte aber nichts dabei womit ich mich einwickeln konnte. Meinen Atem konnte ich sehen, es sah so aus, als würde Zigarettenrauch den Weg nach außen durch meine Nasenlöcher suchen. Brennbares Holz lag genug herum, aber Feuer wagte ich keines zu machen, dazu begann es auch noch leicht zu regnen, nur einige Tropfen, ich stieg von der Ladefläche herunter und zog mich ins Führerhaus zurück, dort blieb ich bis zum Sonnenaufgang.
Ali hatte mir auf der Rückseite der Landkarte auch die Stelle angegeben, bis zu der ich fahren sollte, es waren noch etwa einhundertzwanzig Kilometer bis dorthin. Bevor ich weiter fuhr füllte ich noch meine Flasche mit Wasser vom Fluss auf, überquerte die alte Brücke und bog in die Straße ein. Seit es bergauf ging war mir kein weiteres Fahrzeug mehr begegnet, auch hatte ich keinen Menschen gesehen und nahm an, dass auch mich keiner gesehen hatte. Auf dem Weg nach oben kam ich an zwei Gehöften vorbei, einige Leute arbeiteten auf den Feldern und überall wo ich hinsah waren Hühner, aber niemand schien sich um mich zu kümmern, obwohl mein Laster nicht gerade geräuschlos war. Nach vier Stunden Fahrt hatte ich die Stelle erreicht, die mir Ali empfohlen hatte, wo ich den Laster abstellen sollte, ein schmaler Feldweg führte zu einem spärlich bewachsenen Wald, nur wenige Bäume standen noch dort, nach den Baumstümpfen zu schließen, wurden die meisten schon vor einiger Zeit gefällt und wahrscheinlich als Bauholz oder zum Heizen verwendet, dort endete auch der Weg. Ich stieg aus, raffte meine sieben Sachen zusammen, alles passte in den neuen Rucksack, den Zündschlüssel lies ich stecken, die Nummernschilder hatte ich schon am Abende zuvor abgeschraubt, mir war aufgefallen, dass die meisten Autos in der Gegend keine Nummernschilder hatten, so konnte auch niemand erkennen woher der Laster kam, als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme hatte ich nach Sonnenaufgang mit dem Spaten ein kleines Erdloch ausgehoben, etwa hundert Meter vom Laster entfernt, die Autoschilder hinein gelegt und wieder mit der Erde zugeschüttet. Nachdem ich die Erde noch mit der flachen Seite des Spatens festgeklopft und mit einigen Zweigen bedeckt hatte, musste ich von nun an zu Fuß weiter gehen, dafür war ich gut ausgerüstet und Bergsteigen machte mir sowieso keine Schwierigkeiten. Ich musste nur peinlichst darauf achten, von niemanden gesehen zu werden. Ich ging zur Straße zurück, von wo aus ich einen guten Überblick über die ganze Gegend hatte. Ich schätzte, bis zu den Berggipfeln waren es etwa sechs bis zehn Kilometer, erst erfolgte ein flacher Anstieg, über grüne Wiesen hinweg, bevor es steiler wurde, richtige Hindernisse konnte ich nicht erkennen. Entsprechend der Landkarte waren die Berggipfel auch die Grenze zum Nachbarland, die musste ich nur erreichen, wichtig war nur, dass mich wirklich niemand sah. Ich hatte mir die Landschaft genau eingeprägt und war mir sicher, den Steilhang auch in der Dunkelheit erreichen zu können, zumal die Nächte hier meist sternenklar sind. Ich suchte mir ein geeignetes Versteck auf der anderen Straßenseite, von wo aus ich einen guten Überblick über die Gegend hatte, musste aber dort bis zum Anbruch der Dunkelheit warten, bevor ich mich auf den Weg machen konnte. Noch am späten Vormittag kam ein einzelner junger Mann von oben der Straße entlang gelaufen, von meinem Versteck aus konnte ich ihn gut erkennen, er hatte dunkle Kleidung an, er konnte nicht älter als sechzehn oder siebzehn Jahre alt gewesen sein, ansonsten ließ sich keine weitere Menschenseele blicken. Nach einigen Stunden, am späten Nachmittag, kam der junge Mann wieder zurück, seine Schritte hatte ich schon vor einigen Minuten gehört, bevor er um die Biegung kam, sah ich, wie er plötzlich stehen blieb, in den Feldweg hinein schaute, genau dorthin wo der Laster stand. Zuerst schien er zu zögern, er schüttelte ungläubig den Kopf und entschied sich dann aber näher heran zu gehen, er ging einige Male verunsichert um das Fahrzeug herum, ich konnte es an seiner Haltung und seiner Gestik erkennen, dass er nicht glauben konnte, was er da sah. Hätte er die Motorhaube berührt, so wäre ihm aufgefallen, dass der Motor noch etwas warm war, er tat es aber nicht. Nach einer Weile stieg er in das Fahrerhaus und kurz danach hörte ich wie der Motor aufheulte, er hatte zu viel Gas gegeben. Sicherlich war er kein geübter Fahrer, einmal hatte er den Motor sogar noch abgewürgt, der Laster machte einen kleinen Sprung nach vorne und blieb dann stehen, aber schließlich gelang es ihm rückwärts auf die Straße zu fahren, ohne im Straßengraben zu landen. Von meinem Versteck aus sah ich, wie er langsam die steile Straße nach oben fuhr, als er hinter einer Kurve verschwand, hörte ich nur noch für einige Minuten das Knattern des Motors, dann trat wieder Stille ein. Nach Sonnenuntergang, die Dämmerung setzte schon früh ein, machte ich mich auf den Weg, nutzte jede mögliche Deckung aus, alles war einfacher als ich erwartet hatte, nach zwei Stunden hatte ich den Steilhang erreicht, unter mir lag das Tal, mit einem Gehöft und dort stand auch der Lastwagen, der nun wohl einen neuen Besitzer gefunden hatte. Die Bergspitzen leuchteten noch hell auf, obwohl die Sonne schon seit einiger Zeit hinter den Bergen verschwunden war. Vom Tal zog die Dunkelheit bis zu mir nach oben. Da ich ab jetzt das Gelände vor mir nicht mehr richtig erkennen konnte, richtete ich mich für die Nacht ein, ich fand zwischen zwei Felsen eine gesicherte Liegemöglichkeit, dort wuchs grünes Moos und daneben hatten sich braune Blätter angesammelt, obwohl keine Bäume in unmittelbarer Umgebung standen, der Wind hatte sie wohl hier zusammen gefegt, über mir nur Sterne und himmlischer Frieden, ich zog den Reisverschluss meiner Windjacke nach oben, streifte die Kapuze über meinen Kopf, das Moos hatte die Sonnenwärme des Tages gespeichert und sie an meinen Rücken abgegeben, kurz danach schlief ich ein. In der Nacht wurde es kalt und feucht, das Moos wirkte wie ein Schwamm, saugte das Wasser auf und gab einen Anteil davon wieder an mich ab. Ich merkte auch, wie mir einige Tropfen von der Stirn über meine Nasenspitze in den Hals liefen, mein Oberkörper war durch die Windjacke geschützt und blieb trocken, aber meine Hose klebte feucht an meinen Beinen und ich begann zu frieren. Ich dachte an Terri, wenn es uns nachts zu kalt wurde, dann rückten wir näher zusammen und wärmten uns gegenseitig, zwischen ihr und mir lagen aber leider mehr zehntausend Kilometer, so musste ich mir irgendwie anderes helfen. Mit der linken Hand schaufelte ich einiges Laub über meine Hosenbeine um damit etwas von der Kälte abzuhalten. Noch bevor die Sonne aufging bemerkte ich, dass sich im Laub noch andere Bewohner angesiedelt hatten, es waren Ameisen, die an meinen Beinen nach Wärme suchten, die meisten konnte ich wieder abschütteln und als die Sonne langsam aufging zog ich Hose und Strümpfe aus und legte alles flach auf den großen Felsen zum Trocknen aus. Noch herrschte Stille über dem ganzen Tal, das immer noch im Dunklen unter mir lag, das