Trojanische Hühner. Ado Graessmann

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Trojanische Hühner - Ado Graessmann

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sie ungesehen die Botschaft und die gesamte Straße überwachen.

      Nach weiterem Durchsuchen fanden sie auch einen mit altem Möbel vollgestellten Kellerraum, hinter einigen Schränken und Stühlen verborgen befand sich eine mächtige Stahltür, die offensichtlich einen Geheimgang verschloss, der sicherlich zur Botschaft auf der anderen Straßenseite führt. Als kleine Besonderheit lies Sait die Tür nicht zumauern, sondern eine weitere, noch stärkere Stahltür dahinter anbringen, die nur von der Lagerhausseite aus geöffnet werden konnte.

      Bei der Durchsicht der Videoaufnahmen viel Sait ein Mann auf, er war etwa 30-35 Jahre alt, mit schwarzen Haaren und einer großen Hakennase, und energischen Gesichtsausdruck, er sah anders aus als die anderen, der gehörte sicherlich nicht zum Wachpersonal und ein Botschaftsmitglied war er sicherlich auch nicht. Dieser Mann war suspekt und Sait nannte ihn nur den Spion, den wollte er später einmal genauer unter die Lupe nehmen.

      Für die Besetzung der Botschaft war der vierte November vorgesehen. Einige Tage nach der Besetzung ließ Sait sich die Fotos aller Personen vorlegen die sich am Tag nach der Besetzung in der Botschaft befanden, das Gesicht seines Spions erkannte er sofort, nach den Unterlagen sollte er angeblich Jim Miller heißen, ein verdächtiger jedermanns Name. Einen Tag später ließ er in der Botschaft nach seinem Spion suchen, vergeblich, er war nicht aufzufinden, wie konnte er nur aus der Botschaft entkommen?

      Auch die Videoaufzeichnungen ergaben keinen eindeutigen Hinweis wie er entkommen konnte. Er ließ das Foto an alle Bahnstationen, den Flughafenschaltern und an allen Grenzübergängen verteilen, aber er blieb wie vom Erdboden verschwunden.

       4

      Es war schon spät am Abend, die Sonne war schon untergegangen und die Stadt lag in der Dämmerung, es war Anfang November als ich zum ersten Mal die Botschaft durch den Hintereingang betrat. Der Wachposten wurde schon vorher von meiner Ankunft informiert und winkte mich ohne weitere Kontrollen hinein.

      Ich bekam ein Gästezimmer mit spärlicher Einrichtung, mit sehr einfachen Möbeln, die Matratze war hart, Stühle und der Tisch stammten wohl aus einem ehemaligen Feldlager.

      Das Bewachungspersonal der Botschaft, alle Marins, mussten sich immer zu viert ein Zimmer teilen und auf dem Gang befand sich für je zwanzig Personen eine große Gemeinschaftstoilette, mit fünf separaten Duschen. Nur das gehobene Personal und der Botschafter hatten komfortable Zimmer, im zweiten Stock des Gebäudes, mit gesicherten Türen, Badewanne, Dusche und einer separaten Toilette.

      Ich war seit fünf Tagen hier, eingereist war ich mit einem roten Reisepass, das Passfoto war echt, der Name aber nicht, die Echtheit wurde nie angezweifelt, er wurde ja auch von offiziellen Behörden ausgestellt, da es ein Diplomaten Pass war konnte ich auch ohne besondere Kontrolle einreisen.

      Etwa einhundert Meter von der Botschaft entfernt, auf der anderen Straßenseite, befand sich ein altes Lagerhaus, das von einem Strohmann, als Abstellraum angemietet wurde. Ein früher Botschafter hatte das gesamte Haus anonym gekauft und die Kellerräume zur Verschleierung mit alten Möbeln, Kühlschränken und weiteren unnützen Dingen füllen lassen.

      Vom Botschaftsgebäude aus wurde heimlich und illegal ein enger Gang unter der Straße hindurch zu einem der Lagerräume gegraben, meist nachts, durch Holzbretter abgestützt, bis der Beton gehärtet war. Es gab nur eine spärliche Beleuchtung, aber keine Belüftung für den Gang. Die angefallenen Erdmassen und Steine wurden bei Dunkelheit aus der Botschaft abtransportiert und im weiten Umfeld heimlich abgelegt, nur wenige Personen in der Botschaft wussten von dem Vorhaben. Die Eingänge des Schachtes wurden auf beiden Seiten durch starke Eisentüren abgesichert und Schränke, gefüllt mit unauffälligen Gegenständen, verdeckten den Blick darauf.

      Ein Jahr nach dem Erwerb ließ der Botschafter die Außenwände und das Dach renovieren, in den Mauerfugen und unter der Dachrinne hatten die hauseigenen Handwerker Kameras angebracht, von der Straße aus erschienen sie wie kleine schwarze Knöpfe, die zwischen den Fugen wie Halterungen wirkten. Eine Kamera war direkt auf den Eingang der Botschaft gerichtet, mit den anderen konnte die gesamte Straße in beiden Richtungen bestens überwacht werden.

      Alle zwei Tage wurden die aufgezeichneten Aufnahmen ausgewertet. Erschien eine Personen mehr als zweimal vor der Botschaft, dann erfolgte eine geheimdienstliche Erfassung. Auffällig war, dass sich seit einigen Tagen an beiden Straßenenden immer wieder kleine Gruppen von jungen Menschen versammelten, besonders aufgefallen waren zehn jugendliche Personen, die fast täglich erschienen und Aufnahmen von der Umgebung machten und wiederholt auf der anderen Straßenseite am Botschaftsgelände vorbei gingen und die Botschaft fotografierten. Geheimdienstliche Nachforschungen ergaben, dass es sich bei den jungen, bärtigen Männern um Studenten handelte, die sich in der Universität und in der Öffentlichkeit durch aggressive Hetzreden hervortaten.

      Vor einigen Tagen waren alle Überwachungssysteme ausgefallen, nur die vom Botschaftseingang funktionierte noch. Besonders aufgefallen war ein in schwarz gekleideter Mann mit einer Kapuze, immer tief ins Gesicht gezogen und eine große Frau, ebenfalls in schwarzer Kleidung, auf einem Motorrad. Sie führen mehrmals am Tag die Straße von Süden nach Norden und wieder zurück von Norden nach Süden. Der Geheimdienst versuchte vergeblich ihre Gesichter erkenntlich zu machen. Eines Abends stieg die Frau vom Motorrad und sprühte auf die Wände des Lagerhauses in großen Buchstaben Hassparolen wie, Tod den USA, Tod den Ungläubigen und Rache für das, was ihr uns angetan habt.

      Ich hatte hier eine spezielle Aufgabe, ich sollte in Erfahrung bringen, was aus den geheimen Waffenlieferungen wurde. Unsere Regierungen der letzten Jahrzehnte hatten das Land massiv mit Waffen unterstützt und Anleitungen zur Erstellung von illegalen Systemen gegeben, nicht offiziell, aber jeder der sich dafür interessierte, konnte es erfahren. So wurden Abhängigkeiten geschaffen und der Empfänger machte sich erpressbar. Einige Monate bevor der Herrscher aus dem Land geflohen war, hatte die Regierung nicht nur Luftabwehr Raketen geliefert, sondern auch Bauanleitungen für die Produktion von Kernwaffen und einige Zentrifugen für die Urananreicherung, die als Haushaltsgeräte deklariert eingeführt wurden, schließlich galt es sich gegen einen gemeinsamen Feind zu verteidigen, und da waren nun mal alle Mittel recht, der Kongress musste nicht nach seiner Meinung gefragt werden.

      Der vierte November begann als sonniger Tag, gefrühstückt hatte ich noch nicht, im Konferenzraum standen mehrere Thermosflaschen mit Kaffee, Zucker, Milch und Tassen auf einem schweren Holztisch, daneben eine geöffnete Dose mit Keksen, frisches Obst lag auf mehreren Tellern.

      Meine wesentlichen Informationen bekam ich verdeckt durch Ali. Ali war in Teheran geboren und hatte ebenfalls in Boston studiert, wir wurden gute Freunde und teilten uns für vier Semester meine Studentenbude. Die liegt in einer kleinen Bucht hinter dem Hafen an einem Kanal, früher war dies eine no go Gegend, bis die Bulldozer kamen und die alten Hütten niederwalzten.

      Danach entstand daraus eine vornehme Gegend, mit weißen Häusern, alle nur drei Stockwerke hoch, mit Gehwegen am Kanal entlang, die reinste Idylle. Auch die Metro, die nur einige Meter von meinem Apartment verläuft, konnte wieder mit gutem Gewissen benutzt werden, auch nachts, seitdem gab es nur noch sehr selten Belästigungen oder Überfälle.

      Als ich die erste Nacht dort verbrachte wurde ich vor Beginn der Dämmerung durch laute Knallgeräusche von der Straße kommend aufgeschreckt. Ich stand auf, ging ans Fester und sah sie, die Möwen. Sie stürzten pfeilartig ins Wasser, holten sich Muscheln von den Felsen und stiegen danach etwa hundert Metern in die Höhe auf. Erst über der Straße ließen sie die Muscheln wieder fallen, mit einem lauten Knall zerplatzten ihre Schalen auf dem Asphalt und konnten so von den Möwen gefressen werden. Bei Einbruch der Dämmerung unterbrachen sie ihr Schauspiel bis zum nächsten Morgen, erst als der Straßenverkehr für sie zu gefährlich wurde, beendeten sie ihr großes Muschelfressen.

      Da Terri auf keinen Fall in das freie Zimmer

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