Trojanische Hühner. Ado Graessmann
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Unter den Studenten kam Zweifel an der Sinnhaftigkeit und der Effektivität ihrer bisherigen Aktivitäten auf, einige meinten, wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir noch etwas radikaler vorgehen, die Unzufriedenheit beschränke sich in der Zwischenzeit ja nicht nur mehr alleine auf die Studenten, die allgemeine Versorgung der Bevölkerung sei nicht mehr gesichert und die Preise würden unentwegt steigen.
Auf den nächsten Transparenten die im Hörsaal entfaltet wurden standen schon Forderungen nach mehr Freiheit und Gerechtigkeit und zwar für alle. Erstaunlich war nur, dass schon kurz vor Beginn der Veranstaltung die Polizei erschien und alle Studenten festnahm. Sait hatte den Verdacht, dass einer von ihnen der Polizei heimlich und regelmäßig den Ort und die genaue Uhrzeit mitteilte, und dass dieser jemand von ihrer Organisatoren sein musste, nur die Mitglieder kannten die genauen Termine.
Dieses Mal waren die Gespräche und die Behandlung nicht mehr so freundlich, direkt geschlagen wurde noch niemand, es war aber so etwas wie eine kurze Inhaftierung aus der sie erst nach achtundvierzig Stunden entlassen wurden, während dieser Zeit bekamen sie nichts zum Essen, zum Trinken nur einfaches Wasser.
Erst als die Forderungen nach Rücktritt der Regierung erfolgten, wie es auf den Transparenten stand, gingen sie brutal vor. Kaum hatte Sait den Verhörraum betreten da lag er schon auf dem Boden.
Als die Tür sich öffnete sah er nur kurz zwei Gestalten in schwarz, der eine hatte eine Maske über den Kopf gezogen, er hatte eine lange Holzlatte in der Hand, mit der er ihn mit voller Wucht auf den Rücken schlug, er verlor das Gleichgewicht und ging zu Boden. Der ohne Maske hob in wieder hoch und landete einen kräftigen Faustschlag mitten in sein Gesicht, Sait hörte wie sein Nasenbein zerbrach, erst war es nur ein dumpfer Schmerz, der sich aber nach einem Bruchteil einer Sekunde auf den ganzen Kopf ausbreitete. Der Holzlattenschläger hielt ihn immer noch von hinten fest, ein Schlag mit einem Gewehrkolben traf ihn seitlich am Kinn, Blut schoss aus seinem Mund und einige ausgeschlagene Zähne flogen auf den Boden.
Seinen Mund verstopften sie mit einem schmutzigen Stofffezen und klebten zwei Streifen darüber. Blut sammelte sich in seinem Mund an, ausspucken war unmöglich, um nicht zu ersticken, schluckte er es hinunter. Sie schleiften ihn am Boden entlang und legten ihn auf einen langen Holztisch, mit den Rücken nach oben, fixierten Hände und Füße mit Lederriemen an den Tischbeinen.
Mit Lederpeitschen, an denen kleine Kugel befestigt waren, schlugen sie Sait auf den Rücken, schon nach dem ersten Schlag spürte er wie seine Haut aufplatzte und Blut heraus rann, es brannte wie Feuer, dann erst nach einen Bruchteil einer Sekunde traten die Schmerzen auf, sie waren unerträglich, jetzt hatte er zum ersten Mal in seinem Leben selbst erfahren, was wirklich Schmerzen sind. Nach einigen Schlägen wurde er bewusstlos, trotzdem schlugen sie weiter auf ihn ein.
Zuvor hatten die Schläger von ihrem obersten Chef, einen Herrn Dr. Faschandi, ob er wirklich einen Doktortitel erworben hatte, war unklar, so stand es jedenfalls auf seinem Namensschild, und so wollte er auch immer angesprochen werden, den Auftrag erhalten, Sait nur eine heftige Lexikon zu verpassen, sie sollten aber auf keinen Fall einen Märtyrer aus ihm machen, zumal er dem Herrn Professor noch etwas schuldig sei.
In der Nacht, nach einem ausgiebigen Bankett beim Herrscher bekam er plötzlich sehr starke Unterleibsschmerzen, sein Bauch wurde so hart wie ein Brett und jede Berührung löste endlose Schmerzen aus. Im Krankenhaus erklärte der Nachtdienstarzt nach einer kurzen Untersuchung, er habe einen Ileus und er müsse sofort operiert werden. Ein Teil seines Darmes hätte sich verknotet, der Darminhalt könne nicht mehr weiter fließen und die Blutgefäße in der Darmwand würden gestaut. Nach kurzer Zeit würden seine Darmzellen absterben und der Darminhalt in den Bauchraum gelangen, die Blutgefäße würden platzen, kurz darauf würde er verbluten. Eine halbe Stunde später lag er auf dem Operationstisch und der Herr Professor habe ihn das Leben gerettet, daher nochmals, keinen Märtyrer aus Sait machen.
Gegen Mitternacht schleiften sie den noch bewusstlosen Sait aus dem Polizeigebäude und warfen ihn auf die Rückbank eines Autos, fuhren einige Kilometer in eine unbelebte Straße und schleuderten Sait aus dem langsam fahrenden Auto heraus auf die Straße und fuhren weiter.
Zwei Studenten, die der Verhaftung entkommen waren, nahmen Saits Motorrad und verfolgten den Polizeiwagen mit sicherem Abstand bis zum Geheimdienstgebäude. In einem dunklen Hauseingang auf der anderen Straßenseite verharrten sie ungesehen für einige Stunden, bis sie sahen wie ein bewusstloser Mann in das Auto geworfen wurde, es war Sait.
Dort in der dunklen Seitenstraße fanden sie ihn, er war nicht bei Bewusstsein, sein Kopf lag auf der Straße, der Rest seines Körpers lag auf den Gehweg, überall war Blut zu sehen. Seine Hände steckten in Plastiktüten die mit Klebeband verschlossen waren, durch das viele Blut waren seine Hände nicht zu erkennen.
Der braucht dringend ärztliche Hilfe, da waren sich beide einig, in ein Krankenhaus konnten sie ihn nicht bringen, die würden sofort die Polizei benachrichtigen, einen Krankenwagen konnten sie auch nicht rufen.
Was tun, wer könnte in dieser aussichtslosen Lage nur helfen? Einer der beiden war ebenfalls ein Medizinstudent in einem unteren Semester, er kannte aber Özlem, sie war OP-Schwester in der Uni Klinik. Sie hatte eine kleine Wohnung in einer einfachen Gegend, wenn jemand helfen kann, dann nur Özlem. Beide wussten, dass sie damit Özlem in große Gefahr bringen würden. Sie platzierten Sait auf das Motorrad zwischen Fahrer und Soziussitz, hielten ihn mit den Händen fest und fuhren ohne Licht los. Zwei Seitenstraßen vor Özlems Wohnung stellten sie den Motor ab und schoben es samt Sait bis zu ihrem Hauseingang. Alles war dunkel, in keiner Wohnung brannte Licht.
Özlems Wohnung befand sich zur ebenen Erde, sie klopften leise an die Fensterscheiben, es dauerte eine Weile, bis sie merkte, dass etwas vor ihrem Fenster geschah, sie schob den Vorhang etwas zur Seite und erkannte sofort die Situation, Özlem wir brauchen dringend deine Hilfe, flüsterte der Medizinstudent leise, ohne eine Frage zu stellen öffnete sie geräuschlos die Tür, zu dritt trugen sie den fast leblosen Körper hinein.
Sie verschloss sofort die Tür und hängte noch zusätzlich die Türkette ein, vergewisserte sich, dass alle Fenster verschlossen waren und niemand in die Wohnung sehen konnte, erst dann machte sie das Licht an. Gemeinsam legten sie Sait auf den großen Küchentisch, mit dem Rücken nach oben, seine Arme hingen an beiden Seiten herunter.
Das erste was sie sagte war, wie kann man nur einen Menschen so zurichten, dabei hatte noch keiner von ihnen erkannt, wie schlimm sie Sait wirklich zugerichtet hatten.
Sie entfernte zuerst die mit Blut gefüllten Plastiktüten von seinen Armen und sahen zu ihrem Entsetzen, dass sie ihm von jeder Hand zwei Finger abgetrennt hatten. Özlem war nicht nur eine hervorragende OP-Schwester, sie hatte auch fast eine komplette OP-Ausrüstung in ihrer Wohnung. Die Finger waren direkt vor dem ersten Fingergelenk abgetrennt, wahrscheinlich mit einer Zigarren Guillotine, fast fachmännisch, sicherlich hatten die Schlächter dies schon öfters gemacht und waren geübt darin. Narkose brauchte Sait keine, er war immer noch bewusstlos, da die Haut an den Schnittstellen etwas überhängend und glatt war, konnte sie mit einigen Stichen die Wunden verschließen, danach hörte die Blutung zunächst auf.
Ihr