Unsere grüne Kraft - das Heilwissen der Familie Storl. Christine Storl

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Unsere grüne Kraft - das Heilwissen der Familie Storl - Christine Storl

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      Selbst gemachte Salben, etwa die Ringelblumensalbe, sind ebenso wie Kräuteröle, Tinkturen und Teekräuter wichtige Bestandteile der Hausapotheke.

      Salben

       Salben zum Einreiben spielten ebenfalls eine wichtige Rolle in der Heilkunde der Großmütter. Salbenrühren war ein heiliges Geschäft, denn was die Frau dachte und fühlte, rührte sie mit in die Salbe hinein. Oft wurde das Rühren mit dem Singen von Liedern begleitet – Liedern, die zum Segen von Familie und Angehörigen beitrugen. Das Rühren musste hauptsächlich im Uhrzeigersinn geschehen, also im Einklang mit dem Lauf der Sonne. Zwischendurch wurde die Richtung geändert, ehe man wieder zur Sonnenläufigkeit zurückkam. Gänzlich entgegen dem Sonnenlauf zu rühren würde der Überlieferung nach Unheil bringen.In alten Zeiten nahm die Hausfrau vor allem Schweineschmalz oder Butter (Anke, Smör) als Salbengrundlage. In besonderen Fällen kamen auch Bärenfett, Dachsfett oder Hirschtalg infrage. Murmeltiersalbe für die Gelenke ist noch heute beliebt. Schweinefett war einst begehrt, da es dem menschlichen Körperfett ähnlich ist und die pflanzlichen Wirkstoffe über die semipermeable Hautmembran gut eindringen lässt. Im Zeitalter der Agrarindustrie ist das Fett unglücklicher, mit Chemikalien und Antibiotika vollgestopfter Rüsseltiere zur Salbenherstellung problematisch. Da nimmt man lieber das Fett von glücklichen Bio-Schweinen, so wie es uns die große Kräuterfrau Maria Treben (1907–1991) beim Kochen ihrer Ringelblumensalbe vormacht. Anstelle von Butter, Butterschmalz oder Tierfetten verwenden viele Kräuterfrauen heutzutage lieber pflanzliche Fette, deren Vorhandensein der globale Handel ermöglicht: Jojoba-, Kokos- und Olivenöl, Kakaobutter oder Mandelöl, dazu Bienenwachs zum Härten.Noch heute gibt es Frauen, die Ringelblumensalbe zur Beruhigung und Heilung der Haut, Beinwellsalbe für die Knochenheilung, Steinkleesalbe für die Venen, Kastaniensalbe für schwere, müde Beine, bei Venenentzündung und zur besseren Durchblutung, Gänseblümchensalbe als Kosmetikum für die Haut oder Pappelknospensalbe als heilendes, schmerzlinderndes Mittel herstellen. Meine Frau hat einige dieser Salben probeweise hergestellt, aber sie bevorzugt Kräuteröle.

      Kräuteröle

       Kräuteröle wie etwa Johanniskrautöl, Ringelblumenöl, Gundermannöl oder Beinwellöl stehen jedes Jahr für einige Zeit (rund 3 Wochen) zum Ausziehen (Digerieren) in Schraubgläsern an Christines Küchenfenster oder an der sonnigen Südseite vor der Tür. In einem Pflanzenöl – sie bevorzugt Sonnenblumenöl, gegebenenfalls Olivenöl oder Distelöl – lassen sich ätherische (essentielle) Öle bestens konservieren.

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      Auch das Verräuchern von Heilkräutern kann bei einer Heilbehandlung sinnvoll sein. Hier glimmt ein Zopf aus getrocknetem Mariengras.

      Räucherkräuter

       Getrocknete Räucherkräuter wurden seit heidnischen Zeiten verwendet, um die geistige Atmosphäre zu säubern. Geräuchert wurde etwa nach ungutem Besuch, wenn Geister Schabernack trieben, oder – bei Krankheiten und Seuchen – um die Stube oder den Stall zu reinigen. Zu diesen Kräutern gehörten, wie Ethnobotaniker ermitteln konnten, seit der eiszeitlichen Steppe die Blütenrispen des gewöhnlichen Beifußes, Quendel (Thymian), Wacholderzweige, Tannen- oder Fichtenharz, Ruchgras oder Mariengras, und später, in christlichen Zeiten, der Weihrauch. Vor allem während der zwölf heiligen Tage der Weihnachtszeit – in den Raunächten, den »Rauchnächten« – ging die Frau mit schwelenden Kräutern in der Pfanne durch Haus und Stall. Je nach Region und Tradition wurde auch am Nikolaustag, in den Nächten um die Wintersonnenwende, wenn die Perchten umgehen, zu Walpurgis, wenn die Hexen unterwegs sind, oder auch in der Andreas- und der Hubertusnacht geräuchert.Bei ansteckenden Krankheiten räucherte Kräutervater Sebastian Kneipp (1821–1897) die Zimmer mit Wacholder aus, auch die Kranken selber wurden damit beräuchert. Dabei handelte es sich um altüberliefertes Allgäuer Brauchtum, das er von seiner Mutter und einer Bäuerin gelernt hatte. Mit Wacholderrauch hielt er in Boos, dem Dorf, wo er als Kaplan tätig war, den Sensenmann fern, als 1854 in Bayern eine Cholera-Epidemie ausbrach. In den anderen Dörfern starben die Patienten der konventionellen Mediziner wie die Fliegen. Bei Kneipp überlebten alle 42 der im Dorf an Gallenbrechdurchfall Erkrankten. Seine erfolgreiche Kur bestand aus Wacholderräucherung, heißen Wickeln, Kräutertees und Fenchelmilch. Auch andere Räucherungen kannte Kneipp, etwa mit Heidekraut als Hilfe bei Gicht und Rheuma und um die Kühe im Stall zu beruhigen. Bei asthmatischen Anfällen kannte er den Rauch der Huflattichblätter, und, kräftigend für die Brust, den Rauch mit Tannen- oder Fichtenharz.Um drohendes Unwetter abzuhalten, räucherten die Frauen mit Hartheu (Johanniskraut). Als am besten geeignet galt das am Johannistag (24. Juni) gesammelte Kraut. Auch mit Bergwohlverleih (Arnika) konnten nach altem Glauben Blitz, Hagel und Sturm vertrieben werden. Der Spruch dazu lautete: »Steck Arnika an, steck Arnika an, dass sich das Wetter scheiden kann.«Auch für uns ist das Räuchern wichtig. Christine räuchert, um die harmonische Stimmung im Haus zu erhalten. Auch als Sterbebegleitung hat sie schon mehrfach geräuchert, was beruhigend und wohltuend auf jene wirkt, die sich an der Schwelle zur anderen Welt befinden.

      Heublumenbad

       Beliebt in der Volksmedizin ist das Heublumenbad, das bis in keltische Zeiten zurückverfolgt werden kann. Unter Heublumen versteht man ein Gemisch aus den getrockneten Blüten des Klees und anderer Wiesenblumen, Samen der Gräser, sowie Blatt und Stängelreste, die sich auf dem Heuboden ansammeln. Ein Stoffsack voll mit diesen Blüten wird dann wie ein großer Teebeutel aufgebrüht und der Sud ins Badewasser gegossen. Das Heublumenbad hilft bei vielen Leiden, vor allem Verkrampfungen und Viruserkrankungen wie etwa die Grippe.

      Zauberkräuter

      Neben den Heilkräutern kannte die Hausfrau verschiedene magisch wirkende Liebes- und Lenzmittel, Hebammenkräuter und zuletzt auch die sogenannten Lüppekräuter (Giftpflanzen/Schadenskräuter). Auch die Faserpflanzen – Lein, Brennnessel und Hanf – sowie die Färbepflanzen, wie Waid und Wau, standen unter ihrer Obhut. Sie spann das Garn, wob und nähte das Tuch. Man glaubte, dass sie beim Spinnen ihre guten Wünsche, Gedanken und Liebe mit in das Garn hineinspann. Die Kleidung, die so entstand, würde dann wie eine schützende Aura für ihre Angehörigen wirken.

      WEITERE NATURHEILMITTEL

      Neben Kräutern spielten auch andere im Haus vorhandene Dinge wie Essig, vor allem Apfelessig, Honig, Heilerde und sogar Harn (Urin) eine wichtige Rolle in der Hausapotheke – auch in unserer Hausapotheke.

      Essig

       Seit der Antike gilt Essig als entzündungshemmendes, kühlendes, adstringierendes Mittel. In den 1950er-Jahren brachte der Arzt D. C. Jarvis (1881–1966) in seinem Buch »Folk Medicine: A Vermont Doctor’s Guide to Good Health« (deutsch: »5 x 20 Jahre leben«) den Essig, insbesondere den Apfelessig, wieder ins Bewusstsein der Allgemeinheit. Apfelessig ist gut für die Darmbakterien, kurbelt den Stoffwechsel an, hilft bei Nieren- und Blasenentzündung und als Gurgelwasser bei Rachen- und Zahnfleischentzündung.

      Bienenhonig

       Bienenhonig wirkt antibakteriell, antiviral und pilzwidrig (antimykotisch). Als Wundsalbe wirkt er regenerierend auf verletztes Gewebe, fördert die Granulation (Bildung von neuem Gewebe) und nährt die jungen Zellen. Honig trocknet nässende Geschwüre, heilt Druckgeschwüre (Dekubitus) bei Bettlägerigen und Rollstuhlfahrern, hilft bei Nagelpilz, Verbrennungen und bei Lippenherpes. Letzteres wird noch besser mit Propolis (Harz, mit denen die Bienen ihre Stöcke abdichten) behandelt. Die alten Griechen kannten ein Honig-Essig-Wasser, das, schluckweise über den Tag getrunken, entgiftend wirkt und auch bei Bronchitis hilft.

      Heilerde

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