Unsere grüne Kraft - das Heilwissen der Familie Storl. Christine Storl

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Unsere grüne Kraft - das Heilwissen der Familie Storl - Christine Storl

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wie den »Lehmpfarrer« Emanuel Felke (1856–1926) zurück, der mit Einreibungen und Lehmbädern Erfolg hatte. Die Heilkraft des Lehms wurde seit eh und je von den indigenen Völkern geschätzt. Die Heilerde, die in Europa verwendet wird, besteht aus eiszeitlichen Lößablagerungen. Äußerlich hilft sie bei Hautunreinheiten und Akne, innerlich bei Magen-Darm-Beschwerden, Sodbrennen und Blähungen. Die Heilerde fördert Entgiftung, indem sie Schadstoffe bindet.

      Urin

       Die Anwendung von Harn als wirksames Heilmittel ist größtenteils in Vergessenheit geraten, auch weil sie für viele Zeitgenossen als eklig und abstoßend gilt. Dabei ist der Harn praktisch steril und enthält neben wertvollen Mineralien auch Hormone und Enzyme. In der indischen Medizin gilt Urin als »kostbarer Saft«, als das Wasser des Shiva (shivambu). Ein Schluck frischer Eigenurin, entnommen dem Mittelstrahl beim Wasserlassen am Morgen, wird bei allen Krankheiten getrunken – von Asthma über Herz-Kreislauf-Beschwerden und Magengeschwüren bis hin zur Tuberkulose. Als besonders wirksam gilt der Eigenharn, wenn sich der Patient vegetarisch ernährt. Auch der Urin der Kühe gilt als besonders heilkräftig, und ein waschechter Hindu nimmt jeden Morgen einige Tropfen zu sich. Auch wir haben uns nicht gescheut, das zu tun, und ich hatte den Eindruck, Kuh-Urin hat uns geholfen, in dem tropischen Land gesund zu bleiben. Wir nahmen den Impuls mit nach Europa und Harn wurde auch Teil unserer Hausapotheke.Äußerlich angewendet hilft Eigenharn bei Neurodermitis. Stechwarzen in den Fußsohlen sterben schnell ab, wenn man die Füße am Morgen 15 Minuten lang in Eigenharn badet. Wenn man im Meer schwimmt und mit den mit Nesselzellen bestückten Tentakeln der Quallen oder Medusen in Berührung kommt, fühlt es sich wie Peitschenhiebe an. Eigenurin nimmt sofort den Schmerz. Gurgeln mit morgendlichem Eigenharn hilft bei Angina. Innerlich angewendet, also getrunken, hilft er angeblich bei Infektionskrankheiten, insbesondere Diphtherie. Die alten Ägypter heilten sogar Augenkrankheiten mit Harn.Der eigene Harn wirkt fast wie eine Impfung, indem er eine Immunantwort hervorruft. Die Aufnahme des eigenen Harns entspricht dem Prinzip, Gleiches mit Gleichem zu behandeln. Der interessierte Leser sollte sich, was die Länge der Anwendung und die Dosierung der Urintherapie betrifft, in der sachkundigen Literatur informieren.

      GEBETE UND OPFERGABEN

      Nicht allein Drogen (getrocknete Kräuter) und die materiellen Stoffe genügen, um eine erfolgreiche Krankenbehandlung durchzuführen. Es gehört auch dazu, sich mit einer Bitte oder einem Gebet an die geistigen Wesenheiten zu wenden – den lieben Gott, die Mutter Maria, die eigenen Ahnen, Götter oder Engel, je nach religiöser Orientierung. Medizin besteht nicht nur aus materiell nachweisbaren molekularen Wirkstoffen, sondern auch aus Kräften der metaphysischen Dimension. Heilen besteht – das sagten schon die alten Germanen – aus »Wort und Wurz«, aus der geistigen Kraft des Heilers und aus der Kraft der Pflanze.

      Das Gebet oder die Fürbitte kann unterstützt und gesteigert werden durch kleine Rituale, wie etwa das Anzünden von Kerzen und Räucherwerk, das Opfern von Blumen und Obst, das Wasserausgießen und die Hinwendung an den göttlichen Heiler in uns. Die Inder nennen das Puja. Auch diesen Impuls konnten wir aus Indien, wo wir zwei Jahre lebten, mitbringen.

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      In Asien bringen die Menschen den Göttern jeden Tag kleine Opfergaben.

      INDIANERMEDIZIN UND BLUMENKINDER

      Christine, die uns hier in diesem Büchlein ihre Erfahrungen mit Heilkräutern und anderen Hausmitteln zusammengestellt hat, wuchs in Wyoming, im Schatten des Big Horn Gebirges, im Land der Cowboys auf. Dort glaubte man felsenfest an den Fortschritt. Wenn man krank wurde, verließ man sich auf den akademisch geschulten Arzt, der mit dem ganzen Arsenal der modernen Medizin – mit Pillen, Spritzen und notfalls dem Skalpell – auf die Krankheit einschoss. Außer bei einigen Sektierern, etwa den Mormonen, war Kräutermedizin nicht gefragt. Der »Kräuterkram« galt als altmodisch, primitiv und möglicherweise schädlich. Kräutertees und Salben wurden als Indian medicine (Indianermedizin) verunglimpft. Wie etwa der Aberglaube und die Huldigung falscher Götter, gehörten Heilkräuter zur Welt der Primitiven, der Unzivilisierten. Kräuter galten als unwirksam, oder auch als gefährlich, womöglich giftig.

      In den 1960er- und 70er-Jahren kam es mit Blumenkindern, Hippies und Alternativen zu einer Art Kulturrevolution in den Vereinigten Staaten. Ein neuer Geist wehte durchs Land, die sogenannte Gegenkultur (counter culture) stellte vieles infrage, forderte ein Ende des Vietnamkrieges, entdeckte die giftfreie, naturfreundliche biologische Landwirtschaft (organic gardening), Müsli, Vollkornbrot, Kefir und gesunde Ernährung und die Ökologie. Die jungen Träumer träumten einen alternativen amerikanischen Traum (American dream), in dem der Konsum nicht im Vordergrund stand. Sie praktizierten die natürliche, sanfte Geburt der Kinder, vertieften sich in indische Philosophie und Musik und experimentierten mit bewusstseinserweiternden, pflanzlichen Drogen. Das Anbauen des eigenen Hanfs (Cannabis) förderte übrigens bei vielen Jugendlichen und Studenten überhaupt ein Interesse an den grünen Mitbewohnern unserer Erde und an der Botanik. Auch das medizinische Paradigma wurde, unter anderem durch das Lesen der Schriften Ivan Illichs, die Entdeckung des indischen Ayurveda, von Homöopathie, TCM, Bach-Blüten-Elixieren, Schamanismus und anderen therapeutischen Alternativen infrage gestellt. Kräutermedizin (herbal medicine), die verpönte »Indianermedizin«, war auf einmal in.

      In dieser bewegten Zeit zog Christine mit ihrer Familie an die Westküste, wo die Gegenkultur besonders stark brodelte und viele bunte Blüten trieb. Eine Freundin brachte ihr die »christliche Wissenschaft« von Mary Baker Eddy (1821–1910) als alternatives Heilverfahren nahe. Mary B. Eddy, die seit ihrer Kindheit eine schwache Konstitution hatte und krankheitsanfällig war, erlitt als junge Frau schwerste Verletzungen bei einem Sturz auf glattem Eis und konnte in der Folge nicht mehr laufen. Sie nahm die Bibel zur Hand und las im Matthäus-Evangelium (Vers 9,2–5): »Dort brachten sie einen Gelähmten auf einer Trage zu ihm. Als Jesus ihren festen Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Du kannst unbesorgt sein, mein Sohn! Deine Sünden sind dir vergeben«, und weiter in Zeile 5: »Stehe auf, nimm deine Trage und gehe nach Hause.« Nachdem sie das gelesen hatte, konnte sie auf einmal wieder gehen. Danach war sie überzeugt, dass sie mittels Bibelsprüchen Krankheiten heilen könne. Schließlich gründete sie »Christian Science« als eine eigene Religionsgemeinschaft: Sie lehrte, dass der Mensch Gottes Ebenbild sei, daher seien Sünde, Krankheit und Tod Illusionen ohne Bestand. Arzneien wurden von ihr grundsätzlich verworfen: »Für den Gottessinn kommen bei der Heilung von Krankheiten ebenso wenig irgendwelche Medikamente in Betracht, wie dies bei der Befreiung von Sünde der Fall ist.« Sie war überzeugt, dass der medizinische Beruf dem Götzendienst heidnischer Priester entsprang.

      ANTHROPOSOPHIE IN DER SCHWEIZ

      Das sind natürlich Vorstellungen, die bei einem idealistischen Teenager Begeisterung hervorrufen. Nach Abschluss der Highschool flog Christine in die Schweiz, wo sie sich in der anthroposophischen Gemeinschaft wiederfand, in der ich als biologisch-dynamischer Gärtner tätig war. Sie lernte dort nicht nur mich, ihren zukünftigen Ehemann, kennen, sondern auch die anthroposophische Medizin und – von Hilde, der Frau des Gärtnermeisters – die Kräuterheilkunde. Die freundliche Gärtnerfrau kannte sich mit Heilkräutern aus wie keine andere. Ein Pott Schafgarbentee, der, wie sie sagte, »Astralleib und Ätherleib zusammenhält«, kam jeden Tag auf den Mittagstisch. Schnittwunden, Abschürfungen, auch Erkältung und Gliederreißen und alles, was einen wackeren Gärtner so befallen kann, heilte sie mit Kompetenz. Bei ihr war anthroposophische Heilkunde keine blasse, weltfremde Schöngeisterei. Für Christine wurde sie ein Vorbild, das ihr half, sich von der eher einseitigen Lehre Mary Baker Eddys zu lösen.

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      Friedrich Eduard Bilz empfahl schon Ende des 19. Jahrhunderts eine natürliche Lebensweise.

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