Unsere grüne Kraft - das Heilwissen der Familie Storl. Christine Storl
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Christines Interesse an der Naturheilkunde ergänzte meine eigene Einstellung, denn schon seit frühester Kindheit war ich mit der Heilkraft der Kräuter und des Wassers bekannt gemacht worden. In meiner Familie war es – wie schon erwähnt – die Großmutter, die sich um die Gesundheit unserer Familie kümmerte. Ihre Vorfahren kamen aus dem Erzgebirge und Böhmen, wo Heilkräuter schon immer eine große Rolle spielten. Zudem war sie Anhängerin des heutzutage fast vergessenen sächsischen Naturheilkundlers und Lebensreformers Friedrich Eduard Bilz (1842–1922). Als Webergeselle arbeitete der junge Bilz in einer Tuchfabrik und wurde lungenkrank. Er hatte Magenkrämpfe und litt, wie viele seiner Kollegen, unter den ungesunden Bedingungen des damaligen Fabrikarbeiterlebens. Es gelang ihm aber, sich mit natürlichen Mitteln zu kurieren. Schließlich wurde er zu einem der großen Naturheiler und Betreiber eines erfolgreichen Sanatoriums. Sein Buch »Das neue Naturheilverfahren«, das sich im Laufe der Zeit 3,5 Millionen Mal verkaufte und in zwölf Fremdsprachen übersetzt wurde, nahm einen prominenten Platz im Bücherregal meiner Großeltern ein. Ich kann mich gut daran erinnern, denn da waren anatomische Bilder zum Ausklappen; heimlich und voller Neugier blätterte ich als kleiner Junge darin, denn da wurden »nacksche« Menschen gezeigt, und ich merkte, dass es da einen gewissen Unterschied zwischen Frauen und Männern gab. Bilz lehrte – ähnlich wie Sebastian Kneipp –, dass das natürliche, einfache Leben immer das beste ist. Um die natürlichen Selbstheilungskräfte – die vis medicatrix naturae – zu unterstützen, brauchte es frische Luft, Bewegung, gesunde Nahrung und Schlafen auf harten Matratzen. Als Heilmittel wurden Kräutertees bevorzugt. In seinem Sanatorium nahe Dresden gab es ein Wellenbad, ein Licht-Luft-Bad, Barfußlaufen, Wassertherapie (ähnlich wie bei Kneipp) und – was für die »Kaffee-Sachsen« sicherlich schwer hinzunehmen war – koffeinfreien Malzkaffee. (Meine Großmutter liebte Kaffee, trank ihn aber nur am Sonntag.) Für Alkohol hatte der Gesundheitsapostel ebenfalls wenig übrig: Er entwickelte ein Getränk mit Limettenextrakt, die »Bilz-Brause«, die später in Sinalco (sine = ohne, alcohole = Alkohol) umgetauft wurde und noch immer im Handel erhältlich ist.
VERNUNFT STATT TABLETTEN
Was ich hier schildere, sind die zentralen Ideen, die Christine und mich in Bezug auf die Heilkunde geprägt haben. Besonders die Pflanzenheilkunde spielt bei der gesundheitlichen Prophylaxe und bei der Ausheilung von Krankheiten für uns seit jeher eine wichtige Rolle. Egal woran wir litten, was uns gerade belastete – die Heilpflanzen haben uns nie enttäuscht.
Was hier geschrieben steht, soll lediglich eine Anregung sein, den Kräften der Natur und dem in uns wohnenden Selbstheilungsvermögen etwas mehr Vertrauen zu schenken.
Heilpflanzen, Meditation und Selbstverantwortung sind auch das Thema des amerikanischen Mediziners Andrew Weil, den ich schon lange persönlich kenne und schätze. In Harvard ausgebildet und als Professor für holistische, integrative Medizin am Arizona College of Medicine tätig, hat Weil in den USA regelrechten Kultstatus. Während eines Symposions bei der Schweißfurth-Stiftung (München) sagte er, er sei überzeugt, dass, wenn man den Menschen das Wissen um die Heilkräuter und deren Wirkung nicht vorenthalten würde, wenn die Kinder schon in den Schulen darüber lernen würden, dann erübrigten sich schätzungsweise 65 Prozent der Arztbesuche. Anstatt sich zum passiven, duldenden Patienten machen zu lassen, sollte der mündige Kranke an seiner Heilung aktiv mitarbeiten. Das würde die Arbeitslast der gestressten Mediziner mindern und den Krankenkassen sehr viel Geld sparen. »Vernunft statt Tabletten« ist der Titel eines seiner Bücher.
Das bedeutet aber nicht, dass man kompetente Ärzte oder Heilpraktiker nicht zurate ziehen sollte. Christine und ich sind weder Heilpraktiker noch Ärzte, und wir sind auch nicht befugt, medizinische Ratschläge zu erteilen. Dieses Buch sollte nur Mut machen, Selbstverantwortung für sein Leben und seine Gesundheit zu übernehmen.
DIE NATUR HILFT!
VON CHRISTINE STORL
Pflanzen können mehr, als wir glauben – manche Pflanzenbegeisterte sind sogar davon überzeugt, dass Pflanzen ein höheres Bewusstsein besitzen als Menschen. Urgeschichtlich gesehen haben die Pflanzen es Tieren und Menschen überhaupt erst ermöglicht, auf der Erde zu leben, indem sie Sauerstoff zum Atmen schufen. Dann gaben sie uns auch noch zu essen. Aber damit noch nicht genug – sie schenkten uns auch lebendiges, frisches Wasser! Bevor die Pflanzen die Erde eroberten, gab es nur vereinzelte Frischwasserquellen sehr tief unter der Erde. Wenn man sich all dies ins Bewusstsein ruft, verwundert es nicht, dass die alten Schriften aus Indien, etwa die Veden, die Pflanzen als unsere eigentlichen Mütter bezeichnen.
Wenn wir uns also hilfesuchend an die Pflanzen wenden, unterstützen sie uns dabei, gesund zu werden. Pflanzen können sogar wahrnehmen, was um sie herum geschieht, und angeblich auch erkennen, welche Krankheiten die Menschen in ihrer Umgebung plagen. Laut Linwood Tallbull, Sohn des Cheyenne-Medizinmanns Bill Tallbull, helfen uns die Pflanzen schon, wenn wir sie nur berühren und liebevoll wahrnehmen. Sogar Wissenschaftler bestätigen inzwischen, dass Pflanzen mehr Bewusstsein haben, als die wissenschaftliche Sichtweise früher bereit war einzuräumen. Es ist auch interessant, dass oft, wenn eine Krankheit sich ausbreitet, auf einmal Heilpflanzen in der Umgebung wachsen, die bei dieser Krankheit helfen können.
Weil unsere Familie seit über drei Jahrzehnten abgelegen mitten in der Natur lebt, habe ich bei vielen gesundheitlichen Problemen Heilung aus der Natur gesucht und wurde nie enttäuscht. Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass der Mensch mit Vernunft und Hilfe aus der Natur sehr viel mehr selber heilen kann, als mancher vielleicht glaubt. Natürlich ruft man bei ernsthaften Erkrankungen und in Notfällen einen Arzt. In diesem Buch gebe ich weiter, welche natürlichen Heilmittel aus dem Pflanzenreich, manchmal auch nur Wasser und Heilerde, uns immer wieder geholfen haben – es ist als Anregung gemeint, die eigene Gesundheit, wann immer möglich, selber in die Hand zu nehmen.
Dieses Buch widme ich meinen Kindern
und den Enkelkindern, die ich gerne
noch hier auf der Erde begrüßen möchte.
ACKERSCHACHTELHALM, ZINNKRAUT
Equisetum arvense
Wo wächst er?
Auf trockenen bis mäßig feuchten, gern lehmigen Böden, sonnig. Auf Äckern, im Garten, am Wiesenrand
Wann sammeln?
Möglichst junge Wedel von Mai bis August
Was verwenden?
Gesamtes Kraut (grüne Wedel)
Vorrat?
Ackerschachtelhalm lässt sich trocknen für den Wintervorrat.
Auf der Südseite des Hauses trocknen die Holzvorräte.
ACKERSCHACHTELHALM
Ackerschachtelhalm stärkt die Knochen. Er