Pferdepsychologie. Sanja Panea
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Pferdepsychologie - Sanja Panea страница 4
In diesem Buch tauchen wir tief in die Psyche des Pferdes ein und Du wirst lernen zu verstehen, wie Du mit Deinem Pferd sehr effektiv interagieren kannst. Du wirst lernen, wie Du Dich wie ein ranghohes Pferd verhältst, und Du wirst lernen, die umgekehrte Psychologie einzusetzen.
In meinem ersten Buch Bodenarbeit – Das Fundament habe ich schon einige wichtigen Inhalte bereitgestellt und erklärt, denn ohne dieses Wissen ist es sehr schwierig, das Pferd zu verstehen und mit ihm eine Kommunikation zu erreichen. In diesem Buch geht es jetzt viel tiefer in dieses Thema hinein. Egal ob Du jetzt erst mit Deinem Pferd anfängst, ob Du Dir jetzt erst noch eines kaufen möchtest oder ob Du schon fortgeschrittener Reiter bist: Für alles, was Du tust, brauchst Du erst eine funktionierende Basis in der nonverbalen Kommunikation mit Pferden, um ein Verständnis der anderen Art zu bekommen.
DIE ETHOLOGIE DER PFERDE
Wir beginnen nun mit der Einführung in die faszinierende Welt der Pferde. Lass uns gemeinsam einen Blick in seine Ethologie werfen.
Pferde haben ihr gesamtes Verhalten als Flucht und Herdentier auf das Leben in der weiten Steppe angepasst. Sie legen täglich 40 Kilometer in ständiger Bewegung zurück. Pferde leben in einer Herde – je größer die Herde, desto mehr Schutz ist für das einzelne Tier gewährleistet. Das Pferd kann alleine in der Natur nicht überleben, das ist nicht möglich. Die Herdenhierarchie ist klar definiert, an der Spitze steht ein sozial starkes Leittier. Die Rangordnung kann aber auch immer neu erstellt werden, man bezeichnet sie auch als Hackordnung. Eine wesentliche Rolle für die Rangordnung spielen Alter und Dauer der Gruppenzugehörigkeit.
Dieses Austauschen des Ranges in der Hackordnung muss dem Menschen immer bewusst sein. Wenn man als Mensch ein Teil der Herde ist, ist es von größter Wichtigkeit, dass die Position eindeutig ist und nicht infrage gestellt wird. Der Mensch muss sich als ranghoch positionieren und auch durchsetzen, wenn nötig; es darf absolut kein Zweifel bestehen. Nur so werden unnötige Zwischenfälle und Verletzungen vermieden. Damit das reibungslos funktionieren kann, muss der Mensch die Körpersprache des Pferdes kennen und in der Lage sein, diese klar und unmissverständlich einzusetzen.
Es wurden beim Pferd 170 verschiedene Gestiken festgestellt. Alleine das zeigt schon, wie komplex das alles ist. Das Lesen der Körpersprache des Pferdes ist eines der wichtigsten Elemente, die ein Pferdemensch beherrschen sollte, denn das stellt das Fundament zur Verständigung dar.
Das Pferd hat sich im Laufe der Entwicklung optimal an das Leben als Fluchttier angepasst. Seine Schnelligkeit und seine Reflexe sind alles, was es hat, denn damit sichert es sein Überleben. Der Mensch sollte daher niemals das Pferd dafür bestrafen, dass es seine Urinstinkte einsetzt und sein Leben sichern möchte. Jegliches Verhalten hat eine tiefere Ursache, nach der wir im Zweifelsfall suchen müssen. Wenn das Pferd in unserer Anwesenheit etwas Falsches macht, dann stimmt etwas nicht. Diese Defizite werden wir im Laufe dieses Buches genauer erkunden.
Der Fluchtinstinkt ist bei den Pferden unterschiedlich stark ausgeprägt, in Abhängigkeit von vier verschiedenen Faktoren:
1. Rasse
2. Lernverhalten
3. Umfeld
4. Spirit
Der Fluchtinstinkt ist immer präsent. Das ist eine Tatsache, die der Mensch im Umgang mit dem Pferd und auch im Training niemals außer Acht lassen sollte.
VERHALTEN
Bei den Pferden kann man verschiedene Verhaltensarten beobachten. Grundlegend werden diese in sieben Bereiche aufgeteilt:
Sozialverhalten
Da Pferde Herdentier sind, ist das Zusammenleben in einer Gruppe überlebenswichtig. Um in einer Herde leben zu können, müssen die Pferde von klein auf die Körpersprache erlernen, indem sie ihre Rangspiele spielen – auch in den täglichen Auseinandersetzungen untereinander. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass Fohlen und Jungpferde in einer Gruppe gehalten werden. Dazu gehören auch die Dominanzspiele der Pferde. Das ist ein ganz wichtiger Bestandteil der Pferdebeziehung.
Schauen wir uns den Punkt Dominanz noch mal genauer an:
Dominanzspiele
Dominanzspiele dienen folgenden zwei Gründen:
1. Recht zur Fortpflanzung
2. Recht zum Fressen und Trinken
Es ist ein sehr wichtiges Element des Pferdeverhaltens, denn wenn die Pferde sozial benachteiligt sind, indem sie keine Möglichkeit bekommen, diesen natürlichen Bedürfnissen nachzugehen, weil sie alleine gehalten werden, kann sie das emotional und psychisch extrem negativ beeinflussen. Wenn z. B. Hengste falsch gehalten werden, zeigen sie ein abnormales Verhalten, weil ihr Lebensraum und das Umfeld unnatürlich sind und sie ihren Bedürfnissen nicht nachkommen können. Sie leben oft in Isolation, werden zu gefesselten Stuten gebracht oder müssen Dummies decken, und das alles in einem vom Menschen kontrollierten Umfeld. Kein Ausschlagen, kein Beißen, kein Quietschen … alles Teil des Vorspiels und gleichzeitig eine Wichtigkeit der emotionalen Balance der Pferde. Der Drang, Dominanzspiele zu spielen, ist sehr groß, völlig unabhängig davon, ob es ein junges oder altes Pferd ist. Nur wenn das Pferd krank oder verletzt ist, ist dieser Drang nicht da. Viele Menschen können es nicht ertragen, wenn ihre Pferde anfangen, sich gegenseitig zu dominieren, sie haben Angst, dass sie verletzt werden. In den heutigen Haltungsbedingungen ist es tatsächlich schwieriger, solch natürliches Verhalten zu erlauben, denn es gibt oft nur kleine Paddocks, Ecken und Begrenzungen. Im natürlichen Umfeld der Pferde gibt es hingegen keine Zäune, sie können dort nicht in eine Ecke gedrängt werden. Hast Du schon mal beobachten können, wie ein dominantes Pferde ein anderes die ganze Zeit in Bewegung hält? Wenn Dein Pferd versucht, Dich zu bewegen, dann denkt es, dass es der Dominantere von euch beiden ist, und noch schlimmer: Es will überhaupt keine Freundschaft mit Dir, weil es Dich nicht respektiert: Pferde möchten sich mit den Dominanteren anfreunden.
Wenn man das Prinzip einmal verstanden hat, wer wen bewegt, dann ist es auch sehr einfach, verschiedene Techniken beim Pferd anzuwenden, sodass es einen versteht.
Ernährungsverhalten
Durch das energiearme Futter in den Weiten der Steppe müssen sich die Pferde den ganzen Tag fortbewegen, um ausreichend Nahrung zu bekommen. Der Verdauungsapparat ist so ausgelegt, dass sie den ganzen Tag fressen müssen, 16 Stunden lang, und vor allen Dingen kauen. Ein Pferd benötigt circa 3000–3500 Kauschläge für ein Kilo Heu. Die Kauschläge sorgen für ein gutes Einspeicheln des Futters. Ein normales Warmblut bildet pro Minute circa 40–90 Milliliter Speichel, auf den ganzen Tag verteilet wären das dann 5–10 Liter. Der Mensch z. B. produziert umgerechnet einen Milliliter Speichel pro Minute und anderthalb Liter pro Tag.
Der Speichel ist beim Pferd von großer Bedeutung, denn