Pferdepsychologie. Sanja Panea

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Pferdepsychologie - Sanja Panea страница 5

Pferdepsychologie - Sanja Panea

Скачать книгу

Dadurch wird das Futter auch feucht und lässt sich besser abschlucken.

      Wie man anhand der Fressdauer und der Kauschläge deutlich sehen kann, ist eine ausreichende Raufutterversorgung sehr wichtig, nicht nur für den Organismus, sondern es dient auch der Beschäftigung. Der Erhaltungsbedarf eines Pferdes beträgt anderthalb Kilo Heu pro 100 Kilo Körpergewicht. Aber viele verstehen das falsch: Das ist der Erhaltungsb edarf und in den meisten Fällen zu wenig. Zu wenig Futter wiederum führt bei Pferden zu Unruhe, Unausgeglichenheit, Nervosität und Unbehagen. In diesem Zusammenhang ist auch zu beachten, dass die Fresspausen nicht länger als vier Stunden andauern dürfen. In den Wintermonaten benötigt das Pferd außerdem 30 Prozent mehr Futter als in den Sommermonaten, da die Energie durch Kälte, Wind und Wetter schneller verloren geht.

      Durch eine verbesserte Kauaktivität entsteht auch ein besserer Abrieb der Zähne. Bei einer ungleichen Abnutzung der Zähne – durch zu geringe Kauaktivität oder eine krankhafte Veränderung der Kaumuskulatur, der Kiefergelenke oder der Zähne – kann es zu hakenartigen Veränderungen an den Zähnen mit fatalen Folgen kommen, schmerzende scharfe Kanten, die das ordentliche Zermahlen des Futters beeinträchtigen und zu Verletzungen an der Zunge und im Maulbereich führen können. Dann wiederum kann es zu Schlundverstopfung oder auch Koliken kommen, da das Futter nicht mehr richtig zerkleinert werden kann.

      Du siehst also, wie wichtig es ist, dass Dein Pferd ausreichend Raufutter zur Verfügung hat.

       Fortbewegungsverhalten

      Das Pferd als Flucht-, Beute-, Steppen- und Herdentier hat das Bedürfnis, sich ständig fortzubewegen. Die zwei primären Gründe dafür sind Futter und Flucht. Für die Nahrungsaufnahme bewegt sich das Pferd 12–16 Stunden im Schritt. Da es auch ein Beutetier ist, kann es kurzfristig sehr hohe Geschwindigkeiten erreichen, z. B. bei Gefahr, dies findet dann im schnellen Galopp statt.

      Diese Verhaltensweise müssen wir bei unseren Pferden immer berücksichtigen, denn das ist bei ihnen in der DNA verankert. Man muss darauf achten, dass das Pferd soviel Auslauf wie nur möglich bekommt, das sorgt dann auch für eine ausgeglichene Psyche. Nehmen wir ihm das weg, dann entstehen Spannungen, Verhaltensstörungen, Stress, Unbehagen, Aggression, Frust, Unkonzentriertheit und Nervosität.

      Die Intensität der eben genannten Verhaltensmuster ist abhängig von Rasse und Spirit des Pferdes. Besonders gefährdet sind die Boxenpferde, die im schlimmsten Fall nur ein oder zwei Stunden an die Luft dürfen und das vielleicht noch ganz alleine ohne Artgenossen. Das ist keine artgerechte Haltung, da die primären Bedürfnisse der Tiere nicht beachtet werden. Wildpferde legen pro Tag 8–40 Kilometer in Bewegung zurück. Ihre Schrittlänge beträgt dabei 80 Zentimeter. Bei einem Boxenpferd, das einen täglichen Auslauf von etwa zwei Stunden bekommt, beträgt die Schrittlänge nur 30 Zentimeter. Das bedeutet, dass sich das Boxenpferd in den zwei Stunden nur 170 Meter bewegt. Dass das nicht artgerecht ist, versteht sich von selbst.

      Das Pferd als Pflanzenfresser und Fluchttier verfügt über einen angeborenen kontinuierlichen Fortbewegungstrieb. Physiologisch mangelhafte Bewegung – zeitlich zu kurz, zu wenig und dann zu schnell –, ist die Hauptursachen für Erkrankungen. Diese erkennt man dann an Durchblutungsstörungen, geschwollenen Beine, Atmungsproblemen etc. Auch die pure Lebensfreude bleibt dabei aus, denn das Pferd hat keine Möglichkeit, sich zu entfalten – physisch und psychisch.

      Der Mensch hat sich die Schnelligkeit des Pferdes und seinen Fluchtinstinkt zunutze gemacht, das sehen wir im Rennsport. Wenn wir uns den Rennsport aber genauer ansehen, dann sehen wir alles andere als entspannt galoppierende Pferde, sondern weit aufgerissene Augen, Stress, Schweiß auf dem Pferdekörper, obwohl es noch gar nicht am Start ist, und wir sehen Angst – Todesangst; wir sehen Pferde, die um Ihr Leben laufen, fliehende Pferde. Hier wird der Fluchtinstinkt völlig missbraucht, für den Egoisten Mensch, der nur auf Profit, Anerkennung und Lob aus ist.

      Wenn man seinem Pferd das Ausleben seines Fortbewegungstriebes nicht ermöglicht und dann erwartet, das es sich genau in dem Moment, in dem der Mensch es verlangt, konzentriert und das tut, was von ihm verlangt wird, obwohl es vorher 23 Stunden in der Box eingesperrt war, braucht man sich nicht wundern, wenn es dann explodiert. Und genau an diesem Punkt wird dann das Pferd dafür bestraft, dass es seinen natürlichen Instinkten folgen möchte, weil der Mensch als Raubtier sich nimmt was er will und wann er es will. Funktioniert das Pferd nicht, wird es bestraft, eingeschläfert oder kommt weg, weil es den Anforderungen der Bestie Mensch nicht entspricht.

       Komfortverhalten

      Alle Lebewesen auf diesem Planeten streben nach Wohlbefinden und Gesunderhaltung. Für Pferde ist der Komfort eines der wichtigsten Bedürfnisse überhaupt. Das sind Dinge wie Wälzen, Scheuern, Kratzen, gegenseitiges Fellkraulen, in der Sonne dösen und sich entspannen. Das alles dient der Gesunderhaltung, denn Grundvoraussetzung für Wohlbefinden ist die Abwesenheit von Schmerzen und Leid. Manteuffel (2006) und Boissy et. al. (2007) vertreten darüber hinaus die Ansicht, dass Wohlbefinden bei Tieren mehr ist als das Fehlen von negativen Empfindungen. Sie schließen deshalb das Auftreten positiver Gefühle mit ein.

      Da Pferde sozial lebende Tiere sind, haben sie das Bedürfnis nach soziopositiven Beziehungen. Diese Beziehungen hemmen aggressives Verhalten zwischen den Gruppenmitgliedern, dienen der Festigung des Gruppenzusammenhalts und haben eine beruhigende Wirkung. Bei diesen affiliativen Verhaltensweisen zeigt sich eine große und starke Verbundenheit bei den Tieren, die sich sehr mögen, auch als positiver Effekt bezeichnet. Die affiliativen Verhaltensweisen können eine positive Stimmung bei den Tieren hervorrufen.

       Ruheverhalten

      Jedes Lebewesen muss die Möglichkeit haben, sich auszuruhen und zu regenerieren. Pferde erreichen dies mit Dösen oder Schlafen. Als Fluchttier erhält sich das Pferd durch viele kleine und kurze Schlafeinheiten – dem Dösen. Nur wenn es sich ganz sicher fühlt, legt es sich zum Schlafen hin.

      Es ist überlebensnotwendig, dass sich ein Lebewesen ausruht und schläft. Ein Pferd kann notfalls mehrere Tage hintereinander im Stehen schlafen, wobei dabei aber kein Tiefschlaf möglich ist. Jedes Pferd sollte jedoch jede Nacht die Möglichkeit haben, in die Tiefschlaf- die REM-Phase zu gelangen, denn nur dann ist eine vollständige Regeneration möglich. In der Offenstallhaltung muss der Untergrund dafür sauber und trocken sein und ausreichen, dass sich die ganze Herde hinlegen kann, wenn nötig. Viele Pferde legen sich nicht auf einem nassen Untergrund hin, aus dem Grund fehlt ihnen dann der Tiefschlaf. Das ist aber auf Dauer nicht auszuhalten.

      Ich war einmal auf einem Seminar. Dort konnte man mit und ohne Pferd teilnehmen. Es waren viele Teilnehmer mit ihren Pferden dort. Diese stellten sich mit ihren Pferden in einer Reihe auf und warteten auf Anweisungen des Trainers. Alle Pferde standen ganz ruhig neben ihren Besitzern. Plötzlich brach eines der Pferde zusammen und konnte nicht mehr aufstehen. Das Pferd kam aus einer Offenstallhaltung ganz in meiner Nähe, von der bekannt war, dass sie dort nicht ausreichend Futter bekamen und sehr viele krank wurden. Der Tierarzt wurde gerufen und mit Müh und Not konnte man das Pferd in eine Einzelbox bringen. Es legte sich dort sofort wieder hin, denn es hatte keine Kraft mehr, sich auf den Beinen zu halten. Die Diagnose des Arztes: Völliger Erschöpfungszustand durch Schlafmangel. Da das Pferd in dem Offenstall nur Einsteller war, wusste die Besitzerin nicht, ob es sich hinlegte oder nicht. Sie schleppte das Tier dann auch noch in diesem Zustand per Anhänger zu dem Seminar – das musste ja schiefgehen. Sie stellte dann in Absprache mit der Besitzerin des Offenstalls eine Kamera auf und sie stellten fest, dass keines der Pferde sich zum Schlafen hinlegte. Die Frau wechselte den Stall sofort

Скачать книгу