Einmal mit der Katze um die halbe Welt. Martin Klauka
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Dankbar und satt setzten wir unsere Reise fort. Wir hatten die Alpen hinter uns gelassen und die kroatische Sonne brannte auf uns hinunter, als wir die istrische Halbinsel durchquerten. Zum Glück waren die Straßen schnell und so kamen wir noch im Tageslicht an. Ich belohnte mich mit einem kühlen Bier, während ich auf Laurin wartete. Mogli trank etwas Wasser und fing an, die Bar nach einer sicheren Stelle abzusuchen.
Es war ein herzliches Wiedersehen mit meinem Freund. Wir saßen eine Weile zusammen und entschieden uns dann, in einem alten jugoslawischen Militärgebiet direkt an der Adria zu zelten. Während Laurin und seine Freunde noch Vorräte kauften, wartete ich mit Mogli draußen, denn sie durfte nicht in den Laden. Zum Glück war ich dieses Mal nicht alleine. Ich fragte mich aber, wie ich in Zukunft mit diesem Problem umgehen sollte. Aber eins nach dem anderen: Jetzt mussten wir erst einmal den Zeltplatz finden.
Es war spät geworden und das dunkle Militärgelände, stiller Zeuge einer schwierigen Vergangenheit, wirkte zugleich unheilvoll und faszinierend. Laurin erzählte mir von seinem eigenen Findelkater Bagira und überlegte, ob er mit ihm wohl auch reisen könnte. Ich hatte Zweifel, weil er es ihm nicht von Anfang an beigebracht hatte, aber wir wollten es trotzdem probieren und so brachte Laurin Bagira am nächsten Tag einfach mit in unser Camp. Da er keine Leine hatte, lieh ich ihm meine und die beiden versuchten sich im »Gassigehen«. Mogli war davon ganz und gar nicht begeistert und auch sonst mussten wir den Versuch bald als Fehlschlag verbuchen, denn Bagira wirkte nervös und es schien uns zu gefährlich, ihn einfach frei laufen zu lassen. Laurin brachte ihn also noch am selben Abend zurück nach Hause.
Als wir am nächsten Morgen aufwachten, hatten sich dunkle Regenwolken über uns zusammengebraut. In Windeseile packten wir unsere Sachen und machten uns auf den Weg. Das Wetter klarte zum Glück auf, und obwohl ich die schnellen Küstenstraßen und die beeindruckende Aussicht genoss, entschied ich mich nach ein paar Stunden, wieder auf kleinere Straßen auszuweichen. Ich wollte schließlich nicht so schnell wie möglich ankommen. Davon abgesehen hatte ich sowieso kein richtiges Ziel – und ich musste mich bald schon wieder nach einem geeigneten Schlafplatz umsehen. Entlang der Hauptstraße würde es darum eher schlecht stehen.
Je weiter wir Richtung Süden fuhren, desto trockener und karger wurde die Landschaft. Es war heiß und es stellte sich weitaus schwieriger heraus als angenommen, einen Platz zum Zelten zu finden. Noch dazu zog jetzt auch ein Sturm auf und heftige Windböen versuchten, uns von der Straße abzudrängen. Wollte ich mein Kätzchen noch ins Trockene bringen, musste ich schnell etwas finden. Zeit, Proviant zu kaufen, war nicht mehr.
Ich entdeckte eine kleine Schotterstraße, die äußerst vielversprechend aussah. Wäre ich nicht allein unterwegs gewesen, hätte ich kein zweites Mal darüber nachgedacht und es einfach probiert. Doch so war ich unsicher: Wegen des Sturms und der einbrechenden Dunkelheit kam hier heute sicher niemand mehr vorbei, der uns im Zweifelsfall helfen könnte. Und wer wusste schon, wie die Straße nach ein paar Hundert Metern aussah? Falls ich im Schotter wegrutschen und fallen würde, hätte ich das Motorrad alleine nur sehr schwer oder überhaupt nicht aufheben können. Und was, wenn ich mich bei einem Sturz verletzte? Mir blieb jedoch gar keine andere Wahl: Die Sturmböen wurden immer stärker und die ersten dicken Regentropfen landeten bereits auf meinem Visier. Also bog ich trotz aller Zweifel ein.
Schon nach einer ganz kurzen Strecke mussten wir die erste Pause einlegen. Das Geholper hatte mein Gepäck lose gerüttelt und auch Mogli kam aus ihrem Tankrucksack gekrochen und gab mir zu verstehen, dass sie recht wenig von meiner Streckenwahl hielt. Zum Glück ging dann aber alles gut und das Zelt war aufgebaut, bevor der Sturm richtig über uns herzog.
Mogli konnte sich im hohen Gras und im Gebüsch verstecken und hüpfte fröhlich umher. Aber als es zu regnen anfing, kam sie sofort zu mir ins Zelt. Ich genoss es, im Trocknen zu sitzen, während draußen der Sturm tobte, und machte mich über meinen Proviant her: eine Dose Thunfisch und Erdnüsse.
Immer wieder aufregend schön: plötzlicher freier Blick auf die Adria.
DAS ERSTE MAL COUCHSURFING
Wir waren erst fünf Tage unterwegs, doch weil ich nicht viel zum Wechseln dabeihatte, war es definitiv bald an der Zeit, meine Wäsche zu waschen. Ich entschied mich daher, es das erste Mal mit »Couchsurfing« zu versuchen, eine ebenso simple wie geniale Idee:
Man lässt Fremde, meist Reisende, für eine Nacht oder länger bei sich schlafen und kann dafür, wenn man selbst reist, bei ihnen zu Hause dieselben Vorzüge genießen. Auf diese Art und Weise lässt sich sogar in Europa recht günstig reisen.
Mein Profil auf einer einschlägigen Couchsurfing-Webseite hatte ich bereits vor der Abfahrt erstellt und mit Fotos versehen. Jetzt fand ich dort mit Tonči einen potenziellen Gastgeber und hinterließ ihm eine Nachricht, bevor wir uns auf den Weg machten. Ich drückte die Daumen, dass es klappen würde, denn eine Nacht in einem richtigen Hotel konnte ich mir nicht leisten. Und ich wusste nicht einmal, ob es mit Mogli überhaupt möglich wäre. In einem Hostel wären die Chancen vermutlich noch schlechter gestanden. Dort hätte schon eine Person mit Katzenhaarallergie gereicht, um uns einen Strich durch die Rechnung zu machen.
Bis nach Split, wo Tonči wohnte, waren es mehr als 300 Kilometer. Falls er zusagen würde, mussten wir also eine ganz schöne Strecke schaffen. Ich fuhr auf direktem Wege auf die gut ausgebaute Europastraße E65 und vergaß für eine Weile alles um mich herum. Die Straße schlängelte sich direkt an der Küste entlang und die schier unendlichen Links-rechts-Kombinationen auf sauberem Asphalt ließen mein Motorradfahrerherz höher und höher schlagen.
Als die E65 zur Autobahn wurde, verließen wir die Route und fuhren auf kleineren Straßen weiter. Wir entfernten uns etwas von der Küste und die Landschaft änderte sich schlagartig. Die teilweise schnurgeraden Straßen erinnerten jetzt weniger ans Mittelmeer als an Australien. Aber immerhin, wir kamen gut voran.
Wir hielten an, um Wasser zu kaufen, doch man schickte uns gleich am Eingang wieder aus dem Laden. Die Verkäuferin gab mir grimmig zu verstehen, dass ich Mogli doch wie einen Hund vor der Tür anbinden könnte. Ich sparte mir die Mühe, ihr zu erklären, warum das nicht möglich wäre, und bat eine Frau, die gerade den Laden betreten wollte, mir Wasser und ein Sandwich mitzubringen. Zur »Belohnung« durfte sie danach draußen mit Mogli spielen – und ich hatte eine kurze Auszeit, um zu essen. Wieder einmal dachte ich, dass es mit einer Katze als Reisebegleitung ähnlich sein musste wie mit einem Kind: Beide darf man nie aus den Augen verlieren und manchmal werden schon alltägliche Dinge zu einem Problem.
In der Zwischenzeit hatte Tonči geantwortet. Er wollte wissen, ob sein Hund ein Problem wäre: Er wäre recht groß, aber auch sehr lieb und würde Katzen nicht angreifen. Ich wusste, dass Mogli schon immer fürchterliche Angst vor Hunden hatte. Aber ich wusste auch, dass nicht alle Hunde Katzen attackieren. Je eher sie das lernen würde, umso besser. Und so schrieb ich Tonči, dass wir auf dem Weg zu ihm wären.
Die