Einmal mit der Katze um die halbe Welt. Martin Klauka

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Einmal mit der Katze um die halbe Welt - Martin Klauka

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restliche Weg nach Mostar war im Vergleich dazu dann eine Kaffeefahrt. Wir quartierten uns in einem günstigen Motel ein, und obwohl der Hotelier zunächst überrascht war, als ich mit einer Katze auf der Schulter ankam, hatte er kein Problem mit Mogli.

      Während ich im Waschbecken meine Sachen auswusch, verschwand Mogli durchs offene Fenster – und über eine Mauer. Hoffentlich würde sie wiederkommen. Ich muss gestehen, dass ich sie am liebsten nie alleine rausgelassen hätte. Doch Mogli war und ist einfach unglaublich neugierig und liebt es, draußen die Umgebung zu erkunden, zu jagen und zu spielen. Das konnte ich ihr nie verwehren – vor allem wenn sie wie auf unseren langen Reise den ganzen Tag brav und ohne sich zu beschweren, im Tankrucksack ausgeharrt hatte. Und so hatte ich meist keine andere Wahl, als ihr und ihren Instinkten zu vertrauen und das Beste zu hoffen.

      Am nächsten Morgen entschied ich mich, mit der Prinzessin auf der Schulter Mostar zu erkunden. Ich parkte die Königin in der Nähe einer Brücke und sprang, während Mogli das Gebüsch untersuchte, erst einmal in die kühlende Neretva. Es gab dort dieselben Wasserschlangen, die ich bereits in Fojnica gesehen hatte, und ich fragte mich wie dort, ob sie wohl giftig wären. Aber nachdem sich niemand anderes an ihnen zu stören schien und sie auch nicht aggressiv wirkten, sollte es schon passen. Es war unglaublich heiß und ich brauchte dringend eine Abkühlung.

      Unsere Sightseeingtour durch Mostar war leider weniger erfolgreich. Ich trug meine klobigen Stiefel und war vollbepackt mit meinen Wertsachen, meinem Helm und der Motorradjacke. Ich schmolz in der Sonne förmlich dahin. Mogli ging es nicht viel besser. Sie war auf meiner Schulter ebenfalls der prallen Sonne ausgesetzt und wollte nur eins: runter. Weil auch noch ein Unwetter im Anmarsch war, brach ich den Versuch ab. Es sollte wohl nicht sein.

      Wir machten uns auf den Weg nach Ston, da Tonči mir ans Herz gelegt hatte, dort unbedingt die Meeresfrüchte zu probieren. Der Regen ließ nicht lange auf sich warten. Er holte uns ein, bevor wir die kroatische Grenze erreicht hatten. Es sollte ein nerviger Tag werden. Um nach Ston zu gelangen, das auf der Pelješac-Halbinsel in einer kroatischen Exklave liegt, mussten wir erst durch eine kleine Ecke von Kroatien fahren, dann bei Neum durch Bosniens einzigen kurzen Küstenstreifen und von dort aus wieder in kroatisches Staatsgebiet einreisen. Das hieß, wir mussten zweimal in die EU und einmal nach Bosnien-Herzegowina einreisen. Dabei hasste ich es, Grenzen zu überqueren. Weil eine Vielzahl von Sachen schiefgehen konnten, war ich immer etwas nervös. Hatte man irgendwelche wichtigen Unterlagen vergessen? Wurden irgendwelche Regelungen durchgesetzt, von denen man vorher noch nie gehört hatte? Zum Glück ging es dann aber ganz schnell, obwohl Mogli der kroatischen Grenzbeamtin einen riesigen Schrecken einjagte, als sie auf einmal vom Tankrucksack aus auf die Fensterbank ihres Grenzhäuschens sprang, direkt vor ihrer Nase saß und sie durch die Scheibe anstarrte. Ihren Pass wollte die Frau trotzdem nicht sehen.

      Wir erreichten Ston noch vor Sonnenuntergang, und während ich nach einer erschwinglichen Bleibe suchte, kam Mogli aus dem Rucksack und schaute sich die Umgebung an. Zwei junge Mädchen sahen ihr dabei gebannt zu.

      Als wir an einem kleinen Laden anhielten, um Proviant aufzustocken, sprang Mogli auf den Geldautomaten, der vor der Tür unter dem Dach stand. Erst war ich froh, weil ich dachte, dass ich keine Probleme beim Einkaufen haben würde, wenn sie währenddessen auf ihrem Aussichtsplatz auf mich wartete. Doch leider gab mir die Ladenbesitzerin lautstark zu verstehen, dass Mogli dort nichts zu suchen hätte. Ich musste einen anderen Laden suchen.

      Es stand mir wohl auf den Helm geschrieben, dass ich nach einer Unterkunft suchte, denn ein Mann sprach mich an und bot an, die Nacht für 15 Euro in seinem Wohnwagen zu verbringen. Ich wusste anfangs nicht, ob ich ihm vertrauen konnte. Aber da ich keine Alternative hatte und die Wolken schon verdächtig dunkel wurden, nahm ich sein Angebot an. Tatsächlich kam, noch bevor ich fertig ausgepackt hatte, ein heftiger Regenguss herunter. Wir hätten es niemals geschafft, das Zelt im Trockenen aufzubauen.

      Als das Unwetter endlich nachließ, nutzte Mogli ihre Chance, den Garten zu erkunden. Leider aber war das Revier schon von zwei Katern besetzt und so dauerte es nicht lange, bis ich es draußen fauchen und kreischen hörte. Ich stürmte hinaus und fand Mogli ganz verschreckt an der Spitze eines Strommasts. Andere Katzen sind erstaunlicherweise ein noch größeres Problem für sie als Hunde, vor denen sie sich zwar mehr fürchtet, für die sie aber normalerweise zu vorsichtig und agil ist. Katzen dagegen verfügen über dieselben Fähigkeiten wie sie – und diese hier genossen obendrein Heimvorteil.

      Es dauerte eine Weile, bis Mogli den Mast endlich rückwärts hinunterkroch und ich sie mit in den sicheren Wohnwagen nehmen konnte. Wer jetzt aber denkt, dass sich meine sturköpfige Prinzessin dadurch von ihrer Wanderlust abhalten ließ, hat weit gefehlt. Nur eine halbe Stunde später startete sie, zugegebenermaßen etwas vorsichtiger als zuvor, den nächsten Versuch. Er endete ähnlich wie der erste und daher entschloss ich mich, Mogli erst einmal drinnen zu lassen. Allzu gern wäre ich am nächsten Morgen auch noch über die lange Burgmauer gelaufen und hätte mir die Festungen und über 40 Türme angesehen. Aber wie unser Versuch in Mostar gezeigt hatte, war das mit Mogli nicht möglich, und nachdem hier ganz offensichtlich kein guter Platz für sie war, mussten wir unsere Reise ohne Sightseeing fortsetzen. Immerhin konnte ich die von Tonči empfohlenen berühmten Stoner Muscheln probieren, die in einer nahe gelegenen Bucht gezüchtet wurden. Sie schmeckten herrlich.

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      Blick auf den Shkodrasee im Abendlicht. Kurz darauf war es plötzlich stockdunkel.

      TRAUMHAFTES MONTENEGRO

      Es dauerte nicht lange, bis wir Montenegro erreicht hatten. Während wir an der Grenze warteten und Mogli auf dem Motorrad herumkrabbelte, sah ich, wie ein paar Mädchen vom Rücksitz aus verstohlen Fotos von uns machten. Ich stellte mir vor, wie ungewöhnlich wir doch wirken mussten, und winkte ihnen zu. Moglis Pass dagegen wollte wieder einmal keiner sehen.

      Kurz hinter der Grenze lernten wir Eva und Dieter kennen, die mit ihren Töchtern gerade wieder auf dem Heimweg in die Nähe von Rosenheim waren. Lisa und Lili hatten Mogli vom Rücksitz aus entdeckt und wir kamen ins Gespräch. Schnell stellte sich heraus, dass ich es mit waschechten Abenteurern zu tun hatte, und wir beschlossen, den Abend gemeinsam auf einem Campingplatz ausklingen zu lassen und uns Reisegeschichten zu erzählen. Nachdem mein Zelt stand und in dem umgebauten Land Rover alle vier Betten gemacht waren, luden Eva und Dieter mich zum Essen in ein nahe gelegenes Restaurant ein. Ziemlich ausgehungert machte ich mich über meine erst zweite richtige Mahlzeit seit zu Hause her und freute mich, schon wieder so liebe Menschen getroffen zu haben. Nur Mogli war im Restaurant leider nicht erwünscht. Und da sie nicht im Zelt warten wollte, ließ ich sie mit einem mulmigen Gefühl im Magen frei laufen. Sie folgte uns zum Restaurant und erforschte dann das nahe gelegene Gebüsch, während wir vergnügt aßen. Als wir fertig waren, kam sie freudig mit uns zurück. Wie cool sie geworden war! Mit jedem Reisetag und mit jedem Problem, das wir bewältigen mussten, wurden wir zu einem besseren Team: Ich lernte sie und ihre Eigenheiten besser kennen und sie passte sich mehr und mehr unserem neuen Alltag an.

      Nach einer herzlichen Verabschiedung und zahlreichen Glückwünschen ging es am nächsten Morgen schon früh weiter. Ein harter Tag stand Mogli und mir bevor, aber das wusste ich noch nicht.

      Zuerst zog mich Montenegro, der »Schwarze Berg«, in seinen Bann. Selten zuvor habe ich so herrliche Straßen und Landschaften gesehen. Alle paar Kilometer änderte sich die Kulisse und immer wieder schaffte sie es dabei, mir den Atem zu rauben. Wir hatten die Nacht an der Bucht von Kotor verbracht, und da der Tag noch jung war, entschloss ich mich dazu, die Bucht zu umfahren, anstatt die Fähre zu nehmen. Manchmal traf ich echt gute Entscheidungen und dieses Mal wurde ich sofort dafür belohnt: Diese Gegend ist unbeschreiblich schön, und weil das Meer bis an die Füße der Berge reichte, schlängelte sich die Straße teils einspurig und ohne jegliche Absperrungen

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