Einmal mit der Katze um die halbe Welt. Martin Klauka

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Einmal mit der Katze um die halbe Welt - Martin Klauka

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voraus und ich wollte bis zum Interview munter sein und mindestens den zweiten Kaffee in der Hand halten.

      Das Telefon klingelte und nach ein paar anfänglichen technischen Schwierigkeiten verstand ich schnell, warum der Moderator Kris seine eigene Show im dubaianischen Frühstücksradio hatte: trotz der frühen Stunde strotzte er nur so vor Energie. Kris fragte mich, von wo aus wir gestartet waren, warum Mogli dabei war und wann wir in Dubai ankämen. Zum Schluss lud er uns ein, ihn in seinem Studio in Dubai zu besuchen. Mein erstes Radiointerview war geschafft und es war gar nicht mal so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Und so konnte ich mich mit einem guten Gefühl von Maureen und Mike verabschieden – nachdem ich Schottland der Liste meiner zukünftigen Reiseziele hinzugefügt hatte.

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      Mogli liebte Campen, obwohl wir bescheidener wohnten als die »Nachbarn«.

      DIE ERSTEN TAGE IN GRIECHENLAND

      Bald erreichten wir die Grenze zum achten Land unserer Reise. Der griechische Grenzbeamte forderte selbstbewusst Moglis Ausweis, was mich erstaunte, denn bisher hatte man, wenn überhaupt, eher zögerlich danach gefragt. Ich griff zur Tasche mit den Unterlagen, doch noch während ich sie hervorzog, winkte der Beamte ab und ließ uns passieren.

      Die kleinen Straßen im Pindosgebirge machten richtig Spaß. Hin und wieder jedoch sah ich etwas, was mich aus meiner heilen Gedankenwelt riss und was ich von einem EU-Staat so nicht erwartet hatte: an den Hängen wurden ganze LKW-Ladungen voller Müll entleert – und aufgrund der Unzugänglichkeit schlussfolgerte ich, dass dies wohl auch die Lösung des (Müll-)Problems war. Seit da fiel es mir schwerer, die Landschaft zu genießen, und ich bin noch immer ein bisschen wütend, wenn ich an diese Gegend zurückdenke.

      Wir fuhren weiter nach Glyki. Dort wollte ich am Fluss campen und, sofern ich Mogli und unser ganzes Zeug sicher verstauen könnte, raften gehen. Es schien hier niemanden zu stören, wenn man in der freien Natur campte, und ich fand recht schnell eine schöne Stelle, an der bereits einige andere Leute ihre Zelte aufgestellt hatten. Als ich allerdings sah, dass jeder zweite von ihnen einen Hund dabeihatte, musste ich mich gleich wieder geschlagen geben. Das war leider nichts für Mogli. Doch ich war zuversichtlich gestimmt, noch einen geeigneten Platz zu finden.

      Nach einer Weile musste ich allerdings feststellen, dass es doch nicht so einfach war. Entweder kam ich mit dem schweren Motorrad nicht hin oder es gab keinen Schatten. An anderen Stellen lag so viel angeschwemmter Müll am Ufer, dass ich mich weigerte, dort unser Zelt aufzuschlagen. Nach mehr als einer Stunde Suche fragte ich schließlich bei einem Gasthaus, ob ich mein Zelt nicht einfach im Garten aufschlagen könnte. Es war zwar nicht wirklich das, wonach ich suchte. Aber für eine Nacht ging es und Mogli konnte sich im Dickicht austoben.

      Als ich am nächsten Morgen auf mein Handy schaute, hatte ich Hunderte neue Follower. Es sah ganz so aus, als wäre Kris’ Show in Dubai wirklich beliebt. Um alles genau durchzusehen, war jetzt allerdings keine Zeit. Wir mussten los.

      Mogli folgte mir auf dem Weg zum Frühstück bis kurz vor das Restaurant, blieb dann aber stehen und rief wehleidig nach mir. Ich ging zurück und nahm sie auf dem Arm mit zum Gasthaus. Scheinbar war das aber nicht das, was sie mir mitteilen wollte. Sie lief davon, und als ich wieder zurück zum Zelt kam, fehlte jede Spur von ihr. Wieder einmal. Verzweifelt suchte ich das Dickicht ab, lief noch einmal zum Gasthaus, dann wieder zurück zum Dickicht. Eine Stunde wusste ich wirklich nicht weiter. Doch dann kam meine kleine Prinzessin wieder, miaute mir kurz zu und wartete anschließend brav auf dem Motorrad, bis auch ich abfahrbereit war. Hätte sie allerdings gewusst, auf welchen »Straßen« wir die ersten 40 Kilometer unterwegs sein würden, wäre sie sicher noch eine Weile im Gebüsch geblieben. Es waren eigentlich gar keine richtigen Straßen, sondern eher Trampelpfade. Links und rechts wuchsen Olivenbäume und an den Zäunen hingen abgezogene Wildschweinhäute zum Trocknen. Ein paarmal sah es ganz so aus, als würden wir nach der nächsten Kurve einfach im Nichts landen. Aber irgendwie ging es immer weiter und bald wurden aus Pfaden Wege und aus Wegen schließlich eine Straße. Wir waren wieder an der Küste angelangt.

      Mogli, die mir zuvor lautstark zu verstehen gegeben hatte, was sie von der Fahrt hielt, rollte sich nun sichtlich erleichtert im Tankrucksack zusammen. Die frische Leber, die ich ihr ein wenig später zur Wiedergutmachung kaufte, verschmähte sie aber trotzdem.

      Wir mussten wieder Proviant aufstocken. Mir graute bereits davor, denn ich musste dazu immer meine Wertsachen abpacken, in voller Motorradkluft schwitzend in den Laden gehen und anschließend alles wieder verstauen. Vor allem aber musste Mogli mit. Die war beim Einkaufen zwar meist ganz gelassen, aber wenn es ihr zu lange dauerte, fing sie an, den Laden zu erkunden. Wie würde man hier darauf reagieren?

      In einer kleinen Stadt hielten wir am einzigen Supermarkt. Ich griff meine Wertsachen, sperrte die Koffer ab und begann den Einkaufswagen mit meinem Rückenpanzer und meiner Jacke auszulegen, um eine kleine Höhle für Mogli zu formen. Mogli schien es darin zu gefallen und es lief alles nach Plan.

      Nachdem wir eine kurze Pause gemacht und uns gestärkt hatten, ging es weiter. Schon bald konnte ich in der Ferne die Pylonen der mächtigen Rio-Andirrio-Brücke ausmachen, die den Peloponnes mit dem griechischen Festland verbindet.

      Als wir den alten Hafen in Patras passierten, tauchte die Sonne, die sich ihren Weg durch immer dichtere Rauchschwaden nahe gelegener Waldbrände bahnen musste, die Welt in ein orangegoldenes Licht. Die Stimmung war fast schon melancholisch: Die alten Fischkutter hatten das Ende ihrer Lebenszeit erreicht und würden nicht mehr repariert werden. Irgendwann war das unser aller Schicksal. Nichts ist für die Ewigkeit.

      Die Rauchschwaden wurden nun immer dichter. Seit Stunden schon hatten wir keine frische Luft mehr geatmet. Asche fiel wie Schnee vom Himmel und langsam begann ich mir Sorgen zu machen. Es ging aber alles gut, und als wir nach 284 Kilometern endlich den Campingplatz in Kato Achea erreichten, der uns von ein paar anderen Reisenden empfohlen wurde, saß Mogli schon ganz gespannt auf dem Tankrucksack. Sie hatte gemerkt, dass ich die letzten Meter langsamer wurde, und konnte es kaum erwarten, endlich aus ihrer »Höhle« herauszukommen. Leider schien es, als konnten auch die Hunde der Besitzer es kaum erwarten, eine richtige Prinzessin kennenzulernen. Sie umzingelten uns gleich bei der Ankunft und schauten gespannt zu Mogli herauf. Wenn wir hier tatsächlich zelten wollten, musste sie sich vorsehen. Aber anderswo hätte es vermutlich auch nicht besser ausgesehen.

      Ich schlug das Zelt wegen der Hunde am hintersten Ende der Anlage auf. Und tatsächlich »besuchten« sie uns nur hin und wieder. Mogli konnte dann schnell hinter dem Zaun oder auf einem Baum Zuflucht suchen.

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      Ein Frisbee-»Burggraben« schützte Moglis Futter vor verfressenen Ameisen.

      Nachdem auch das Motorrad abgeladen war, öffnete ich eine Dose Nassfutter für Mogli – was die ansässigen Waldameisen wohl als Einladung missverstanden. Ich suchte in unserer Ausrüstung nach etwas, was für die Insekten ein unüberwindbares Hindernis darstellte, gleichzeitig aber Mogli nicht am Fressen hinderte. Mein Blick fiel auf den Frisbee, der unter anderem schon als Teller, Wasserschale, Schaufel und Schneidebrett gedient hatte. Ich drehte ihn um, gab ein wenig Wasser hinein und stellte dann das Futter in die Mitte. Wie ein Burggraben hielt nun das Wasser die Ameisen fern und Mogli konnte ungestört fressen. Ich war stolz auf meine Erfindung! Jetzt musste ich nur noch schnell die Wäsche waschen, dann konnte auch ich endlich essen gehen. Mein Magen knurrte schon seit einer ganzen Weile. Zum Abschluss des Tages gönnte ich mir einen eiskalten Ouzo unter einem über 100 Jahre alten Olivenbaum, ehe ich völlig erledigt ins Bett sank. Kurz darauf kam auch Mogli zu mir ins Zelt.

      Am nächsten

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