Einmal mit der Katze um die halbe Welt. Martin Klauka
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Читать онлайн книгу Einmal mit der Katze um die halbe Welt - Martin Klauka страница 12
Ich verstand seine Frage nicht, er hatte Mogli doch schon beim Einchecken gesehen. Aber er zeigte mit dem Finger auf die Prinzessin, als hätte er sie erst jetzt bemerkt. Mehr fragend als antwortend sagte ich auf Englisch »A cat? My cat, Mogli«, worauf er »free« entgegnete. Ich verstand immer noch nicht, was er von mir wollte, und antwortete verdutzt: »Yes, free. Cat.« »Not free!«, widersprach er mir und ergänzte: »Kitchen. Not possible.« Er deutete mir, dass Mogli an die Leine müsste. Das konnte nicht sein Ernst sein – und noch viel weniger kam das für mich infrage. Ich holte tief Luft und bat ihn höflich, aber bestimmt darum, mir meinen Pass zurückzugeben.
Die Blicke des Mannes waren wutentbrannt. Ich habe nie verstanden warum er so sauer war, schließlich hatte ich mich ihm gegenüber die ganze Zeit über höflich verhalten – und dass, obwohl er ganz offensichtlich keinen Gast in mir gesehen hatte, sondern nur einen wandelnden Geldbeutel. Hasste er vielleicht Katzen?
Oder konnte er generell keine Touristen leiden? Mehr als sein Verhalten ärgerte mich noch, dass er es geschafft hatte, so starke negative Emotionen in mir auszulösen.
Wütend und im Dunkeln fuhren wir ab, immer noch mit leerem Magen. Mogli verstand die Welt nicht mehr und war gar nicht glücklich darüber, dass sie nach so einem langen Tag noch einmal aufs Motorrad musste. Zum Glück fand ich nicht weit entfernt ein eingezäuntes Areal, das irgendwann einmal ein Basketballfeld gewesen sein musste und uns zumindest ein wenig Schutz bot. Schön war etwas anderes, aber wer nichts hat, kann auch keine Ansprüche stellen. Für eine Nacht sollte es gehen.
Gerade als ich dabei war abzuladen, sah ich, wie in dem nahe gelegenen Haus ein Licht anging. Auch das noch, dachte ich. Wenn ich Pech hatte, müsste ich ein zweites Mal zusammenpacken. Klüger schien es mir, vorher kurz nachzufragen, ob wir bleiben konnten.
Zu meinem Erstaunen hatte Marianne, der das Haus gehörte, nicht nur überhaupt kein Problem damit, dass wir dort zelten wollten. Sie bat uns sogar an, am Strand hinter ihrem Haus zu campen – sofern ich mich trauen würde, die wackelige Brücke zu passieren. Selbstverständlich traute ich mich! Da, wo wir hinwollten, würde es schließlich sicher noch mehr solcher Brücken geben.
Obwohl wir dank Marianne letztendlich doch noch einen herrlichen Platz zum Schlafen gefunden hatten, sollte es eine kurze Nacht werden. Es gab am Strand nämlich keinen Schatten. Um nicht in der sengenden Hitze zusammenpacken zu müssen, hieß es am nächsten Morgen, vor der Sonne aufzustehen. Und so sprang ich gegen fünf Uhr ins Wasser, um munter zu werden. Für Mogli war das die normale Aufstehzeit und sie freute sich sehr, dass ich es ihr diesmal gleichtat. Fröhlich hüpfte sie umher.
Während Mogli den Vögeln im Gebüsch nachstellte, machte ich alles fertig, aß ein Stück Brot mit Honig und trank einen Becher Kaffee. Dann ging ich rüber zu Marianne, um mich noch einmal zu bedanken und zu verabschieden. Sie lud mich gleich noch einmal auf ein Frühstück ein, und weil wir uns gut verstanden, blieb ich noch eine Weile in ihrer Küche sitzen. Und so starteten wir, obwohl wir so früh aufgestanden waren, doch wieder recht spät. Ich fragte mich, ob sich das je bessern würde.
MANFRED
Unser nächstes Ziel heißt Athen. Manfred, ursprünglich ein Rosenheimer, hatte in einem lokalen Nachrichtenportal über unsere Reise gelesen und uns kurz entschlossen zu sich eingeladen.
Die Straßen führten uns die meiste Zeit über durchs Flachland, und obwohl sie oft gerade waren und man leicht bis zu 120 Stundenkilometer hätte fahren können, war die Höchstgeschwindigkeit vielerorts auf nur 60 Stundenkilometer begrenzt.
Da wir die Berge hinter uns gelassen hatten, wurde es zudem wieder heiß, und da ich in der letzten Nacht nicht viel geschlafen hatte, fiel es mir zunehmend schwerer, mich zu konzentrieren. Nach 254 nicht enden wollenden Kilometern erreichten wir endlich Rafina, wo wir noch eine Nacht im Zelt verbrachten, ehe wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zu Manfred machten.
Unser unbekannter Gastgeber erwartete uns schon und begrüßte uns mit offenen Armen. Es fühlte sich ein wenig an, als würden wir nach Hause kommen – oder zumindest zu einem guten Freund. Leider musste Manfred aber gleich wieder los zur Arbeit. Daher zeigte er mir nur kurz seine Wohnung, überließ mir dann seinen Schlüssel und machte sich auf den Weg. Bis auf ein kurzes Telefonat und ein paar Nachrichten kannten wir uns nicht, daher staunte ich nicht schlecht, dass er mir einfach so seine Wohnung anvertraute. Später verriet er mir den Grund: Erstens hieß sein Sohn auch Martin und zweitens könnte einer, der so mit Katzen umging, kein schlechter Mensch sein. Womit er vermutlich recht hat.
Ich versorgte Mogli, für die Manfred lieberweise sogar ein Katzenklo aufgestellt hatte, richtete mich kurz ein, duschte, aß etwas und fuhr dann direkt zum nächsten Reifenhändler. Meine alten Reifen hätten zwar noch ein paar Kilometer gehalten, aber ich wusste nicht, ob ich in der Türkei rechtzeitig Ersatz finden würde. Mogli ließ ich »zu Hause«. Manfred hatte selbst eine Findelkatze adoptiert, Lucia, und die beiden waren die erste Zeit damit beschäftigt, sich im Zeitlupentempo näherzukommen.
Ich klapperte ein paar Händler ab, bis ich endlich fündig wurde. Ich musste zwar knapp 100 Euro mehr bezahlen, als ich in Deutschland hätte berappen müssen. Aber ich biss in den sauren Apfel und nahm sie trotzdem. Es half ja nichts.
Als Manfred spätabends von der Arbeit zurückkam, unterhielten wir uns noch. Ich war neugierig und wollte herausfinden, wer er war und warum er uns einlud. Und er wollte erfahren, was mich dazu trieb, so eine Reise zu machen. Es gab viel zu erzählen.
Die nächsten vier Tage vergingen wie im Flug. Manfred zeigte mir seine liebsten Ecken und Restaurants, wir fuhren zusammen zum Angeln und machten Sightseeing. Die restliche Zeit nutzte ich, um das griechische Alphabet zu lernen, mich zu entspannen und alles für die Weiterreise vorzubereiten.
Mogli hatte sich nach zwei Tagen mit Lucia angefreundet, doch wenn die beiden nicht gerade miteinander spielten, langweilte sie sich trotzdem. In Manfreds Apartment gab es zwar viel zu erkunden, aber nichts zum Jagen.
ANTÍO GRIECHENLAND, MERHABA TÜRKEI
Am fünften Tag war es schließlich Zeit, Abschied zu nehmen. Ich hatte ein Fährticket nach Kos, das kurz vor der türkischen Küste lag, gebucht, und nachdem ich mich von Manfred verabschiedet hatte, fuhr ich, wieder einmal, viel zu spät ab. Ich hatte den Stadtverkehr völlig falsch eingeschätzt und nicht gedacht, dass ich so lange für die 23 Kilometer bis zum Hafen brauchen würde. Es wurde dementsprechend eine rasante und gefährliche Fahrt.
Am Hafen mussten wir uns dann auch noch an einem Schalter anstellen, um das im Internet gebuchte Ticket abzuholen. Die halbe Stunde, bis ich es endlich in Händen hielt, fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Zum einen machte ich mir Sorgen, dass die Fähre ohne uns abfahren könnte. Zum anderen war da auch noch Mogli, die nicht alleine am Motorrad warten wollte und stattdessen auf meiner Schulter saß und von Minute zu Minute quengeliger wurde. Die lauten Geräusche ringsum machten ihr Angst. Wie froh sie war, als sie sich endlich wieder in ihrer Tasche verstecken konnte. Dabei waren alle Eile und Sorge war am Ende umsonst, denn die Fähre hatte Verspätung. Als wir endlich ablegten, wurde es bereits dunkel.
Da wir erst am nächsten Morgen ankommen würden, hatte ich uns für rund 20 Euro extra ein Bett in einer Kabine gebucht. Dorthin machte ich mich schnell auf, damit Mogli nicht entdeckt wurde. Alles lief glatt, niemand sah uns und auch mein Zimmernachbar