Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten. A. F. Morland

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Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten - A. F. Morland

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fragte schüchtern: „Müssen wir sofort wieder zurück nach Tellheim?“

      „Nein, warum?“

      „Jetzt sind wir schon mal in Hamburg. Ob wir Zeit für eine Hafenrundfahrt haben?“

      Lene ließ sich breitschlagen, und staunte über ihre Binnenlandratte, als sie an zwei Containerriesen vorbeifuhren. Mia gestand, dass es einer ihrer größten Wünsche war, einmal eine Kreuzfahrt möglichst in die Karibik zu machen; Lene wäre nie freiwillig in ein schwimmendes Gefängnis gegangen, aber die Geschmäcker waren halt verschieden: „Was meinst du, sollen wir versuchen, einen Tagesausflug nach Helgoland zu buchen?“

      „Das wäre toll, Chefin.“

      Mithilfe der Rezeption gelang ihnen das auch, das Wetter blieb schön und der Katamaran schwankte und schlingerte nur sanft und erträglich. Lene staunte über ihr Küken, das nach dem Frühstück an der Rezeption geduldig einen Routenplan organisierte, wie man vom Hotel durch den Elbtunnel nach Süden fahren konnte. Auf der anderen Seite – das Küken und Lenes Navi verstanden sich auf Anhieb ausgezeichnet, was bei Lene nicht der Fall war. Die Rückfahrt war sehr viel angenehmer als die Hinfahrt und zum Dank nahm Lene die aufgekratzte Mia mit zu Marcello, und weihte sie dort in die Vorzüge von Antipasto Romagna und die Qualität eines speziellen Rotweins aus der Toskana ein. Lene machte es Spaß, anderen eine Freude zu bereiten – sie hatte keine Kinder, und Nichte und Neffe wurden von ihrem Bruder und der Schwägerin schon genug verwöhnt.

      Während Mia das Protokoll ihres Ausflugs tippte, erstattete Lene bei Staatsanwalt Sandig Rapport.

      „Sie wollen also weitermachen?“

      „Wissen Sie, unter Trinkern gibt es einen bemerkenswerten Spruch: ‚Halb besoffen ist rausgeschmissenes Geld.‘“

      „Wer war es denn nun?“

      „Uwe Sobiok brauchte aus zwei Gründen Geld. Er musste den Bienenkorb umbauen und er wollte seine Geliebte Sylvia Köhler auszahlen.“

      „Warum hat er sie nicht einfach weggeschickt?“

      „Ich vermute, sie wusste zu viel von seinen Geschäften.“

      „Die Idee mit der angeblichen Entführung ist ja nicht schlecht. Ob diese Sylvia davon wusste?“

      „Ich werde sie fragen.“

      „Viel Glück.“

      Auch Dr. Xaver Rupp verbreitete Optimismus. „Also: Der Markus Demel ist mit 99,9 Prozent Sicherheit der Erzeuger der Meike Stumm. Die wiederum ist ohne jeden Zweifel die Mutter der kleinen Vera. Den Vater zu Vera kann ich nicht bieten.“

      „Warum haben Sie denn das untersucht?“

      „Verehrte Frau Hauptkommissar, dank des komplizierten deutschen Erbrechts hängt an solchen Kleinigkeiten oft viel Geld in Form von Pflichtteilen.“

      „Nach einem Todesfall.“

      „Na klar doch. An dem der Erbende nicht aktiv beteiligt sein darf.“

      Lene erinnerte sich an die merkwürdige Formulierung im Testament der Ulrike Stumm. Auf der anderen Seite bestimmte das Erbrecht auch, dass ein Kind als ehelich galt, wenn die Eltern eine bestimmte Frist vor und nach der Geburt amtlich verheiratet waren und zusammen gelebt hatten. Aber das zu klären, war nicht ihre Aufgabe. Auf der Treppe ging sie langsamer. Irgendwie tröstete sie der Gedanke, Alexander Stumm könne gewusst haben, dass Meike ein Kuckuckskind war und er nicht seine leibliche Tochter missbraucht hatte. „O Lene“, stöhnte sie vorwurfsvoll, „du und deine Moral.“

      Achtes Kapitel

      Von der Löbelstraße zum Bienenkorb in der Kanalstraße waren es höchstens fünf Minuten Fußmarsch, aber KK Ingo Baratsch meinte, es sei auf jeden Fall besser, ein Auto dabei zu haben. Und seine Rostlaube auf vier abgefahrenen, praktisch profillosen Reifen würde kein Mensch als ein Auto der Kriminalpolizei erkennen. Das Büro des Bordells war schon besetzt und eine junge Dame erklärte ihnen, ihr Chef Kurt Venna sei wohl noch zu Hause.

      „Löbelstraße 55, ich weiß“, sagte Lene träge. „Wir beobachten ihn schon länger.“

      Der keine Trick funktionierte, als sie gegenüber dem Haus einparkten, verließ eine junge Frau eilig das Haus.

      „Moment mal“, sagte Baratsch aufgeregt, „die kenne ich doch.“

      „Wen?“

      „Die Brünette in den engen, gestreiften Hosen da drüben.“

      „Und woher“, fragte Lene so neugierig wie indiskret.

      „Mia hat sie mir gezeigt … ich weiß wieder, wo und wer. Sie heißt Sofia mit Vornamen und arbeitet als EDV-Technikerin in der Einsatzzentrale im Krötengraben.“

      „Na prima“, sagte Lene energisch. „Hinterher! Mit Venna werde ich allein fertig.“

      Der kam in aller Seelenruhe an die Wohnungstür geschlurft und weil er keine Spur von Überraschung zeigte, vermutete Lene, dass die junge Frau aus dem Bordellbüro ihn angerufen hatte. Er wollte nicht einmal Lenes Dienstausweis sehen. „Was kann ich für Sie tun?“

      „Ich möchte mit Sylvia Köhler sprechen, Herr Venna.“

      „Sylvia wohnt schon lange nicht mehr hier.“

      „Und wo finde ich sie jetzt?“

      Er holte ein zerknittertes Merkbuch aus einer Hosentasche und blätterte. Lene grinste verstohlen. Sie glaubte dem schlechten Schauspieler keine Sekunde, dass er die Adresse erst nachschlagen musste.

      „Pelzerstraße 39.“

      Die lag am Stadtrand und Lene ärgerte sich, dass sie Baratsch mit dem Auto fortgeschickt hatte und nun wieder Taxi fahren musste.

      Die Pelzerstraße 39 war ein kleines Reihenhaus mit einem bunten Vorgarten und einem leeren Carport. Lene klingelte mehrmals vergeblich und ging zur Straße zurück. Dort wartete ein vielleicht zwölfjähriger Junge auf sie: „Wollten Sie zu Sylvia Köhler?“

      „Ja.“

      „Da haben Sie Pech, die ist verreist!“

      „Woher weißt du das?“

      „Vor einer Viertelstunde ist sie mit einem großen Koffer aus dem Haus gekommen und da hab’ ich sie gefragt, ob sie verreist. Sie hat ‚Ja‘ gesagt, den Koffer hinten ins Auto gelegt und ist losgefahren.“

      „Hm. So ein heller Junge wie du weiß doch bestimmt, was für ein Auto sie fährt und welche Farbe das hat.“

      „Na klar“, sagte er stolz. Ein VW Polo himmelblau, Baujahr 2014.“

      „Sag’ bloß, du weißt auch noch das Kennzeichen.“

      „Aber sicher. T-SK 1413.“

      „Ich danke dir, du hast mir sehr geholfen.“

      „Bitte, bitte.“

      Lene

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