Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten. A. F. Morland

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Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten - A. F. Morland

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wenn ihr Auto mal streikte; und mit dem Zettel in der Hand marschierte sie zu Egon Kurz, dem Leiter der Kriminaltechnik. Egon, auch der kurze Egon oder kleiner Napoleon genannt, war ein etwas rundlicher Typ mit einem sehr eckigen Temperament, tüchtig und sorgfältig, aber schnell aufbrausend und ganz und gar nicht geduldig. „Egon, der Sklaventreiber“, schwärmte heimlich für Lene Schelm, was die genau wusste und gnadenlos ausnutzte.

      „Was willst du. Zeig mal her. CD 4066 und ein Zählerbaustein 7493. Seit wann arbeitest du im Achten?“

      „Wie kommst du darauf?“

      „Weil mir Tom Bürger das hier gebracht hat, am Bühler Markt aus einer Tresor-Schließanlage ausgebaut.“

      Lene wusste, dass man diese hellbraunen Kunststoffplatten mit den kupfern-glänzenden Metallstreifen Platinen nannte. Über ein Drahtgewirr waren diese Metallstreifen mit einem Tastenpaket verbunden, das Lene an das Tastenfeld ihres Telefons erinnerte.

      Egon deutete auf zwei kleine rechteckige Kästchen, die fest auf der Platine saßen. „Das sind deine CD 4066 und das ist ein Zählerbaustein TTL 7493, der die Fehlversuche zählt, notfalls zuschlägt und über dieses komische Ding, einen Transistor und ein Relais, den Strom abschaltet, den man zum Beispiel für die Schließmotoren der Tür benötigt. Woher deine unerwartete Neugier für Elektronik?“

      „Ich war bei Bürger, um mir so was erklären zu lassen.“

      „Und was willst du dann noch bei mir?“ Egon konnte seine Eifersucht schlecht verbergen.

      „Mich vergewissern, dass ich ihn richtig verstanden habe. Wenn man die PIN-Zahl verändern will, muss man diese Drähte an dem Tastenfeld anders verlöten?“

      „So ist es noch bei diesem Modell, liebe Lene. Und diese Lötstellen sind frisch, was heißt, die PIN-Zahlen sind vor nicht langer Zeit verändert worden.“

      „Vor wie lange, lieber Egon?“

      Auch beim lieben Egon läuteten nun die Glocken; „Lieber Egon“, bekam er von Lene nicht oft zu hören.

      „Die Chemiker sind noch dabei, Lene. Schätzungsweise vor etwa vier Wochen“, sagt ganz privat der ehemalige Amateurfunker auf Kurzwelle, der sich seine Empfänger und Sender noch selbst gebaut hat.

      „Warst du erfolgreich und berühmt in diesem Metier?“

      „Was soll das heißen?“

      „Schließlich hat man es nach dir benannt. Kurzwelle.“

      „Klingt doch besser als Egonwelle.“

      „Nein, du denkst jetzt an Herrn Nocke und seine Wellen. So weit habe ich es auf der Ruhmesleiter nicht gebracht. Man kann heute ohne Kurzwelle, aber nicht mehr ohne Nockenwelle leben.“

      „Danke. Egon, du bist der Größte.“ Bei allen anderen schönen Frauen im Hause – und davon gab es in letzter Zeit immer mehr – hätte er gefürchtet, hinter dem Kompliment verstecke sich auch viel Spott auf einen unsportlichen Endvierziger. Aber nicht bei der schönen Lene. Als sie aufstehen wollte, hielt er sie am Arm fest: „Bleib' noch einen Moment. Dann beantworte ich dir auch deine noch nicht gestellten Fragen.“

      „Da bin ich aber gespannt.“

      „Wer kannte diese PIN-Zahlen?“

      „Stimmt.“

      „Natürlich der Chefkassierer.“

      „Anzunehmen.“

      „Der wird krank oder auf dem Weg zur Arbeit überfahren.“

      „Oder macht Urlaub.“

      „Eben. Und in der Zeit ruht der Betrieb der Filiale?“

      „Natürlich nicht.“

      „Also hat er mindestens einen Stellvertreter, der die beiden PIN-Zahlen ebenfalls kennt.“

      „Anzunehmen“, wiederholte sie sich.

      „So, und in so einer Bankfiliale wird vieles elektronisch erledigt, also werden die am Bühler Markt mit Sicherheit einen Mitarbeiter haben, der sich um den elektronischen Kram kümmert, wenn mal dein Computer abstürzt oder nicht so tut, wie es soll. Der oder die kennt dann auch die PIN-Zahlen und weiß, wie man sie verändert, wenn der eine sie vergessen oder den Zettel verlorenen hat, auf dem er sich verbotenerweise Zahlenkombinationen notiert hat. Die Bank kann es sich nicht leisten, jedes Mal den Hersteller anzurufen, damit der wie jetzt die Türen ausbaut. Die Bank muss ihren Tresor benutzen und die Filialen müssen weiter arbeiten können.“

      „Klingt logisch, aber warum erzählst du mir das?“

      „Weil ich dasselbe dem Kollegen Bürger verklickert habe. Ihr müsst also herausfinden, wer hat offiziell die Zahlen gekannt, und wer von denen hat sie weitergegeben oder für sich zwecks Aufbesserung seines Gehalts benutzt.“

      „Ganz einfach, was?“

      „Immer noch leichter zu kapieren als zu verstehen, wie ein kompliziertes IC oder simples Flipflop funktioniert.“

      „Egon, du bist unersetzlich.“

      „Du auch, meine Liebe. Ich freue mich immer, dich zu sehen.“

      Lene eilte beflügelt in die Staatsanwaltschaft im Gebäude des Amtsgerichts. Frank Dobbertin hatte eigentlich mit Kollegen zum Essen gehen wollen, aber auch er überlegte es sich, eine Lene Schelm zu düpieren und zurückzuschicken. Über sie kursierten viele gerade ihn vorsichtig stimmende Gerüchte im Präsidium. Angeblich waren sie und ihr Freund mit dem langjährigen kommissarischen Leiter der Tellheimer Kripo und seiner damaligen Lebensabschnittsgefährtin, der Rechtsmedizinerin Professor Nadine Golowski, eng befreundet gewesen. Damals hatten es sich auch der Leitende Oberstaatsanwalt Hornvogel gut überlegt, ob er sich mit Marlene Schelm anlegen sollte. Das waren heute alles Geschichten, geblieben war eine gewisse Abneigung gegen die Leiterin des R – 11, die immer wieder zu verstehen gab, dass sie zwar an ihrem Beruf und an den Kolleginnen hing, aber auf diesen Job finanziell nicht angewiesen war.

      Im Telegrammstil unterrichtete sie Dobbertin, was sich bisher im Fall Peter Korn ergeben hatte, erwähnte aber Pekos Tätigkeit für die Tafel in räumlicher Nähe zu einer spektakulär bestohlenen Bankfiliale so wenig wie ihren elektronischen Nachhilfe-Unterricht bei den Kollegen Bürger und Kurz, auch nicht die Tatsache, dass der ermordete Peko ein wohlgefülltes Konto bei eben der bestohlenen Bankfiliale besessen hatte, sondern ließ nur ihren Wunsch einfließen, das Nachlassgericht möge einen versierten Nachlassverwalter für Pekos Erbe einsetzen.

      „Ihr Wunsch ist mir natürlich Befehl“, versuchte sich Dobbertin in forschem Selbstbewusstsein. „Noch keine direkten Verwandten aufgetan?“

      „Nein. Es soll da eine Ex-Freundin geben, die mehr wissen könnte, aber die scheint in Urlaub zu sein, wir finden sie nicht.“

      Dobbertin und Lene waren beide erleichtert, als sie gehen konnte. Tine hatte auch ohne Dobbertins Hilfe von der Bank alle nötigen Auskünfte bekommen. Das Geld stammte aus einem Lottogewinn und von einem Gewinn-Los in der Südwestdeutschen Klassenlotterie. Mithilfe eines seriösen Maklers hatte Peko mit dem Geld Container gekauft – die Firma hatte noch nicht Insolvenz angemeldet – und Anteile an einer Berliner Immobilienfirma erworben. „Absolut sauberes

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