Gift. Sandra Schaffer

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Gift - Sandra Schaffer

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      © 2014 Sandra Schaffer

      Umschlag, Illustration: Nana Gondlach

      Lektorat, Korrektorat: Dr. Stephanie Bergold

      Verlag: tredition GmbH, Hamburg

      ISBN

Paperback978-3-7323-1343-3
Hardcover978-3-7323-1344-0
e-Book978-3-7323-1345-7

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung

       Sandra Schaffer

       Gift

       Blindes Vertrauen mit tödlichen Nebenwirkungen

       Für Papa

       Du fehlst mir noch immer unheimlich

       1

      Er betrat die Bar. Eine düstere Bar. Er blickte sich um, sie war wieder nicht da! Es war der fünfte Tag in Folge, doch sie war nicht da. Er ließ sich am Tresen nieder, bestellte ein Bier und hoffte, dass sie heute kam. Während er auf sein Getränk wartete, blickte er sich noch einmal unauffällig im Raum um. Da war wieder dieser Mann! Er hegte langsam den Verdacht, von ihm beobachtet zu werden. Denn dieser hatte schon die letzten drei Tage an dem Tisch in der Ecke gesessen, nichts als ein Glas Wasser vor sich stehend, welches er aber nicht zu trinken schien. Aber vielleicht wurde er auch nur langsam paranoid!

      Wahrscheinlich war es besser, doch endlich zur Polizei zu gehen, oder wenigstens seine Frau einzuweihen. Seiner Frau musste er sowieso endlich etwas erzählen. Ihm war aufgefallen, dass sie seine Geschichten, er müsse länger arbeiten, langsam nicht mehr glaubte. Sie musste ihn für einen Fremdgeher halten wegen seiner ständigen Notlügen und seinem Ablenken vom Thema, wenn sie ihn nach seinen abendlichen Aktivitäten fragte.

      Er drehte sich zum Barkeeper um, einem großen, bärtigen Mann mit Unmengen von Tattoos, als dieser gerade das Bier vor ihm abstellte.

      „Danke!“, sagte er, bekam als Antwort aber nur ein Kopfnicken.

      Er nippte an seinem Bier und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war schon wieder fast sieben Uhr und seine Frau wartete sicher schon mit dem Abendessen auf ihn. Doch er musste hier sitzen bleiben, in der Hoffnung, dass das Mädchen erscheinen würde. Kam sie aber nicht, hätte er wieder einen Abend verschwendet und seiner Frau noch mehr Anlass zur Eifersucht gegeben.

      Er fuhr sich mit den Fingern durch sein dichtes, blondes Haar. Er hatte oft darüber nachgedacht, es kürzen zu lassen, da es ihm fast bis zu den Schultern reichte, doch seine Frau mochte sein Haar, also hatte er es gelassen, wie es war.

      Ihn nervte die Lautstärke im Laden – die Menschen schienen sich nicht zu unterhalten, sondern anzubrüllen –, außerdem mochte er die Musik nicht. Aus den Lautsprechern drangen die Klänge irgendeiner Heavy Metal Band. Viel zu laut, viel zu aggressiv. Es roch auch nicht gerade angenehm, die Männer nach Schweiß, als hätten sie mehrere Tage nicht geduscht, die Frauen nach billigem Parfum.

      Es war eine dieser Bars, in der Männer wie Frauen auf eine schnelle, unverbindliche Nummer aus waren, ohne sich Gedanken darüber zu machen, mit einer Geschlechtskrankheit angesteckt zu werden. Auch ihn hatten in den letzten Tagen die Frauen versucht zu bezirzen, doch er hatte jeden Annäherungsversuch schon im Keim erstickt. Schon der Gedanke daran, mit einer Frau ins Bett zu gehen, deren Haare so fettig waren wie eine Pfanne nach dem Braten, die zu viel Make-up trug, damit niemand ihre unreine Haut sehen konnte und deren Zähne so gelb waren wie Pudding, ließ ihn sich vor Ekel schütteln.

      Warum das Mädchen sich gerade in dieser schäbigen Kneipe mit ihm treffen wollte, war ihm ein Rätsel.

      Als er sich eben dazu entschlossen hatte, nicht länger auf das Mädchen zu warten – wenn sie Hilfe gewollt hätte, wäre sie schließlich längst aufgetaucht –, sondern nach Hause zu seiner Frau zu gehen, sie in den Arm zu nehmen und ihr jede Einzelheit von dem mitzuteilen, was er in den letzten Wochen getan hatte, spürte er, wie ihm schummrig wurde. Sein Kopf fühlte sich schwer an und schmerzte, seine Arme und Beine gehorchten ihm nicht mehr. Er drehte seinen Kopf so weit es ging in den Raum hinein. Der Mann in der Ecke war verschwunden.

      Das Letzte woran er dachte, ehe sein Kopf auf den Tresen knallte, war nicht seine Frau, auch zog das Leben, welches er geführt hatte, nicht an ihm vorbei. Sein letzter Gedanke war: Verdammter Mistkerl!

       2

      Es war kurz nach zehn Uhr abends, als es an der Haustür klingelte. Abby trug schon ihr spitzenbesetztes Nachthemd, lag auf der Couch und las. Na ja, sie versuchte es, denn sie starrte unablässig auf die Uhr und fragte sich, wo ihr Mann schon wieder blieb. Sie wollte nicht zu der Art Frau werden, die ihrem Mann hinterherschnüffelte oder vor Eifersucht fast wahnsinnig wurde. Sie wollte eine auf Vertrauen basierende Ehe führen. Schließlich war Martin der erste Mann, nach dem Freund ihrer Mutter, den sie hatte, als Abby elf Jahre alt war, dem sie ihr Herz schenkte. Ihren eigenen Vater hatte sie nie kennengelernt und die meisten Männer im Leben ihrer Mutter hatten sie ignoriert. Bis auf diesen einen Mann! Er gab ihr, was sie brauchte, nämlich eine Vaterfigur, ging mit ihr zu Baseballspielen und brachte ihr auch bei, wie man das Spiel spielte. Er half ihr bei den Hausaufgaben, ging mit ihr und ihrer Mutter ins Kino und Theater. Er war wie der Ritter auf einem weißen Pferd, nur dass er in einer tiefroten Corvette aufgetaucht war.

      Doch leider verließ er sie nach nicht einmal einem Jahr wieder, weil ihre Mutter keine Lust mehr auf ihn hatte. Bis Abby Martin traf, hatte sie keine männliche Person mehr an sich herangelassen, und auch Martin war es nicht leichtgefallen, sie zu erobern. Doch nun schien er wohl zu viel von ihr zu haben. Jedenfalls kam es ihr so vor, sonst wäre er schließlich bei ihr und nicht irgendwo da draußen.

      Wieder läutete die Klingel und Abby stand auf. Hat Martin seinen Schlüssel vergessen? Sie zog sich ihren lilafarbenen Bademantel über, ließ ihr langes braunes Haar darüber fallen und ging zur Tür.

      Unter dem Licht auf der Veranda standen zwei Männer in Anzügen.

      „Guten Abend, Mrs. Roberts, ich bin Detective O’Leary, das ist mein Partner, Detective Brown“, sagte der dunkelhäutige Mann. Er war gut gebaut, etwa eins neunzig groß und hatte sehr dunkle, fast schwarze Augen. Sein Partner war kleiner, mindestens zehn Zentimeter, hatte den Ansatz eines Bierbauchs und ging auf die Fünfzig zu.

      „Detectives? Was ist passiert? Ist was mit meinem Mann?“

      O’Leary bedachte sie mit einem mitfühlendem Blick. „Dürfen wir hereinkommen, Mrs. Roberts?“

      Abby ging zur Seite und hielt den Männern

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