Gift. Sandra Schaffer
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„Möchten Sie etwas trinken? Kaffee vielleicht?“, fragte Abby, doch die Männer schüttelten nur die Köpfe. Also setzte auch Abby sich, obwohl sie nicht das Bedürfnis hatte, zu sitzen. Sie wollte nur endlich wissen, was hier gerade passierte. Vielleicht war es ja nur ein Traum? Sie lag auf dem Sofa, war eingenickt und träumte, dass diese beiden Detectives vor ihr saßen. Ja, genau so musste es sein!
„Ma’am, es tut mir leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihr Mann heute Abend in einer Bar tot aufgefunden worden ist. Unser herzliches Beileid.“
Abby starrte O’Leary einfach nur an, ohne recht zu begreifen, was er da gerade gesagt hatte. Nun war sie sich sicher, dass es sich nur um einen Traum handeln konnte. Ihr Mann, tot? Das war nicht möglich! Er war doch nur drei Jahre älter als sie, gerade einmal einunddreißig. Er konnte nicht tot sein, er hatte doch noch sein ganzes Leben vor sich.
„Aber – aber wie?“, stotterte Abby. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie begann unkontrolliert zu zittern.
„Die Todesursache steht noch nicht fest. Aber hatte Ihr Mann vielleicht irgendwelche Feinde?“
„Soll das heißen, er ist ermordet worden?“
„Wie schon gesagt, über die Todesursache kann ich noch nichts sagen.“
Abby zog die Knie an die Brust und schlang eine Decke um ihren Körper. Die Tränen flossen nun ungehindert. O’Leary stand vom Sessel auf, nahm neben ihr Platz und legte seine Hand auf ihre. Eine Geste, die er schon hundertmal angewandt hatte, um eine trauernde Frau zu beruhigen.
„Mrs. Roberts, möchten Sie, dass wir ein andermal weiterreden? Wir können morgen noch einmal wiederkommen, wenn sie möchten.“
Abby nickte. Sie konnte jetzt keine Fragen beantworten, konnte nicht einmal begreifen, dass das wirklich passierte.
„Soll ich jemanden für Sie anrufen? Jemanden, der heute Nacht bei Ihnen bleiben kann?“
Abby schüttelte den Kopf. Ihr wurde plötzlich klar, dass sie niemanden hatte. Niemanden außer Martin und ihrer Haushälterin Donna. Aber sie konnte Donna jetzt nicht damit konfrontieren. Donna würde zusammenbrechen. Martin war immer so etwas wie ein drittes Kind für sie gewesen, der Sohn, den sie nie hatte. Wenn Abby ihr jetzt mitteilte, dass er nicht wieder kommen würde … Nein, das konnte sie nicht!
O’Leary nickte. Seine Stirn hatte sich in tiefe Sorgenfalten gelegt. Doch er respektierte Abbys Entscheidung.
Als sie wieder allein war, blieb sie, wie sie war, in die Decke gerollt und legte sich hin. Wie ein Fötus lag sie auf der Couch und weinte sich in den Schlaf.
3
O’Leary kam, wie er es gesagt hatte, am nächsten Tag wieder, diesmal aber ohne seinen Partner. Donna, die Haushälterin, öffnete ihm mit vom Weinen geröteten Augen. Abby hatte ihr schon von dem Unglück berichtet. Doch als sie an diesem Morgen auf der Couch aufgewacht war, hatte sie tatsächlich im ersten Moment an einen Traum gedacht und war ins Schlafzimmer gelaufen, um Martin davon zu erzählen. Doch Martin war nicht in seinem Bett gewesen, auch nicht unter der Dusche oder in seinem Arbeitszimmer. Er war nirgendwo im Haus, was einen neuerlichen Weinkrampf in Abby ausgelöst hatte. In diesem Augenblick war Donna zur Tür hereingekommen und hatte Abby heulend auf dem Boden vor dem Bett vorgefunden. Sie hatte sie aufgehoben und in die Küche gebracht, wo sie ihr einen starken Kaffee gemacht und erst nach dem Grund für Abbys Zusammenbruch gefragt hatte, nachdem Abby die halbe Tasse gelehrt und sich wieder ein wenig beruhigt hatte.
„Guten Morgen, Detective“, begrüßte Abby O’Leary nun mit belegter Stimme, als dieser die Küche betrat.
Donna schenkte auch ihm einen Kaffee ein, dann setzten sich alle drei an den Küchentisch aus Kirschbaum.
„Können Sie mir heute Morgen ein paar Fragen beantworten, Mrs. Roberts?“
Abby nickte. „Ich will es versuchen.“
„In Ordnung. Ich hatte Sie letzte Nacht gefragt, ob Ihr Mann Feinde hatte. Hatte er welche?“
Abby spürte, wie schon wieder Tränen in ihre Augen schossen und blinzelte sie fort. „Nein, hatte er nicht. Ihn haben doch alle gemocht!“
O’Leary nickte und notierte es sich auf seinem Notizblock. „Wissen Sie, was Ihr Mann an den letzten Abenden in dieser Bar, Willi‘s, wollte?“
„Er war jeden Abend dort?“
„Das wussten Sie nicht?“
Abby schüttelte den Kopf. Martin hatte ihr doch immer erzählt, länger in der Uni aufgehalten worden zu sein. Dass da etwas nicht stimmen konnte, war ihr schon irgendwie bewusst gewesen, doch dass er in schäbigen Bars verkehrte, daran hätte sie im Leben nicht gedacht.
„Dann wissen Sie sicher auch nicht, was er dort gewollt haben könnte?“ O’Leary nippte an seinem Kaffee.
„Nein.“ Abby schniefte. Eine einsame Träne kullerte ihre Wange hinunter, doch sie wischte sie nicht weg. Sie spürte die Träne nicht einmal.
„Ist es möglich, dass er eine Affäre hatte?“
Abby starrte ihn an, durchbohrte ihn regelrecht mit ihrem Blick. „Martin ist nicht fremd gegangen, dass hätte er mir nie angetan!“
„Es tut mir leid, Mrs. Roberts, aber ich musste diese Frage stellen. Wir müssen jedem noch so kleinem Strohhalm folgen. Sie möchten doch, dass sein Tod aufgeklärt wird?“
„Natürlich!“ Abby missfiel es sichtlich, dass er glaubte, diese Frage überhaupt stellen zu müssen. Sie wollte so schnell wie nur irgend möglich erfahren, was Martin passiert war! „War es Mord?“
Schon wieder bedachte O’Leary sie mit diesem mitleidigem Blick, den er auch am Abend zuvor gehabt hatte. „Das kann ich noch nicht sagen. Tut mir leid.“
* * *
O’Leary verließ die beiden Frauen, nachdem er Abby seine Visitenkarte dagelassen hatte, damit sie sich meldete, falls ihr noch etwas einfiel. Dann machte er sich auf den Weg zum Revier. Im Wagen hatte er die Gerichtsmedizinerin angerufen und sich seinen Verdacht bestätigen lassen. Der Mann ist vergiftet worden!
Im Grunde sah die Sache ganz einfach aus. Mr. Roberts hatte eine Affäre, auch wenn seine Frau dies vehement verneinte. Er ist in dieser Bar gewesen, weil er auf die andere Frau gewartet hatte. Obwohl die Gerichtsmedizin davon ausging, dass er vergiftet wurde, stand noch nicht zu hundert Prozent fest, womit! Jetzt musste er nur noch in Erfahrung bringen, ob die andere Frau ihn vergiftet hatte, weil er sie womöglich verlassen wollte oder seine Frau nicht verließ, oder aber seine Frau Wind davon bekommen und ihn umgebracht hatte. Doch das wiederum hieß, sie musste eine hervorragende Schauspielerin sein. Denn falls sie ihn getötet hatte, hatte sie die Rolle der trauernden Witwe perfekt gespielt.
O’Leary war sich bewusst, dass es Frauen gab, die ihre Männer beseitigten und dann mit so viel Inbrunst die trauernde Witwe hinlegten, dass es schon unheimlich wirkte, er hatte jedoch nicht das Gefühl, dass Mrs. Roberts zu dieser Sorte Frau gehörte. Trotzdem durfte er diese Möglichkeit nicht ganz außer Acht lassen, schließlich gehörten Ehegatten immer zum Kreis der Verdächtigen. Wenigstens so lange, bis das Gegenteil bewiesen war. Dennoch hielt er