Fantasy Sammelband Riyala - Tochter der Edelsteinwelt Band 1 bis 5. Antje Ippensen

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Fantasy Sammelband Riyala - Tochter der Edelsteinwelt Band 1 bis 5 - Antje Ippensen

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Tier? Und dann?

      Sie bemühte sich, ihren Gesichtsausdruck unter Kontrolle zu halten, während diese Ängste und Befürchtungen wie trockene, aufgewirbelte Blätter durch ihr Hirn stoben.

      Nigel hatte einen Tee aufgesetzt und bot ihr davon an.

      „ Er ist recht dünn, da wir Teekorn sparen, wo es nur geht“, sagte er entschuldigend. „Zumeist verwenden wir es mehrmals ... so wie Ihr es sicher auch tut. Lagert Eure Truppe in der Nähe des Dorfes, Zalana?“

      Riyala bedankte sich zunächst höflich für den Tee und konzentrierte sich ganz darauf, die ersten glühheißen Schlucke zu trinken, um Zeit zu gewinnen. Sie musste sich eine plausible Geschichte ausdenken. Sicher fragte sich ihr neuer Freund schon die ganze Zeit, was sie denn allein in der Nacht in diesem Dorf zu suchen gehabt hatte. Womöglich hielt er sie auch für eine Gaunerin ...

      „ Ja, unsere Karren sind nicht allzu weit von hier“, antwortete sie dann. „Wisst Ihr, unser bester Hund ist letzte Nacht entlaufen, und ich machte mich auf, ihn zu suchen. Ich hänge sehr an ihm. Meine Eltern wissen nichts davon, dass allein fortgegangen bin – sie hätten es mir auch bestimmt nicht erlaubt.“ Dieser letzte Teil wenigstens, dachte sie, entspricht voll und ganz der Wahrheit.

       Nigel lächelte verständnisvoll. Damit er nicht auf die Idee kam, sie weiter auszufragen, stellte sie ihm ihrerseits rasch eine Frage: „Und sagt, wie kommt es, dass Ihr so tief in der Nacht draußen unterwegs wart? Es war für mich ein großes Glück – so konntet Ihr mein Retter in der Not sein, wofür ich sehr dankbar bin. Aber hättet Ihr nicht lieber hierbleiben und auf Eure Mutter und Eure Schwestern aufpassen sollen? Wenn es doch so unsicher in Arjenez geworden ist?“

       Nigel zögerte einen Moment; dann erwiderte er fest: „Nun, das Haus ist, im Gegensatz zu vielen anderen, recht solide und gut gesichert. Nicht gerade leicht für halb verhungerte, kraftlose Banditen, hier einzubrechen ... Außerdem habe ich nur einen kleinen nächtlichen Gang gemacht, was ich häufig zu tun pflege.“

       Aha, dachte Riyala mit einer seltsamen Mischung aus Enttäuschung und Triumphgefühl. So sehr vertraust du mir also nicht; auch du bewahrst deine kleinen Geheimnisse!

       Sie sah ihn wohl sehr eindringlich an, denn er fügte fast verlegen hinzu: „Zudem weiß jeder, dass dies meine Hütte ist. Mein Ruf verbreitet sich schnell; wie Ihr gesehen habt, bin ich recht gut im Kampf.“

       Ja, das hatte Riyala in der Tat gesehen – das Spiel seiner Muskeln und seine geschmeidigen Bewegungen waren überaus beeindruckend gewesen. Wieder überlief sie ein rätselhaftes, schauerartiges Gefühl.

      „ Ich muss jetzt gehen“, sagte sie hastig und recht abrupt. „Habt nochmals Dank für alles und auch für den Tee.“

       Er reagierte nicht sofort. Erst als sie aufstand, erhob er sich gleichfalls und kam auf sie zu.

      „ Wisst Ihr, was mich vorhin am meisten in Wut versetzt hat?“, murmelte er halblaut. „Als Euch der eine Bastard ‚Flittchen‘ nannte ... dass er Euch beleidigte, konnte ich nicht ertragen. Wann sehen wir uns wieder, Zalana? Morgen Abend?“

       Es klang drängend, leidenschaftlich.

       Überrumpelt stammelte Riyala: „Ich ... ich weiß nicht, ob ...“

      „ Sagt ja! Sagt, dass Ihr es versucht. Ich möchte Euch wiedersehen!“

       Röte überflutete ihr Gesicht. „Und ich Euch ...“, flüsterte sie.

      „ Morgen abend bei Sonnenuntergang. Unter der Perlenbrücke am Co, einverstanden?“

       Sie nickte, und er atmete tief durch. Dann umarmte er sie, zunächst scheu, dann selbstbewusster, und ihre Gesichter näherten sich immer mehr ... Ihr Kuss war beinahe keusch, und doch spürte Riyala deutlich Nigels Leidenschaft. Es war ein wunderbares Gefühl.

      „ Ihr seid so schön wie ein Traum, Zalana“, sagte Nigel leise.

       Diese Worte klangen ihr noch im Ohr, als sie durch das Dorf lief. Sie hatte Nigels Angebot, sie bis zu dem angeblichen Lagerplatz ihrer Truppe zu begleiten, energisch abgelehnt und versuchte nun einen klaren Gedanken zu fassen, während sie Arjenez hinter sich ließ.

       Ein grauer Morgen war heraufgedämmert, aber für sie leuchtete er silberfarben.

      3. Kapitel: Kristalle

       Riyala rannte gen Süden. Sie nahm nicht den Lehmpfad, sondern lief quer durch die ausgedörrten Wiesen und Felder, ohne ein einziges Mal innezuhalten. Die körperliche Anstrengung war Balsam für ihre aufgewühlte Seele.

       Ja, diese Nacht hatte tatsächlich ihr Leben verändert – und sie hatte buchstäblich nicht die geringste Ahnung, wie es jetzt weitergehen sollte. Bei den Gedanken an ihre Eltern verzagte sie vollkommen ... ohne jeden Zweifel würde sie eine strenge Strafe erhalten für ihr Abenteuer; einerlei, ob es ihr gelang, den brenzligsten Teil zu verschweigen oder nicht. Den klaren, wissenden Augen ihrer Mutter entging so leicht nichts, und im Grunde widerstrebte es ihr, sie anzulügen. Und ob sie gar vor Lanias ungleich kritischerem Blick irgendetwas würde geheimhalten können ... in der Vergangenheit war es ihr selten genug gelungen. Riyala dachte an all die Kinderstreiche und kleinen Ungezogenheiten ... diesmal jedoch war es ernst. Diesmal erwartete sie sicher ein wochenlanger Zimmerarrest, endlose Strafpredigten und wer wusste, was noch alles ...

       Ihr rebellischer Sinn loderte plötzlich hell wie ein unruhig flackerndes Feuer – sie bäumte sich innerlich auf. Sie WOLLTE Nigel wiedersehen – unbedingt und um jeden Preis, koste es, was es wolle.

      „ Der Wille öffnet jede Pforte“, zitierte sie verbissen ein co-lhanisches Sprichwort.

       Sie erreichte jenen niedrigen, langgestreckten Hügel, von dem aus sie auch sogleich im Morgenlicht die Baumgruppe ausmachen konnte. Dort wartete der geheime Tunnel auf sie, und wenn sie sich sehr beeilte, würde es ihr gelingen, rechtzeitig zurück zu sein, um Suchaktionen nach ihr zu verhindern.

       Sie war nur noch zehn oder fünfzehn Schritte von den Bäumen entfernt, als sie wie vom Schlag getroffen stehenblieb.

       Dort zwischen den Stämmen stand ihr Vater, wie aus dem Nichts aufgetaucht, und blickte ihr gelassen entgegen, als habe er sie erwartet.

       Riyala blinzelte ungläubig.

       Nein, es war ihre MUTTER, nicht ihr Vater ... Ein fließendes weiches Gewand umspielte ihre schlanke, hochgewachsene Figur, und sie streckte bittend eine Hand aus ...

       Das Mädchen war verwirrt, wie vor den Kopf geschlagen – was in aller Welt ging hier vor? Abermals verschwammen die Konturen der Gestalt im morgendlichen Dunst und wandelten sich: Die Person glich nun ihrer früheren Amme und jetzigen Dienerin Lania.

       Da ist doch Magie im Spiel ... dachte Riyala, schwankend zwischen Schrecken und Misstrauen.

       Es war zu spät für sie, sich zu verstecken oder davonzulaufen. Zögernd näherte sie sich der Gestalt, die sich erneut veränderte, und nun erkannte sie ganz deutlich, dass es sich um einen Fremden handelte.

       Es war ein alter Mann, klein, aber kräftig – seine hellgrünen Augen glitzerten, während er das Mädchen musterte. Gekleidet war er in ein kaftanähnliches Gewand, das seine Farbe wechselte und sich an die Umgebung anpasste. Die staunende Riyala hatte so etwas

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