Fantasy Sammelband Riyala - Tochter der Edelsteinwelt Band 1 bis 5. Antje Ippensen

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Fantasy Sammelband Riyala - Tochter der Edelsteinwelt Band 1 bis 5 - Antje Ippensen

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Der Alte sprach kein Wort, und sie fühlte sich in seinem unverwandt auf sie gerichteten Blick gefangen. Sie errötete. Gerade als sie den Mund öffnete, um „Wer seid Ihr?“ zu fragen, winkte er ihr mit einem knorrigen Finger und wandte sich dann um. Weiterhin schweigend ging er mit langsamen Schritten davon.

       Riyala folgte ihm. Sie konnte gar nichts anderes tun, und obwohl es ihr schwer fiel, schluckte sie ihre sämtlichen Fragen und Vorbehalte hinunter. Der seltsame Unbekannte, der magische Fähigkeiten zu besitzen schien, hatte sie in seinen Bann gezogen. Ja, es war fast so, als habe er sie durch ein magisches Band an sich gefesselt.

       Der alte Mann führte sie ein gutes Stück durch die einstmals grüne und fruchtbare, jetzt verdorrte Ebene von Varnaka. Seltsamerweise machte sich Riyala nun auch keine Gedanken mehr über die unaufhaltsam verrinnende Zeit und die Folgen, wenn ihre Eltern sich immer mehr Sorgen um sie machen würden.

       Am fahlweißen Himmel stieg eine bleiche Sonne empor – es war ein falsches, trügerisches Licht, das sie verbreitete. Trotzdem wurde es rasch warm und drückend, wie an beinahe jedem Tag der letzten Monate. Einer Schlafwandlerin gleich, trottete Riyala hinter dem alten Mann her, ohne dass sie sich ihm mehr als fünf Schritt zu nähern vermochte. Irgendetwas hielt sie davon ab. Er blickte sich kein einziges Mal nach ihr um und war offenbar ganz sicher, dass sie ihm folgte.

       Im Gehen zauberte der Alte einen Krückstock aus seinem Gewand, auf den er sich sodann stützte; Riyala sah, dass der Knauf des Stockes aus einem blaugrün leuchtenden, prachtvoll geschliffenen Stein bestand.

       Schließlich erreichten sie die ersten Ausläufer des Felsenlabyrinths, das Riyala erst ein- oder zweimal in ihrem Leben gesehen hatte. Diese verwirrende, gewaltige Anhäufung von bizarr geformten Steinen und Felsen bildete eine Art Grenzstreifen zwischen der Flussebene Varnaka und der unermesslichen Wüste.

       Geschickt und flink zwängte sich der fremdartige alte Mann durch die schmalen, scharf eingeschnittenen Canyons und Schluchten, bis er plötzlich stehenblieb. Genau vor einem Felsmonolithen, der wie eine einsame Insel aus dem Steinmeer herausragte.

       Riyala erkannte, dass dieser Felsen in der Mitte gespalten war – und der dunkle Spalt bildete ohne jeden Zweifel den Eingang zu einer Höhle.

       Langsam drehte sich der alte Mann um, und das Mädchen schaute wieder in seine Augen, die jetzt dunkel schimmerten und wie unauslotbar tiefe Seen wirkten. Auf einmal fand Riyala die Herrschaft über ihre Zunge wieder und stieß hervor: „Wer seid Ihr? Was hat das zu bedeuten? Was habt Ihr mit mir vor?“

       Er lächelte. „Man nennt mich den Edelstein-Magister“, sagte er in selbstverständlichem Ton, als sei damit alles erklärt. Er machte eine einladende Geste in Richtung des Höhleneinganges, und wieder konnte Riyala sich nicht gegen das Gefühl wehren, ihm folgen zu müssen. Ihre Eltern, Lania und auch Nigel schienen sehr weit weg zu sein.

       Edelstein-Magister? Wo habe ich diesen Namen – wenn es ein Name ist schon einmal gehört? Sie forschte in ihrem Gedächtnis, doch umsonst.

       Nach wenigen Schritten durch die Düsternis, die Riyala äußerst behutsam zurücklegte, um auf dem leicht abschüssigen Weg nicht zu stolpern, stand sie am Rand einer recht geräumigen Kuppelhöhle. Der alte Mann eilte geschäftig hin und her und entzündete mehrere Fackeln, so dass Riyala ihre Umgebung bald noch besser erkennen konnte. Das Dach der Kuppel hatte jedoch auch ein kleines, kreisrundes Loch, durch das ein wenig Tageslicht hereinsickerte. Riyala sah nun mehrere einfache Möbel aus Weidenholz, kreisförmig angeordnet, eine Herdstelle, verschiedene seltsame Werkzeuge, und sie bemerkte auch, dass ein Teil der Höhle durch schwere Vorhänge abgetrennt und somit ihren Blicken entzogen war.

       Das Erstaunlichste an diesem Ort jedoch waren die vielen schimmernden Steine. Sie standen in Weidenholzregalen oder waren auf natürlichen Felsvorsprüngen gruppiert – wiederum jeweils in Kreisen.

       Neugierig näherte sich Riyala einem dieser Regale und bewunderte das irisierende Farbenspiel der Kristalle. Es gab leuchtend blaue, flammendrote, durchscheinend grüne ... goldfarbige mit schwarzen Punkten, weiße mit gestreiften Prismenflächen.

      „ Berühre sie nicht“, sagte der Edelstein-Magister freundlich, aber bestimmt. Er hatte sich in einem geflochtenen Sessel niedergelassen.

      „ Sie sind allesamt wunderschön“, murmelte Riyala leise und trat von dem Regal zurück. Sie fühlte sich auf einmal gar nicht mehr befremdet oder wie unter einem magischen Bann – nein, sie spürte, dass sie hier am richtigen Ort war.

       Mehr noch: Sie wusste es.

       Vor dem forschenden Blick des alten Magisters jedoch schlug sie befangen die Augen nieder. Dann räusperte sie sich und sagte, wobei sie sich um einen forschen Ton bemühte: „Weshalb Ihr Euch Edelstein-Magister nennt, ist offensichtlich. Aber wie lautet Euer wirklicher Name?“

      „ Ich habe dir geantwortet. Bleiben wir doch bei dir“, erwiderte er. „Du, die du noch nicht einmal deinen eigenen Namen kennst ...“

       Riyala unterbrach ihn und lachte verblüfft auf. „Was? Natürlich weiß ich, wie ich heiße!“

      „ Riyala Falken“, fuhr der seltsame Alte fort. „Doch das ist nur ein Teil deines Namens. Der andere Teil ist dir noch verborgen.“

      „ Mein Name ist Riyala!“, entgegnete das Mädchen scharf. „Wieso ‚Falken‘? Ich heiße einfach nur Riyala und bin die Tochter der Matriarchin und des Heros von Co-Lha!“ Noch während sie sprach, durchzuckte sie jedoch der Gedanke an ihren Falken wie ein schmerzhafter Stich. Er ist verschwunden ... und es stimmt, dass er zu mir gehört wie ein Teil meiner Seele – oder meines Namens.

       Der Edelstein-Magister zog eine dunkle Augenbraue hoch.

      „ Soll das heißen, deine Eltern haben dich nicht darüber unterrichtet? – Offensichtlich ist das so. Nun, vielleicht hielten sie dich noch für zu jung ...“

      „ Ihr sprecht in Rätseln!“, rief Riyala aus, zwischen Zorn und Neugier schwankend.

      „ Das mag dir so scheinen. In Wahrheit bist du nur noch nicht bereit – erst dann wird sich dir alles enthüllen. Das Licht der Erkenntnis leuchtet allein für jene, die reif dafür sind.“

       Riyala reckte trotzig ihr Kinn.

      „ Weshalb bin ich hier?“, stellte sie die nächste Frage. In Gedanken fügte sie argwöhnisch hinzu: Was genau sind deine Absichten, alter Mann?

      „ Du bist einer inneren Stimme gefolgt“, sagte der Magister und lächelte wieder.

       Sie schüttelte heftig den Kopf, so dass ihre kupferroten und silberblonden Haare flogen und die verschiedenfarbigen Strähnen sich miteinander vermischten.

      „ Nein, nein! Ich habe genau gespürt, dass Magie im Spiel war!“

      „ Gewiss“, erklärte er gelassen. „Deine eigene.“

      „ Was?“ Riyala glaubte sich verhört zu haben.

      „ Du bist mit besonderen magischen Fähigkeiten begabt.“ Wiederum klang seine Stimme so, als spräche er über etwas ganz und gar Natürliches, das Wetter beispielsweise.

       Riyalas schlanke Hände flogen voller Abwehr in die Höhe, und es sprudelte aus ihr hervor, dass das nicht stimmen könne.

      „

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