Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland

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Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket - A. F. Morland

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Augenblicke später saß Susan Tucker an Brian Astors grüner Seite. Während der kurzen Fahrt lachten sie viel. Astor hatte etwas Clownhaftes an sich. Susan fand ihn köstlich und fragte sich, wo er den ganzen Abend über gesteckt hatte. Sie bedauerte es jetzt, sich nicht mehr mit ihm unterhalten zu haben, denn er war amüsant, hatte einen herzerfrischenden Humor und wirkte trotz allem intelligent.

      Astor hielt seinen Morris vor dem Wolkenkratzer, in dessen achtundsiebzigstem Stockwerk Susan zu Hause war. Es war ihm anzusehen, dass es ihm leid tat, dass Susan ihn schon verließ, und er ließ es sich auf keinen Fall nehmen, noch mit ihr auszusteigen und sie bis zum Haustor zu begleiten.

      Da sollte es dann auch passieren!

      Der Regen hatte ein wenig nachgelassen. Man merkte es jedoch nur, wenn man zuvor die großen Tropfen am Leib gespürt hatte.

      „Ich hoffe, wir sehen uns mal wieder“, schmunzelte Brian Astor. „Ich hätte etwas vermisst, wenn ich Sie nicht nach Hause hätte bringen dürfen, Susan.“

      Susan strich die klatschnassen Locken aus der Stirn. Wenn sie jetzt nicht schnell machte, würde Brian sich vorbeugen und sie auf den Mund küssen. Aber war das denn so schlimm? Sie zweifelte, ob es ihr etwas ausgemacht hätte. Brian war ein netter, hübscher Junge. Er war hilfsbereit gewesen und hatte sich einen Kuss aus Dankbarkeit verdient.

      Susan wusste, dass er an ihr Feuer gefangen hatte. Er konnte es nicht verbergen. Seine Augen hatten einen seltsamen Glanz. Susan war lange genug eine Frau, um diesen Glanz in Männeraugen zu kennen.

      Sie hörte einen Wagen die nasse Straße entlangrauschen, schloss die Augen, um Brian zu gewähren, was er sich so sehnlich wünschte.

      Astor trat einen Schritt auf sie zu. Er beugte sich vor, fast berührten seine Lippen die ihren — da entrang sich seinem Mund ein tiefer schmerzlicher Seufzer. Er taumelte, sackte mit weit aufgerissenen Augen auf die Knie und kippte dann seitlich zu Boden.

      Susan starrte entsetzt auf den zuckenden Mann zu ihren Füßen. Sie bückte sich, wollte seinen Kopf hochheben und griff deshalb nach seinem Nacken.

      Eisiges Entsetzen sprang sie an.

      Ihre tastende Hand spürte ganz deutlich einen kleinen Bolzen. Er steckte tief in Brian Astors Nacken.

      Susan handelte blitzschnell. Sie erfasste den Bolzen und riss ihn hastig aus dem Fleisch...

      10

      Der Wagen!, schoss es Susan durch den Kopf. Ihre Hand fasste in die Handtasche. Sie riss ihren perlmuttbesetzten Revolver heraus und hastete auf die Straße.

      Der Regen kümmerte sie nicht mehr. Selbst wenn die Sintflut auf sie niedergegangen wäre, hätte es ihr im Moment nichts ausgemacht.

      Sie sah den Wagen und riss die Waffe hoch. Der Beifahrer hatte sich nach ihr umgewandt. Sie konnte ganz deutlich sein höhnisches Gesicht sehen.

      Susan drückte ab.

      Die Streuung ihrer kleinen Waffe war jedoch zu groß. Sie hatte auf den Hinterreifen gezielt. Der Schuss hatte bellend den kurzen Lauf verlassen und die Heckscheibe des Wagens durchschlagen. Susan sah, wie der Kerl neben dem Fahrer zusammenzuckte. Mit einemmal war der höhnische Ausdruck aus seinem Gesicht verschwunden. Ein anderer Ausdruck machte sich augenblicklich in den schlagartig blass gewordenen Zügen breit: panisches Entsetzen.

      Der Mann kippte seitlich an die Tür.

      Als der Fahrer mitbekommen hatte, was passiert war, trat er wild aufs Gaspedal. Der Wagen machte einen mächtigen Satz vorwärts und jaulte wenige Sekunden später um die nächste Kurve.

      Susan ließ benommen die Waffe sinken. Es war reiner Zufall, dass sie den Chinesen sah. Er stand an der gegenüberliegenden Ecke und beobachtete die Szene interessiert. Als er nun erkannte, dass Susan ihn entdeckt hatte, wandte er sich abrupt um und verschwand lautlos im Regen.

      Susan lief ihm nach. Sie wollte ihn bitten, sich als Zeuge zur Verfügung zu stellen, doch als sie die Ecke erreichte, war der seltsame Kerl spurlos verschwunden:

      11

      „Verdammt!“, keuchte Ronnie Love schwer. Er lehnte benommen an der Wagentür und presste die Rechte fest an die linke Brustseite. „Dieses Miststück hat mich mit dem verdammten Knaller erwischt.“ Er schloss mit schmerzverzerrtem Gesicht die Augen. „Ich brauch’ dringend einen Arzt, Em! Mach schnell. Ich blute wie ein gestochenes Schwein.“

      Emerson Surtees warf einen entsetzten Blick auf den angeschossenen Komplicen.

      „Mach keine Geschichten, Ronnie“, stieß er mit belegter Stimme hervor. „Wo hat’s dich denn erwischt?“

      „Direkt überm Herzen. Verdammt... heikle Sache“, stöhnte Ronnie.

      „Beweg dich sowenig wie möglich, ja?“, keuchte Surtees aufgeregt. „Ich versuche aus der alten Mühle ’rauszuholen, was drinnen steckt.“

      Ronnie Love ließ den Kopf nach hinten sinken. Sein Atem begann zu rasseln. „Beeil dich, Em! Bitte, beeil dich!“, presste er zwischen zitternden Lippen hervor. „Ich glaube, ich schaff's nicht mehr lang.“

      Emerson Surtees drückte wild aufs Gaspedal. Der Motor des Wagens brüllte, das rostige Blech dröhnte. Zum Glück waren um diese Zeit die Straßen so gut wie leer. Chicago schlief, und die wenigen Fahrzeuge, die unterwegs waren, stellten für Surtees kein Hindernis dar.

      „Ich bring’ dich zu Doc Flipper“, zischelte Surtees zu seinem Komplicen hinüber.

      Love schüttelte den Kopf. „Nein, Em. Nicht zu Doc Flipper. Da kannst du mich gleich lebendig begraben. Ich muss in ein Hospital. Ich muss sofort operiert werden. Das kann Doc Flipper nicht. Der kann dir höchstens ’ne Kugel aus dem Arsch holen, aber mehr nicht.“

      „Dich haben sie wohl zu heiß gebadet, Ronnie“, bellte Surtees. „Ich kann doch nicht so einfach mit dir in ’nem Hospital aufkreuzen. Die würden doch eine Menge Fragen stellen. Was soll ich ihnen denn dann sagen? Etwa: Wir waren eben so schön dabei, Brian Astor umzulegen, da knallte uns eine Wildkatze nach und traf meinen Freund haargenau in die Brust."

      Ronnie Loves Atem ging nun stoßweise. Schweiß brach aus seinen Poren und bedeckte sein Gesicht glänzend.

      „Kannst du nicht begreifen, dass es mir im Moment ziemlich egal ist, was sie fragen werden?“, jammerte Love. „Ich will nicht abkratzen. Ich will operiert werden. Wenn du mich zu Doc Flipper bringst, bin ich erledigt, Em.“

      Emerson Surtees schüttelte mit verkniffenem Mund den Kopf. „Tut mir leid, Ronnie. Ich kann dich in kein Hospital bringen. Du weißt, dass es nicht möglich ist.“

      Love ließ den Kopf schwer zur Seite fallen. Seine Linke glitt langsam in die Außentasche seines Jacketts. Als er sie wieder herauszog, umklammerten seine weißen Finger den Kolben einer 38er Automatik.

      Er richtete die Waffe zitternd auf den Freund.

      „Du fährst mich jetzt sofort ins Sunset Hospital, Em. Tut mir leid, dass du mich dazu zwingst, meine Waffe auf dich zu richten.“

      Surtees

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