Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket - A. F. Morland страница 69
„So sei doch vernünftig, Ronnie“, presste Surtees furchtvoll hervor. „Doc Flipper hat erst vor ein paar Tagen einen Kerl zusammengeflickt, der schon mit beiden Beinen im Grab gestanden hatte. Flipper hat was auf dem Kasten. Ich versteh’ nicht, was du gegen ihn hast. Warum hast du kein Vertrauen zu ihm?"
„Weil er meinen Bruder kaputtoperiert hat. Oder kannst du dich daran nicht mehr erinnern?“
„Das war Pech. An dem Tag war Flipper total besoffen.“
„Könnte ja heute wieder so ein Tag sein“, stieß Ronnie Love mit schmerzverzerrtem Gesicht hervor. „Nun mach schon endlich, Em. Zum Sunset Hospital. Mir flimmert’s schon zeitweise schwarz vor den Augen.“ Er lachte gallbitter. „Aber gib dich keinen falschen Hoffnungen hin, Em. Wenn ich merke, dass es durch deine Schuld mit mir zu Ende geht, nehme ich dich mit auf die große Reise. Kannst dich darauf verlassen.“
Surtees nickte schnell. „Ich tu ja schon, was du sagst, Ronnie. Lehn dich zurück. Ich fahr’ dich zum Sunset Hospital.“
„Aber... keine Tricks, Em. Ich — ich würd’s nicht gern tun, aber ich würd’s trotzdem tun“, kam es matt und gedehnt aus Loves Mund.
Surtees kurvte in die nächste Schnellstraße. Er blickte starr durch die Windschutzscheibe. Ab und zu wagte er einen scheuen Blick auf Ronnie, der mit halbgeschlossenen Augen in der Polsterung lehnte und seine Bewegungen müde verfolgte.
Langsam sank Loves Waffe. Millimeter um Millimeter. Weder Surtees noch Love selbst merkten es. Erst als Surtees an einer Kreuzung wegen des Rotlichts anhalten musste, zuckte die Automatik wieder hoch.
Love presste die Rechte fester auf die stark blutende Wunde. Sein Hemd, das Jackett, die Hose — alles war schrecklich mit Blut getränkt.
„Weißt du, wieviel Blut der Mensch in der Figur hat, Em?“, fragte Love, um sich wach zu halten, denn eine bleierne Müdigkeit versuchte ihn unablässig in einen schwarzgähnenden Abgrund zu zerren.
„Nein“, sagte Surtees geistesabwesend.
„Fünf bis sechs Liter“, keuchte Love und holte mehrmals tief Luft. „Zwei Liter bin ich sicher schon los. Wenn wir nicht bald da sind...“
Surtees wartete die Grünphase der Ampel nicht ab. Er fuhr bereits bei Gelb los, fuhr wie die Feuerwehr und erreichte knapp zehn Minuten später den großen Parkplatz des Sunset Hospital.
Dunkel lag der nüchterne Palast aus Glas und Beton da. Nur wenige der Fenster waren beleuchtet. Es waren die Fenster der Bereitschaftsräume der Ärzte und Schwestern.
„So, Ronnie“, sagte Emerson Surtees und ließ pfeifend Luft ab. „Wir sind da."
Er beugte sich zu seinem Komplicen hinüber. Ronnie hatte die Augen geschlossen. Sein Gesicht war merklich fahl. Die Automatik war seinen Fingern halb entglitten.
Surtees griff zögernd nach der Waffe, des Freundes. Er wollte verhindern, dass sie im letzten Moment womöglich noch losging. Als er den Ballermann zu sich gesteckt hatte, griff er nach Ronnies Schulter, um den Schlafenden zu wecken.
„He, Ronnie“, sagte Emerson eindringlich. „Wir sind da. Komm jetzt. Ich bring’ dich ’rein.“
Ronnie Love rutschte durch die Berührung nach vorn. Ein leiser Ächzlaut entrang sich seiner Brust. Doch Surtees wusste mit einemmal, dass dies kein Ächzlaut eines Lebenden gewesen war.
Ronnie Love war tot. Der vorfallende Körper hatte die Lunge im Brustkorb gequetscht. Das hatte das Ächzen hervorgerufen.
„Scheiße!“, schimpfte Surtees verstört.
Er klopfte dem Freund trauernd auf die schlaffe Schulter. Dann zuckte er die Achseln.
„Na ja, du hast es wenigstens hinter dir. Brauchst keine Angst mehr zu haben, dass du mal an ’nem Lungenkrebs elendig zugrunde gehst.“
Surtees legte den Gang wieder ein, wendete den Wagen und fuhr nach Norden davon.
Er kam in die Gegend, wo die Häuser kleiner werden und häufig einen Garten vorne dran haben. Hier ließ er den Wagen einen Hügel hinaufrollen, um dann nach rechts zu einem schmalen Bachbett hinunterzuschwenken.
Bevor er aus dem Wagen kletterte, lehnte er Ronnie Love sachte in die Polsterung zurück. Er durchsuchte die Taschen seines Freundes und nahm alles an sich, was zu dessen Identifizierung hätte führen können.
Dann stieg Surtees aus.
Er pumpte mehrmals die feuchte Luft in seine Lungen, schritt dann um den Wagen herum und zerrte den toten Freund auf der anderen Seite aus dem Fahrzeug.
Der Regen fiel ihm klatschend auf die Schultern. Er spürte, wie sein Jackett die Nässe gierig wie ein trockener Schwamm aufsaugte und bald so nass war, dass ihm die Kälte über den Rücken rieselte, während sein Gesicht vor Anstrengung schwitzte.
Er schleppte die Leiche bis zum Bach hinunter. Das Wasser rauschte und gurgelte hier so laut, dass Surtees sich nicht einmal selbst atmen hörte. Er legte den Toten ins Wasser. Schäumende Wellen umspülten sofort das wächserne Gesicht des Freundes. Surtees hatte irgendwie das Gefühl, dass Ronnies Züge nunmehr gelöst und entspannt wirkten. Nichts war mehr von den ausgestandenen Qualen darin zu entdecken.
Er hatte seinen Frieden gefunden.
12
Susan Tucker war sofort, nachdem sie den Schuss auf den davonfahrenden Gangsterwagen abgegeben und den Chinesen als Tatzeugen zu gewinnen versucht hatte, zu Brian Astor zurückgelaufen.
Astor lebte noch. Zwar ging sein Atem erschreckend flach, und der Puls war nahezu nicht mehr zu fühlen, doch Susan glaubte, dass er noch eine Chance hatte, mit dem Leben davonzukommen.
Sie klingelte Hugo, den Hausmeister, heraus, verlangte von dem verdattert dreinschauenden Mann, er solle augenblicklich die Rettung anrufen, und holte gleich anschließend mich aus dem Bett.
Sie rief mich von der Hausmeisterwohnung aus an. Wenn jemand neben meinem Bett die dicke Berta abgefeuert hätte, wäre ich nicht mehr erschrocken als durch das nerventötende Schrillen des Telefons.
Ich hatte mit der Hand auf das Nachtkästchen geklopft, hatte so lange tappend darauf herumgepoltert, bis ich den Hörer von der Gabel geworfen hatte.
Sofort hörte das quälende Schrillen auf. Ich fasste den kalten Hörer und legte ihn sachte an mein Ohr.
„Calder!“, sagte ich mit wenig Enthusiasmus.
Susan erzählte mir so viel auf einmal, dass ich es vorzog, aus dem Bett zu hüpfen und gleich mal zu ihr hinunterzufahren, denn auf Anhieb hatte ich ja doch nicht kapiert, was sie eigentlich mit ihrem Geplapper hatte sagen wollen.
Als ich unten ankam, hatte ich zwar ein Hemd an, eine Krawatte um den Hals und Schuhe an den Füßen, aber ich war nicht gekämmt und hatte mein Gehirn auf dem Polster liegenlassen.
Dass