Hilflos den Erpressern ausgeliefert. G. S. Friebel
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Читать онлайн книгу Hilflos den Erpressern ausgeliefert - G. S. Friebel страница 3
»Aber ja doch. Vergiss aber nicht, deine Freundin mitzubringen, verstanden!«
Nun waren sie wieder am Ausgangspunkt angelangt. Emilie schluckte.
»Ich weiß nicht.«
»Sie muss sehr interessant sein, hat Victor gesagt, und interessante Leute wollen wir immer kennenlernen.«
Langsam begriff das Mädchen, dass sie nur eingeladen worden war, weil sie so eine interessante Freundin hatte. Das passte ihr gar nicht. Und im ersten Augenblick war sie auch wütend und hätte es Gitti am liebsten gesagt.
»Weißt du was, ich komme gar nicht. Ich will euren blöden Laden gar nicht kennenlernen.«
Aber die Neugier hatte sie nun einmal gepackt. Und zudem sagte sie sich: Meta braucht es ja gar nicht zu erfahren. Ich tu nur so, als würde ich ihr einen Gefallen damit tun, dass sie mich begleiten darf. Und dann bin ich auch nicht so allein, wenn ich hingehe. Ein wenig komisch ist mir schon.
Und jetzt stand sie hier in Metas Büro, und das klare Nein hallte durch den Raum.
Sie musste also mehr Eingeständnisse machen, sonst würde Meta nicht mitkommen, und dann konnte sie auch nicht hingehen, das hatte sie verstanden.
»Ach Meta, sei doch kein Spielverderber. Die werden sich auch freuen, ehrlich. Sie haben mir gesagt, ich solle meine interessante Freundin mitbringen. Und jetzt warten die doch auf dich. Und wie soll ich hinkommen, wenn du nicht mitkommst? Das liegt doch weit draußen auf dem Land, und dorthin fährt kein Bus. Wenn wir nicht Muckelchen nehmen, dann kann ich gar nicht hin.«
»Du hast also mal wieder mit mir angegeben, Emilie. Wie oft habe ich dir nun schon gesagt, dass mein Posten nicht so wichtig ist. Ich bin doch keine Beamtin.«
»Lass doch jetzt deine Strafpredigten, Meta, sag lieber, dass du mitkommst.«
»Ich habe Kopfschmerzen und möchte mich zu Hause eigentlich hinlegen.«
»Du wirst noch ganz sauertöpfisch, wenn du nie mitkommst, und außerdem verdirbst du mir den ganzen Spaß, Meta. Ich hab mich so darauf gefreut. Du hast doch nichts zu tun. Wenn wir nicht gehen, sitzen wir doch nur blöd zu Hause herum. Komm, sei doch kein Frosch! Wenn du wieder Kopfschmerzen hast, nimm doch eine Tablette. Die wirkt bald, und dann kannst du doch mitkommen.«
Sie hatte ja schon eine genommen, und sie verspürte schon langsam die Wirkung.
»Wenn du willst, kann ich dich ja hinfahren und auch später wieder abholen.«
Emilie blickte sie groß an. Zuerst wollte sie wieder aufmucken, aber dann sagte sie sich: Wenn sie erst mal dabei ist und das alles sieht, dann bleibt sie bestimmt. Und wenn nicht, ist das nicht meine Sorge. Gitti kann dann mit eigenen Augen sehen, welch komischer Mensch sie ist.
»Herrlich, ich wusste ja, dass du nicht so bist. Komm, jetzt müssen wir uns aber beeilen!«
Sie verließen das riesige Glasgebäude. Draußen auf dem Parkplatz stand das kleine Auto mit Namen Muckelchen. Meta hatte es gebraucht gekauft und pflegte es nun mit viel Liebe. Das war das einzige Vergnügen, das sie sich gönnte. In der Wohnung angekommen, wirbelte Emilie gleich herum, denn sie wusste nicht, was sie anziehen sollte. Sie wollte doch nicht als spießbürgerlich gelten.
Sie besaßen eine kleine Dreizimmerwohnung. Jeder hatte ein eigenes Schlafzimmer, das Wohnzimmer gehörte ihnen gemeinsam, ebenso das Bad und die Kochnische. Die meiste Arbeit verrichtete Meta, denn Emilie war nicht sehr ordnungsliebend. In ihrem Zimmer sah es meistens wie in einer Räuberhöhle aus. Meta hatte aufgehört, sie zu ermahnen. Es fruchtete doch nichts.
Emilie hatte sich inzwischen für ein Paar alte verwaschene Jeans entschieden, und dazu trug sie einen nicht mehr ganz sauberen Pulli.
»Damit willst du zur Einladung gehen? Aber Emilie, du machst uns ja Schande.«
»Nein, nein, Gitti kommt auch immer so ins Geschäft. So was trägt man heute, glaub mir. Du wirst schon sehen.«
»Aber ich habe dir doch gesagt, dass ich dich nur hinbringe, mehr nicht.«
»Du wirst doch nicht so unhöflich sein und gleich wieder abdampfen?«, maulte sie.
Meta dachte: Eigentlich hat Emilie recht. Ich bin wirklich sauertöpfisch. Aber man kann nun mal nicht über seinen eigenen Schatten springen.
»Na schön, wir werden ja sehen.«
2
Victor Decelle stand gegen den Kamin gelehnt und rauchte. Um ihn herum räkelten sich in alten Sesseln seine Kumpane, oder wie er sie bei sich nannte, seine Untergebenen. Sein Gesichtsausdruck war hochmütig und arrogant. Obgleich er sie von oben herab behandelte, sie alle wissen ließ, dass sie im Grunde genommen nur Dreck für ihn waren, bewunderten sie ihn, ja, beteten ihn an und lasen ihm jeden Wunsch von den Augen ab. Sein Blick schweifte jetzt zu Gitti und durchbohrte sie. Errötend senkte sie den Kopf.
»Nun?«, sagte er mit ziemlich scharfer Stimme. »Was ist jetzt los? Hast du mir nichts zu sagen?«
»Doch«, stotterte sie verlegen. »Ich hab alles so gemacht, wie du es gesagt hast, Victor.«
»Sie werden also kommen?«
»Ich glaube schon.«
»Was heißt, ich glaube schon. Ich will eine präzise Antwort, verdammt noch mal.«
»Die Kleine ist ganz wild darauf, uns kennenzulernen, aber sie sagt, ihre Freundin sei eine komische Nulpe, und sie wüsste nicht genau, ob sie mitkäme.«
Victor starrte ins Weite. Er knackte mit den Fingerknöcheln. O nein, dachte er wütend, von dieser kleinen Hure lass ich mir nichts kaputtmachen. Das ist meine größte Chance, und ich will sie haben, ich will, will, will. Ich, Victor Decelle, werde dann der Größte sein.
Wenn er daran dachte, wie alles angefangen hatte, und jetzt dies? Er lachte lautlos. Zuerst hatten sie in Paris in einer Dachwohnung gehaust, eine ganze Menge verlauster junger Leute, und sie hatten Rauschgift genossen wie andere Kartoffeln. Einige waren auch daran gestorben. Kein Wunder bei dem Konsum. Anfangs hatte er auch mitgetan, aber dann sehr schnell festgestellt, dass das nicht das Wahre war. Man zerstörte sich selbst und landete später entweder in einer Anstalt oder auf dem Friedhof. Er, Victor, wollte das aber nicht, er hatte etwas anderes vor, und zwar wollte er reich werden. Aber das ahnten die anderen nicht mal. Sie hielten ihn alle für edel. Pah, wie dumm sie doch alle waren.
In Paris hatte die Polizei schon ein Auge auf ihn geworfen, und der Boden war ihm zu heiß geworden. Er hatte sich deshalb abgesetzt und war dann hierher gekommen. Für wenig Geld hatte er diesen alten Bauernhof erstanden. Damit war seine Barschaft auch aufgebraucht. Es dauerte nicht lange, bis er labile und haltlose Jugendliche um sich geschart hatte. Sie vertrauten ihm, zogen mit ihm und taten alles, was er von ihnen verlangte.
Sie stahlen, gingen auf den Strich, schufteten sich ab, nur damit er, Victor, gut leben konnte. Und was gab er ihnen dafür? LSD oder Haschischzigaretten. Natürlich immer nur so viel, dass sie sich im Himmel wähnten. Aber wenn er wollte, holte er sie von dort immer wieder zurück, damit sie auch ja nicht vergaßen zu arbeiten. Natürlich waren sie bald der Sucht verfallen und so von ihm abhängig.