Bloody Marys - das Leben birgt ein tödliches Risiko. Sabine Ludwigs

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Bloody Marys - das Leben birgt ein tödliches Risiko - Sabine Ludwigs

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doch ziemlich eklig. Mir war dann doch etwas komisch, als dann auch noch unser Pastor Klein über christliche Nächstenliebe geredet und uns dabei so merkwürdig eindringlich angeschaut hat.

      Als Melanie dann wieder in den Unterricht gekommen ist, waren wir richtig nett. Ich meine, keiner hat sie gehänselt. Jedenfalls nicht so direkt. Nur, wenn sie es nicht hören konnte, haben wir noch leise mal „ihh, bäh“ gesagt, oder keiner wollte etwas von ihr annehmen. In der Pause war sie mehr so am Rand und hat nicht mitgespielt, so richtig wollte auch keiner, dass sie mitspielt. Ich weiß noch, wie es beim Turnen war, wenn bei den Ballspielen die Mannschaften aufgestellt wurden. Da ist es ja so, dass die Mannschaftsführer abwechselnd ihre Mitspieler aussuchen können. Melanie blieb immer bis zum Schluss. Und ihre Mannschaft sagte dann immer so Sachen wie „Klar, dass wir verlieren, der Ball bleibt kleben.“ Oder sie wischten sich ganz auffällig sie Hände ab, wenn der Ball von Melanie kam.

      Lukas war dabei besonders schrill. Ich glaube, die ganze Sache stammte eigentlich vom ihm. Er war schon mit Melanie in der Grundschule gewesen und, wie mir die Anja gesagt hat, hat er da schon angefangen, Melanie zu ärgern. Er hat ihr den Tornister umgekippt, hat ihr auch mal Kaugummi zwischen die Stifte geklebt und hat ihr Sachen hinterher geschrien.

      Er war es, der angefangen hat mit den Ekelsprüchen und er hat ihr auch so manches zwischen die Schulsachen geschmuggelt. Meistens saß er hinten und zischte seine Sprüche nach vorne. Klar, so einiges war schon hart, aber wir mussten halt immer so lachen. Die Lehrer bezeichneten uns als schwierige Klasse. So richtig haben sie auch gar nicht geschnallt, warum wir immer so am kichern waren. Sie haben wohl gemeint, das ist die Pubertät. Meine Mutter hat das am Elternsprechtag gehört.

      So ganz schlimm ist der Lukas dann in der letzten Zeit ausgeflippt. Ich glaube, er hat sich geärgert, dass die Melanie immer so gut in den Arbeiten abschneidet. Er stand in mehreren Fächern auf der Kippe und, so wie ich gehört habe, hat er zu Hause mächtig Ärger gekriegt. Als dann der Neue, der Simon, in unsere Klasse kam, musste der neben Melanie sitzen. Klar, war ja der einzige freie Platz. Und weil der Simon nach der Schule immer abgeholt wurde, ich glaube, der Umzug war noch nicht fertig, auf alle Fälle, konnte er nicht richtig vom Lukas eingepolt werden. Von hinten konnten wir sehen, dass die beiden, Melanie und Simon, eine Menge miteinander zu reden hatten. Die Lehrer haben das auch noch unterstützt. Melanie sollte Simon beim Aufholen vom Stoff helfen und so. So fing der Lukas dann an, auch auf den Simon zu hacken. Er wäre genau so schleimig und eklig wie die Qualle, es gäbe bald eine Quallenhochzeit und was dabei nur rauskäme. Der Neue merkte dann auch, was da lief und es war ziemlich lustig zu sehen, wie er immer weniger mit Melanie sprechen wollte und sich schnell abgewendet hat, wenn sie was wollte.

      Ja, und so kam es dann, als sie zu ihm gelaufen ist und ihm was zeigen wollte, dass er ihr den Rücken zudrehte und: „Lass mich in Ruhe, Qualle“, sagte. Wir standen drum rum und mussten ganz fürchterlich über ihr Gesicht lachen. Lukas fing dann an zu rufen: „Hau ab, du Qualle, schleim woanders, lass uns mit deinem Dreck in Ruh.“

      Und alle waren am Grölen. Sie stand da und fing plötzlich an zu heulen.

      „Heulsuse, geh zu Mami“, haben noch ein paar gerufen und als sie dann schniefte, „Da kommt die Rotze, Achtung, Deckung.“

      Ja, und da hat sie sich dann umgedreht und ist losgelaufen und hat überhaupt nicht mehr angehalten, hat nicht links und rechts geschaut und ist direkt in ein Auto gelaufen. Das war ein ziemlicher Aufstand. Die aus den anderen Klassen haben weitererzählt, wie es passiert ist und was wir gemacht haben, und dann gab es ziemlichen Ärger. Der Lukas ist nicht mehr zu Schule gekommen. Er soll wohl in eine andere Schule kommen. Und uns haben sie die Klassenfahrt gestrichen. Alle Eltern waren sich einig.

      „Du bist mit schuld.“

      Das sagt meine Mutter und wenn ich so daran denke, wie die Qualle, ich meine die Melanie, so da gelegen hat auf der Straße und wie sie vorher so richtig durch die Luft geflogen ist, da war ich schon ganz schön fertig. Ganz kalt ist mir geworden. Ich wollte da gar nicht richtig hinschauen und an dem Tag konnte ich kein Video anschauen.

      Als dann der Polizist mit der Kriminalbeamtin in die Klasse kam und sie über das gesprochen haben, was die anderen Kinder erzählt haben, da konnten wir alle nicht mehr zu Frau Hoffmann hinschauen, so entsetzt hat die ausgesehen.

      „Du bist mit schuld.“

      Das hört sich ziemlich schlimm an. Dabei habe ich gar nicht angefangen, es waren doch die anderen. Ich habe überhaupt nichts gerufen, na, ein bisschen gelacht habe ich vielleicht schon. Aber das ist doch schließlich nicht verboten. Und überhaupt, was hätte ich tun sollen? Ich, allein, ich hätte doch sowieso nichts erreicht.

      „Du bist mit schuld.“

      Die hat gut reden. Vielleicht hätten sie dann gegen mich gehetzt. Gegen den Lukas hätte ich doch keine Chance gehabt.

      Verschwunden im Westfalenpark

      Anne-Kathrin Koppetsch

      Der Name unter dem schwarzen Kreuz fiel mir ins Auge. „Udo Straub“, stand in der Todesanzeige, „1954 bis 2010“. Es annoncierte die trauernde Witwe. Daneben eine Anzeige der Mitarbeiter, die um ihren Chef trauerten.

      Ich griff zum Hörer und drückte auf Kurzwahl.

      „Tanja!“, kam ich ohne Umschweife zur Sache, „diesmal hast du es übertrieben!“

      „Was?“, fragte meine Freundin zurück. Ihre Überraschung wirkte echt.

      „Schau mal in die Zeitung!“

      Rascheln am anderen Ende. „Straub ist tot!“, stellte sie fest. Dann, ironisch: „Das tut mir aber leid!“ Kurz darauf: „Doch ich habe nichts damit zu tun“.

      Sollte ich ihr glauben?

      Jedenfalls kam der Tod von Udo Straub, 56, Gartencenter-Besitzer, recht plötzlich. An einen Zufall mochte ich nicht glauben.

      Mein detektivischer Spürsinn war geweckt.

      Ich drückte auf den Wiedergabeknopf meines Aufnahmegeräts, das an das Telefon angeschlossen ist.

      „Kaminski“, vernahm ich eine helle Frauenstimme.

      Der Name hatte mir damals auf Anhieb nichts gesagt.

      Zwei Wochen war dieses Telefonat nun her.

      „Sie haben sich am Samstagabend mit meinem Mann getroffen“, fuhr die Stimme fort.

      Nun erinnerte ich mich an das Date mit Udo Straub. Mit dem Kleinen, Kompakten, für den ich die Condoleezza-Rice-Perücke aufgesetzt hatte. Mit dem Inhaber einer Kette von Gartencentern, der mich noch zu vorgerückter Stunde mit Details über Tannenbäume und Tulpenzucht gelangweilt hatte. Mich, die ich mit meinem sagenhaften Gärtnertalent noch jeden Gummibaum und jede Geranie innerhalb kürzester Zeit zur Strecke gebracht hatte. Mein Ficus Benjamini, ein Geschenk zum Einzug in meine neue Wohnung, hatte schon nach einem Monat alle Blätter von sich geworfen.

      Die Frau hieß anders als der Mann.

      Deshalb die anfängliche Irritation.

      Ein Tastenklick brachte die Kundendatei auf den Bildschirm.

      „Den Bericht habe ich Ihnen zugemailt“, informierte ich Frau Kaminski. „Gleich am Sonntag.“

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