Die neuen Reiter der Apokalypse. Michael Ghanem
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2. Apokalypse in der modernen Zeit
In den folgenden Absätzen werden die persönlichen, gesellschaftlichen, staatlichpolitischen und religiösen Verhaltensweisen und Strukturen beschrieben, die einzeln und erst recht in ihrer Kombination zu apokalyptischen Entwicklungen führen können.
Allerdings gibt es heute keine übergreifende (religiöse) Instanz, die die Menschen auf ihr Fehlverhalten hinweist und Veränderungen einfordert. Und auch die sogenannte öffentliche Meinung scheitert an dieser Stelle kläglich.
Es scheint als ob das Wertesystem, welches uns die christlichjüdische Ethik vorgegeben hat, immer mehr ins Wanken gerät und die Menschen orientierungslos sind und doch nach Orientierung suchen. Das macht sie anfällig für Glücksritter, geistige Brandstifter, Verführer, Autokraten.
Tugenden und Laster bestimmen von jeher das Verhalten der Menschen. Was im Sinne der Ethik und der Religionen als Laster oder als Sünde definiert wird, verschwimmt heute im Bewusstsein der Menschen hin zu Verhaltensweisen, die als normal und üblich angesehen werden.
Das Zusammenleben der Menschen hängt jedoch davon ab, wie stark die Tugenden sind und wie schwach die Laster / Sünden / Fehlverhalten sind.
Insofern tragen Verhaltensweisen wie Hochmut, Geiz, Habgier, Zorn, Völlerei, Wollust, Neid, Trägheit das Potenzial für apokalyptische Entwicklungen und werden nicht ohne Grund von der christlichen Religion als Todsünden bezeichnet. Hinzu kommen Gleichgültigkeit, Arroganz, Intoleranz, Unaufrichtigkeit und Lügen, Betrug und Heuchelei, Respektlosigkeit und Rücksichtslosigkeit.
In Zeiten von Krisen und Umwälzungen kommen mit aller Gewalt alle Fehlentwicklungen und Schwächen zum Vorschein, die zuvor in vermeintlich guten Zeiten unter der Oberfläche in der Gesellschaft und in der Wirtschaft geschlummert haben oder verdrängt worden sind.
2.1 Die menschlichen Treiber der Apokalypse
Werteverlust
Die Entwicklung der letzten 14 Jahre in Deutschland wurde durch bedeutende Skandale und Krisen geprägt. Seien es politische Krisen, die Bankenkrise, die Eurokrise. Die Entwicklung der Gesellschaft richtet sich immer mehr auf die Stärkung der einzelnen Egoismen aus. Der Autor stellt zunehmend die Abkehr von den Verhaltensweisen fest, die durch die christlichjüdische Ethik geprägt sind und beobachtet die Zunahme folgender schlechter Eigenschaften.
Werte und moralisches Verhalten werden zwar gepredigt, im Grunde jedoch abgelehnt, da sie die Erreichung individueller egoistischer Ziele verhindern. Der Werteverlust wird z.B. in den „Governance Regeln“ der Unternehmen sichtbar, die sie sich aufgrund von öffentlich gewordenem Fehlverhalten pro Forma auferlegt haben, die aber im Grunde nichts an den egoistischen und rücksichtslosen Vorgehensweisen ändern.
Der Verlust der Werte fängt aber schon bei der Kindererziehung an. Viele Eltern sind so beschäftigt den Lebensunterhalt zu verdienen oder am sozialen Aufstieg zu arbeiten, dass sie gar nicht in der Lage oder bereit dazu sind, durch ihr Verhalten oder ihre Erziehungsmethoden den Kindern ethische Werte zu vermitteln. Stattdessen konzentrieren sie sich auf die materielle Versorgung der Kinder und vergessen, auch ihre Seelen zu versorgen.
Und auch in der Politik nimmt der Werteverlust zu, wenn immer wieder Wahlversprechen gebrochen und die Glaubwürdigkeit der politischen Klasse beschädigt wird.
Ein weiterer Werteverlust äußert sich in der Zunahme von Gleichgültigkeit, Achtlosigkeit und Desinteresse gegenüber Nachbarn oder Personen in Gefahr und auch im nachlassenden Respekt vor gesetzlichen und strafrechtlichen Vorschriften und Normen.
Gleichgültigkeit
Gleichgültigkeit hat in allen Bereichen der Gesellschaft vermehrt Einzug gehalten. Die Gleichgültigkeit gilt nicht nur den Arbeitsprozessen, womit eine Steigerung der Kosten für die Qualitätssicherung innerhalb der Betriebe einherging, sondern auch im Bereich der Dienstleistungen bis hin zum Gesundheitswesen, wo die Anzahl der Missbräuche jährlich zunimmt. Der einzelne Kunde muss sich immer mehr einbringen und kontrollieren, denn viele einzelne Mitarbeiter des Herstellers sind weder gewillt noch in der Lage sich für die Produkte und die Firma im notwendigen Maße einzubringen. Viele Mitarbeiter nehmen ihren Beruf als notwendiges Übel, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Dadurch nimmt die Identifikation der Mitarbeiter mit den Produkten und der Firma stetig ab.
Die Gleichgültigkeit zeigt sich jedoch auch im sozialen Verhalten vieler Mitbürger, die das Wohl ihrer Nachbarn und Mitmenschen nicht wirklich interessiert. Es ist manchmal beschämend, dass älteren Mitmenschen, Frauen oder Kindern in Notsituationen nicht geholfen wird. Da hilft es auch nicht, dass hohe Repräsentanten des Staates sich gezwungen sehen, Preise für sogenannte Zivilcourage zu vergeben. Es ist nicht mehr nachvollziehbar, dass bei einem Streit zwischen Bürgern Zeugen oder Anwesende in Notsituationen wegschauen oder nicht einmal einen Notruf tätigen. Dieses Versagen der Zivilgesellschaft ist gefährlich und kann nur durch die fehlende Weitergabe von ethischen Werten in der Kindererziehung erklärt werden. Erwachsene Bürger zu zwingen ihr Verhalten zu ändern, ist mit sehr vielen Problemen und Hürden verbunden. Es liegt an uns, unseren Kindern die notwendigen ethischen Verhaltensregeln beizubringen.
Gleichgültigkeit
Gleichgültigkeit (auch Indifferenz) bezeichnet einen Wesenszug des Menschen, welcher Gegebenheiten und Ereignisse hinnimmt, ohne diese zu werten, sich dafür zu interessieren, sich ein moralisches Urteil darüber zu bilden oder handelnd aktiv zu werden, um diese zu ändern.
Gleichgültigkeit als Wesensmerkmal
Ein gleichgültiger Mensch hat keine oder versagt sich eine eigene Meinung, bildet sich kein Urteil, bewertet nichts und unternimmt keine Handlungen, um offensichtlich ungerechte oder unethische Zustände zu ändern. Er zeigt weder positive noch negative Gefühle zu bestimmten Dingen oder Vorkommnissen. Sein Denken ist gewissermaßen egozentrisch, jedoch nicht aus Bosheit, sondern aus Desinteresse und einer gewissen Abgestumpftheit. Vereinfacht ausgedrückt kann man feststellen: Der gleichgültige Mensch bekommt nur wenig mit und bemerkt nur das, was ihn direkt interessiert und persönlich tangiert. Alles andere geht an ihm vorbei.
Für gewöhnlich wird Gleichgültigkeit als eher negative menschliche Eigenschaft angesehen (siehe auch: Apathie). So fordern beispielsweise verschiedene Religionen tätige Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft. Im Berufsleben sind Eigenschaften wie Gruppenarbeit, Engagement und Aufmerksamkeit gefragt. Da ist Gleichgültigkeit eher schädlich, weil sie den einzelnen Menschen am aktiven Mitgestalten und Mitarbeiten hindert.
Häufig wird Gleichgültigkeit mit Gleichmut oder Gelassenheit verwechselt. Während der Gleichgültige schlicht nicht wahrnimmt und empfindet, kann dies der Gleichmütige und Gelassene sehr wohl, identifiziert sich mit seinen Gedanken oder Emotionen aber nicht in dem Maße. Hierbei geht es eher um ein Loslassen, nicht aber um ein Ignorieren.
Krankhafte Gleichgültigkeit
Extreme Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit kommt bei manchen psychischen Erkrankungen vor, so zum Beispiel beim Autismus und bei manchen Formen der Schizophrenie. Bei Menschen mit kognitiver Behinderung, bei misshandelten Kindern sowie bei Menschen mit psychischem Hospitalismus (Deprivation) kann eine krankheitsbedingte Gleichgültigkeit entstehen, wenn der Körper nicht zu weiteren geistigen Anstrengungen fähig ist. Dabei spricht man auch manchmal von Apathie.
Ursprüngliche Bedeutung
Die eigentliche Zusammensetzung des Wortes aus gleich