Die Kreuzfahrer - milites diaboli. Jens - Uwe Nebauer

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Die Kreuzfahrer - milites diaboli - Jens - Uwe Nebauer

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und Gunthard von Falkenburg waren dem Banner des Bischofs Liemar von Bremen zugeteilt, das an der Spitze der zweiten Sturmkolonne mit dem Aufstieg begann. Die Brüder trugen spitzkeglige Helme mit breiter Nasenschiene und mit eisernen Plättchen und großen Nieten verstärkte Rindslederpanzer. An ihren Gürteln hing neben dem langen - „Spatha“ genannten - Schlachtschwert, auch der kurze Sax, die berüchtigte Waffe, die dem Stamm der Sachsen seinen Namen gegeben hatte. Über den linken Arm gezogen, trugen sie die blattförmigen, normannischen Schilde, die mit einem Geflecht aus breiten Lederriemen bespannt waren.

      Nur wenige Schritte hinter den beiden liefen die Spatenburger, die ihre Nachbarn mit verächtlichen Blicken und eisigem Schweigen bedachten, als diese ihnen die Tageszeit boten.

      Der Aufstieg brachte die gerüsteten Männer trotz der kalten Novemberluft ordentlich ins Schwitzen. Rudolf, der dicke Winzel, keuchte und schnaufte wie ein Schmiedeblasebalg und auch der Bischof von Bremen, der den Haufen anführte, rang schwer nach Luft und musste einige Male erschöpft innehalten.

      Als sie sich den Mauern der Burg bis auf Bogenschussweite näherten, ließ der Kirchenfürst die Männer nach links ausschwärmen und sich in langen Reihen auf der abschüssigen Bergflanke verteilen.

      Mit in den Nacken gelegtem Kopf und zusammengekniffenen Augen betrachtete Gottfried von Falkenburg die dicht besetzten Wehrgänge über ihnen. Auch die Mienen seines Bruders und der ihnen folgenden Knechte, die eine Sturmleiter trugen, sahen bedenklich aus.

      Doch zum Glück ließen ihnen die Anführer keine lange Zeit zum Überlegen. Ein dumpfer, an den Wutschrei eines urzeitlichen Tieres gemahnender Hornruf gellte auf.

      „Vorwärts, zum Angriff! Mit Gott und für unseren Kaiser Heinrich“, rief Liemar, der Bischof, mit Donnerstimme und schwang kampfeslustig seine Streitaxt.

      Die Kaiserlichen stürmten mit lautem Geschrei, ihre Wimpel und Banner hoch erhoben, vorwärts. Als die Spitze der ersten Sturmschar den Rand des Halsgrabens vor dem Burgtor erreichte, ließen die Verteidiger ihre Bogensehnen sirren und warfen die ersten Speere.

      Unbeirrt von dem heftigen Geschosshagel warfen die Angreifer eine Behelfsbrücke über den Graben und von zwei großen Schutzdächern beschirmt, schleppten die dafür ausgewählten Männer den Rammbaum heran und begannen, ihn gegen das Tor donnern zu lassen.

      In dem Augenblick, in dem das Angriffssignal gegeben wurde, hatte Gottfried von Falkenburg sein Schwert aus der Scheide gezogen und es hoch über den Kopf erhoben. „Also dann, Männer, auf geht’s. Für den Kaiser, für das Reich! Mir nach!“

      Mit klopfenden Herzen hasteten die Männer den kahlen Berghang hinauf. Tief unter ihre Schilde geduckt, den Blick auf die Spitzen ihrer Stiefel und den rötlichbraunen Boden gerichtet, unterliefen die Kaiserlichen den dichten, von der Mauer herabstürzenden Pfeilregen der Burgmannen. Einer der Pfeile zischte links an Gottfried vorbei, ein anderer schlug mit dumpfem Knall in seinen Schild ein. Neben ihm stieß ein Fußknecht einen kurzen Schmerzensschrei aus, richtete sich auf, drehte sich um die eigene Achse und rollte den Hang hinab.

      Dann hatten sie den Fuß der Mauer erreicht.

      „Die Leiter her!“, schrie Gottfried und winkte den Knechten, die sich unter der Last des klobigen Steiggeräts mühselig den steilen Burgberg herauf kämpften, mit der blanken Klinge ungeduldig zu. Sobald die Männer nahe genug herangekommen waren, ließen sie die Sturmleiter mit dem vorderen Ende gegen die Mauer fallen und schoben sie ruckweise höher. Zwei besonders kräftige Burschen standen unter der Leiter und griffen mit einer Stange, an deren Spitze eine zweizinkige Gabel saß, in die Sprossen, um sie im Takt der Schübe nach oben zu drücken. Einige Schritte zurück hatte eine Handvoll Bogenschützen Aufstellung genommen, die versuchten, die Verteidiger auf dem Wehrgang mit ihren Pfeilen in Deckung zu zwingen.

      Als das obere Ende der Sturmleiter die Mauerkrone erreicht hatte, stießen die Männer ein wildes Triumphgeheul aus. Mit einem Satz sprang Gottfried auf die Leiter, doch er hatte seinen Fuß kaum auf die erste Sprosse gesetzt, als ein Stein von der Größe eines kleinen Kürbisses seinen über den Kopf gehobenen Schild traf und ihn zurücktaumeln ließ. Sofort wurde seine Stelle von einem der Knechte eingenommen, der es immerhin bis zur halben Höhe der Mauer schaffte, ehe er, von einem Schwall kochend heißen Wassers verbrüht, wieder zur Erde fiel.

      Inzwischen setzten die Kaiserlichen überall an der Mauer die Sturmleitern an und begannen, sie zu erklettern. Die Verteidiger warfen Steine und mit eisernen Spitzen gespickte Balken auf sie herab, und als die Köpfe der ersten Angreifer über dem Mauerkranz auftauchten, wurden sie mit heftigen Hieben von Schwertern, Äxten und Keulen empfangen.

      Schon bald krümmten sich Dutzende von Getroffenen am Fuße der Mauern. Der Tag war von wildem Kampfgeschrei, von gellenden Schmerzensrufen und leisem Wimmern, vom Lärm der Waffen und dem Klang der Hörner und Trompeten erfüllt.

      Nachdem sich Gottfried von Falkenburg von dem Treffer erholt hatte, stieg er zornig wieder auf die Leiter; unmittelbar gefolgt von seinem Bruder Gunthard. Diesmal kam der Miles fast unbehelligt bis unter den Rand des Wehrganges.

      Der Blick seiner leicht zusammengekniffenen Augen war fest auf den über ihm lauernden Burgmann gerichtet, der seine mit eisernen Stacheln gespickte Keule über dem Kopf schwang. Als die gefährliche Waffe auf ihn niederzuckte, bog sich Gottfried zur Seite und entging dem verheerenden Hieb um Haaresbreite. Noch im selben Augenblick schnellte er vor und stieß dem Gegner die Spitze seines Schwertes in den Bauch.

      Während der Getroffene seine Keule fallenließ und sich laut schreiend seine Hände auf die heftig blutende Wunde presste, erfasste der Falkenburger mit einem Gefühl des Triumphes den Rand der Mauerkrone, um sich mit einem Satz auf den Wehrgang zu schwingen.

      Ein wilder Urschrei drang an Gottfrieds Ohren, noch ehe er den von rechts wie ein Sturmwind heranstürmenden, hünenhaften Krieger sah. Mit einer Streitaxt - die ihrem Aussehen nach auch die Waffe eines Riesen hätte sein können - drosch der wild ausschauende Recke auf den erbleichenden Falkenburger ein. Obwohl Gottfried den Hieb mit seinem Schild auffangen konnte, war die Gewalt des Schlages so groß, dass seine Fußspitzen von der Sprosse glitten und er bäuchlings an der Leiter hinabzurutschen begann. Sein unter ihm ausharrender Bruder konnte den plötzlichen Fall nicht aufhalten, und wie zwei Hafersäcke auf einer Rutsche sausten die beiden abwärts.

      Zu ihrem Glück bewahrten die am Fuße der Leiter stehenden Männer ihre Geistesgegenwart und bremsten den Sturz der beiden Gewappneten mit ihren hochgehaltenen Schilden, doch der Aufprall war so stark, dass alle gemeinsam in einem Knäuel von Menschenleibern den Berghang hinunter kollerten.

      Aribo, der Hüne, schickte ihnen ein dröhnendes Lachen hinterher und unbekümmert um die an ihm vorbei zischenden Pfeile, beugte er sich weit über den Mauerrand und zerschlug die Leiter der Falkenburger mit zermalmenden Hieben. Dann setzte er seinen Weg entlang des Wehrganges fort und überall dort, wo sein starker Arm benötigt wurde, fegte er die Kaiserlichen mit scheinbarer Leichtigkeit von den Leitern.

      Mit schweren Prellungen und Beulen versehen, aber ohne ernsthaftere Verletzungen, traten die Falkenburger den Rückzug an. Als sie eine gute Stunde später vor ihrem Zelt saßen und sich von Hademar, ihrem Heilkundigen, die blauen Flecken mit übelriechenden Salben einstreichen ließen, kam der zwar noch gerüstete, aber offensichtlich völlig unversehrt aus dem Kampf zurückgekehrte Rudolf von Spatenburg lässig und wie von ungefähr herangeschlendert. Er pfiff ein munteres Liedchen und auf seinem runden Gesicht lag ein hämisches Grinsen. Als der Spatenburger, ohne sie eines Blickes zu würdigen, an den Sitzenden vorüberging, brummte er leise, aber doch hörbar: „Hochmut kommt vor dem Fall, ihr Gimpel. Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden!“

      Die Hand Gunthards

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