Die Kreuzfahrer - milites diaboli. Jens - Uwe Nebauer
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Kreuzfahrer - milites diaboli - Jens - Uwe Nebauer страница 6
Allerdings hatte der Reiter nicht vor, der Straße bis nach Quedlinburg zu folgen. Er beabsichtigte vielmehr auf einem schmalen Pfad, der sich hart am Fuße der sich über etliche Meilen hinziehenden Teufelsmauer entlang schlängelte, bis zu dem Dorfe Am Tale zu reiten, das in der Nähe des Klosters Wendhusen und am Eingang zum wilden Tal der Bode lag. Von dort aus wollte der junge Mann den Weg einschlagen, der - dem Bodetal aufwärts folgend - zum alten königlichen Jagdhof Siptenfelde führte, wo der Bruder seines verstorbenen Vaters als Vogt amtete, und er sich eines Nachtlagers sicher sein durfte.
Der jüngste der drei Falkenburger Brüder war ein mittelgroßer, schlanker und drahtiger Bursche. Sein schwarzes, in der Mitte gescheiteltes Haar fiel ihm bis zu den breiten Schultern herab. Er hatte ein längliches, noch jungenhaft wirkendes Gesicht mit hohen Wangenknochen, einer schmalen, leicht gebogenen Nase und hellbraunen Augen, über denen sich ein Paar kräftiger Augenbrauen wölbte.
Die Kleidung des Reiters bestand aus einer hüftlangen Tunika in der Farbe blühenden Rapses, die an den Ärmeln und am Kragen mit schwarzen Aufschlägen abgesetzt war, kastanienbraunen Hosen und Reitstiefeln mit eisernen Sporen.
Am Gürtel trug er ein Schwert mit schmucklosem, scheibenförmigen Knauf und einen drei Spannen langen Dolch, am Sattel waren eine doppelseitige Wurfaxt und ein spitzkegliger Helm mit Nasenschiene befestigt. Über dem Rücken des etwas knochigen Pferdes lag ein nur mäßig gefüllter, mehrfach geflickter Reisesack.
Der Falkenburger war am frühen Morgen von Halberstadt aufgebrochen und zu der unweit der kaiserlichen Jagdpfalz Bodfeld gelegenen - dem Erzengel Michael geweihten - Höhlenkirche geritten, die einst dem frommen Einsiedler Volkmar als Klause gedient hatte. Heuer lebte dort eine kleine Schar von gottesfürchtigen Männern, bei denen Gerold im Auftrage seines ältesten Bruders Gottfried eine Messe für den verstorbenen Vater bestellt hatte.
Ein sanfter Wind strich über die still in der Frühlingssonne daliegende Heide und kühlte das Gesicht des Jünglings. Er berührte mit seinen Sporen die Flanken seines Pferdes, um den Braunen auf den zur Teufelsmauer führenden Pfad zu lenken, als aus dem Saum des links von ihm stehenden Waldes plötzlich ein Reiter hervorbrach, der seinen Schimmel zu schnellstem Galopp anspornte.
An dem langen Kleid und den wehenden, dunkelblonden Haaren erkannte Gerold erstaunt dass im Sattel des kräftig ausgreifenden Pferdes eine Frau saß. Doch noch während er sich darüber wunderte, was die Dame derart zur Eile trieb, brachen aus dem Dickicht drei weitere Reiter hervor, die der Reiterin hinterher jagten.
Die Männer waren bewaffnet und gerüstet wie die Gefolgschaft eines adligen Herrn auf einem Kriegszug und auch wenn Gerold nicht wusste, was die Kerle bewog, die Flüchtende zu verfolgen, so war ihm doch klar, dass sich die Dame in Bedrängnis befand und sein Empfinden als Edelmann verlangte von ihm, dass er ihr Beistand leistete, auch wenn er es dafür mit drei bewaffneten Kerlen aufnehmen mußte.
Nach einem kurzen Zögern, gab Gerold seinem Gaul entschlossen die Sporen und sprengte quer über die Heide auf die blonde Dame und ihre gewappneten Verfolger zu, so dass er ihren Weg kreuzen mußte.
Als er sich der Frau bis auf einige Galoppsprünge genähert hatte, wandte sie ihm ihr Gesicht zu, und in ihrer Miene las Gerold die flehentliche Bitte um Hilfe. Nun sah er auch, dass die Reiterin noch recht jung war, jünger vermutlich als er selbst, der doch auch gerade erst siebzehn Sommer gesehen hatte.
Mit einem kurzen Blick stellte er fest, dass die Entschlossenheit der drei Bewaffneten durch sein Erscheinen nicht im Mindesten erschüttert worden war. Darauf hatte er auch nicht ernsthaft gehofft, denn die Verfolger waren in der Überzahl, bewaffnet und sicher kampferprobt. So blieb ihm, wenn er dem Fräulein helfen wollte, keine andere Wahl, als sich ihren Verfolgern zum Kampf zu stellen.
In dem Augenblick, in dem er dies erkannte, wurde der junge Falkenburger ganz ruhig. Zwar besaß er keine Erfahrung im ernsthaften Kampf, doch die harte Ausbildung, die er durchlaufen hatte, hatte ihn zu einem beachtlichen Streiter gemacht. Bei fast allen der vielfältigen, alltäglich durchgeführten Übungen mit den verschiedenartigsten Waffen konnte er es mit jedem der Knechte auf der heimischen Burg und selbst mit seinen Brüdern aufnehmen. Erst am Tag zuvor hatte er in einen Kampf mit den Übungsschwertern seinen älteren Bruder Gottfried tüchtig in die Enge getrieben. Er war schnell und gewandt wie kein Zweiter und in seinen Hieben lag die Kraft eines Bären.
Doch trotz der recht guten Meinung, die Gerold von seiner Waffengewandtheit hatte, wusste er, dass er einen Kampf mit drei erfahrenen Kriegern gleichzeitig, nur schwerlich bestehen konnte. Er musste also danach trachten, die Zahl seiner Gegner schon vor dem Nahkampf zu verringern. Da er keinen Bogen mit sich führte, griff er nach der Wurfaxt, die an seinem Sattel hing, und zog sie aus der Halterung.
Mit einem energischen Zug an den Zügeln brachte er seinen Hengst zum Stehen, richtete sich auf, holte weit aus und ließ die Wurfaxt fliegen. Die blitzende Waffe beschrieb einen eleganten Bogen, flog auf den Vordersten der Verfolger zu und senkte sich auf ihn herab, noch ehe der Überraschte sich schirmen oder ausweichen konnte. Begleitet von einem lauten Dröhnen schmetterte die Axt zwei Fingerbreit über der Nasenwurzel auf den spitzkegligen Helm des Mannes. Der Getroffene stieß einen Schmerzensschrei aus, dann sackte er in sich zusammen und fiel vom Pferd.
Mit einem Jubelschrei riss Gerold sein Schwert aus der Scheide, gab seinem Hengst die Sporen und sprengte mit hochgeschwungener Klinge auf die beiden übrig gebliebenen Reisigen zu. Die hatten gerade noch so viel Zeit ihre Schwerter zu zücken, bevor der so unerwartet aufgetauchte Angreifer über sie kam.
Dann ging alles sehr schnell.
Gleich mit dem ersten Schlag traf der junge Falkenburger den einen seiner Gegner in der Mitte des Halses und schlitzte ihm die Kehle in voller Breite auf. Noch während der Waffenknecht blutüberströmt aus dem Sattel rutschte, wandte sich Gerold dem letzten Verfolger zu und traktierte ihn mit einem Hagel von Hieben, deren sich dieser nur mit größter Mühe erwehren konnte. Schon nach wenigen Augenblicken erkannte der Mann seine Unterlegenheit, und da er gegen einen Streiter - der bereits zwei seiner Gefährten niedergestreckt hatte - allein nichts ausrichten konnte, riss er seinen Gaul herum und machte sich eiligst davon.
Gerold verfolgte ihn nicht. Er ließ das Schwert sinken und atmete tief durch. Ein Gefühl des Triumphs, gemischt mit einem Schwall nachträglicher Angst, überkam ihn und machte ihn für kurze Zeit zu jeder Bewegung unfähig. Erst als er hinter seinem Rücken das leise Stampfen eines sich langsam nähernden Pferdes hörte, löste sich seine Erstarrung. Er wandte sich um und begegnete einem Blick aus den vor Aufregung funkelnden, Augen der dunkelblonden Reiterin.
Nachdem ihn das adlige Fräulein einige Atemzüge lang neugierig gemustert hatte, verzogen sich ihre vollen, sinnlichen Lippen zu einem schüchternen Lächeln.
„Mein Herr“, sagte sie, während sie sich die schweißnassen Haare aus der Stirn strich, „wer auch immer Ihr seid, Euch hat mir der Himmel geschickt!“
Sie war nicht sehr groß, nur etwas mehr als fünf Fuß, doch von stattlichem Körperbau. Schon nach dem ersten Blick befand Gerold, dass sie eine sehr ansehnliche Person war. Ihre großen, braunen Augen, die kurze, gerade Nase und die hohe Stirn, fügten sich mit der sanft geschwungenen Rundung von Wangen und Kinn in ein harmonisches Ganzes, welches von den lang gewachsenen Haaren trefflich eingerahmt wurde.
Gerold neigte artig das Haupt. „Mein Fräulein, was wollten die Kerle von euch?“
„Wir