Die Kreuzfahrer - milites diaboli. Jens - Uwe Nebauer

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Die Kreuzfahrer - milites diaboli - Jens - Uwe Nebauer

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die gegen König Heinrich aufbegehrten, und musste sich, nach der Niederlage der Sachsen, dem siegreichen Salier unterwerfen. Er wurde in Haft genommen und erst nach einem Jahr wieder freigelassen. Inzwischen hatte sich mein Vater, wie all die anderen Herren, die treu zum König hielten, das eine oder andere Besitztum der Besiegten angeeignet; schließlich war ihnen Herr Heinrich ja Dank für die geleistete Hilfe schuldig. Als Adalbert davon erfuhr, raste er vor Zorn und sagte uns die Fehde an.

      Mein Vater allerdings wartete nicht, bis er mit überlegener Macht über uns kam, sondern legte ihm stattdessen nahe bei Aschersleben einen Hinterhalt. Während die Begleiter des Ballenstedters schnell niedergemacht waren, versuchte dieser in die Kirche von Westdorf zu entkommen, doch mein Vater hatte vorsorglich einen Mann in den Glockenturm des Gotteshauses geschickt, der alles von oben beobachtete. Als er sah, dass Adalbert auf die Kirche zugeritten kam, läutete er die Glocken und wies unseren Mannen durch Zeichen den Fluchtweg des Ballenstedters. Dann verschloss er die Kirchentür vor dem Grafen und ließ ihn nicht ein.

      So konnte mein Vater den Flüchtenden schließlich einholen und stellen, und er erschlug ihn in ehrlichem Zweikampf.“

      Was die Umstände dieses Duells betraf, so hatte Gerold allerdings etwas anderes gehört, denn wenn ein ungerüsteter Mann gegen einen Gerüsteten streiten muss, so konnte es mit der Ehrlichkeit des Schwertgangs nicht so weit her sein. Aber er enthielt sich wohlweislich einer diesbezüglichen Äußerung und sagte stattdessen: „Wenn Ihr meint, dass es zu gefährlich ist, durch das Land der Askanier zu reiten, dann können wir auch einen Bogen über Hoym schlagen oder einen Weg durch die Berge suchen.“

      Doch Mathilde schüttelte heftig den Kopf. „Dazu haben wir keine Zeit. Wir müssen uns beeilen. Wer weiß, was der Poppo mit der Mechthild alles anstellt, da oben auf dem Regenstein. Wir müssen sie so schnell wie möglich befreien. Dieser Haderlump ist zu allem fähig.“

      Inwieweit die Befürchtungen berechtigt waren oder nicht, konnte Gerold nur mutmaßen, da er den Herrn des Regensteins nicht kannte. Aber ganz auszuschließen waren sie wohl nicht.

      Doch was konnte man tun?

      Der Regenstein war keine leicht zu knackende Nuss, das wussten auch der noch unerfahrene Jüngling und die Tochter des Egino von Konradsburg. Mit einer Handvoll Männern war da nichts zu erreichen.

      Tief in Gedanken versunken setzten die beiden ihren Weg auf dem verwachsenen, immer einige Klafter Abstand vom Waldrand haltenden Pfad fort, bis sie nach wenig mehr als zwanzig Schritten zu einer kleinen, im vollen Sonnenschein liegenden Lichtung kamen.

      Der Ort war von einer seltenen, urwüchsigen Schönheit. Am hinteren Ende des zerklüfteten, von grauen Sandsteinfelsen geprägten Platzes, wuchsen aus einem schmalen Bergrücken drei kräftige Felsnadeln in die Höhe, die an eng beieinanderstehende Türme erinnerten. Zwischen diesem und einem nach Osten gerichteten Bergsporn lag ein kleines, kesselartig abgesenktes Plateau, dessen Boden aus Fels und sandiger Erde bestand. An der linken Flanke des vorderen Bergrückens gähnte der Schlund einer kleinen Höhle.

      „Hier rasten wir“, entschied Gerold. „Wenn sie uns noch nachstellen sollten, sehen wir sie dort unten rechtzeitig kommen.“

      Sie banden die Pferde an den tief herabhängenden Ast einer knorrigen Kiefer und kletterten auf die abgeflachte Kuppe des vorderen Bergsporns, von dem sich ihnen ein herrlicher Blick auf die zu ihren Füßen liegende Landschaft bot. Seite an Seite ließen sie sich auf dem von der Sonne angenehm angewärmten Sandstein nieder und labten ihre durstigen Kehlen mit dem säuerlich schmeckenden, aber noch angenehm kühlen Dünnbier aus Gerolds Wasserschlauch. Begleitet von einem wohligen Stöhnen zog Mathilde ihre Schuhe aus und massierte sich die schmerzenden Füße.

      „Sie sehen ja recht schön aus“, erklärte sie mit Blick auf die bis zu den Knöcheln reichenden, mit Silberstickereien reich verzierten Schuhe, „und zum Reiten sind sie auch ganz gut geeignet, aber wenn du mit ihnen laufen musst, bringen sie dich um.“ Sie lachte und bewegte spielerisch die langen, geraden Zehen. „Wenn mich niemand sieht, laufe ich immer barfuß herum, auch wenn sich das für ein Fräulein wie mich eigentlich nicht schickt.“

      Nach diesem Bekenntnis legte sie sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf den Rücken und schaute hinauf in den strahlendblauen Himmel.

      „Wo liegt eigentlich Eure Burg, die Falkenburg?“

      Gerold wickelte einen langen Grashalm um seinen Zeigefinger und riss ihn mit einem kurzen Ruck aus der Erde. „Auf dem Falkenberg vor der Hainleite in der Nähe von Sondershausen.“

      „Das ist ein ganzes Stück weit weg“, stellte Mathilde fest. „Und was macht Ihr dann soweit im Norden?“

      „Ich war in Halberstadt bei Gerhard dem Waffenschmied“, gab Gerold Auskunft, „und habe dort einen Helm abgeholt, den der Meister für mich angefertigt hat.“

      Dass ein Teil der ritterlichen Ausrüstung eigens für ihn angefertigt wurde, war ein ganz besonderes Ereignis für den Jungherrn, hatte er doch bisher immer die alten Rüstungsteile seiner Brüder auftragen müssen.

      Mathilde drehte sich zu ihm um und schaute ihn lächelnd an. „Seid …“, begann sie, doch dann unterbrach sie sich und setzte mit gewechselter Anredeform fort, „bist du nicht eigentlich noch ein wenig zu jung für Helm und Schwert?“

      Gerold zuckte mit den Schultern. „Nachdem ich den vierzehnten Sommer gesehen hatte, schickte mich mein ältester Bruder Gottfried zur Äbtissin von Quedlinburg, damit ich bei deren Gefolgschaftsführer Hageno eine ritterliche Ausbildung erhalte. Als dann aber der falsche König Hermann starb und Ekbert von Meißen nach der Krone griff, gürtete man alle Jungmänner mit dem Schwert, weil man glaubte, sogleich gegen den verräterischen Markgrafen ziehen zu müssen und dafür schnell eine Mannschaft brauchte. Doch dann geschah erst mal gar nichts, und so wurden die meisten von uns schließlich wieder nach Hause geschickt.“ Er zuckte bedauernd mit den Schultern.

      „Welch ein Glück für mich, dass du gerade heute deinen Helm geholt hast“, bemerkte Mathilde und sah ihren Retter lange und eindringlich an, wobei eine leichte Röte ihre Wangen färbte. Gerold hielt ihrem Blick stand und spürte, wie eine sonderbare Wärme in ihm aufzusteigen begann. Ein schnell wachsender Teil seines Innern fühlte sich so machtvoll zu der kleinen, ansehnlichen Weibsperson hingezogen, dass er sie am liebsten fest an sich gedrückt, über ihr schimmerndes Haar gestrichen, ihre Wangen und ihren Nacken gestreichelt und ihren Mund mit dem seinen berührt hätte.

      Schließlich - nachdem die beiden jungen Menschen den Spielraum des gegenseitigen In-die-Augenschauens bis zur Gänze ausgereizt hatten - verzogen sich ihre Lippen zu einem fröhlichen und zugleich innigen Lächeln.

      Einem Lächeln, das Begreifen und Annehmen kundtat, und das Billigung versprach.

      *

      Eine halbe Stunde später brachen sie wieder auf. Sie ritten bis zur Siedlung Am Tale und von dort aus auf dem kürzesten Wege nach Ballenstedt, dem Ort, in dem einst die Grafen von Askanien gehaust hatten, bevor Graf Esiko seine Burg zum Sitz eines Stiftes bestimmte und seinen Wohnsitz auf der neu errichteten Burg Anhalt über dem schönen Selketal nahm. Die Befürchtungen, die Mathilde wegen der Feindschaft, die zwischen den Askaniern und den Konradsburgern herrschte, hegte, erwiesen sich als unbegründet; niemand behelligte sie, als sie die Siedlung in schnellem Trab durchquerten. Da die beiden auch auf dem letzten Teil ihres Weges weder sich noch ihre Pferde schonten, erreichten sie schon kurz nach dem Einbruch der Dunkelheit ihr Ziel.

      Die Konradsburg lag auf einem sich unvermittelt aus dem flachen Land erhebenden Bergrücken und war weithin sichtbar. Die geräumige Kuppe des Berges fiel nach drei

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