Ein einzigartiges Lied.. Heiko Wenner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ein einzigartiges Lied. - Heiko Wenner страница 7

Ein einzigartiges Lied. - Heiko Wenner

Скачать книгу

zu tun. Mein Vater war der Vorarbeiter und schaute das ein oder andere Mal unangemeldet nach dem Rechten. So kam es, dass mein Onkel im Herbst am nebelverhangenen Altrhein im Morgengrauen seinen Kontrollgang machte. Mein Vater wusste dies und lauerte ihn auf einem Baum, unter dem er darunter vorbeikommen musste auf. Als mein Onkel unter ihm war, griff er ihm von oben am Kragen seiner Jacke und schrie so laut er konnte. Mein Onkel erschrak so stark und sprang so weit weg, dass er Bob Beamen bei seinem Weitsprungweltrekord wohl übertroffen hätte. Er rannte um sein Leben und kam erst 200 m später zum Stehen. Mein Vater lachte lauthals und war sich auch hier seines Handelns nicht bewusst.

       Die Entwicklung meiner Wachsamkeit

      Menschen mit schwachen Nerven und Herzen waren in der Umgebung meines Vaters gefährdet und mussten immer auf der Hut sein.

      Ich wusste dies und war immer besonders wachsam, wenn ich mit meinem Vater arbeitete. Einmal, als wir gerade beim Holzmachen waren, flog eine brennende Kettensäge über meinen Kopf hinweg und landete 2 Meter neben mir auf dem Boden. Der Motor lief noch. Mein Vater hatte sie weggeworfen, als sie zu brennen begann. Glücklicherweise hatte ich blitzschnell reagiert und mich geduckt, um nicht verletzt zu werden. Dies war nur eine von vielen Aktionen, bei denen ich auf der Hut sein musste.

       Wie man die Fasanen rupft

      Ich Spätherbst kaufte mein Vater alljährlich von den Jägern zwischen 15 bis 20 erlegte Fasanen und übergab diese meiner Großmutter zur Weiterverarbeitung. Ich musste ihr beim Ausnehmen, Abbrühen und Federnrupfen behilflich sein. Am Ende wurden die nackten Viecher über das lodernde Feuer des Holzofens gehalten, um die restlichen Federn abzusengen. Dabei entwickelte sich ein bestialischer Gestank, der mich zum Würgen brachte. Es war so unerträglich dass ich diesen Geruch bis heute in Erinnerung behielt. Im Winter gab es ausnahmslos bis ins Frühjahr hinein an jedem Wochenende Fasan mit Blaukraut und Klößen. Ich wurde zum Fasanenexperten und wusste am Ende bereits schon vorher, wo sich die Schrotkugeln verbargen. Wie ein Chirurg trennte ich die Kugeln aus dem teilweise sehr zähen Fleisch und positionierte sie provokativ auf dem Tellerrand. Wenn mir heute in einem Gourmettempel ein Fasanengericht angeboten wird, so lehne ich dies mit einer würgenden Erinnerung an meine Vergangenheit, dankend ab.

       Konfirmation

       Mein erstes Schweige-Retreat

      Im Herbst 1974 traten mein Bruder und ich als jüngste Mitglieder dem Männergesangverein in Biebesheim bei. Es brachte uns sehr viel Spaß und wir waren mit großer Leidenschaft bei allen Veranstaltungen dabei. Einmal sollten wir im Rahmen einer feierlichen Weihung einer über 300 Jahre alten Eiche im Biebesheimer Wald, ein Gedicht aufsagen. Jeder sollte die Hälfte des Gedichtes lernen und im Rahmen der Feierlichkeiten vor den Gästen vortragen. Ich war zuerst dran und trug lauthals und mit kräftiger Stimme meinen Teil vor. Dann sollte mein Bruder den zweiten Teil übernehmen. Es kam aber nichts. Er hatte vor lauter Angst seinen Part vergessen und so lauschten ungefähr einhundert geladene Gäste über angenommene zwei Minuten dem Schweige-Retreat meines Bruders. Danach wurden noch ein paar Lieder gesungen und die Feierstunde nach der Ansprache des Bürgermeisters für beendet erklärt. Meine Eltern versanken vor Scham im Erdboden und machten mich Verantwortlich für das Versagen meines Bruders. Mit den Worten „ich hätte den zweiten Teil des Gedichtes auch noch auswendig lernen müssen“ war dieser Tag auch für mich gelaufen.

       Der akute Schiefhals

      Im Frühjahr 1975 wurden wir in der evangelischen Kirche zu Biebesheim konfirmiert. Mein Konfi-Spruch passte wie die Faust aufs Auge zu meiner Situation.

       Konfirmationsspruch

      Der Sommer 1976 blieb mir bis heute in unvergesslicher Erinnerung. Meine Eltern waren mit meiner Schwester Nicole für 14 Tage in Frankreich. Mein Bruder wollte mich morgens wecken und sprang mir mit beiden Knien auf die Brust. Ich verdrehte meinen Kopf in diesem Moment so unglücklich, dass ich ihn nicht mehr bewegen konnte. Der Arzt diagnostizierte einen akuten Schiefhals und verordnete mir eine Halskrause. Bei durchschnittlichen Temperaturen von über 30° Celsius war dies zu meiner körperlichen Einschränkung zusätzlich sehr belastend und schrecklich unangenehm. Kurz bevor meine Eltern wieder aus dem Urlaub zurückkamen, nahm ich gegen die Empfehlungen des Arztes die Halskrause wieder ab, so dass sie nichts merkten und bis zum heutigen Tag nichts davon wussten.

       Die Folgen eines Wandermarathons

      Im Herbst des gleichen Jahres machten meine Eltern im bayerischen Wald Urlaub. Mein Bruder und ich blieben zu Hause und nahmen mit einem Freund zusammen an einem Wandermarathon am Donnersberg teil. Mir ging es an diesem Tag nicht so gut und ich musste des Öfteren längere Pausen einlegen. Ich bat meinen Bruder mit seinem Freund schon vorzugehen. Unterwegs erbrach ich mich, machte aber trotzdem weiter und erreichte auch das Ziel. Mein Bruder und sein Freund lachten zunächst über mein schlechtes Abschneiden. Zu Hause angekommen, ging es mir am Abend sichtlich schlechter. Ich musste stark husten und röcheln. Dazu kamen dann noch starke Schmerzen im Brustbereich. Meine Tante Berta alarmierte die Ärztin, die mich sofort ins Kreiskrankenhaus nach Groß-Gerau überwies. Der dortige Notfallarzt diagnostizierte eine doppelseitige Lungen- und Rippenfellentzündung. Meine Eltern wurden gegen meinen Willen aus ihrem Urlaub zurückgeholt. Sie beschimpften mich und ich weiß bis heute nicht weshalb. Wahrscheinlich hatten sie sich ihren Urlaub anders vorgestellt, als mich zu Hause weiter zu pflegen.

       Meine ersten Einblicke in die Arbeitswelt

      In den Ferien verdiente ich mir etwas Geld bei der Baufirma Schäfer. Ich half dabei das Lager aufzuräumen, die Autos der Firmeninhaber zu reinigen und kam auch schon als Hilfsarbeiter auf diversen Baustellen zum Einsatz. Damals wurde auf den Baustellen noch viel Alkohol konsumiert und ich hatte alle Hand voll zu tun, die Versorgung sicherzustellen. Einige Kollegen waren vor 11 Uhr morgens gar nicht ansprechbar oder sehr schlecht gelaunt. Erst nachdem Sie ihre Promilledosis erreicht hatten, liefen sie zur Hochform auf. Meine Hauptaufgabe bestand als damals 15 jähriger darin, genügend Bier und Schnaps heranzuschleppen und für das leibliche Wohl zu sorgen. Am Abend fuhren die Kollegen dann zufrieden von der Baustelle zurück auf zum Bauhof. So ging es Tag für Tag und ich fragte mich, ob da, nach all dem Alkoholkonsum und dem Essen nach Tagesende noch etwas Geld für die Familie übrig blieb.

       Teil 3

       Der Beginn der Lehrzeit

       Der Beginn der Lehrzeit

      Die Schulzeit ging nun langsam zu Ende und ich begann, mich an verschiedenen Stellen zu bewerben. Da meine Noten recht gut waren, hatte ich keine Bedenken, eine Lehrstelle zu bekommen. Meine Eltern rieten mir, mich bei einer Behörde zu bewerben, denn als Beamter würde ich mich nicht zu Tode arbeiten, hätte mein geregeltes Einkommen und einen sicheren Arbeitsplatz auf Lebenszeit.

      Prompt bekam ich eine Lehrstelle beim Finanzamt Groß-Gerau, die ich am 01.08.1977 als Steueranwärter antrat.

       Ausbildungsvertrag

      Schnell merkte ich, dass dieser Verwaltungskram absolut nichts für mich war. Ich musste zwei Mal die Woche zur Verwaltungsschule nach Wiesbaden. Im Frühjahr 1978 standen die ersten Prüfungen an und ich hatte keinerlei Lust und Freude daran, mich intensiv darauf vorzubereiten. Innerlich hatte ich schon beschlossen

Скачать книгу