Unsere Zukunft nach Corona. Thies Claussen
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Die wirtschaftliche Dimension der Globalisierung ist aber nur ein Teil dieses Megatrends, der sich in immer mehr gesellschaftlichen Bereichen auswirkt: vom Bildungssystem und Konsum über die Massenmedien und Kultur bis in private Lebens- und Beziehungswelten.
Digitalisierung
Die Digitalisierung ist – basierend auf dem Internet als Querschnittstechnologie – so tiefgreifend für alle wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereiche, dass sich weder private Nutzer noch Unternehmen dem entziehen können.15 Das Internet der Dinge und die Industrie 4.0 läuten bereits in Verbindung mit der Künstlichen Intelligenz und den Möglichkeiten der Sensorik und Robotik die nächste große Entwicklungsstufe der Vernetzung ein. Maschinen, Transportmittel und viele langlebigen Konsumgüter werden zunehmend mit Mikroprozessoren und/oder Sensoren ausgestattet und werden somit Teil des Internets. Die moderne Informationstechnik ist dann nicht mehr auf Computer und Smartphones beschränkt, sondern wird auf Milliarden physischer Produktionsfaktoren und Konsumgüter ausgeweitet. Europa hat geringe Chancen, im Verbrauchergeschäft mit Onlineplattformen zu US-amerikanischen und chinesischen Firmen aufzuholen. Große Player wie Google/Alphabet, Facebook & Co. oder Amazon drängen zunehmend auch in die realen Wirtschaftsbranchen ein und verändern hier die Spielregeln. Umso wichtiger ist es, dass sich die Europäer auf das Internet der Dinge mit seinen vernetzten Geräten konzentrieren.
Moderne Kommunikationstechnologien mit dem Internet im Zentrum verleihen dem Megatrend Digitalisierung und Konnektivität eine enorme Kraft. Kein Megatrend kann mehr verändern, zerstören und neues schaffen. Kein Megatrend löst mehr Disruption aus. Digitalisierung und Konnektivität führen zu neuen Formen des Wirtschaftens, des Arbeitens und der Gemeinschaft.16
Die zunehmende Digitalisierung bringt viele Vorteile mit sich, aber auch viele Herausforderungen. Zu letzteren gehören zum Beispiel Hacker-Angriffe und digitale Kriminalität oder die Suchtgefährdung durch Computerspiele, Internet und Smartphone.
Die Digitalisierung wird den Alltag der Menschen zunehmend prägen und die Mensch-Maschine-Interaktionen verändern. Digitale Assistenten werden im Auto, in Smart-Homes, in der Kleidung oder in Kameras immer stärker eingesetzt. Digitalisierung eröffnet auch neue Chancen für die Personalisierte Medizin und für viele technologische Felder.
Klimawandel
Der globale Klimawandel ist ein Faktum, das nicht mehr zu leugnen ist. Die Folgen zeigen sich in teils katastrophalen Hitze- und Dürreereignissen, im Schmelzen der Polkappen, in der Ausbreitung von Trockengebieten, im Auftauen des Permafrostbodens, in den Ozeanen oder in Veränderungen bei Flora und Fauna.17
Klimawandel und Umweltschutz sind keine Nischenthemen mehr. Klimaschutz ist nicht mehr nur Thema von Umweltaktivisten, sondern wird die Entwicklung der nächsten Jahrzehnte nachhaltig prägen. Klima und Energie sind Engpassfaktoren, die unsere gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung im Fortbestand gefährden könnten, wenn nicht entschlossen gegengesteuert wird.
Nicht nur die jüngere Generation drängt auf ein grundsätzliches Umdenken in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Um eine gefährliche Störung des Klimasystems zu verhindern, ist es erforderlich, die globale Temperaturerhöhung langfristig deutlich unter zwei Grad Celsius oder sogar unter 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Dieses sogenannte Zwei-Grad-Ziel ist ein zentrales, international weitestgehend anerkanntes Ergebnis wissenschaftlicher Erkenntnisse, nach denen eine globale Erwärmung in dieser Höhe als noch beherrschbar gilt.18
Das Frankfurter Zukunftsinstitut spricht vom Megatrend „Neo-Ökologie“: Biomärkte, EU-Plastikverordnung, Energiewende – der Megatrend NeoÖkologie reicht in jeden Bereich unseres Alltags hinein.19 Ob persönliche Kaufentscheidungen, gesellschaftliche Werte oder Unternehmensstrategie – selbst, wenn nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, entwickelt er sich nicht zuletzt aufgrund technologischer Innovationen mehr und mehr zu einem der wirkmächtigsten Treiber unserer Zeit. Der Megatrend Klimawandel sorgt für eine Neuausrichtung der Werte der globalen Gesellschaft, der Kultur und der Politik und verändert unternehmerisches Denken und Handeln in seinen elementaren Grundfesten.
„Neo“ an der Ökologie ist, dass sie Nachhaltigkeit und Effizienz in allen Bereichen bedeutet: In der Finanzwirtschaft ebenso wie im Städtebau, in Mobilitätskonzepten oder im Konsum. Was in den vergangenen Jahrzehnten eher eine Beschäftigung für elitäre Minderheiten war, wird jetzt zum Mainstream.
Der Megatrend Klimawandel wird Märkte und Konsumverhalten deutlich verändern. Das Beispiel Automobilindustrie mit dem Umbau zur E-Mobilität zeigt, dass dieser Wandel zahlreiche Risiken insbesondere für Arbeitsplätze enthält. Andererseits wird die Industrie vom Wandel der Märkte auch profitieren, weil die Nachfrage nach erneuerbaren Energien und Umwelttechnologien steigen wird. Fazit: Klimawandel ist der wichtigste Megatrend, den wir beherrschen müssen, wenn wir nicht auf eine ökologische, ökonomische und gesellschaftliche Katastrophe zusteuern wollen. Angesichts des weltweit fortschreitenden Klimawandels und der bisher geringen internationalen Erfolge beim Gegensteuern hat die Staatengemeinschaft eine Herkulesaufgabe zu bewältigen.
Neue Arbeitswelt
Die Arbeitswelt wird künftig noch anspruchsvoller, das Tempo wird noch einmal erhöht.20 Die Digitalisierung schreitet rasant voran. Viele heutige Routinearbeitsplätze werden künftig wegfallen. Beschäftigte müssen noch mehr wissen und können. Gefragt ist Problemlösungskompetenz. In der Industriearbeit und in anderen Bereichen werden Roboter und Menschen künftig sehr eng zusammenarbeiten. Viele Dienstleistungsberufe geben weniger gut ausgebildeten Menschen auch künftig Chancen. Auch entstehen völlig neue Berufe und Berufsbilder, besonders in den Sektoren Freizeit, Erholung und Gesundheit oder in technologischen Feldern. Wichtig für die Zukunft am Standort Deutschland ist die Erhaltung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Gefragt sind Innovationen, neue Produkte und Dienstleistungen und neue Märkte.
Unsere künftige Arbeitswelt wird – so der international angesehene Physiker Michio Kaku - in Verlierer und Gewinner aufgeteilt.21 Verlierer werden diejenigen sein, die rein repetitive Aufgaben erledigen. In der Vergangenheit waren das bereits Fließbandarbeiter in der Automobilindustrie, künftig werden dies nach Auffassung von Michio Kaku vermehrt Makler, Buchhalter, Verkäufer oder Kassierer sein.
Zu den Gewinnern gehören Wissenschaftler oder Kreative, aber auch zum Beispiel Polizisten oder Installateure, die nichtrepetitive Aufgaben erfüllen, die auf absehbare Zeit nicht durch Computer oder Roboter ersetzt werden können. Generell gilt: Diejenigen Menschen haben gute Zukunftsaussichten, die den Wert ihrer Arbeit erhöhen und die kreativ sind.
Dazu zählen unter anderen Künstler, Schauspieler, Softwareschreiber, Journalisten, Führungspersönlichkeiten, Analytiker und Wissenschaftler, aber auch Menschen, die sich mit zwischenmenschlichen Beziehungen beschäftigen.22
Die künftige Arbeitswelt wird flexibler. Den einen lebenslangen Job wird es nicht mehr geben. Arbeiten in Projekten, für wechselnde Arbeitgeber oder in unternehmensübergreifenden Projekten gewinnen an Bedeutung.
Auch von zwei wichtigen Aspekten wird die Arbeitswelt von morgen geprägt sein: Die Arbeitswelt wird weiblicher und die älteren Beschäftigten werden stärker gebraucht.23 Frauen sind immer besser qualifiziert und bauen ihre bisherige Benachteiligung gegenüber männlichen Kollegen Schritt für Schritt ab. Bei älteren Beschäftigten