Unsere Zukunft nach Corona. Thies Claussen

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Unsere Zukunft nach Corona - Thies Claussen

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weitere Personen in die Zentren.

      • Viertens steigen die Bildungswerte bundesweit, also auch auf dem Land, was dazu führt, dass immer mehr junge Menschen nach ihrer Schulzeit eine Ausbildung an einer Hochschule in einer größeren Stadt aufnehmen.

      • Fünftens haben sich viele Städte in den vergangenen Jahrzehnten einer Erneuerungskur unterzogen, zum Beispiel haben sie attraktiven Wohnraum geschaffen, alte Industriebrachen und Gleisanlagen rekultiviert oder die Betreuungsbedingungen für Kinder verbessert. Weil zudem immer mehr Paare Doppelverdiener sind und zunehmend weite Pendelfahrten zum Arbeitsplatz scheuen, sind Städte gerade für junge Familien wieder zu einem attraktiven Wohnstandort geworden.

      Dörfer mit zunehmend älterer Bevölkerung, Städte mit dem Zuzug junger Menschen: Dieser Trend wirft die Frage auf, wie dem entgegenzuwirken ist. Es zeigt sich, dass der ländliche Raum nur dann nicht abgekoppelt wird, wenn der Staat und die regionalen Akteure mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen gegensteuern. Zu diesen Maßnahmen gehören schnelle Internetverbindungen, gut ausgebaute Infrastruktur, regionale Außenstellen von Hochschulen und gute Bildungseinrichtungen, ausreichende medizinische Versorgung und genügend Einkaufsmöglichkeiten.

      Trotz allem kann dieser Trend wohl nicht völlig gestoppt werden. Die Zukunftsfähigkeit von Räumen weist in Deutschland erhebliche Unterschiede auf. Dies zeigen zum Beispiel auf der einen Seite demografische Krisenregionen in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, aber auch altindustrielle Kreise im Ruhrgebiet, auf der anderen Seite stabile und wachsende Metropolräume wie Hamburg, Köln/Bonn, Frankfurt, Stuttgart, Berlin und München.

       Verschiedene Lebensphasen

      Unabhängig von diesen regionalen Aspekten gilt der allgemeine Trend: Der Anteil junger Menschen nimmt ab, der Anteil der älteren Bevölkerung wächst. Vor dem Hintergrund dieses allgemeinen Trends durchläuft der Einzelne verschiedene Lebensphasen, die sich bereits in den vergangenen Jahrzehnten verschoben haben und die sich noch weiter verschieben können.

      Matthias Horx beschreibt in seinem Buch „Das Megatrend Prinzip. Wie die Welt von morgen entsteht“ sechs Phasen des Lebens in unserer Langlebigkeitsgesellschaft:36

      • Verkürzte Juvenilität: Die Pubertät beginnt früher, die Kindheit endet entsprechend schon mit zwölf Jahren (anstatt mit 14 oder 15, wie früher).

      • Verlängerte Postadoleszenz oder „Odyssee-Jahre“: Zwischen Pubertät und Festlegung auf einen Lebenspartner, Berufswahl, Familiengründung schiebt sich eine lange Experimentierphase, in der mit Jobs, Ausbildungen, Wohnorten, Partnerschaften, Beziehungen jongliert wird.

      • Die „Rushhour“: Um die 30 beginnt jener Lebensabschnitt, in dem sich der Konflikt zwischen Erwerbsarbeit, Liebe und Familie verstärkt – der Stress nimmt zu, Entscheidungen stehen an, die gerne hinausgezögert werden.

      • „Selfness-Phase“: Während sich in der alten Industriegesellschaft in der Phase zwischen 40 und 50 eher die tradierten Statusrollen verfestigten, beginnt nun ein verstärkter Individualisierungs- und Selbstfindungsprozess.

      • „Zweiter Aufbruch“: In einem Alter zwischen 50 und 65 werden die verpassten Chancen bilanziert und etwa durch neue Berufsherausforderungen oder Partnerschaften kompensiert. In diesem Abschnitt kommt es auch zur Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung in Form von Ehrenämtern, Engagements in der Politik oder Wirtschaft: Sinnfindung jenseits der traditionellen Erwerbsarbeit.

      • Weisheitsphase: Zwischen 70 und 80 Jahren kommt es zur Entscheidung zwischen einer weiteren mentalen Entwicklung oder zu einer frühzeitigen Alterung. Auch mit Einschränkungen und Gebrechen, selbst mit schlechten Gewohnheiten lässt sich durchaus im hohen Alter noch Staat machen – der Vielraucher Helmut Schmidt saß im Rollstuhl und war eine hochgeschätzte geistige Autorität.

      Soweit die sechs Lebensphasen im Rahmen der neuen Alterns nach Matthias Horx. Einiges davon werden wir bei uns, im Kreis unserer Familie und Freunden oder bei Bekannten wiedererkennen. Einiges davon wird aber individuell auch ganz anders verlaufen.

       65plus Generation ist innovationsfreudig

      Der Trend zum neuen Altern zeigt sich besonders bei den älteren Menschen. Der Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski betont, dass das frühere Defizitbild vom Alter längst überholt ist.37

      Opaschowski unterstreicht, dass die 65plus-Generation mehr Erfahrung, Gelassenheit und Unabhängigkeit auszeichnet. Sie weiß, was sie will, fühlt sich weniger unter Druck und leidet auch weniger unter Stressbelastungen. In Bezug auf Vitalität und Mobilität ist sie auch objektiv jünger als frühere altersgleiche Generationen.

      Eine Altersstudie von Generali, die auf einer Befragung von mehr als 4100 Bundesbürgern im Alter zwischen 65 und 85 Jahren durch das Institut für Demoskopie Allensbach beruht38 , weist darauf hin, dass die Vitalität der Älteren in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat: Eine große Mehrheit fühlt sich jünger, als es ihrem tatsächlichen Alter entspricht. Physisch und mental sind die Älteren mit ihren Lebensumständen sehr zufrieden. Eine optimistische Grundhaltung dominiert ihr Leben:

      • Die Gruppe der 65- bis 85-Jährigen fühlt sich um 7,5 Jahre jünger als sie wirklich sind.

      • Insgesamt zeichnet die ältere Generation ein positives Lebensgefühl aus: optimistisch, aktiv und motiviert.

      Selbst Innovationsfähigkeit und Offenheit für Neues, die eigentlich spezifische Merkmale für Jugend und Jugendlichkeit sind, sind bei der 65plus-Generation stark ausgeprägt. Die 65-Jährigen – so die Generali-Altersstudie – sind heute so innovationsfreudig wie die 55-Jährigen vor dreißig Jahren.

      Wenn dieser Trend anhält: Das neue Altern gibt den Jüngeren durchaus Anlass zum Optimismus. Was aber erwartet die künftige Arbeitswelt von ihnen?

      27 Vgl. z.B. Ulrich Eberl: Zukunft 2050.Wie wir schon heute die Zukunft erfinden, Weinheim-Basel 2011, S. 209

      28 Vgl. Statistisches Bundesamt: Bevölkerung im Wandel. Annahmen und Ergebnisse der 14. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung, Wiesbaden 27. Juni 2019, S. 36

      29 Ebd. S. 39 f.

      30 Ebd. S. 36 f.

      31 Ebd. S. 38

      32 Ebd. S. 38

      33 Vgl. im Folgenden Statistisches Bundesamt: Bevölkerung im Erwerbsalter sinkt bis 2035 voraussichtlich um 4 bis 6 Millionen, unter: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pres-semitteilungen/2019/06/PD19_242_12411.html;jsessio-nid=B7519E23941EDB3F5FC44ABDFB42B06B.internet732 [Stand: 14.2.2020]

      34 Ebd.

      35 Vgl. Reiner Klingholz: Deutschlands demografische Herausforderungen. Wie sich unser Land langsam aber sicher wandelt, Discussion Paper Nr. 18, hrsg. vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, Berlin 2016

      36 Matthias Horx: Das Megatrend-Prinzip. Wie die Welt von morgen entsteht, München 2014, S. 141 f.

      37 Vgl. Horst W. Opaschowski: Deutschland 2030. Wie wir in Zukunft leben, Gütersloh 2013, S. 522 ff.

      38 Vgl. Generali (Hrsg.): Generali Altersstudie 2017, Frankfurt am Main 2017, sowie die vorhergehende Generali-Altersstudie 2013

       4.

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