Auf der Reise zu Dir selbst. André M. Richter
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Читать онлайн книгу Auf der Reise zu Dir selbst - André M. Richter страница 6
Morgen machen wir zusammen einen Tagesausflug, wenn Du möchtest. Du sollst mal etwas ganz anderes sehen und Gegensätze kennenlernen. Dann machst Du einen Tag Pause. Am darauf folgenden Tag sprechen wir über alles. Vertraue auf Deine Intuition! Du wirst an dem Tag eine Lösung für Dich gefunden haben!“
Sandra willigt ein und beide sitzen nebeneinander, betrachten den Sonnenuntergang, lauschen dem gleichmäßigem, beruhigendem Rauschen des Meeres und genießen die Eindrücke. Als es völlig dunkel ist, verabschiedet sich Sandra. „Ich danke Dir für unser Gespräch und für die Zeit, die Du mir widmest! Du scheinst das bereits zu kennen, wonach ich selbst noch suche! Früher hätte mich das beängstigt. Heute empfinde ich es als großes Glück.“
„Auch für mich ist es eine Bereicherung! Es tut gut, etwas von dem weitergeben zu können, was mich selbst gerettet und glücklich gemacht hat!“
Beide verabschieden sich voneinander und verabreden, dass Maik sie am nächsten Morgen an ihrem Hotel abholt. Sandra fährt zurück zum Hotel, bestellt sich nur eine Kleinigkeit auf ihr Zimmer, macht sich ein paar Notizen, öffnet die Tür zur Terrasse, legt sich auf ihr Bett und schläft schnell ein.
Als sie am nächsten Morgen nach dem Frühstück das Hotel verlassen will, wird sie vom Manager angesprochen, da sie einige gebuchte Termine nicht wahrgenommen hat. „Alles ist bestens!“, sagt sie nur und schaut sich nach Maik um, der bereits auf sie wartet. Sie begrüßen sich und Maik bringt sie zu seinem Jeep.
„Wohin soll es denn heute gehen?“, fragt Sandra neugierig.
„Lass´ Dich überraschen!“, antwortet Maik nur. Nach wenigen Minuten Fahrt biegt er in eine Straße ab, die nicht asphaltiert ist. Sie kann nur sehen, dass die Straße am Horizont über einen hohen Berg führt, alles Weitere ist offen.
„Mach´ Dir keine Gedanken und analysiere nichts!“, sagt Maik. „Es wird ein toller Ausflug mit intensiven Eindrücken, aber es ist nicht gefährlich und am Abend sind wir wieder zurück! Entspann Dich und genieße es! Spüre in Dich hinein, was Du empfindest! Ich habe diese Strecke nicht zufällig ausgewählt! Wir fahren nach Cofete und dann weiter zur Villa Winter.“
Sandra hat Vertrauen zu Maik und schafft es, nur die karge Landschaft zu betrachten. Kurve um Kurve geht es den Berg hinauf. Maik fährt zügig und konzentriert und sie merkt ihm an, dass ihm das Fahren Spaß macht. Auf der Bergspitze angekommen hält er kurz und sie haben eine grandiose Aussicht. Nichts als Ruhe, Einöde, Sandwege, Kurven und weit unten das Meer! Sandra atmet tief und lächelt. Wie klein und unscheinbar ihre Sorgen jetzt gerade sind! Und wie weit weg Frankfurt auf einmal für sie ist! Sie fühlt sich glücklich und frei.
Maik fährt weiter und es geht auf der anderen Seite des Berges über viele Kurven hinunter ans Meer. Dort stellen sie den Jeep ab und laufen einige Zeit am Meer entlang. Die Brandung und die Wellen sind hier ungleich kräftiger als da, wo sie bisher war. Es ist eine gewaltige Energie zu spüren, eine Urkraft, die schwer zu bändigen ist und die einen zugleich in ihren Bann zieht.
„Verstehst Du, warum ich mit Dir an diesen Ort gefahren bin?“, fragt Maik. „Bei diesen Naturgewalten spüren wir, wie klein wir selbst und wie unbedeutend unsere Sorgen sind. Vieles ist auf einmal völlig unbedeutend. Das Einzige, was zählt, ist das Leben! Und das lässt sich nicht immer steuern. Manchmal muss man einfach loslassen – weil die Natur viel mächtiger ist!“
Sandra nickt mit dem Kopf. Ihr bisheriges Leben ist ganz weit weg. Alles was sie belastet ist im Moment unwichtig. Ihre Anspannung lässt spürbar nach.
Beide machen eine Pause, setzen sich in den Sand und sagen eine Weile kein Wort. Zu intensiv sind die Eindrücke. Sie sitzen einfach nur da, trinken einen Schluck Wasser, gehen im Meer schwimmen, liegen in der Sonne. Nach mehreren Stunden beschließen sie, wieder aufzubrechen und zurückzufahren. Beide strahlen und genießen die Fahrt. Die Sonne und die frische Luft haben sie müde gemacht.
Zurück auf der asphaltierten Straße hält Maik im nächsten größeren Ort an, nachdem er nach längerem Suchen einen Parkplatz gefunden hat. Beide steigen aus und stehen vor einer großen Einkaufspassage.
„Was wollen wir denn hier?“, fragt Sandra überrascht. Maik antwortet nicht und geht mit ihr einfach weiter. Überall sind Geschäfte. Kosmetikartikel, Kleidung, Lebensmittel, Buchläden, Restaurants … es scheint kein Ende zu nehmen.
Nach zehn Minuten bleibt Sandra stehen. „Maik, müssen wir hier sein? Du machst den ganzen Ausflug und die intensiven Eindrücke kaputt! Jede Menge Geschäfte mit unnötigem Zeug! Das ist ja wie zuhause!“
„Ich dachte schon, Du stoppst mich nie! Auch das gehört zu unserem Ausflug! Was Du hier siehst, das ist Dein bisheriges Leben! Hektik und viele oberflächliche Dinge, von denen man kaum etwas wirklich braucht!
Du warst jetzt nur ein paar Stunden mit mir unterwegs, hast Dich auf eine Fahrt mit viel Natur und Einfachheit eingelassen und schon sind Dir Menschenmengen und Shopping-Zentren zu viel. Für heute hast Du viel gelernt!
Natürlich wirst Du in Zukunft nicht völlig ohne das alles leben. Aber Du hast eine andere Einstellung dazu gewonnen und wirst Dein Denken verändern. Du wirst sensibler werden und mehr auf Dich achten!“
Sandra schaut ihn nachdenklich an. Wie macht er das nur? Alles, was er tut und sagt, wirkt spontan und aus dem Moment heraus entstanden - aber es ist durchdacht, einfach und wirkungsvoll! Er bringt sie auf seine Art geradezu spielerisch voran - ohne jeden Stress - und sie fragt sich, wieso sie selbst so lange über etwas nachdenken muss, worauf er sofort eine Antwort hat.
Maik bemerkt ihr Grübeln und sagt: „Fast alle Menschen stecken in ihrem Lebensrhythmus fest und machen einfach immer weiter wie bisher. Sie hinterfragen nichts! Sie sind nicht wirklich zufrieden und glücklich - aber sie wissen auch nicht, wo sie ansetzen sollen, wenn sie ihr Leben entscheidend verbessern möchten! Also lassen sie es irgendwie laufen, denn ganz so schlimm ist es ja auch nicht und bisher hat das ja irgendwie funktioniert. Aber ist das erstrebenswert?“
„Nein, das ist es wirklich nicht!“, antwortet Sandra. „Du hast das ziemlich hart formuliert, aber es stimmt. Vielleicht funktioniert unser ganzes System nur deshalb, weil fast alle diesen Trott mitmachen, ohne darüber nachzudenken!“
„Das sehe ich auch so! Kaum jemandem ist wirklich klar, wo seine Prioritäten liegen! Daraus folgt, dass die meisten Menschen den größten Teil ihrer Zeit in die falschen Dinge investieren!
Somit ist es wichtig, die eigenen Prioritäten zu kennen und entsprechend zu handeln. Hast Du das erreicht, dann wird Dein Leben einfacher und entspannter. Die Einfachheit der Dinge ist von grundlegender Bedeutung. Je mehr Belastungen Du hast, desto komplizierter ist Dein Leben. Und je komplizierter Dein Leben ist, desto weniger Überblick hast Du und umso chaotischer lebst Du! Wie willst Du etwas verändern, wenn Du nicht weißt, wo Du stehst und wohin Du willst?“
Sandra ist erschöpft von dem Ausflug, aber gleichzeitig arbeitet es in ihr. Einerseits braucht sie eine Pause und will sich ausruhen, andererseits will sie immer mehr wissen, mehr von sich erfahren und ihren künftigen Weg finden.
Maik macht ihr einen Vorschlag. „Ich merke, dass Du ungeduldig bist. Ungeduldig mit Dir selbst. Aber ich habe Dir schon einmal gesagt, dass das Ganze ein Lernprozess ist. Lass diesen Tag auf Dich einwirken. Ich bringe Dich jetzt zurück zum Hotel. Dort kannst Du Dir Deine Notizen machen, aber bitte knapp! Und danach entspann Dich, ruhe Dich aus und unternimm etwas das Dir Spaß macht!“
„In Ordnung! Dann sehen wir uns morgen wieder?“
„Nein!