Auf der Reise zu Dir selbst. André M. Richter
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„Ich muss Dir zustimmen! Alles, was Du sagst, trifft auf mich zu. Aber wenn ich morgen nichts tun soll und wir uns übermorgen sehen, wann soll ich dann die Aufgaben lösen, die Du mir gestellt hast?“
„Wenn Du morgen so handelst, wie ich denke, dann wird irgendwann der Moment kommen, an dem Dir ein paar wichtige Dinge einfallen. Das notierst Du Dir kurz. Nimm am besten nur einen einzigen Zettel mit. Denk an die Einfachheit! Es soll keine wissenschaftliche Arbeit werden. Ach ja, mache nur wenige Dinge, die aber ganz bewusst! Dein Ergebnis wird nicht umso besser, je mehr Du unternimmst – es hängt davon ab, was Du unternimmst! Du bist kein japanischer Tourist, der innerhalb von 48 Stunden ganz Deutschland erkunden will!“
Sandra muss lachen und beide verabschieden sich. „Danke für diesen Tag, ich bin wirklich beeindruckt!“
„Dann bis übermorgen!“
Am nächsten Morgen frühstückt Sandra in aller Ruhe und überlegt. Spontan sein soll ich … nicht zu viel machen … alles, was ich mache, ganz bewusst tun …
Also gut, denkt sie sich und fährt mit dem Jeep los. Ihr einziges Ziel ist es, raus aus dem Ort zu fahren und sich ein stilles Plätzchen irgendwo in der Natur zu suchen. Nach ungefähr 20 Minuten Fahrt sieht sie zufällig einen Sandweg, der ans Wasser zu führen scheint. Sie folgt dem Weg und ist nach kurzer Zeit an einem kleinen Parkplatz direkt am Strand. Sie schaut sich um. Um sie herum leichte Dünen, ein paar Bungalows die mitten in die Landschaft gebaut zu sein scheinen, das Meer und die Wellen, das Tosen der Brandung, ein paar Surfer in der Nähe, die Sonne und sonst nichts. Nur wenige Menschen, keine Souvenirläden, keine Imbissbuden und keine Strandverkäufer – einfach fantastisch!
Sandra geht im Meer schwimmen, trocknet sich ab, ölt sich ein, trinkt einen Schluck Wasser, legt sich auf ihr Handtuch und schließt die Augen. Nach wenigen Minuten setzt sie sich wieder hin. Es wäre zu schade, die wunderschöne Umgebung nicht zu sehen! Das alles hier ist pure Energie, denkt sie und verspürt eine viel zu lange in Vergessenheit geratene Lebenslust. Sie strahlt und ist wahnsinnig dankbar für diesen Moment.
Als sie daran denkt, wie oft sie sich teure Dinge gekauft hat die ihr überhaupt nicht gefallen haben, sondern einfach nur ein Must-have waren, kommen ihr fast die Tränen. Die wenigen Tage vor Ort haben sie schon jetzt so sehr verändert, dass sie nie mehr diejenige sein wird, die sie noch vor ein paar Tagen war. Aber sie ist nicht traurig darüber, ganz im Gegenteil. Sie hat den Eindruck, dass ihr Leben jetzt erst beginnt!
Eigentlich wollte sie an diesem Strand nur einen kurzen Stopp einlegen. Aber inzwischen gefällt es ihr hier so gut, dass sie beschließt, bis zum Abend zu bleiben. Sandra schaut in den blauen Himmel und sieht, wie die Wolken an ihr vorüberziehen. Als Kind konnte sie das stundenlang tun. Maik hat recht. Man vergisst mit den Jahren viele wunderschöne Eindrücke aus der Kindheit und legt auch diese Unbefangenheit früher oder später ab, ohne es zu bemerken.
Sandra schaut sich weiter um. Sie spürt den Wind auf ihrer Haut, nimmt den Salzgeruch des Meerwassers wahr und hört das Aufklatschen der Wellen. Es ist eine gewaltige Energie zu spüren und sie verspürt den Wunsch, sich vom Wind treiben zu lassen. Sie nimmt eine Handvoll Sand in die Hand und lässt ihn über ihre Beine rieseln.
Danach sammelt Sandra ein paar Kieselsteine und Muscheln und betrachtet sie genau. Warum mache ich das jetzt erst wieder, fragt sie sich. Wenn man sich auf die einfachen Dinge einlässt, sind viele Gedanken und Sorgen überflüssig und ganz weit weg!
Die Dünen, die Kargheit und die Weite versetzen sie gedanklich in eine andere Welt. Abenteuerbücher gehen ihr durch den Kopf und sie denkt an Lawrence von Arabien. Es ist unendlich lange her, dass sie ihre Gedanken derart ziehen lassen konnte. Sie ist mit sich zufrieden und verspürt ein Gefühl wunderbarer Leichtigkeit.
Sandra holt einen Stift und ein Blatt Papier aus ihrem Rucksack und will ein paar Gedanken zu Papier bringen. Sie kann nur mit Mühe schnell genug schreiben, um nichts zu vergessen.
„Ich schaffe Klarheit in all meinen Lebensbereichen. Alle Bereiche sind mir gleich wichtig. Ich bin mir wichtig und achte künftig auf mich. Meine früheren Wünsche sind heute bedeutungslos.
Glück und Zufriedenheit sind unabhängig von Geld und Luxus. Ich werde ab jetzt nur noch die Dinge tun, zu denen ich stehe und die ich gerne mache. Um die richtigen Entscheidungen zu treffen, muss ich loslassen und Spontanität zulassen. Weniger ist mehr! Ich stehe heute am Anfang meines neuen Lebens!"
Sandra nickt zufrieden. Sich auf die wesentlichen Dinge zu fokussieren vereinfacht das Leben auf eine wunderbare Art. Sie hat jetzt nur einen kleinen Zettel beschrieben, der aber alles Wichtige aussagt. Mehr ist nicht nötig. Das wird Maik sicher gefallen.
Allmählich geht die Sonne unter. Es gibt kaum etwas Schöneres als beobachten zu können, wie nach einem herrlichen Tag die Sonne langsam im Meer versinkt. Das Spiel der Farben ist immer wieder unbeschreiblich schön und macht jeden Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis. Mit dem letzten Funken Helligkeit läuft sie zum Jeep und fährt zurück ins Hotel. Ein kurzes Essen, ein kleiner Drink und sie geht auf ihr Zimmer. Sandra will allein sein. Hektik und Lärm würden jetzt nur ihre Stimmung verderben. Nach wenigen Minuten auf der Terrasse geht sie ins Bett. Sie ist todmüde und erschöpft, aber glücklich. Ich sollte mal wieder Gitarre spielen, sind ihre letzten Gedanken, bevor sie einschläft.
Am nächsten Tag fährt sie nach dem Frühstück direkt zu Maik. Er sitzt bereits in der Taverne und winkt ihr zu, als er sie sieht. Sie begrüßen sich und Sandra legt ihm grinsend ihren Zettel von gestern auf den Tisch sowie einen Kieselstein und eine Muschel.
„Was ist das?“, fragt Maik scheinheilig und grinst.
„Du hattest wie immer recht!“, sagt sie. „Ich war gestern spontan, habe nur sehr wenig unternommen und alles ganz bewusst wahrgenommen. Es war ein besonderes Erlebnis für mich und ganz plötzlich wusste ich, was ich will und was nicht. Natürlich muss ich noch mehr in die Tiefe gehen. Aber die Basis ist da!“
Maik ist sichtlich erfreut und sieht seine Methode bestätigt. „Wir hätten von Beginn an jeden Tag ein Foto von Dir machen sollen. Du veränderst Dich von Tag zu Tag und hast bereits eine viel positivere Ausstrahlung!“
Sandra freut sich über das Kompliment und erzählt ihm von den vielen Gedanken und Eindrücken des gestrigen Tages. „Ein Gedanke lässt mich nicht mehr los. Ich spüre, dass ab jetzt nichts mehr so sein wird wie bisher und ich bin froh darüber. Aber wenn ich mich so sehr verändere, was ist dann mit meinen bisherigen Freunden?“
„Entspann Dich und lasse es auf Dich zukommen! Dein gesamtes Umfeld wird überrascht sein! Eine Folge Deiner Veränderung ist es, dass Du künftig manche Dinge ablehnst oder nicht mehr mit Dir geschehen lässt. Einige Menschen werden sich von Dir trennen, einige werden bleiben und andere werden in Dein Leben treten. Du wirst künftig die passenden Menschen in Dein Leben ziehen und um Dich haben!
Vergleiche es mit einer langen Bahnfahrt! Du steigst ein, ein paar andere Menschen ebenso. Dann gibt es einige Zwischenstopps. Manche steigen aus, manche fahren weiter mit Dir, einige bis ans Ziel. Zwischendurch steigen neue Menschen ein und vielleicht auch wieder aus. Du kannst das nicht beeinflussen. Das heißt, eigentlich