Die Genesis aus biblischer Sicht. Roman Nies
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Fakt ist, dass es eine nichtmaterielle Komponente in zweierlei Hinsicht gibt. Die Materie löst sich als solche ins Nichts auf und es bleibt Gestalt und Information. Und das alles ist eingebettet in ein Beziehungsgefüge der Messung, also Beobachtung, und der Eingriffsmöglichkeit von außen. Deshalb muss man bei der Evolutionstheorie ebenso wie bei der kreationistischen Theorie beides berücksichtigen und stellt fest, dass sie, quasi wie zur „Versöhnung“, sich vereinbaren lassen müssen. Sie unterliegen gewissermaßen einem Zwang der Quantenphysik (besser gesagt, der „wirklichen Physik“). Die Grenzen dieses Messbaren sind in Makrokosmos und Mikrokosmos, an den Rändern des Universums ebenso wie an den Quanten zu verorten. Was darüber hinausgeht, muss man als nichtmessbare, aber existentielle Meta-Ebenen bezeichnen, weil aus dem Nichts nicht wirklich etwas entstehen kann. Und so kann man eine Formel für die Entstehung und Erhaltung des Lebens aufstellen, die man auch Formel der Evolution und Kreation nennen kann. Sie lautet:
äLK / iAM / iAU = jLK, d.h. ein älterer Lebenskomplex (älK), der der Möglichkeit eines Einflusses eines informativen Agens sowohl aus dem nichtmessbaren mikrokosmischen Bereich (iAM) als auch aus der lebensbedingenden und –begrenzenden Umwelt (iAU) ausgesetzt ist, wird zum jüngeren Lebenskomplex (jlK). *10 Eine andere Darstellung wäre:
E1 = Erbfaktor Agens (nichtmaterielle Größe, die sich materiell auswirkt, erstmals, wenn auch nicht zwangsläufig nur in DNA, Herkunft DNA und unbekannt)
X= x Faktor Agens (nichtmaterielle Größe, die sich materiell auswirkt, erstmals, wenn auch nicht zwangsläufig nur in DNA, Herkunft Sinn- u. Zweck-Potenz)
U= Umweltfaktor Agens
E2= Erbfaktor Agens der Folgegeneration
/ = Es kommt zu einem Wechselspiel von Wirkungen
Der (nicht darwinistische) Evolutionsprozess ist also nach oben und unten offen: unten das ist die informative Quantenwelt, die offen ist für andere Wirklichkeitsdimensionen, aus denen sie einen informativen Input gewinnen kann; oben, das ist der Beziehungsverbund mit der Umgebung unseres Raum-Zeit-Kontinuums. Alles webt und lebt ineinander und voneinander. Der Taktgeber ist jedoch ein anderer. Diese Formel stimmt aus quantentheoretischer Hinsicht auf jeden Fall, weil sie möglich ist. Und wer als Kreationist fragt, wo dabei Raum für den Gott ist, der jenseits von Raum und Zeit ist, dem kann gesagt werden: Das Geistige ist nur auf der geistigen Ebene bestimmbar und die Bibel sagt Gott ist Geist (Joh 4,24)! Wer Gott messen oder beobachten will, muss Ihm also auf der geistigen Ebene begegnen (zum Beispiel beim Gebet). Wenn Gott entscheidet, umgekehrt in den Weltenlauf durch „Messung“ und tätiges Beobachten einzugreifen, mag Er das im Meso- oder Makrokosmos sogar durch „Wunder“ tun, (im Mikrokosmos steht Ihm ja die Tür zur Welt sperrangelweit offen!), uns fehlen dazu die (technischen) Mittel. So gesehen wären Wunder nur ein Qualitätsproblem, eine Kompetenzfrage des Beobachters, aber keine Verletzung der Naturgesetze. Der Fehler der Philosophen der vermeintlichen „Aufklärung“, die behaupteten, Wunder seien nicht möglich, oder, weil sie nicht der Erfahrung entsprächen, dürfe man sie auch nicht als Bestandteil der Weltereignisse betrachten, bestand darin, dass sie bei ihren Gedanken mit einem weitmaschigen Netz im Meer fischten und dabei an den kleinen Fischen vorbeifischten. Die entgingen ihrer Kenntnisnahme. Wer nicht weiß, wie die Welt beschaffen ist, sollte schweigen, bevor er alte Weisheiten über die Schöpfung in Zweifel zieht. Das Schweigen sollte er nutzen, nachzudenken.
Man hat zu konstatieren: die gängige Evolutionstheorie kann schon wegen den Feststellungen der Naturwissenschaftler auf dem Gebiet der Erforschung des Mikrokosmos nicht stimmen. Ihre Aussage, dass es so etwas wie eine Evolution *11 gibt, stimmt. Und es gibt tatsächlich auch Evolutionsfaktoren, uns bereits bekannte und noch nicht bekannte. Doch diese haben mehr oder weniger Gewicht. Die Welt ist nicht starr. Aber die Evolution als Phänomen ist vor allem ein geistiges Phänomen, denn sie wird andauernd durch „Beobachtung“, die den Lebensformen verinnerlicht ist oder wird, ihre Interkommunikation und Interaktion mit der Umwelt, angetrieben, nicht durch einen blinden Zufall. Der Zufall kann zwar als Handlanger gebraucht werden, aber er ist nicht der Meister, der angibt, wo und wozu am Lebensgebäude gezimmert wird.
Eines muss noch gesagt werden. Die Natur hat in der Tat eine kreative Kraft und ist in der Lage auf veränderliche Umweltverhältnisse durch Anpassung zu reagieren. Doch diese hat Grenzen. Dass sie relativ eng angelegt sind, erkennt man daran, dass die Wälder Amazoniens abgeholzt werden und sich nicht dagegen wehren. Ihre „Rache“, das Land der allmählichen Verödung anheimfallen zu lassen, fällt nicht aufbauend aus. Atheisten sind sich der Gefahr bewusst, die der Erde und ihren Bewohnern droht, wenn die Krone der Schöpfung, der Mensch, der von Atheisten wohl eher bald „Sackgasse der Evolution“ genannt werden muss, so weitermacht wie bisher. Ihr schwacher Trost könnte allenfalls darin bestehen zu sagen, die Evolution geht auch ohne den Menschen, dann eben mit niedrigeren Lebensformen weiter. Kreationisten bauen auf die Hoffnung, dass der Schöpfer von Himmel und Erde jederzeit wieder eine Neuschöpfung in Gang setzen kann. Fruchtbare Erde unterscheidet sich von abgebrannter Erde ja nur in der Qualität der Information. Aber in einem können sich Atheisten und Kreationisten die Hand reichen: der Mensch sollte Pfleger und Heger der Naturschätze sein. Das ist man schon seinen Kindern schuldig.
Genesis und Quantenphysik
Der Bericht über die Entstehung unserer Welt, wie er in der Bibel nachzulesen ist, und die Erkenntnisse der Naturwissenschaften sind komplementär. Ein provokanter, aber berechtigter Satz. Er ist ein Bekenntnis und ein Forschungsauftrag. Die Wissenschaft kann sich der Wahrheit dieses Satzes auf der einen Seite annähern, die Theologie, d.h. die Forschung über Gott und den Logos, von der anderen Seite. Aus Sicht der Naturwissenschaften muss die Bibel, wenn sie Recht hat, die Erschaffung der Himmel und der Erde in sechs Tagen sehr zutreffend erklären. Der Text dazu steht im ersten Buch Mose. Die Juden nennen es Buch „Bereschit“. Das bedeutet zu Deutsch „Im Anfang“, denn das sind die ersten beiden Worte der Bibel. „Im Anfang“ bedeutet, so fing alles an, als die Himmel und die Erde erschaffen worden sind. Weiter zurück kann man in Bezug auf sie nicht gehen, es sei denn, man befasst sich mit dem, der für die Schöpfung verantwortlich ist, denn der bestand vor der Schöpfung, oder besser gesagt, außerhalb von ihr. Im Altgriechischen bezeichnet die „Genesis“ (γένεσις) die ‚Schöpfung‘, ‚Entstehung‘, ‚Geburt‘. Andere Bibelstellen ergänzen das, was die Naturwissenschaftler nicht wissen, weil sie es nicht ermessen können. Es ist nicht in ihrem Messbereich. Das ist das grundsätzliche Problem der Wissenschaften, dass nur das als „Wissenschaft“ oder als „wissenschaftlich“ erscheinen kann, was Menschen dazu erklärt haben. Menschen sind aber nicht im Besitz der Wahrheit oder der Wirklichkeit, sie nehmen allenfalls daran teil. Daher kann Wissenschaft immer nur etwas Vorläufiges sein. Die Bibel erhebt hingegen den Anspruch Gottes Wort zu sein. Wenn sie das ist, dann ist sie verlässlich. Wenn der Gott der Bibel wirklich Gott ist, dann handelt es sich um einen zuverlässigen Gott, denn das bezeugt Er selber von sich. Der Gott der Bibel kann kein falsches Zeugnis ablegen und Er weiß bereits alles, was ein Mensch je wissen kann.
Die Schöpfungsgeschichte betrifft den Text von Gen 1,1 bis Gen 2,15, wobei der Textabschnitt ab Gen 2,3 noch einmal das bereits Gesagte mit neuen Details versetzt. *12 Die Kapiteleinteilung wurde nicht vom Verfasser der Genesis so vorgenommen. Das Buch Genesis ist nicht das einzige Dokument innerhalb der Bibel, zu deren Entstehung ja 40 Menschen über einen Zeitraum von über eintausend Jahren beigetragen haben, welches etwas über die Entstehung von Himmel und Erde zu sagen hat.
So besagen Joh 1,1ff, Röm 11,36, 1 Kor 8,6, Kol 1,16 und Heb 1,2, dass Gott in und durch Jesus die Dinge erschaffen hat und dass das gesamte All, einschließlich des Menschen dem Ziel Christus zugeführt und untergeordnet werden soll, ist die neutestamentliche Ergänzung zum Schöpfungsbericht (1 Kor 15,21-28). Das bedeutet, dass die physikalisch