Die Genesis aus biblischer Sicht. Roman Nies
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In der Bibel fängt die Schöpfungswoche damit an, dass Gott sprach, es werde Licht (Gen 1,3). Das Sprechen Gottes ist nichts anderes als das Wirken Seines Geistes, der die Dinge, wie sie sein sollen, weil Er sie so haben will, konstituiert. Sprechen bedeutet eine Information an einen Zuhörer weiterzugeben, der darauf reagieren soll, wenn das Sprechen in der Befehls- oder Ausführungsform geschieht. Beim Computer nennt man es Eingabebefehl. Je mehr Gott in die Welt hinein spricht, desto mehr auszuführende Information bekommt sie, gerade immer in den Quanten wie es geschehen soll. Das erklärt, warum Gott mit der Erschaffung von Materie, Raum und Zeit beginnt, ehe er dazu übergeht, die Materie in Raum und Zeit zu ordnen und schließlich durch eine Zugabe der entsprechenden Information hochkomplexe, funktionierende Gebilde schafft. Dieser schöpferische Vorgang wird in der Bibel in der Schöpfungswoche beschrieben (Gen 1,2-31). Insofern ist der Bericht wissenschaftlich stringent und konsequent. Er genügt dem Anspruch, der wissen will, wie es gemacht ist. Durch Input an Informationen.
Alle Lebewesen haben eine genetische Bauanleitung und Betriebsanleitung, in der das Sprechen Gottes, die Informationsgabe für Seine Geschöpfe, materialisiert und funktionalisiert wird. Die Erschaffung der Lebewesen stellt damit auch den letzten Schritt vor der Erschaffung des Menschen dar. Es gibt keine weiteren Zwischenschritte. Diese Erschaffung des Menschen wird in der Schöpfungswoche am letzten Tag nicht nur durch die Formgebung von Materie erzielt, der „Leben“ eingehaucht wird, sondern durch die Eingabe des Geistes, den der Mensch benötigt, um Mensch sein zu können. Er ist das Ebenbild Gottes, der Geist ist und Körperlichkeiten wählen kann wie Er will. Für den Menschen hat Er die Wahl getroffen, passend zur Menschwerdung, denn der Mensch ist nicht fertig, wenn alle seine Lebensfunktionen in Gang gesetzt sind. Vor allem muss er sich noch geistlich entwickeln. Wenn ihm Flügel wachsen würden, wie er sich das vermutlich selber gewünscht hätte, wären ihm diese eher auf dem Weg seines Lebens hinderlich. Leben und Geist sind Sondergaben aus der jenseitigen Welt, der göttlichen Hemisphäre, deren Wirkungen zwar in dieser geschaffenen Welt wahrnehmbar und messbar sind, die aber an sich nicht dinglich oder herkunftsmäßig feststellbar sind, weil sie unmittelbar auf Gott zurückzuführen sind.
In der Schöpfungswoche schuf Gott zuerst Materie, Raum und Zeit, dann gab Er ihnen eine Ordnung, die wir als Naturgesetze wahrnehmen. Er bildete immer komplexere Phänomene unter den bereits geschaffenen Vorbedingungen und schließlich schuf Er Lebendiges und geistige Wesen, mit denen er interagieren und kommunizieren konnte.
Der Schöpfungsbericht ist in sich geschlossen, logisch und sinnreich. Darin unterscheidet er sich auch fundamental von allen anderen Schöpfungsberichten, die aus der Antike bis zum heutigen Tag überdauert haben. Er hat nichts Mythisches an sich.
Die Naturwissenschaftler wissen inzwischen, dass Materie, Raum und Zeit, die nach der Genesis von Gott zuerst geschaffen worden sind, eine für uns untrennbare Zusammengehörigkeit haben. Sie sind von Gott für die gleiche Seinsebene in aufeinander abgestimmten Dimensionen erschaffen worden. Das geschah in Gen 1,2-5 am ersten Schöpfungstag. Die Relativitätstheorien von Einstein, die atomarphysikalischen Erkenntnisse von Nils Bohr, vor allem aber die Ergebnisse der Forschung der Quantenphysik durch Max Planck, Werner Heisenberg und andere lassen keinen anderen Schluss zu, als dass es das Eine in unserer wahrnehmbaren Welt, nicht ohne das Andere gibt und dass die Dinge nichts Unendliches oder Absolutes an sich haben. Das hatte man früher immer angenommen, die Materie, der Raum oder die Zeit, jedes für sich, sei eine feste, unverrückbare Größe, auf die man sich, wenn alles andere zerbricht, immer noch verlassen könne. Die moderne Physik hat mit diesem Irrtum der Naturforscher (Newton) und Philosophen (Descartes, Kant) früherer Epochen aufgeräumt. Nur die Atheisten verharren in dieser Sichtweise wider die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse.
Schon Mose, dem Verfasser des biblischen Genesisberichtes, *13 war bekannt, dass nur Gott eine feste Größe sein kann (5 Mos 32,4). Die Materie an sich hat keine Festigkeit. Materie ist und hat keine Substanz, sie geschieht nur und das ist auch nicht zum Innersten hin beobachtbar. Was man in den äußeren Schichten der messbaren Wirklichkeit nachweisen kann, ist lediglich, dass Materie etwas Energiereiches ist. Bei der Messung und Handhabung des Materiellen greift man jeweils immer nur eine Möglichkeit aus einer unbekannten Zahl von Möglichkeiten der ganzen Bandbreite seines Erscheinungspotentials heraus. Im Innern des Materiellen findet man nichts, ebenso wie man im Innern der Lebewesen nur die Moleküle der DNA-Erbsubstanz findet, die auf geheimnisvolle Weise etwas steuern, was sie sich selber nicht zur Aufgabe gemacht haben können. Das ist ein Mythos, dass sich Materie selbst organisiert. Sich organisieren ist etwas Geistiges, ebenso wie Information, die gebieterisch weitergereicht und umgesetzt wird. Nicht der Geist ist Mythos, sondern seine Leugnung.
Alles was an einem Elementarteilchen messbar ist, ist immer nur relativ zu einer anderen Größe. Nur das Planck’sche Wirkungsquantum ist unveränderlich und zeigt, dass es eine kleinste Wirkung gibt. Sie ist immer gleich. Wer hat sie so festgesetzt? Sie stellt sicher, dass es ein „sicher“ überhaupt in der Schöpfung geben kann, eine verlässliche Grundlage, nicht Chaos! Wer hat all die anderen Naturkonstanten festgesetzt? Als solche werden Größen bezeichnet, die genauso sein müssen, wie sie sind, damit der Mensch überhaupt in dieser geordneten Welt lebensfähig sein kann. Es gibt eine unüberschaubare Menge dieser Naturkonstanten, die darauf hinweisen, dass nichts wirklich Zufall sein kann und dass die Phänomene des Geschaffenen im Sinne von Röm 1,19-20 zu deuten ist: „…weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen offenbart. Denn sein unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit Erschaffung der Welt in dem Gemachten wahrgenommen.“ Freilich nur von denen, die das geringe Wagnis des Glaubens eingehen. Glauben bedeutet hier lediglich das Wahrnehmen des Wahrnehmbaren und die logische gedankliche Schlussfolgerung, dass es einen Schöpfergott, der alles in Gang gesetzt hat, geben muss. Gott hat sich nicht unbezeugt gelassen, denn es drängt sich der menschlichen Vernunft immer wieder auf: hinter den vielen relativen Größen, muss es eine initiative absolute Größe geben. Die Schöpfung ist von einer Vorläufigkeit, die auf ein Endgültiges zulaufen. In Röm 11,34-36 kommt das so zum Ausdruck: „Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen? Oder wer hat ihm vorher gegeben, und es wird ihm vergolten werden? Denn aus ihm und durch ihn und zu ihm hin sind alle Dinge! Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit.“ Darum geht es Gott, „die Herrlichkeit in Ewigkeit“. Aus Ihm kommt die Schöpfung, das ist nach unseren limitierten Augen das Nichts, aber zu Ihm sind doch noch alle Dinge. Nichts entgeht Ihm! Nichts kann seine Eigenwege bis zum Schluss durchhalten, denn das Geschaffene ist so geschaffen, dass es gar nicht ewig Bestand haben kann. Es kann sich nur umwandeln lassen zum Ewigen hin. Die Ewigkeit ist eine Qualität, die nur Gott hat und diejenigen, die Gott sich einverleibt hat.
Festigkeit und Zuverlässigkeit in den letzten Dingen gibt es nur bei dem, der sich auch als feste Burg oder Fels bezeichnete. *14 Da Jesus Christus der Schöpfer war, ist es folgerichtig, dass er als Fels bezeichnet wird (1 Kor 10,4). Er „trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort“ (Heb 1,3). Das lässt darauf schließen, dass das in der Schöpfungswoche gesprochene Wort „Es werde…“ auch weiterhin seine Informationen in die Schöpfung einfließen lässt. Es entfaltet Seine Kraftwirkung *15 dauerhaft vom Logos (hebr. Dabar) her aus dem Jenseitigen *16 Zur Geburt des Logos als Menschenkind bezeugten die Engel das Kommen von dieser Kraftwirkung aus dem Bereich Gottes in einem Lobpreis: „Doxa en hypsistois Theo" (Lk 2,14). Das Erscheinen des Sohnes Gottes ist eine Folge der Kraftwirkung Gottes aus der Höhe. Mit dieser Proklamation führen die Geistwesen aus dem Umkreis Gottes