Wichita Western Sammelband 4016 - 5 Romane um Colts, Cowboys und Banditen. R. S. Stone
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Goodnight wandte sich an Marylee. Sein Kommentar hätte ebenso gut aus Brazos McCords Munde stammen können, als er sagte: »Teufel, Teufel, Ma‘am. Das hätte ich Ihnen so ja gar nicht zugetraut. Meinen größten Respekt. Alle Achtung.«
Marylee lächelte ihm etwas gequält entgegen. »Ich nehme an, dass Ihre Worte ein Kompliment darstellen sollten, Bootsmann Goodnight?«
»Darauf können Sie einen …«, rechtzeitig bemerkte er den Ansatz seiner vulgären Ausdrucksweise, räusperte sich kräftig und fügte schnell hinzu: »Selbstverständlich, Miss Marylee. Auf jeden Fall.«
Brazos konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Dieser Bootsmann war ganz nach seinem Geschmack. Marylee hingegen warf Brazos einen scharfen Blick zu, der Goodnight natürlich nicht entging, und den der Bootsmann folgerichtig auffasste. Genauso wie das, was vor seinem Erscheinen in der Höhle passiert sein musste. Aber über das schwieg er sich natürlich beharrlich aus. Brazos‘ Stimme riss ihn aus seinen Gedanken heraus: »Wie kommt es, dass Sie sich retten konnten? Das letzte, was ich von Ihnen zu sehen bekommen hatte, war, dass Sie in dem Handgemenge über die Reling ins Wasser geflogen sind.«
Goodnight nickte grimmig. »Ja, ich hatte Glück. Mächtiges Glück. Ich weiß nur, dass ich irgendwie im Wasser aufgewacht bin, zwischen ein paar verdammten Wrackteilen. Irgendeine dieser Schmeißfliegen muss mich von der Reling gehievt haben. Konnte nur noch das Boot dieser Dreckskerle von hinten sehen, während die Sweet Travelling langsam auf Grund ging. Dann habe ich mich auf einem dieser Wrackteile ans Ufer treiben lassen. Für die Sweet Travelling konnte ich nichts mehr tun. Und für meine Kameraden …« Goodnight schüttelte bitter den Kopf und hob drohend die Faust. »Aber so ein Boot hinterlässt Spuren, Mister. Und ich werde nicht eher ruh‘n, bis ich die Kerle in die Finger kriege. Und dann Gnade ihnen Gott. Keiner schießt mir ein Schiff ungestraft unterm Hintern weg, auf dem ich Bootsmann bin! Und was den Käpt‘n betrifft; ‘nen besseren gibt’s nicht mehr. Jawohl, Sir, ich werde mir jeden einzelnen Skalp dieser dreckigen Mörder holen! So wahr ich Eric Goodnight heiße.«
Brazos warf ein Stück Holz ins Feuer und grinste in Goodnights Richtung. »Damit wären wir schon zwei, Goodnight. Ich bin mächtig froh, dass Ihnen nichts weiter passiert ist, als die paar Striemen, die ich in Ihrem Gesicht erkennen kann.«
»Na, den Spruch gebe ich Ihnen gern zurück, Ranger. Gilt natürlich auch für Sie, Miss Marylee. Schon eine Idee, wie‘s weitergehen soll, McCord? Das war doch Ihr Name, wenn ich mich recht erinnere, oder?«
Brazos McCord nickte. »Ganz Recht, Bootsmann. Nun, sobald der Regen da draußen etwas nachgelassen hat, sollten wir uns schnellstmöglich auf den Weg nach Stowell machen, Miss du Mauret in ein Hotel einquartieren und schleunigst die Behörden informieren. Und dann will ich mich auf die Fährte der Mörderbande heften. Schließlich ist mir der gute Cole Ketchum unter der Nase weggeklaut worden. So was kann ich schlecht verdauen. Den Kerl will ich wiederhaben und dabei versuchen, an Marylees Freunde heranzukommen. Wenn Sie mitkommen wollen, Bootsmann, besorgen Sie sich in Stowell ein Pferd, Waffen und genügend Munition. Hoffe nur, Sie können reiten und mit ‘nem Schießprügel umgehen.«
»Mann, wollen Sie mich auf die Rolle nehmen? Ich sagte doch bereits, ich bin hier aufgewachsen. Aber sagen Sie mal … Ihr Sprüchlein klingt in meinen Ohren, als wüssten Sie schon jetzt, wohin Sie auf Kriegspfad gehen wollen, eh?«
»Nicht genau, mein Lieber. Aber ich habe nachgedacht und ein paar Vermutungen.«
»Na, die wären?«
»Nun, Goodnight, der Weg führt zurück nach Brashear City, so, wie‘s für mich aussieht aussieht. Es ist seltsam, habe lange gebraucht, doch dann ging mir ein Licht auf. Der feine Marshal Hardesty dort ist nicht ganz sauber, hängt in der Sache mit drin. Anders kann‘s für mich nicht sein.«
Goodnight stutzte. »Der Marshal? Dieser Hardesty? Mann, wie kommen Sie denn da drauf? Mir schien, dass der Bursche heilfroh war, seinen Gefangenen an Sie übergeben zu haben. So, wie der aussah.«
Brazos schüttelte den Kopf. »Alles nur Gehabe, mein Freund. Es war Hardestys Idee gewesen, die Reise mit der Sweet Travelling anzutreten, Goodnight. Und als der Kapitän sein Einverständnis gab, war für den Marshal die Sache geritzt.« Brazos McCord hieb mit der Faust in die rechte Handfläche. »Ich verwette meinen ganzen Rangersold, dass sich in der Stadt einer dieser Banditen die ganze Zeit über aufhielt, um auf Hardestys Informationen zu lauern. Und als er sie dann bekommen hatte, ist dieser Bursche zu seinen Kumpanen gelaufen, die sofort ihr verdammtes Killerboot startklar gemacht haben, um der Sweet Travelling an einer passenden Stelle aufzulauern.«
Goodnight rieb sich über sein massiges, unrasiertes Kinn. »Meine Güte, das hieße ja …«
»Dass Cole Ketchum viele Freunde in der Nähe hatte, die nur auf einen günstigen Moment warteten, ihn zu befreien. Und da kam ihnen die Sache mit der Sweet Travelling nur recht.«
»Aber meine Freundinnen, meine Freunde! Was ist mit denen? Die hatten ja nichts mit dieser Sache zu tun, oder? Brazos, für mich ergibt das überhaupt keinen Sinn.«
Brazos McCord wandte sich Marylee zu. »Und ob, meine Liebe. Denn darüber wird Marshal Hardesty gewiss auch großzügig geplaudert haben. Schließlich wusste der über euch und eure Kreuzfahrt ins Blaue recht gut Bescheid. Oh, ich möchte nicht wissen, wie viel dieser Fettsack für seine Informationen bekommen hat.«
»Aha, ich verstehe«, schaltete sich Goodnight nickend ein. »Und je mehr ich darüber nachdenke, desto wahrscheinlicher wird diese Theorie. Denke, Sie haben da vollkommen Recht, McCord.«
»Es ist nur komisch, dass mir das alles erst später eingefallen ist. Verdammt, hätte schon viel früher darauf kommen müssen.«
»Wenn deine Vermutungen wirklich stimmen, glaubst du denn allen Ernstes, dass dieser Marshal das alles zugeben würde, Brazos?«
Brazos McCord erlaubte sich ein hartes Grinsen. »Natürlich, meine Liebe. Das wird er ganz gewiss tun. Zur Hölle, und wie er das tun wird!«
Marylee sah ihn an wie das Kaninchen einen Wolf. Brazos McCords Gesichtsausdruck unterstrich seine Worte, und sie glaubte ihm jede einzelne Silbe. Ein leichter Schauer lief ihr über den Rücken, und der komische Marshal in Brashear City begann, ihr tatsächlich ein kleines bisschen Leid zu tun.
11. Kapitel
Der Regen ebbte langsam ab und ließ nach einer Weile nach. Dunkle Wolken wechselten sich mit der Sonne ab, und schon bald zeigte sich der Himmel wieder in einem gleißend hellen Licht. Nur die Wasserpfützen und der schlammige Boden erinnerten daran, dass vor einigen Stunden noch die Hölle über dem Land getobt hatte. So verließ das Trio also die Höhle, abwechselnd auf dem Rücken des Schecken sitzend, während einer immer vorweg zu Fuß gehen musste. Letzteres übernahmen allerdings nur Brazos oder Bootsmann Goodnight. Sie waren ja schließlich Gentlemen. Die hübsche Marylee ritt weiter und fand das inzwischen deutlich angenehmer als einen Fußmarsch. Das zog sich bis zur Abenddämmerung hin. Dann erreichten sie die ersten Häuser von Stowell, einer kleinen Stadt mitten im Brasadaland von Texas. Sie lag in einer Talsenke, umsäumt von flachen, buschbewachsenen Hügelketten, durch die sich ein kleiner Fluss