Ist Frieden nicht möglich?. Martina Kleinlein
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Außer meinem evangelischen Religionsunterricht und späterer Konfirmation besuchte ich auch ab und zu die katholische Kirche mit meiner Freundin, die ich seit meinem 3. Lebensjahr kenne. Dort fand ich den Gottesdienst ziemlich streng, weil alles genau nach bestimmten Regeln ablief wie z. B. die Kommunion. Ich kann mich noch daran erinnern, wie meine Freundin in der Kirche die notwendigen Schritte zum Altar probte, auf bestimmte Kleidung angewiesen war und wie sie vorher vieles auswendig lernen musste.
In unserer evangelischen Kirche hatten wir einen ungezwungenen Konfirmandenunterricht, der sich um soziale Fragen und Hilfsprojekte drehte. Dort trafen wir uns mit unserer Jugendgruppe zum Tischtennis spielen und hatten einen Tag in der Woche einen Tanzabend unter Aufsicht. Es war immer eine fröhliche Runde, auch unsere gemeinsame Abschlussfahrt auf eine Nordseeinsel war voller Harmonie. Eine andere Freundin gehörte der Kirche der Heiligen der Letzten Tage an. Sie nahm mich mit zur Bibelstunde. Auf diese Weise war ich bereits als Kind mit verschiedenen Religionen konfrontiert.
In späteren Jahren befasste ich mich mit den Lehren Buddhas, indem ich ein Buch seiner Lehren studierte und verschiedene Tempel in Berlin besuchte. Aber auch Psychologie interessierte mich und ich absolvierte einen privaten Lehrgang mit Zertifikat, hatte aber auch während meiner Berufsausbildung als Krankenschwester einiges darüber gelernt.
Wer den Glauben hat, kann Selbstheilungskräfte aktivieren und neue Kraft daraus schöpfen.
Dann kreuzten die Lehren des Paramahansa Yogananda meinen Weg und ich versuchte mich mit Meditation, bevor ich mich dann dem Hinduismus zuwendete und neun Jahre lang die Bhagavad-Gita und alte indische Schriften wie das Srimad-Bhagavatam studierte.
Damals lebte ich im Nebenhaus des Tempels und konnte fast täglich an Vorlesungen teilnehmen, später zog ich um, war dann aber zweimal die Woche dabei. Außerdem besuchte ich interreligiöse Treffen in Köln und in Berlin, bin ein passives Mitglied in einer Friedensbewegung, in der ich aktiv über ein Jahr mitgewirkt habe. Dort habe ich den Islam näher kennengelernt.
In Berlin ist es nicht schwer, türkische Freundschaften zu pflegen: schon als Kind in der Schule hatte ich eine türkische Freundin, während meiner Ausbildung einen türkischen Mitschüler und später als alleinerziehende Mutter eine türkische Nachbarin, die sich ab und zu nach dem Kindergarten um meine Tochter kümmerte. So war mir der Islam von Kind an nicht unbekannt. Inzwischen ist Berlin multikulturell geworden mit über 200 verschiedenen Nationalitäten.
Aufgrund all dieser verschiedenen Eindrücke bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass es viele Gemeinsamkeiten in den heutigen Weltreligionen gibt. Völker und Sprachen haben sich vermischt und änderten sich mit der Zeit, aber wie verhält es sich mit den Religionen? Auch wenn es verschiedenen Sprachen gibt, so gibt es doch vieles, was übersetzt werden kann, also gleich ist. Wieso kann der eine Gott, nur weil er in den verschiedenen Sprachen einen anderen Namen hat, nicht der gleiche Gott sein? Dann gäbe es auch keine Glaubenskriege, denn wenn jeder wirklich davon überzeugt wäre, dass Gott zu allen Völkern spricht, würde man sicher respektvoller miteinander umgehen. Dies wollte ich ergründen.
Und während ich so in meinem Leben Informationen über verschiedene Religionen sammelte, stellte ich fest, dass ich es kaum jemanden gibt, der auf so vielfältige Art und Weise Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt hat. Meistens bleiben Menschen bei ihrer Religion oder sie wechseln in eine andere und fassen dort Fuß. Theologiestudenten mögen diverse Einblicke in verschiedene Glaubenslehren erlangt haben, können es aber nicht praktizieren, weil sie sich für eine Religion verpflichten. In fast allen Religionen darf man sich keinem anderen Glauben zuwenden: aus Angst, etwas falsch zu machen, vom Weg abzukommen - dies ist ein indirekter psychologischer Druck, der auf Gläubige ausgeübt wird. Aber ich gehörte nirgendwo richtig dazu, weil ich jeden Weg für sich faszinierend fand.
Im Zuge des technischen Fortschritts und dem Internet kann man heutzutage alles über Religionen erfahren. Im Fernsehen laufen Dokumentationen von Völkern der Erde mit ihren verschiedenen Lebensweisen. Hier in Berlin lernt man Leute vieler Nationalitäten kennen, die einem dazu etwas erzählen können.
Aber das heißt noch nicht, dass alle für andere Sichtweisen offen sind. Jede Gemeinschaft oder religiöse Gruppe ist fest davon überzeugt, dass nur sie allein weiß, was richtig ist. Aber ist es sinnvoll, sich mit Teilaspekten zu befassen anstatt das große Ganze verstehen zu lernen? Wenn ein Gott alles erschaffen hat, dann ist es auch nur der eine Gott, der in all unseren Religionen verehrt wird. Und ich rede von dem Ursprung der Welt, dem kleinen Körnchen, aus dem sich das Universum ausgebreitet hat. Folglich müsste es diese Ursprungskraft sein, von der alles ausgeht. Und dies müsste auch wissenschaftlich zu erkennen sein.
Es gab eine Zeit, wo ich die Verbundenheit in einer Gruppe sehr geschätzt habe. Aber mich irgendwo anzuschließen hätte bedeutet, in nur eine Richtung zu gehen, doch das Leben ist vielfältig und die Betrachtungsweisen ebenfalls. So kann man z.B. einen Globus von verschiedenen Seiten betrachten und wird jedes Mal andere Länder und Kontinente vor sich sehen, denen vielfältige Lebensweisen und Sitten zugeordnet werden können. Trotzdem ist die Erde ein Planet - ein Ganzes.
Einleitung
Ist Frieden nicht möglich? Wer regelmäßig die tagesaktuellen Nachrichten ansieht und sich dann den geschichtlichen Werdegang der letzten Jahrhunderte vor Augen hält, muss leider feststellen, dass ein Krieg schon fast normal als letztes Mittel der Wahl zum Einsatz kommt.
Fragt man gewöhnliche Leute verschiedener Nationalitäten, dann wollen alle den Frieden. Mütter wollen das Beste für ihre Kinder, Familien möchten zusammenbleiben. Menschen, die in Krisengebieten leben, die unter den Auswirkungen eines Krieges hungern, krank werden, angeschossen werden und die ihre Liebsten verlieren, sind tief traumatisiert und stellen sich immer wieder die Frage: Wieso, wieso, wieso?
Frieden ist die Voraussetzung zum glücklich sein. Wieso ist es dann so schwer, einen dauerhaften Frieden zu gewährleisten? Viele behaupten, es wäre unmöglich, sich gegen die Machthaber durchzusetzen. John Lennon sang den Song ‘Imagine’: “You may say I am a dreamer, but I am not the only one. I hope one day you’ll join us, and the world will be as one!” (Ihr mögt sagen, dass ich ein Träumer bin, aber ich bin nicht der einzige. Ich hoffe, ihr gesellt euch eines Tages zu uns und die Welt wird eins sein!) Frieden als eine Wunschvorstellung in einem Traum und Krieg als Realität - was macht uns so sicher, dass dies wirklich so ist?
Die Vergangenheit hat ebenfalls genug Beweise dafür geliefert, dass Liebe mehr Macht hat als Hass und Zerstörung. Gandhi leitete einen gewaltlosen Widerstand an, die Liebe von Müttern haben schon so manchen Berg versetzt, und manch heldenhafte Tat entstand aus Mitgefühl und Liebe, ja mehr noch, die Liebe ist eines der treibenden Kräfte um glücklich zu sein. Und haben wir nicht schon so manches auf den Weg gebracht. Die Sozialreformen von Bismarck, Wahlfreiheit, dies war nicht immer selbstverständlich. Die Liebe zum Vaterland, die Liebe für Gerechtigkeit und Gleichheit bei der Gründung der USA, die Liebe zum Volk bei Karl Marx und die Liebe zu Gott in den Religionen sind nur einige Punkte, die wir in dem Buch näher beleuchten.
Denn auch das Denken spielt eine Rolle bei der Friedensbildung. Wer von Anfang an dem Frieden keine Chance lässt und sagt, es ist sowieso nicht machbar, der legt schon den ersten Stein gegen den Frieden und vergisst völlig, dass das Volk mit seinen Familien überhaupt keinen Krieg will und im Grunde nur die Machthaber keinen Kompromiss finden können, um einen Krieg zu verhindern.
Ein paar Machthaber kontrollieren ganze Völker, bestimmen über Leben und Tod und keiner unternimmt etwas dagegen. Diese Tatsache sollte uns zu denken geben! Warum schließen wir uns nicht alle gegen Kriege