Ist Frieden nicht möglich?. Martina Kleinlein

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Ist Frieden nicht möglich? - Martina Kleinlein

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ich meine Freundin begleitete, waren stets auf Kinder abgestimmt mit vielen sportlichen Gewinnspielen und Leckereien. Auch sangen wir zu Weihnachten auf der Bühne zweistimmig. Es war eine unbeschwerte Zeit.

      Als meine Eltern davon erfuhren, dass es sich um Mormonen handelte, durfte ich nicht mehr hingehen. In den USA sind die Mormonen eine eigenständige Religion, aber hier in Deutschland wurden sie damals als Sekte bezeichnet.

      Doch abgesehen von den ganzen Sektendefinitionen habe ich in späteren Jahren für mich festgestellt, dass nicht das Denken an sich zu verurteilen ist, denn jeder Mensch denkt auf seine Art anders, sondern eigentlich, wie ich mich selber dazu verhalte. Dieses Abheben von der gesamten Welt, dieses Besser-sein-wollen, das Verurteilen und sich Absondern ist doch eigentlich das, was eine Sekte ausmacht.

      Sicherlich tut es einfach gut, etwas Besseres zu sein, das Selbstbewusstsein aufzufrischen, aber die Entfremdung, die dann einsetzt, wenn Personen selber fanatisch werden, ist der eigentliche Schaden. Die Beschränktheit, nur noch in eine Richtung zu sehen und andere Wege zu negieren, verschließt diesen Personen den eigenen Weg zur Selbstverwirklichung. Daran ist eine gewisse Angst schuld, wie wir später herausfinden. Die Angst, etwas falsch zu machen, versperrt uns den Weg, Gott oder das große Ganze zu erkennen.

      Mitunter findet sogar ein Abschalten des Denkens statt. Was ich gefährlich finde, denn sich unter Gehorsamspflicht auf das unvollkommene Denken anderer zu stützen, verbaut jegliche Möglichkeit, aus eigenen Fehlern zu lernen. Und ich meine damit nicht die Religion, sondern wie sie bisweilen ausgelegt wird. Nicht nur bei religiösen Zirkeln finden wir dieses Phänomen, sondern auch bei Vereinen, in der Familie, in politischen Gruppen, überall dort wo dominierende Personen existieren, die alle anderen beherrschen. Demnach könnte man eigentlich jede Gruppe, die Gehorsamspflicht und das Abschalten des Denkens fordert, als Sekte bezeichnen.

      Aber als Kind kümmerten mich die vielen Zersplitterungen der Religionen nicht. In Deutschland ist die Kirche der Mormonen neben den evangelischen und katholischen Christen als Religion anerkannt, ebenfalls Jehovas Zeugen und die Freikirchen. Unter Buddhismus sind die Vereinigungen aus der tibetanischen Region und Zen-Buddhismus zusammengefasst, genauso wie unter Hinduismus Indien, Sri Lanka und neuzeitliche Bewegungen dazuzählen und bei den muslimischen Religionen die Sunniten, Alewiten und Schiiten - das Judentum in Deutschland nicht zu vergessen. Deutschland ist eben multikulti.

      Mit meinen damaligen Augen sah ich die Kirche meiner Freundin als eine christliche Kirche, genauso wie der Religionsunterricht an der Schule christlich war. „Bete doch einfach“, sagte meine Freundin eines Tages zu mir, als ich ihr ein Problem erzählte, wo sie auch keinen Rat drauf wusste. „Du wirst sehen, wie Gott dir beisteht." Und ich musste feststellen, dass ich wie aus unsichtbarer Hand tatsächlich Hilfe bekam. In einem inneren Gespräch beim Gebet kamen mir stets gute Einfälle zu bestimmten Problemlösungen.

      Atheisten mögen jetzt sagen, dass ich dies auf psychologische Art und Weise nur so deuten wollte. In der Psychologie ist es eine allgemeine Tatsache, dass das Gehirn zwischen für uns Wichtigem und Unwichtigem selektiert und dann darauf programmiert ist, das Gewollte zu sehen. Eine Reizschranke verhindert, dass unser Gehirn nicht von Eindrücken überflutet wird. Erleichternd wirkt ebenso eine gewisse Autonomie, sich ständig wiederholende Vorgänge abzuspeichern, die dann wie von selbst ablaufen, z. B. beim Autofahren.

      Konzentriert man sich auf eine bestimmte Sache, wird man staunen, wie das Gehirn die Sinne lenkt. Will man ein bestimmtes Auto kaufen, wird man feststellen, dass man plötzlich viel öfters diese Autos im Straßenverkehr wahrnimmt. Genauso geschieht dies auch bei anderen Dingen, z. B. bestimmte Lebensmittel im Supermarkt nimmt man erst wahr, wenn Freunde einen darauf aufmerksam gemacht haben.

      Vielleicht habe ich mir die Hilfe Gottes nur eingebildet, weil ich es in diesem Moment so gesehen habe, aber vielleicht hatte ich auch eine gute Intuition für die Wahrheit. Wir können auf materieller Ebene nicht beweisen, ob es einen Gott gibt, aber es gibt Zusammenhänge und auch wissenschaftliche Erkenntnisse, die eine übergeordnete Intelligenz wahrscheinlich machen. Ich glaube an einen Gott, möchte aber in diesem Buch die Fakten neutral darlegen. Frieden kann man nicht nur als Glaubensanhänger schließen, sondern auch als Atheist. Wir sind alle aus dem Ursprung entstanden, aus dem Urknall, und sind somit eine große Familie in dem großen Ganzen.

      Mit elf Jahren schrieb ich ein Gedicht, das ziemlich sozialkritisch das materialistische Verhalten bemängelte, Äpfel ins Meer zu schütten, um mehr Geld zu kassieren. Dabei dachte ich an all die hungernden Menschen in Afrika, was damals schon immer in den Nachrichten gezeigt wurde. Der Vietnamkrieg mit seinen vielen Opfern und den Giftgasanschlägen der USA erschütterte mich sehr. Die damalige Hippiebewegung verurteilte diesen Krieg ebenfalls, so dass es immer wieder zu Antikriegs-Demonstrationen in Berlin kam.

      Dazu die angespannte Situation zwischen Ost und West, die man im ummauerten Westberlin gut spüren konnte. Pink Floyd mit dem Song ‚Another Brick in The Wall‘ und Lieder von John Lennon für den Frieden erschallten im Radio und schürten meine Sehnsucht nach Harmonie und meinen Protest gegen Politik und Erziehung - so wie es für Jugendliche normal ist, alles zu überprüfen, zu kritisieren und sich abzugrenzen, um dann einen eigenen Weg zu finden.

      Inmitten dieser Unruhen saß ich nun dort an dem besagten Abend mit meinem ganzen Protest über die letzten Monate und wollte zu Gott. Ich hatte viele Fragen. Ich betete, dass Gott mit mir sprechen sollte. Meine Eltern waren nicht zu Hause, niemand konnte mich stören. In manchen Zeitungen hatte ich Berichte über Wiedergeburt gelesen und dass es eine Seele gibt, die frei vom Körper reisen kann. Lebensverneinend war ich nicht, ich wollte mit Gott sprechen, wollte die andere Welt sehen, die gerechter und schöner ist.

      Ich schluckte das erwählte Mittel mit Whisky, um die Wirkung zu verstärken, wobei ich es ziemlich eklig fand. Aber eine von meinen Freundinnen hatte es auch getan und es mir hinterher erzählt. Ich legte mich aufs Bett um zu sehen, was als nächstes geschah. Irgendwie wurde mir dann ziemlich übel. Ich begann, an meinem Vorhaben zu zweifeln. So stand ich auf, ging zur Toilette und steckte mir den Finger in den Hals.

      Wie sich später herausstellte, war das nur eine Fantasie von mir gewesen, denn ich war lediglich nur bis zur Zimmertür gekommen und muss mich wohl dort übergeben haben, denn dort war später ein dunkler Fleck. Ich hoffte nun, dass ich ganz normal am nächsten Tag aufwachen würde und meine Eltern nichts bemerken würden. Aber es kam ganz anders: Ich verlor das Bewusstsein.

      Während der Bewusstlosigkeit musste ich mich von meinem Körper gelöst haben, denn meine Erinnerung beginnt damit, dass ich mich schwebend an der Zimmerdecke wiederfand. Von dort aus beobachtete ich ein emsiges Treiben in meinem Zimmer. Es waren Rettungskräfte, die meinen Körper auf eine Trage legten. Danach schwebte ich hinaus und befand mich in der Luft über unserem Hof, wo der Rettungswagen parkte. Ich sah, wie die Trage in den Kleinbus geschoben wurde. Als er losfuhr, versuchte ich hinterher zu schweben. Ich kam bis zur Ecke unserer Straße, dann war es dunkel um mich herum.

      Als nächstes befand ich mich in stehender Stellung vor dem Urbankrankenhaus in Kreuzberg. Jemand war bei mir. Die Person fragte mich: „Wo willst du hin? Was hast du vor?“ Ich wollte doch mit Gott sprechen und nun stand ich vor dem Krankenhaus wie im Traum ohne einen Körper. Wo sollte ich hin? „Was ist mit deinen Eltern?“ fragte die Stimme.

      Bei dem Stichwort Eltern bewegte sich mein Geist direkt zu einem Raum, wo ich einen Schlauch für eine Magenspülung eingeführt bekam. Ich sah mich von oben und hörte Würgelaute. Ärzte fragten mich, was und wieviel ich eingenommen hatte. Ich antwortete klar und deutlich, doch die Ärzte fragten mich immer wieder. So antwortete ich immer wieder. Aber sie verstanden mich nicht, obwohl ich klar und deutlich sprach.

      Dann wurde mir plötzlich bewusst, dass ich gar nicht in meinem Körper war. Ich antwortete von der Decke aus, wo ich neben meiner Begleitperson saß. In diesem Augenblick wurde es um mich wieder dunkel.

      Ich

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