Ist Frieden nicht möglich?. Martina Kleinlein
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Das unbeabsichtigte Out-of-Body-Erlebnis warf nun viele Fragen auf. Zu der damaligen Zeit gab es so etwas nicht. Meine Eltern waren felsenfest davon überzeugt, dass ich mir alles nur eingebildet hatte. Auch wenn ich noch so oft sagte, dass ich die Zimmer im Krankenhaus wiedererkannt hatte und alles von oben mit angesehen hatte, war es für sie unvorstellbar. „ Ja wirklich, ach du glaubst das!“ Aber ich wusste, was ich gesehen hatte.
Nach dem Vorfall redete meine Familie auf mich ein, wie es dazu hätte kommen können. Was hatte mich zu dieser Tat getrieben, mein Leben solch einer Gefahr auszusetzen. Ich nahm erst einmal Abstand von Gott und konzentrierte mich auf meine Ausbildung. Aber dass etwas anderes existierte außer der realen äußeren Welt, wusste ich jetzt genau. Aber meine karitative Einstellung blieb. Das Leben sah ich fortan als Geschenk. Hier haben wir die Möglichkeit, unser Bewusstsein zu vervollkommnen und auf unserem Weg der Selbstverwirklichung voranzuschreiten.
Damals lagen bei meiner Oma Frauenzeitschriften herum, die ich gerne durchblätterte. Dort las ich Berichte von Menschen, die sich außerhalb ihres Körpers befanden, wenn sie für kurze Zeit tot waren und wiederbelebt wurden, zum Beispiel beim Herzstillstand oder beim Ertrinken. Jahrzehnte zurück konnte es solche Berichte nicht geben, da es noch keinen Defibrillator gegeben hatte. Deswegen gibt es auch keine Überlieferungen davon. Nun gab es sie vermehrt.
R. A. Moody, ein Krankenhausarzt, sammelte solche Nahtod-Berichte in seinem Buch ‚Leben nach dem Tod‘. Dort fand ich mein Out-of-Body-Erlebnis bestätigt. Vielen Kranken war es während einer Reanimation so wie mir ergangen, dass sie sich bewusst außerhalb ihres Körpers bewegten, aber wieso und warum so etwas möglich war, konnte ich mir nicht erklären. In der Bibel gibt es Aussagen über eine Seele, doch über Näheres z.B. wie sie beschaffen ist, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Jetzt hatte ich noch mehr offene Fragen.
Ein anderes Ereignis bestätigte mein Out-of-Body-Erlebnis: Bei einem Schülertreffen wurde ich gefragt, ob ich LSD probieren will. Ich willigte ein. Wie man heute weiß, sind die außergewöhnlichen Erlebnisse chemischen Vorgängen im Gehirn zuzuschreiben. Ich sah verschiedene Farben durch die Luft schwirren, sah mich in die Vergangenheit versetzt, wo ich mit ägyptischen Göttern kommunizierte. Und dann hatte ich wieder das Gefühl, aus meinem Körper herauszutreten, denn ich hatte die Augen geschlossen, sah aber mein ganzes Zimmer wie mit offenen Augen vor mir. Doch trotz alledem hatte ich kein Bedürfnis, dieses Erlebnis zu wiederholen. Zu fantastisch erschien es mir, zu wirklichkeitsfremd.
Auf der Suche nach Antworten gelangte ich in einen buddhistischen Tempel. Mönche sangen Texte in fremden Sprachen. Die Atmosphäre war friedvoll und harmonisch, teilweise mysteriös, doch es blieb bei einem einmaligen Besuch, denn meine Fragen wurden kaum beantwortet. Dafür besorgte ich mir ein Buch über Buddhas Lehren in meiner Sprache.
Meine Oma hatte stets eine gelassene Einstellung und sagte des Öfteren zu uns: „Wie es ist, so ist es, und wie es kommt, so kommt es.“ Sie hatte das richtige Gefühl, sich mit allem abzufinden, was in ihrem Leben geschah. Meine Mutter und ich ärgerten uns damals nachträglich über Vorfälle, wobei wir wussten, dass es nichts bringt, außer dass wir uns die Nerven aufreiben.
Die Welt des Buddhismus eröffnete ganz andere Pforten. Der beschriebene Weg des Erhabenen sollte das Leid der Menschen vermindern. Aber erst sehr viel später verstand ich diese Lehren besser. Allem zu verzichten erschien mir damals doch etwas zu hart für mein junges Leben. Ich wollte eine Familie und Kinder, wollte leben und genießen. Doch war ich voll mit guten Vorsätzen, z.B. Hass und Gier zu vermeiden und meinen Charakter positiv zu stärken. Wie Konfuzius schon sagte: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.
Erst sehr viel später erfuhr ich, dass Buddhisten wie der Dalai Lama immer wieder geboren werden. Sie erkennen in ihrem neuen Körper alle Utensilien aus dem früheren Leben wieder, wie Brille, Essgeschirr, Schuhe usw. Also fand ich wieder die Bestätigung, dass etwas aus dem Körper austritt und bestehen bleibt.
Als ich meine Ausbildung als Krankenschwester begann, hatte ich die Möglichkeit, sterbende Menschen in den letzten Minuten ihres Lebens zu begleiteten. Ich sah am Monitor, wie der Puls immer weiter runter ging, bis der Patient schließlich gar nicht mehr atmete und das Herz stehen blieb. In diesem Moment fühlte ich die Präsenz einer Energie im Raum. Es war, als wäre der Raum kühler und ich bekam jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ein Lufthauch dieser Energie mich berührte. Ich verabschiedete mich in Gedanken und wünschte der Person viel Glück im weiteren Leben. Denn ich wusste ja, dass etwas den Körper verlässt, was nach dem Tode noch gegenwärtig ist. Mein Vater hat als Kind sogar seinen Großvater an seinem Bett gesehen, als dieser verstarb, obwohl dieser weit entfernt wohnte.
Aber immer noch fehlten mir die richtigen Antworten, woraus die Seele besteht und was die Seele eigentlich ist. Als ich dann meinen Mann kennenlernte und meine Tochter geboren wurde, befasste ich mich mehrere Jahre kaum noch mit diesen Themen. Erst als die Ehe auseinander ging und ich alleinerziehende Mutter war, begann ich erneut Fragen zu stellen.
Damals war der Atomreaktor in Tschernobyl defekt und erstmals wurden Bürger mit den negativen Auswirkungen der Atomkraft konfrontiert, die sich direkt auf das Leben jeder einzelnen Person bemerkbar machten. Ich musste aufpassen, dass meine Tochter nicht draußen spielte, weil das Gras verseucht war. Frische Milch war verseucht. Plötzlich stellte ich mir vor, wieviel mehr Schaden die Atombombe auf Hiroshima verursacht hatte. Noch Wochen nach Tschernobyl musste man auf die Milch aufpassen. Die radioaktiven Messwerte wurden in den Nachrichten bekannt gegeben. Aus den Wäldern sollte man noch Jahre später keine Pilze essen, weil der Kadmiumanteil gefährliche Werte aufwies.
Alleinerziehend mit meiner Tochter drehte sich mein Denken nur darum, wie ich uns beide durchbringen konnte. Ich rauchte und schaffte es nicht aufzuhören. Das zehrte am Geld. Außerdem musste ich die Miete, das Auto und unseren Lebensunterhalt bestreiten. Ich war gezwungen, meinem Rauchen Einhalt zu gebieten, um Geld zu sparen. So reduzierte ich auf 6-7 Zigaretten am Tag. Nach einiger Zeit rauchte ich nur noch die schwächeren Sorten. Aber ich konnte nicht aufhören. Mein Geist war viel zu aufgewühlt, um die Kraft und die Gefasstheit dafür aufzubringen.
Da ich im Schichtdienst arbeitete, musste ich eine Pflege für meine Tochter für die Arbeitszeiten außerhalb der Kindergartenzeit finden. Das Jugendamt zahlte diese Zeit. Mein Denken drehte sich um bestimmte Wünsche und um Schutz, denn es war nicht immer leicht, sich als Frau durchzuboxen. Da erblickte ich ein Buch im Buchladen. Es war ein Buch über Hexerei. Dort stand geschrieben, dass die Hexen sich in einer liebevollen Gemeinschaft gegenseitig helfen und anderen Gutes tun wollen. Außerdem gab es bestimmte Rituale, die zum Schutz und zur Erfüllung bestimmter Wünsche dienten.
Ich wendete sogleich einen Schutzzauber an, der mein Kind vor Unheil schützen sollte. Wenn man allgemein einen Wunsch hat z. B. gegen Krankheit, zum Schutz vor bösen Einflüssen, dann kann solch ein Zauberspruch Sicherheit vermitteln, wenn ich mich auch frage, woher denn die Hilfe kommt. Letztendlich doch auch aus dem großen Ganzen.
Aber bei bestimmten Zaubersprüchen, wo es darum ging, andere Menschen gegen ihren Willen zu beeinflussen, hielt ich inne. Ich stellte mir vor, dass ich selbst von unsichtbaren Kräften zu Reaktionen getrieben würde, die ich sonst vermieden hätte, einfach indem irgendwelche Leute, die ich vielleicht noch nicht einmal persönlich kannte sondern nur vom Sehen, einen Zauberspruch gegen mich aussprachen. Vielleicht wäre ich plötzlich aggressiv, obwohl ich es gar nicht sein wollte, oder ich würde anderen etwas antun, obwohl ich es gar nicht wollte. Davon abgesehen, dass man daran glauben muss. Denn was wir vom Leben mitbekommen haben, ist ein eigener Wille, und kann dieser überhaupt beeinflusst