Roman-Paket Western Exklusiv Edition 11 Romane - Sammelband 7021. Pete Hackett

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war wieder der alte überlegene und kalt rechnende Anführer. Mit katzenhaften Schritten kam er auf Larry zu.

      »Sie bleiben also dabei, Coltpoker, dass Sie’s fertigbringen, mir nicht nur Big Joes Frachtkontrakt, sondern auch die dollarschweren Wagen in die Hand zu spielen, ohne dass einer meiner Männer dabei seinen Skalp verliert?«

      »Das war mein Angebot, und es gilt immer noch«, nickte Larry. »Sie riskieren schließlich nichts dabei. Sollte ich mich verrechnet haben, können Sie’s ja immer noch auf Ihre Tour versuchen. Nur - wenn es klappt, Morrister, und es wird klappen, dann versuchen Sie nicht, sich vor der Bezahlung zu drücken!«

      Er fühlte das Brennen von Lindas verzweifeltem und wildem Blick, widerstand aber der Versuchung, ihr ein Zeichen zu geben. Morrister wandte keine Sekunde die Augen von ihm. Larry spürte sein Misstrauen so deutlich wie die Ausdünstung eines Raubtiers.

      »Reiten wir also!«, entschied Morrister plötzlich. »Gebt ihm sein Pferd und seinen Revolver zurück, aber noch keine Munition! Die erhält er erst, wenn wir ihn zu Big Joes Treck schicken. Reilly, du weichst ihm nicht von der Seite! Wenn er einen faulen Dreh versucht, dann tu, was du so gerne möchtest: Schieß!«

      9

      Als die Sonne schon rot über den Berggipfeln im Westen glühte, wartete Larry immer noch vergeblich auf die Chance, von der alles abhing. Fortwährend kreisten, hämmerten und bohrten dieselben Gedanken in seinem Kopf: Fliehen! Zum Camp am Bluebird Creek zurückjagen, wo Morrister nur drei Kerle zu Lindas Bewachung zurückgelassen hatte! Die Frau befreien! Die Spannung in ihm wuchs mit jedem Hufschlag. Mit jedem erneuten Knirschen des Sattelleders. Auch wenn seine teilnahmslose Miene nichts davon verriet.

      Doch Reilly war nicht der einzige Mann der Bande, der versessen darauf schien, sein Blei in ihn hineinzuschießen. Keine Minute verging, in der Larry nicht von wachsamen, finster starrenden Reitern umringt war, die ihre Hände entweder an den Revolvern oder auf den in den Scabbards steckenden Gewehren liegen hatten.

      Nur Morrister schien sich nicht mehr um ihn zu kümmern, seit sie das Lager verlassen hatten. Er ritt voraus. Eine sehnige, wie mit dem Pferd verwachsene Gestalt an der Spitze des staubaufwirbelnden, dumpf dröhnenden Sechzehn-Mann-Trupps. Ein Mann, den das Jagdfieber gepackt hatte. Entschlossen, nicht eher aus dem Sattel zu steigen, bis er die Planendächer von Big Joes Frachtwagen vor sich leuchten sah. Auch dann nicht, wenn zuvor die Nacht hereinbrach. Kein einziges Mal, dass er den Kopf drehte, um nachzusehen, ob die übrigen Gäule auch noch mit seinem rassigen Kentucky Fuchs Schritt hielten.

      Ebenso wie Larry nicht einmal Gelegenheit bekam, ihn auch nur anzurufen. Ständig war eine Mauer von Männern, Pferden und Staub zwischen ihm und diesem Schurken, der Big Joe Tod und Vernichtung geschworen hatte. Und der es nun kaum mehr abwarten konnte, diesen grausamen Schwur zu erfüllen.

      Links und rechts wanderten Felsen vorbei: glatte Steilwände, morsche Türme wie von verfallenen mittelalterlichen Burgen, dann wieder bizarre Gebilde, die sich ein krankes Künstlergehirn ausgedacht haben mochte. Geröllhalden, auf denen sich da und dort ein paar jämmerliche Sträucher festkrallten. Haushohe Klippen, zwischen denen der Blick auf bewaldete Täler, düster klaffende Schluchten oder hitzeflimmernde Staubschüsseln fiel. Alles in allem eine Gegend, in der offenbar nur Klapperschlangen und Wölfe hausten. Doch Morrister schien hier jeden Felsblock und jeden verdorrten Strauch zu kennen.

      Larry hatte längst gemerkt, dass er die wilde Meute nicht zur Puma Gulch führte. Es war eine Abkürzung zum Rand der Hochebene südlich von Salida, die kein Frachtwagen befahren konnte. Morrister ritt so zügig und unbeirrt, als bräuchte er nur irgendwelchen, nur von ihm lesbaren Zeichen zu folgen.

      Das war eine neue beunruhigende Seite, die Coltpoker-Larry an diesem gefährlichen Mann kennenlernte: Morrister, der Mann, der sich in der Wildnis ebenso zu Hause fühlte wie in einem Saloon oder Kontor. Morrister, die Wolfsnatur ...

      »Bleib vor mir, Coltpoker! Los, zum Teufel, schlaf nicht ein!«, riss Reillys grobe Stimme ihn aus seinen Gedanken.

      Aus dem Stampfen der Hufe im knöcheltiefen Staub war ein hartes Tacken geworden. Sie folgten einem Felsband, das sich um einen mächtigen Bergkegel herumwand. Der dichtgeschlossene Reiterpulk hatte sich zu einer langen Kette, Mann hinter Mann, auseinandergezogen. Larry spürte ein Kribbeln unter der Kopfhaut, als hätte er beim Pokern einen Royal Flush in die Hand bekommen. Was ihm jetzt noch fehlte, waren sechs Bleibohnen in den leeren Kammern seines 38er Remington. Die Munition in den Ledertaschen an seinem Sattel war unerreichbar, solange Reilly mit Luchsaugen auf ihn aufpasste.

      Rechts war nun der von klobigen Felsbrocken übersäte Hang. Links, gleich unterhalb der Leiste, begann ein Geröllstreifen, der tiefer unten zwischen gestrüppumrankten Felsen ausschwang. Zehn oder zwölf Yards voraus verschwand Morrister gerade hinter einer Pfadbiegung. Vor Larry ritt der Bandit mit den Zottelhaaren und dem Indianerstirnband. Hinter ihm Reilly, den Colt in der Faust.

      Larry nahm die Zügel kürzer. Je höher sie hinaufkamen, umso geringer wurden die Aussichten, dass er und Mr. Brown die Rutschpartie auf dem Geröll da unten überstanden, ohne sich das Genick zu brechen. Jetzt oder nie!

      Der Schrei, den Larry ausstieß, war so durchdringend, dass das Echo wie Teufelsgelächter zwischen den Bergflanken zitterte. Der Pumaschrei. Es gab kein Pferd, das bei diesem Laut nicht in Panik geriet. Da stiegen die Gäule der Banditen auch schon hoch. Für Sekunden hatten die Kerle alle Hände voll zu tun, damit sie nicht samt ihren Pferden von dem Felspfad stürzten.

      Als Larry auf seinem Braunen über der Kante verschwand, glaubten sie im ersten Moment, dass Mann und Pferd gleich in einem heillos verwickelten Knäuel auf der Schotterhalde hinabrutschen und unten mit zerschmetterten Knochen liegenbleiben würden. Das Wiehern des Hengstes klang dem Reiter nervenzerfetzend in den Ohren. Dann der wuchtige Aufprall der Hufe. Nirgends ein fester Halt für sie. Larry warf sich nach hinten, zerrte an den Zügeln.

      Steine spritzten, die ganze Geröllhalde geriet in Bewegung, Staub quoll auf. Das Wunder geschah. Es war eine zirkusreife Meisterleistung. Mr. Brown knickte zwar nach hinten ein, aber seine Vorderläufe blieben wie Pfähle durchgestreckt, während die Hufe auf dem prasselnden Gestein dahinschlitterten. Wie ein überdimensionaler Osterhase, der statt des Eierkorbs den wie hingeklebten Reiter auf dem Rücken trug, hockte das Pferd auf dem rutschenden Geröllteppich. Staubschwaden umhüllten es. Seine Augen waren entsetzt verdreht.

      »Brav, mein Junge, großartig!«, schrie Larry, weil er sich einfach Luft machen musste.

      Ein ohrenbetäubendes Getöse war um ihn. Droben gellten die Flüche der Verbrecher. Schüsse krachten. Bleibrocken surrten wie Riesenhornissen vorbei. Die Felsblöcke und Sträucher am Fuß der Halde rasten erschreckend schnell heran. Es war die höllischste Rutschpartie, die Coltpoker-Larry je erlebte.

      Morristers Schießer knallten einfach drauflos, noch immer überzeugt, dass Langtry diese Talfahrt sowieso nicht überstehen würde. Sie schienen noch im letzten Augenblick recht zu behalten. Zu plötzlich wurde die immer schneller werdende Rutscherei gestoppt. Zu jäh hatte der Braune festen Boden unter den Vorderhufen. Der Schwung riss das Pferd hoch und nach vorne. Larry sah das Unheil kommen und brachte gerade noch geistesgegenwärtig die Füße aus den Steigbügeln. Da hob es ihn schon aus. Die unsichtbare Faust eines Riesen schien Mr. Brown inmitten wirbelnder Steine und brodelnden Staubs hochzuschleudern. Dann lag er auf der Erde, alle vier schlegelnden Hufe in der Luft.

      Die Banditen hatten bereits ihre Waffen sinken gelassen. Morrister war abgesprungen und um die Biegung zurückgehastet.

      »Schießt, verdammt noch mal!«, schrie er, weil er dem,

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