Roman-Paket Western Exklusiv Edition 11 Romane - Sammelband 7021. Pete Hackett
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»Clinton, wenn Ihnen die tausend Dollar nicht genügen, könnten wir ja einen neuen Preis aushandeln.«
Der hochgewachsene Spieler und Revolvermann drehte sich langsam um. Sein glattes Gesicht war angespannt. »Ach ja?«
Bancroft nickte eifrig.
»Hundert oder zweihundert Dollar mehr, daran soll's nicht liegen.«
»Haben Sie denn so viel Geld bei sich, Bancroft?«
»Gewiss! Ich ...« Bancroft stockte, als er bemerkte, wie Clinton plötzlich auf den Holzkoffer starrte. Langsam ging er rückwärts.
»Zwölfhundert Dollar, Clinton!«, rief er. »Das sollte den Versuch lohnen, das Rad auszuwechseln.« Er war erschrocken über die plötzliche Gier und Wildheit in den Augen des Revolvermannes.
Clinton bewegte sich katzenhaft auf ihn zu. Bancroft prallte gegen die Kutsche, als er ausweichen wollte. Inbrünstig presste er den Koffer an sich. Clinton streckte eine Hand aus. Da kam plötzlich Wolfsgeheul aus dem Regen und der Dunkelheit.
Clinton schnellte herum. Im selben Moment hielt er auch schon seinen Colt in der Hand. Der Wind peitschte ihm den Regen ins Gesicht. Bancroft zitterte. Als er etwas sagen wollte, winkte Clinton heftig ab. Der Wolf heulte wieder, näher als zuvor. Vergeblich versuchte Clinton herauszufinden, ob dieses Heulen tatsächlich aus der Kehle eines Tiers kam. Die Pferde schnaubten. Witternd hoben sie die Köpfe gegen den Wind. Ihre Ohren zuckten.
Clinton duckte sich. Ein großer, verwischter Schatten kam durch den Regen auf sie zu. Clinton streckte die Hand mit der Waffe aus und zielte. Da erkannte er, dass es ein Pferd war, gesattelt, aber ohne Reiter. Es schien vor dem Wolfsgeheul zu fliehen, das nun aus verschiedenen Richtungen kam. Die vom Regen aufgeweichte Erde schmatzte unter seinen Hufen.
Ein Reitpferd mit einer Winchester im Scabbard, prallen Satteltaschen und einer Deckenrolle, das war genau das, wofür Rhett Clinton jetzt jeden Preis bezahlt hätte. Er lief auf das Tier zu.
»Nein!«, krächzte Bancroft. Er machte eine verzweifelte Geste. Der Holzkoffer klatschte vor seine Füße.
Der Braune stand friedlich da. Clintons Hand umschloss das Sattelhorn. Bevor er sich hinaufschwingen konnte, sagte eine kalte Stimme neben der Stagecoach: »Das wäre Pferdediebstahl, Rhett. Du weißt doch, dass darauf der Strick steht.«
Die Stimme traf Clinton und Bancroft wie ein Faustschlag. Lautlos wie ein Schatten schob sich Clay Lorman an der Kutsche vorbei. Der große, hagere Mann schien den Wind und Regen nicht zu spüren. Der 44er Army Colt lag wie festgeschmolzen in seiner Rechten.
Clinton hielt ebenfalls noch die Waffe. Aber das wurde ihm im Moment nicht bewusst. Außerdem hätte er den Colt erst herumschwingen müssen. Er starrte Clay wie ein Gespenst an. Die Wölfe, wenn es wirkliche welche waren, heulten schaurig. Der Wind pfiff dazu.
Clay lächelte schmal, ohne dass der Ausdruck seiner Augen sich dabei veränderte. Er wunderte sich selber über die kalte Ruhe, die ihn erfüllte.
»Das scheint nicht gerade dein großer Glückstag zu sein, Rhett«, meinte er mit einer Kopfbewegung zu dem zerbrochenen Kutschenrad. »Aber angefangen hat es schon damit, dass du die verkehrten Leute auf die Wilburn-Farm geschickt hast. Du hättest selber da draußen auf mich warten sollen.«
Nach dem ersten Schock spannte sich Clintons Miene nun wieder. Sein Blick wurde dunkel.
»Nein, Clay«, murmelte er gepresst. »Mein entscheidender Fehler war, dass ich dich damals, als die Rebellen uns von allen Seiten angriffen, nicht getötet, sondern nur verwundet liegengelassen habe.«
»Du kannst ja versuchen, diesen Fehler jetzt noch zu korrigieren.«
Clinton schien drauf und dran, es tatsächlich zu riskieren. Aber sein glasklarer Verstand bezwang das Aufwallen des alten Hasses, der jäh in seinen Augen loderte.
»Du wärst mir jetzt um den entscheidenden Sekundenbruchteil voraus, Clay. Ich bin kein Selbstmörder.« So, dass Clay die Bewegung genau beobachten konnte, schob er den Colt in die Halfter. Ein lauerndes Lächeln zuckte um seinen Mund. »Wenn du nun ebenfalls dein Eisen wegsteckst, könnten wir es ja versuchen, Clay.«
»Ihr seid ja verrückt!«, keuchte Bancroft. »Die Indianer ...«
»Halten Sie sich da 'raus, verdammt noch mal!«, zischte Clinton, ohne den Blick von Clay zu wenden.
»Er hat recht«, sagte Clay ruhig. »Da draußen schleichen keine Wölfe herum. Es sind die Späher der Cheyennes.«
Clinton grinste bissig.
»Da hast du dir einen ziemlich schlechten Zeitpunkt für deine große Abrechnung ausgesucht, wie?«
»Ich bin nicht hergekommen, um dich zu töten.«
Clinton starrte ihn verblüfft an. Dann lachte er heiser.
»Ich glaub’ fast, du meinst das wirklich ernst, Clay. Du warst schon immer ein Bursche, dessen Gesetzeseifer und Fairness ich nie ganz verstand. Ich trau's dir zu, dass du vorhast, mich zum nächsten Richter zu schleppen und dort Anklage gegen mich zu erheben.«
»Genau das werde ich tun.«
Clint schüttelte den Kopf.
»Du hast dich wirklich nicht verändert, Clay. Aber es ist verrückt, wenn du denkst, dass du damit durchkommst. Damals ging alles drunter und drüber. Niemand bekam mit, was geschah. Alle dachten, eine Rebellenkugel hätte dich erwischt. Du hast keine Zeugen, Clay. Alles ist zu lange her.«
»Nicht so lange, dass ich auch nur die kleinste Kleinigkeit vergessen hätte! Ich brauch' keine Zeugen von damals, wenn ich dein Geständnis habe. Außerdem hat dieser Mann da eben gehört, was du ...«
»Ich will damit nichts zu tun haben!«, stieß Bancroft hervor. »Ich werde alles abstreiten! Ich will nur ...«
Clay beachtete ihn nicht. Mit dem angeschlagenen Colt ging er steifbeinig auf Clinton zu.
»Wo ist Joana?«
Clinton zuckte zusammen. Gehetzt starrte er auf die Waffe, die so nahe herankam, dass sie fast seinen Bauch berührte. Dann schaute er wieder in Clays steinernes Gesicht.
»Deshalb also bist du den langen Weg nach Julesburg heraufgeritten, nachdem Scobey, diese Ratte, dir den richtigen Tipp gab!« Er grinste verzerrt, hielt aber im nächsten Moment den Atem an. Der kalte Waffenstahl berührte seine Kehle. Der Blick in Clays Augen trieb ihm alle Farbe aus dem Gesicht. Das waren nicht mehr die Augen des stets ruhigen, besonnenen und gut gelaunten Mannes, der einmal sein Freund gewesen war. Es waren Augen, in denen sich die Hölle widerzuspiegeln schien.
»Wo ist Joana?«, wiederholte Clay schneidend.
Clinton schwitzte plötzlich. Er keuchte: »Es geht ihr gut, Clay! Du wirst sie wiedersehen! Aber nur, wenn du Bancroft und mir hilfst, von hier wegzukommen, bevor die Cheyennes da sind.«
Drei, vier Sekunden verstrichen, dann sank Clay Lormans Sechsschüsser herab.
»Glaub