Roman-Paket Western Exklusiv Edition 11 Romane - Sammelband 7021. Pete Hackett

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Mclntosh blutete aus einer Messerwunde am Arm. Er spürte es nicht. Schnaufend drückte er das Tor zu. Die Bohlen erzitterten unter dem Anprall von Gewehrkolben und Tomahawks. Der Hüne stemmte sich mit aller Kraft dagegen, bis Joana wieder den Riegel vorgelegt hatte.

      Zehn Schritte rechts vom Tor tauchten bemalte Gesichter über den zugespitzten Pfählen auf. Der erste Cheyenne, der sich herüberschwingen wollte, bekam Rutlands Kugel mitten ins Gesicht. Da versuchten sie es auch auf Slaughters Seite.

      Der städtisch gekleidete Mann auf dem Kutschbock war aufgesprungen. Den Colt in beiden ausgestreckten Händen, feuerte er so kaltblütig und konzentriert wie auf dem Schießstand. Seine Kugeln schleuderten zwei, drei Indianer von den Palisaden. Einer der Angreifer jedoch warf sich mit zum Stoß erhobener Messerfaust auf Slaughter, riss ihn um und wälzte sich mit ihm in verbissenem Kampf am Boden.

      Rutland eilte dem Stationer zu Hilfe. Da rollte sich Slaughter bereits unter der jäh erschlafften Gestalt seines Gegners hervor. Die anderen Indianer waren plötzlich wie von der Nacht verschluckt. Der Kampflärm war verstummt. Ein paar Flammen züngelten noch aus der Petroleumtonne.

      Eine dumpfe Benommenheit hatte die Menschen in der Station erfasst. Ihr Atem flog. Sie brauchten eine Weile, bis sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnten und begriffen, wie knapp sie eben dem Tod entronnen waren. Sogar der abgebrühte Mclntosh schauderte. Er war fast froh, dass die blutende, aber ungefährliche Messerwunde an seinem linken Arm ihm einen Grund zum Fluchen lieferte.

      Müde glitt Clay Lorman aus dem Sattel. Als Erstes lud er sofort wieder seinen Colt und seine Winchester nach. Dann steckte er die Waffen weg und wischte sich mit dem Ärmel den Regen und Schlamm vom Gesicht. Mitten in der Bewegung stockte er. Drei Schritte vor ihm stand Joana.

      7

      Sie hatte den Hut verloren. Das im Nacken verknotete Haar war aufgegangen. Der Regen klebte es an ihren Kopf. Aus ihrem Gesicht war alle Farbe gewichen. Dieses Gesicht, mit den meergrünen Augen und dem sinnlichen, zugleich herben Mund, faszinierte Clay noch ebenso wie damals, als er sie kennengelernt hatte. Er ließ die Hand sinken, trat einen Schritt auf sie zu und blieb sofort stehen, als er das Erschrecken in ihrem Blick sah. Einen Moment schien es, als wollte sie sich herumwerfen und vor ihm fliehen. Er spürte einen kurzen, heftigen Stich. Dann hatte sie sich gefangen. Ihre Miene wurde ausdruckslos.

      »Es kann kein Zufall sein, dass du hier bist, Clay«, sagte sie leise. Der Klang ihrer Stimme ließ sein Herz hämmern. Alles, was um ihn vorging, war wie ausgelöscht. Er sah nicht, wie Clinton sich vom Bock schwang und Bancroft und Scobey aus der Kutsche kletterten.

      »Ich habe dich und Rhett gesucht.«

      Ein bitteres Lächeln huschte um ihren Mund.

      »Nichts ist mehr ungeschehen zu machen, Clay. Es wäre besser gewesen, wir wären uns nie mehr begegnet.«

      »Ich weiß, dass du mit Rhett damals aus Illinois fortgezogen bist, weil du mich für tot gehalten hast.«

      »Was ändert das?« Ihre Stimme klang müde. »Nein, Clay, ich hab’ nicht vor, mich vor dir zu rechtfertigen. Sicher, Rhett ist damals mit der Nachricht aus dem Krieg zurückgekehrt, dass du tot bist. Aber seitdem ist zu viel geschehen, als dass wir beide wieder da anfangen könnten, wo der Krieg damals einen Trennstrich zog.«

      Er hatte Clinton vergessen. Die Kugel, die ihn damals mitten im Kampfgetümmel niedergestreckt hatte, war nicht mehr wichtig. Alles, was zählte, war diese Frau. Er liebte sie noch genauso verzehrend wie damals. Es war verrückt gewesen, sich in dieses Kaff in New Mexico zurückzuziehen und sie vergessen zu wollen. Er hatte es nicht geschafft und würde es nie schaffen.

      »Was zur Hölle, wollen Sie von Joana?« Slaughter stand plötzlich neben der Frau. Sein unrasiertes, von der Anstrengung und Gefahr gezeichnetes Gesicht drückte Misstrauen und Feindseligkeit aus.

      »Schon gut, Dave«, sagte Joana. »Er ist ein alter Bekannter von mir, der ...«

      »Hören Sie, Mister, lassen Sie Joana in Ruhe, wenn Sie keinen Ärger mit mir kriegen wollen!« Besitzergreifend legte der Stationer einen Arm um sie.

      Clay entging nicht, wie Joanas Schultern sich unmerklich verkrampften. Seine Kehle wurde trocken.

      »Bist du seine Frau?«

      »Was geht Sie das an?«, schnappte Slaughter eifersüchtig. Seine Rechte senkte sich auf den Revolver. »Spielen Sie sich bloß nicht auf, Mister! Hier bin ich der Boss!«

      »Gratuliere!«, erwiderte Clay trocken.

      »Clay!« rief die Frau, als er sich abwenden wollte. »Es spielt keine Rolle, ob ich mit Dave verheiratet bin oder nicht. Es kommt nur darauf an, dass Dave für mich da war und eine Menge Geduld mit mir hatte, als ich das Leben in den Saloons und Spielhöllen nicht mehr ertrug. Ich stehe tief in seiner Schuld, Clay. Und niemand, auch du nicht, wird mich davon abhalten, diese Schuld zu begleichen.«

      Ein schmerzliches Ziehen war in Clays Brust. Aber seine Miene blieb hart, seine Stimme war ruhig. »Schon gut, Joana.«

      Clinton stand noch bei der Kutsche. Er brannte sich eine Zigarette an.

      »Und ich dachte, ich würde dir einen Gefallen tun, Joana, wenn ich ihn herbringe«, meinte er mit einem herausfordernden Blick auf Slaughter. »Dass ich hier nicht willkommen bin, weiß ich ja.« Er lachte leise.

      Joanas Augen blitzten zornig. Bevor sie etwas erwidern konnte, war Rutland heran. Er musterte die Ankömmlinge scharf. Sein Blick blieb zuerst an Clays tiefgeschnalltem Colt, dann an seinem kantigen Gesicht hängen.

      »Von irgendwoher kenne ich Sie ...«

      »Kein Wunder, sein Bild war gegen Kriegsende auch in allen Zeitungen«, strahlte Scobey. Obwohl sie gerade mitten durch die Hölle gebraust waren, war er schon wieder ganz in seinem Element. Er fuchtelte mit Schreibstift und Notizblock.

      »Und ich werde dafür sorgen, dass seinen Namen auch so schnell niemand mehr vergisst. Darf ich vorstellen, Gentlemen? Captain Clay Lorman, der ,Sieger vom Moberty Creek‘!«

      Rutlands Lippen wurden strichdünn.

      »Yankeegeschwätz! Wenn unsere Leute damals nicht vor Hunger und Entbehrungen geschwächt gewesen wären, hätten sie’s euch verdammten Blauröcken schon gezeigt!«

      Scobey pfiff durch die Zähne.

      »Vorsichtig, Lorman! Das ist einer von den Rebellen, denen Sie damals das Fürchten beigebracht haben.«

      »Hören Sie endlich auf damit!« Wütend fuhr Clay herum. »Begreifen Sie endlich, dass der Krieg Gott sei Dank seit mehr als einem Jahr vorbei ist und ...«

      »Nicht lange genug, um zu vergessen, was ihr Yankees uns angetan habt«, unterbrach Rutland ihn schneidend. »Der Sieger vom Moberty Creek! Wenn ich so was nur höre, dreht sich mir schon der Magen um. Die Art, wie ihr Yankees gesiegt habt, kenn’ ich, auch wenn ich am Moberty Creek nicht mit dabei war. Ausgeruhte, gutgenährte Soldaten, dazu eine Fülle von Kriegsmaterial! Und dann den Helden spielen! Pfui Teufel noch mal!«

      Verbissen wandte er sich zum Gehen. Clay folgte ihm rasch und hielt ihn fest.

      »Hören Sie, Mister, damals am Moberty Creek habe ich eine Menge meiner

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