Roman-Paket Western Exklusiv Edition 11 Romane - Sammelband 7021. Pete Hackett
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Scobey hatte sich in die ledergepolsterte Ecke gedrückt, um von dem rumpelnden Fahrzeug nicht dauernd hin und her geworfen zu werden. Clay saß neben ihm, ihnen gegenüber der hagere, schwarz gekleidete Mann aus Omaha. Der Holzkoffer lag neben ihm auf der Bank.
»Sie sind doch genauso ein Gefangener dieser Burschen wie wir«, sprach Clay Bancroft an. »Ein billiges Werkzeug, das man wegwirft, wenn man es nicht mehr braucht.«
Bancrofts knochige Gestalt verkrampfte sich noch mehr.
»Geben Sie sich keine Mühe, Lorman! Sie wollen ja nur ...«
»Dass Sie uns helfen, ja! Aber damit erweisen Sie sich selbst vielleicht den größten Gefallen. Clinton hat uns doch nur mitgenommen, weil er keineswegs davon überzeugt ist, dass wir die Cheyennes los sind. Er braucht uns, wenn sie angreifen. Aber sobald er sich sicher fühlt ...« Clay beugte sich vor. »Bancroft, begreifen Sie doch! Er und Mclntosh können es sich gar nicht leisten, irgendwelche Zeugen am Leben zu lassen. Auch Sie nicht! Denken Sie ja nicht, die Kerle haben Sie als Partner akzeptiert. Die halten sich schon gegenseitig für überflüssig, wenn es ans Teilen geht.«
»Hören Sie auf oder ich rufe Mclntosh!«
»Sie schwitzen, Bancroft«, stellte Clay fest. »Sie wissen genau, dass ich recht habe. Sie denken ja schon selber die ganze Zeit darüber nach.«
»Ich habe keine Wahl!«
»Sie können sich immer noch freiwillig stellen und das Geld zurückgeben, wenn wir in Cheyenne sind. Nur - Rhett und Mclntosh sind nicht mehr auf dem Weg dahin. Wenn mich nicht alles täuscht, fahren wir nach Norden. Sie sollten deshalb nicht mehr zu lange warten, Bancroft.«
»Ruhe da drinnen!« Mclntosh schob sich auf Clays Pferd neben das Fahrzeug. Er bückte sich und spähte ins Innere der Kutsche. »Bancroft, fallen Sie bloß nicht auf das Geschwätz dieses Bastards ’rein! Und wenn ich von dir noch einen Pieps höre, Lorman, dann ... He, Clinton, anhalten! Wir verlieren ein Rad!«
Da sackte die Kutsche schon nach rechts hinten weg. Es krachte und knirschte. Der Ruck schleuderte Scobey gegen Clay. Joana stieß einen Schrei aus. Die Pferde wieherten. Dann saß das Fahrzeug wieder mal fest.
Clay stieß die klemmende Tür auf. Mclntosh war schon aus dem Sattel gesprungen. Er fluchte heftig. Clinton half Joana vom Bock. Wieder war es das rechte Hinterrad, das sie bereits einmal ausgewechselt hatten. Ein zweites Reserverad besaßen sie nicht. Die Achse hatte sich tief in die aufgeweichte Erde gebohrt.
»Der Splint ist weg!«, schrie Mclntosh wütend. »Weiß der Teufel, wie sich das Ding gelockert hat! Da, die Kette ist abgerissen! Verfluchter Mist, jetzt stehen wir schön da! Die Rothäute lachen sich ja kaputt, wenn sie uns so finden.«
Zornig stampfte er mit den Füßen. Clay schaute sich rasch um. Die Kutsche hielt zwischen felsigen, tannenbestandenen Hängen. Der Taleinschnitt war an beiden entgegengesetzten Enden offen. Der Wind blies über ihn weg. Es hatte vollends zu regnen aufgehört. Dann und wann leuchtete sogar ein Fleck blauer Himmel zwischen den schnell treibenden Wolkenbänken.
Clinton besah sich mit unbewegter Miene das Rad und die Achse. Mclntosh höhnte wütend: »Wir können den Kasten ja aufbocken, das Rad ohne Splint aufsetzen und versuchen, wenigstens zehn Yards weit damit zu kommen. Dann fangen wir eben von Neuem mit der Schufterei an. Oder wie hast du dir die Sache gedacht, großer Boss?«
»Wir haben immer noch die Pferde.«
»Gäule, die noch nie ’nen Reiter getragen haben!«, schnaubte der Hüne. »Das wird ein Rennen, an dem die Cheyennes sicher ihren Spass haben werden.«
»Die Indianer hätten uns längst eingeholt, wenn sie noch hinter uns her wären«, meinte Clinton achselzuckend. »Schätze, die glorreiche US Kavallerie hat doch ihr Bestes für uns getan. Rasten wir also erst einmal. Die Tiere sind sowieso ziemlich erledigt.« Er lächelte Joana beschwichtigend zu. »Du siehst, es gibt keinen wirklichen Grund zur Aufregung. Sehen wir lieber nach, was wir noch an Proviant haben. Ich bin verflixt hungrig geworden. Bancroft, Mclntosh, während ich die Pferde versorge, könnt ihr Holz für ein Feuer sammeln. Am Waldrand da drüben findet ihr sicher ein paar einigermaßen trockene Zweige.«
»Der Teufel soll mich holen, wenn ich dich auch nur eine Sekunde mit dem Geld und Lormans Gaul allein lasse!«, knurrte Mclntosh. Bancroft, der sich schon in Bewegung gesetzt hatte, blieb ruckartig stehen.
»Wir können ja tauschen«, fügte Mclntosh grinsend hinzu. »Sammle du das Holz, ich kümmere mich um die Klepper.«
»Du würdest nicht mal deiner Großmutter trauen, wie?«
»Nicht, wenn es um so ’nen Batzen Geld geht!«
Sie standen sich reglos gegenüber.
Mclntosh trug wieder seinen schwerkalibrigen Colt. Clinton hatte die Jacke hinter den Knauf seiner Waffe geschoben. Er war es, der es nach einer Weile darauf ankommen ließ und die Hand zurückzog. Er nahm sein Rauchzeug aus der Tasche und begann, eine Zigarette zu drehen.
»Ich hole die Zweige«, erklärte Joana, als Mclntosh noch zögerte. Da steckte Clinton den Tabaksbeutel weg und folgte ihr rasch.
»Warte!«, rief er. »Wir brauchen nicht unbedingt ein Feuer. Ich möchte nicht, dass du dich zu weit entfernst. Es könnte ja sein, dass doch ein paar Rote in der Nähe herumschleichen.«
Sie war schon auf halbem Weg zu den Bäumen, als er sie einholte. Er griff nach ihrem Arm. Ihre grünen Augen forschten in seinem angespannten Gesicht. Sie spürte, dass er ihr aus einem anderen Grund gefolgt war.
»Mein Gott, Rhett, dass es so weit mit dir kommen musste! Wegen fünfzehntausend Dollar! Dabei gab es eine Zeit, da dachte ich ...«
»Das Geld gehört Bancroft doch gar nicht. Und die Bank, der er es gestohlen hat, hat es sicher längst abgeschrieben. Es ist unsere Chance, Joana, ein ganz neues Leben anzufangen.«
»Deine Chance, Rhett!«
Er hielt sie noch immer fest, als sie zur Kutsche zurück wollte. Sie waren so weit entfernt, dass die Zurückgebliebenen nichts verstehen konnten.
»Ich tu' das alles nicht nur für mich, Joana«, beschwor Clinton die Frau. »Ich weiß ja, dass ich Fehler gemacht habe. Ich habe dir ein Leben zugemutet, das nichts für dich ist.«
»Das war nicht der einzige Grund, weshalb ich dich verließ.«
»Willst du zu Clay zurück?« Ein wildes Aufflammen war in seinen Augen. Müde schüttelte Joana den Kopf.
»Auch dafür ist es zu spät.«
»Vom ersten Moment an, als ich dich kennenlernte, war ich verrückt nach dir«, keuchte Clinton. »Ich war besessen von einem einzigen Gedanken, dich zu besitzen! Nichts hat sich bis heute daran geändert. Damals ertrug ich es nicht, dass du dich für Clay entschieden hattest. Ich war bereit, für dich zum Mörder zu werden. Ich bin es immer noch.«
»Du weißt nicht, was du da redest!«
»Ich weiß es sehr gut. Diesmal werde ich Clay töten, wenn er mir nochmals in die Quere kommt. Du kannst es nur verhindern, wenn du mit mir fliehst.«
»Rhett,