Roman-Paket Western Exklusiv Edition 11 Romane - Sammelband 7021. Pete Hackett
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Clay feuerte auf die schattenhafte Bewegung zwischen den Tannen. Wenn die Indianer so weit vordrangen, dass sie seine ohnehin karge Deckung einsehen konnten, war alles aus. Hohngeschrei gellte zu ihm. Sie wussten jetzt, dass nur mehr er als Gegner übrig war. Nun ließen sie sich Zeit. Keiner wollte mehr sein Leben für einen Skalp riskieren, der ihnen sowieso sicher war.
Clay zog Scobey die Jacke aus. Eine Kugel hatte eine tiefe Fleischwunde gerissen und Scobeys Hüftknochen gestreift. Clay presste sein zusammengeknäultes Halstuch darauf und schlang einen Verband aus Streifen von seinem Hemd darüber. Scobey bewegte sich stöhnend. Seine Lider zuckten.
Dann musste Clay wieder zum Karabiner greifen. Die Krieger hinter den toten Pferden schnellten hoch, jagten ihre Pfeile von den Sehnen und warfen sich sofort wieder nieder. Brandpfeile! Die Schäfte waren mit Harz bestrichen, mit Stofffetzen, Grasbüscheln und irgendwelchen Kräutern umwickelt. Das Ganze qualmte mehr, als dass es richtig brannte.
Zuerst grinste Clay nur wütend darüber, dass sie es auf diese verrückte Tour versuchten. Als aber die nächsten Pfeile heranschwirrten, wieder nicht gegen den Felsen prallten, sondern gezielt in der Erde daneben steckenblieben, begriff er. Immer mehr stinkender Rauch quoll empor und verschleierte ihm die Sicht. Genau darauf kam es den Cheyennes an.
Panik erfasste den Weißen. Die Schwaden trieben auf ihn zu, bissen in seinen Augen. Er schoss wild drauflos. Wieder zischten Geschosse heran, die einen Schweif aus Funken und Rauch hinter sich herzogen. Diesmal klatschten sie links von ihm in die Erde. Der Qualm verdichtete sich zu einer grauen Wolke. Sie nahm ihm nicht nur die Sicht, sondern auch die Atemluft.
Clay nahm sich gerade noch die Zeit, erneut das Gewehr nachzuladen. Dann zerrte er Scobey hoch.
»Wir müssen zur Kutsche, Partner!«, schrie er ihm zu.
Aber Scobey war zu erledigt, dass er begriff, was vorging. Clay wusste, die Cheyennes warteten nur darauf, dass er aus dem Qualm hervorkam. Wahrscheinlich war es sein und Scobeys Tod. Aber ihm blieb keine Wahl. Es war auch besser, als ihnen lebend in die Hände zu fallen. Er umklammerte Scobey mit dem linken Arm. In der Rechten hielt er den Remingtonkarabiner.
Die Schüsse waren verstummt. Plötzlich schrillte durchdringendes Geheul durch das Tal. Einen Moment befürchtete Clay, der letzte Angriff der Cheyennes hätte begonnen. Da hörte er das rasende Wirbeln von Hufen. Es kam aus der entgegengesetzten Richtung auf die Postkutsche zu. Dann knallten wieder die Gewehre. Der Fetzen einer verzweifelten, hellen Stimme durchbrach den Lärm. Eine Stimme, die seinen Namen schrie.
Joana!
Clay stolperte mit Scobey aus dem Rauch heraus. Seine Augen brannten, er rang nach frischer Luft. Von den Talhängen blitzten Mündungsfeuer. Bronzehäutige Gestalten tauchten dort hinter Felsen und Baumstämmen auf.
Doch Clay sah nur die fTau. Ihr dunkelblondes Haar flatterte, als sie sich vom Pferderücken auf den Kutschbock schwang. Sie hielt die Winchester 66, sein Gewehr.
»Clay, um Himmels willen, schnell! Ich geb dir Feuerschutz!«, schrie sie. Die Waffe flammte über dem Kutschendach. Der Lauf schwang hin und her.
Aufgeregt zerrten die Kutschenpferde an den Seilen. Clay lief mit Scobey auf das Fahrzeug zu, während ringsum die Hölle aufzubrechen schien. Scobeys Füße schleiften über den Boden. Mit verzweifelt hingeschmetterten Schüssen trieb Joana die aus dem Wald hervorbrechenden Indianer zurück. Nun war es ein Nachteil der roten Krieger, dass sie ihre Pferde am Taleingang zurückgelassen hatten. Außerdem behinderte der Qualm, der Clay zum Verhängnis hatte werden sollen, nun auch ihre Sicht. Clays Herz schlug zum Zerspringen, als er die Stagecoach erreichte. Der Wagenschlag stand offen. Nicht weit davon lagen Bancroft und Mclntosh. Doch Clay hatte jetzt keinen Blick für sie.
Joana war zurückgekommen! Sie setzte ihr Leben aufs Spiel, um ihn zu retten!
Keuchend zerrte er den halb bewusstlosen Zeitungsmann in die Kutsche. Joanas Winchester schwieg - leergeschossen. Joana besaß keine weitere Munition.
Atemlos packte sie die Zügel, rastete gleichzeitig den Bremshebel aus. Nur fort hier! Das Geschrei und die Schüsse von den Talhängen erfüllten sie mit Panik.
In dem Moment, als die Räder nicht mehr blockiert wurden, rannten die Pferde mit einer Heftigkeit los, die Joana fast vom Bock schleuderte. In der Kutsche fiel Clay halb über Scobey, den er auf die lederne Rückbank gebettet hatte. Joana schrie. Die Zügel entglitten ihr.
Zwei Sekunden lang schoss die Kutsche auf nur zwei Rädern dahin.
Entsetzt klammerte Joana sich an der Seitenlehne des Fahrersitzes fest. Die Zügel schleiften unter der Deichsel auf dem Boden.
Stampede!, durchglühte es Clay, als er die Felsen und Bäume wie Schatten vorbeiwischen sah. Die Pferde rasten wie auf der Flucht vor einem Präriebrand dahin. Sie rissen die Concord-Kutsche wie eine Pappattrappe hinter sich her.
»Clay!«, schrie Joana gellend. Sie wagte nicht, die Seitenlehne loszulassen. Ihre Augen waren schreckgeweitet. Wenn nur ein Rad jetzt gegen ein Hindernis prallte, brauchten die Cheyennes sich nicht mehr anzustrengen.
Im Höllentempo fegte die Kutsche aus dem Tal. Die ersten berittenen Verfolger tauchten hinter ihr auf. Klippen und Bäume rückten nun noch dichter an das Fahrzeug heran. Es gab hier keinen festgefahrenen Trail. Instinktiv folgten die Pferde der Spur, die Clinton zusammen mit Joana hinterlassen hatte. Der Fahrtwind presste die offene Tür nach hinten.
Clay hielt sich mit einer Hand im Innern der Kutsche fest und beugte sich hinaus. Die Erde schien unter ihm wegzufliegen. Die wirbelnden Räder waren graue Scheiben. Ein Rudel tief auf die Pferdehälse geduckter Reiter preschte hundert Yards hinter dem Gefährt aus dem Taleinschnitt heraus. Wütend und entschlossen, sich die Beute nicht noch in letzter Minute entgehen zu lassen, schlugen die Indianer auf ihre Gäule ein.
Clay tastete mit einer Hand nach oben, bis er das Dachgitter zu fassen bekam. Ein kurzes Atemholen, dann schwang er sich hinaus und packte auch mit der zweiten Hand zu. Der Aufbau bog sich in den Lederschlaufen.
Die Verfolger schrien. Schüsse blitzten.
Die Zähne zusammengebissen, zog Clay sich hoch, bis er zuerst mit dem Oberkörper, dann ganz auf dem Dach des wie irr dahinbrausenden Fahrzeugs lag.
Die Cheyennes holten auf. Vor Clays schweißüberströmtem Gesicht bohrte sich ein Pfeil ins Kutschenholz. Clay hielt sich mit einer Hand am niedrigen Gitter fest, zog den Colt und schoss dem vordersten Verfolger das Pferd unterm Hintern weg. Dann schob er sich neben die entsetzensbleiche Frau auf den Bock.
Rechts huschte ein Felsen so knapp vorbei, dass Clay ihn mit der Hand hätte berühren können. Steine spritzten unter den Rädern, Funken sprühten unter den Hufen.
»Festhalten!«, schrie Clay, als sich das Gelände plötzlich vor ihnen senkte. Die Pferde stürmten einen mit Sträuchern bewachsenen Hang hinab. Wie eine Ramme brach die Kutsche durch dichtes Gestrüpp. Zweige peitschten die Flanken der Pferde. Die Räder sprangen über eine Bodenwelle. Dann spritzte Wasser unter den Hufen.
Aus!, war Clays erster entsetzter Gedanke. Aber der Creek war nur knietief, sein Grund kiesig. Schon ging es drüben wieder eine sanfte Böschung hinauf und weiter, vorbei an Felsen und buschbedeckten Hängen. Clay kam es wie ein Wunder vor, dass das schwankende Fuhrwerk noch nicht zerschellt war. Die ganze Zeit rannte Clays Brauner neben