Lichter in der Nacht. René Christen

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Lichter in der Nacht - René Christen

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Hinweis auf eine dämonische, zerstörende Macht «von unten». Diese Heuschrecken dürfen dem Gras, dem Grünen und den Bäumen keinen Schaden zufügen, sondern nur die Menschen quälen. All diese Hinweise aus dem Textumfeld führen mich zu der Erkenntnis, dass es hier nicht um gegenständliche Heuschrecken geht, die reales Grün fressen, sondern um abstrakte, nicht gegenständliche Kräfte, Mächte und Dämonen. Dieses Abstrahieren in der prophetischen Symbol- und Bildersprache geht manchmal so weit, dass sich ein Bibeltext sogar weigert, uns auch nur eine ganz grobe Ahnung des realen Inhaltes zu vermitteln. In solchen Texten wird jegliche Konkretion oder Berechnung auf später verschoben. Dann, wenn die Zeit dazu reif ist. Es ist Gottes Weitsicht, welche genau weiß, was wir als Leser jetzt und heute schon verstehen können und verstehen müssen und was er uns vorerst bloß abstrakt andeuten kann. Dieses Zurückhalten ist auch ein Schutz für uns: Gott will uns mit dem prophetischen Inhalt nicht überfordern und das wiederum soll uns auch vor einer zu konkreten Interpretation schützen. Aber die Zeit wird kommen, in welcher Gott alles Zurückhalten aufheben wird. Beispiele:

      • Offb 13,17.18: «… und dass niemand kaufen oder verkaufen kann, als nur der, welcher das Malzeichen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. Hier ist die Weisheit. Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres! Denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist 666.» Noch fehlen uns das nötige Verständnis, die Fakten und Zusammenhänge, um diese Zahl als ein Gematria einer global agierenden, realen Person zuzuordnen. Wir sehen in der Geschichte zwar einige Vorläufer, auf welche diese Zahl zutreffen kann, aber die ganz konkrete Zuordnung wird erst möglich, wenn sich unsere Geschichte exakt mit dem in Offenbarung 12 und 13 Beschriebenen kreuzen wird.

      • Als weiteres Beispiel habe ich keinen Text aus der Offenbarung des Johannes, sondern einen Text aus dem Prophetenbuch Daniel, auf welchem die Offenbarung des Johannes oft aufbaut. In Dan 12,8.9 steht: «Und ich (Daniel) hörte es, aber ich verstand es nicht; und ich sagte: Mein Herr, was wird der Ausgang davon sein? Und er sagte: Geh hin, Daniel! Denn die Worte sollen geheim gehalten und versiegelt sein bis zur Zeit des Endes.» Hier wird uns explizit gesagt, dass es prophetische Texte gibt, die wir noch nicht verstehen können. Sie seien noch «geheim» und «versiegelt» und damit noch nicht zu entschlüsseln.

      • Ebenso sagt es Gott in Dan 12,4: «Und du, Daniel, halte die Worte geheim und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes! Viele werden suchend umherstreifen, und die Erkenntnis wird sich mehren.»

      All das wird mit dem Text aus 1. Kor 13,9 unterstrichen, wo wir lesen, dass unser Erkennen eben noch Stückwerk ist. Wir sehen jetzt öfters nur einzelne Stücke und noch nicht das Ganze. Dies trifft insbesondere auch auf die Auslegung der Offenbarung des Johannes zu, da dieses Buch oft Symbol- und Bildersprache benutzt.

      Ist nun ein Text in der Offenbarung für uns zurückhaltend, «geheim» und «versiegelt» formuliert und damit noch nicht verständlich oder nur teilweise verständlich, bedeutet das nicht, dass wir damit nichts anfangen können. Ab einer gewissen Ebene («Flughöhe») finden wir bestimmt eine übergeordnete Aussage. Beispiel: Ein in der Offenbarung des Johannes skizziertes Gericht, welches wir in der konkreten Umsetzung und Anwendung noch nicht im Detail verstehen, kann uns übergeordnet zeigen, wie Gott die ihm Vertrauenden durch so ein Gericht hindurchbewahren kann. Es gibt ab einer gewissen Ebene immer wertvolle seelsorgerliche Wahrheiten, die wir einem Bibeltext entnehmen können, auch wenn wir das Geschehen im Detail noch nicht aufschlüsseln können. Diese Grenzen der Auslegung zu respektieren, ohne dass ich einen Text ganz aufgeben muss, ist sehr befreiend im Umgang mit der Offenbarung des Johannes.

       Die inhaltliche Struktur der Offenbarung

      Die inhaltliche Struktur der Offenbarung des Johannes stelle ich auf den folgenden Seiten zur besseren Übersicht anhand einer Säulengrafik dar. Wie ein gewaltiger Monolith stemmt sich diese Säule zwischen die damalige Zeit um 95 n. Chr. und dem zukünftigen Ende der Zeit und dessen Neuanfang. Diese Säule – die Offenbarung des Johannes – überlebte manche theologische Attacken. Aber die wohl heftigste droht ihr in unserer heutigen Zeit: Verachtung und Spott. Sie ist aus den Gottesdiensten und Kleingruppen verschwunden, denn sie wird als zu kompliziert, zu angstmachend und zu weltfremd empfunden. Sie passe nicht in zeitgemäße theologische und kirchliche Systeme. Das Tragische dabei: Je mehr jene Zeit, von der diese Säule berichtet, Realität wird, je weniger kennen wir sie. Das kann zu verheerenden Fehleinschätzungen unserer Zeit führen.

      Zurück zum Bild mit der Säule: Das direkt ins Zentrum der Säule Geschriebene zeigt die Hauptanliegen der Offenbarung. Es sind seelsorgerliche und ermutigende Anliegen, die wir schon ab Offb 1 und damit ganz unten an der Säule antreffen. Es sind die Blicke in das engste Umfeld Gottes im Jenseits. Wir lernen dort, was Gott besonders wichtig ist und wie er dem Menschen seine Liebe unermüdlich zeigt. Danach folgen Titel wie «Durch Gott versorgt über die Zukunft nachdenken» oder «Der Himmel öffnet sich». Wir lernen darin viel über Rettung und Gnade, Jenseitiges und Zukünftiges, Zeit und Ewigkeit.

      Damit will ich aber auch sagen, dass die urteilenden Gerichte nicht die Hauptanliegen der Offenbarung sind. Deshalb werden sie nicht im Zentrum der Säule, sondern optisch sperrig rechts hinausragend positioniert. Diese Platzierung soll auch das hässliche und sperrige Tun des Menschen darstellen, denn dieses Tun des Menschen provoziert die «sperrigen» Gerichte. Sie sind die letzte Konsequenz der Arroganz des Menschen. Konkreter gesagt: Die Masse der Menschen lehnt Gott ab. Sie entledigen sich des Gottes der Bibel und provozieren dadurch, dass Gott nach schier endloser Geduld auch auf Distanz geht und den Menschen sich seiner Gottlosigkeit allein überlässt. Aber wenn Gott als Schöpfer und Bewahrer dieser Schöpfung loslässt, kommen die Naturgewalten, die physikalischen Gesetze, unser Planet Erde und das Universum ins Trudeln. Außerdem brechen Völker, Gesellschaften, Familien und der einzelne Mensch in seiner Identität auseinander. Die Begriffe «Gericht», «ausrichten», «richtig» und «unrichtig» gehören sprachlich und inhaltlich eng zusammen: Wenn der Mensch sein Ausrichten auf Gott ins Gegenteil ändert, kann Gott auch sein helfendes Ausrichten auf den Menschen und sein bewahrendes Ausrichten auf die Schöpfung ändern: Er lässt den Menschen seinen eingeschlagenen Weg in die falsche Richtung ziehen. Gott lässt los. Gott lässt den Menschen seine halsstarrigen Wege gehen. Daraus entsteht dann Unrichtiges. Wir nennen es auch Gericht (Näheres siehe Erläuterungen zu den einzelnen Kapiteln und Versen der Offenbarung).

      Die Ereignisse in der Offenbarung sind chronologisch angeordnet: Ein Thema folgt dem anderen. Einige vertreten die Meinung, dass Johannes immer wieder um dasselbe Thema kreist: das Elend der Welt durch all die Jahrtausende. Aber bei genauerem Lesen wird deutlich: Es werden einzelne Ereignisse und Themen chronologisch folgend dargestellt und jedes entwickelt sich aus dem vorausgehenden. Diese Zeitfenster werden immer heftiger bis zum letzten beschrieben und danach folgt der lang ersehnte Neuanfang. Diese Chronologie zeigt sich insbesondere in den folgenden Textbeobachtungen:

      • Der inhaltliche Aufbau der Säule von unten nach oben gleicht einem Drehbuch mit immer neuen Themen und eines folgt logisch angeordnet dem vorhergehenden:

      – Zuerst werden Gott und sein engstes Umfeld im Jenseits vorgestellt.

      – Danach treffen wir auf harte, aber seelsorgerliche Gemeindeanalysen.

      – Danach wird Jesus Christus als das Lamm Gottes in die Mitte gestellt.

      – Danach brechen die Gerichte los.

      – Danach sucht und lanciert Gott nochmals und nochmals Hilfen und Bewahrung.

      – Danach entfesselt sich erst recht das Böse.

      – Danach kommt Jesus Christus wieder und macht all dem Bösen ein Ende.

      – Danach richtet Jesus Christus sein Reich vollends auf und Gott gestaltet anschließend

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