IMMUN. Sebastian Weis

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IMMUN - Sebastian Weis

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Jungen als Mädchen zur Welt.lxxii Es wird ein Zusammenhang mit dem Immunsystem vermutet.

      Stark im Herzen

      Forscher der Harvard Medical School in Boston entdeckten zufällig, dass der Herzschlag von Mäusen gestört war, wenn keine Makrophagen im Herzen vorhanden waren. Es stellte sich heraus, dass viele residente Makrophagen im sog. AV-Knoten mit den dortigen Herzmuskelzellen physisch verbunden und elektrisch synchronisiert sind. Der AV-Knoten ist für das Signal "Jetzt kontrahieren" zuständig. Die Makrophagen unterstützen die Muskelzellen dabei und scheinen die Reiz- -Weiterleitung „irgendwie zuverlässiger zu machen“.lxxiii

       Ihr Immunsystem ist also an jedem Herzschlag beteiligt.

      Ein gesundes Herz schlägt in Ruhe unregelmäßig (ja, richtig gelesen: es schlägt in Ruhe beim Gesunden unregelmäßig, siehe Grafik).

      Quelle: https://ouraring.com/what-is-heart-rate-variability

      Dabei synchronisiert es sich mit dem Atemfluss, abhängig vom Stresslevel. Die Analyse der Herz-Frequenz-Variabilität (HRV) mit einem zuverlässigen Fitness-Tracker ist daher eine einfache und kostengünstige Methode, die Immunkraft zu überprüfen.lxxiv Stressmanagement und Atemregulation stärken das Herz und die Immunkraft. Darauf gehe ich im „Ayurveda-Teil“ des Buches ausführlicher ein.

      Wehret den Anfängen..

      Viele Erkrankungen, die als Auto-Immun-Erkrankungen, typische Alterserscheinungen oder einfach „Schicksal“ (Ursache unbekannt) definiert wurden, scheinen mit Infektionen zusammenzuhängen. Aktuelle Forschungsergebnisse werfen neues Licht auf Krankheitsursachen und -verläufe.

      (Alzheimer-) Demenz

      Demenz in ihren verschiedenen Formen ist eine dramatische Erkrankung, die uns schrittweise bei vollem Bewusstsein unsere Menschlichkeit nimmt. Ohne Erinnerung verlieren wir uns selbst. Die Medizin kennt über 50 verschiedene Formen der Demenz. Die Alzheimer-Krankheit ist mit rund zwei Dritteln aller Fälle die häufigste Form.lxxv Ca. 15 Prozent aller Demenzen sind vaskuläre Demenzen. Hier kommt es zu einer Störung der Blutversorgung im Gehirn. In allen Fällen kommt es zum Verlust von Nervenzellen. Die Krankenkassen gehen davon aus, dass in Deutschland jede zweite Frau und jeder dritte Mann dement werden.lxxvi Dramatische Zahlen, die leider den wenigsten bewusst sind, denn wüssten es alle, würden sich vielleicht mehr Menschen fragen, wie man diesem Schicksal entgegenwirken kann. Alleine die Maßnahmen aus diesem Buch – praktisch umgesetzt (!) – können Ihnen schon helfen, Ihr Demenz-Risiko signifikant zu senken.

      Die Rolle des Immunsystems im Krankheitsverlauf der Demenz ist derzeit Gegenstand der Forschung. Sicher ist, dass Entzündungen eine Rolle spielen. Es scheint Immunzellen zu geben, die dem Verlauf der Krankheit entgegenwirken, z. B. in dem sie Ablagerungen abbauen, während andere Immunzellen das Absterben von Nervenzellen vorantreiben. Eine 2020 in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichte Studie wies in den Gehirnen einiger Demenz-Patienten z. B. die Anwesenheit von T-Zellen im Gehirn nach, die spezialisiert sind auf den Epstein-Barr-Virus.lxxvii Mehr als ihre Anwesenheit konnte noch nicht gezeigt werden. Man weiß nicht, ob diese Zellen im Krankheitsverlauf tatsächlich eine Rolle spielen. Festhalten können wir jedoch, dass bei Alzheimer untypische Dinge auch im Immunsystem ablaufen und Immunzellen sich an Orten aufhalten, wo sie eigentlich nicht hingehören.

      Es wurde auch DNA von verschiedenen Bakterienarten in den Gehirnen von Alzheimer-Patienten identifiziert, z. B. von E. coli Bakterien. Das sind Bakterien, die normal im Darm vorkommen und dort harmlos sind. In den Gehirnen von Alzheimer-Patienten können Sie dazu führen, dass sich das Tau-Protein falsch faltet und die toxischen, klumpen-artigen Strukturen bildet, denen zunehmend eine Schlüsselrolle beim Fortschreiten der Krankheit zugeschrieben wird. Die Studie weist auf bakterielle DNA als mögliche erste Ursache für eine Proteinfehlfaltung bei Alzheimer hin und deutet darauf hin, dass eine gezielte Beeinflussung dieser DNA eine Möglichkeit sein könnte, die Krankheit nicht nur zu behandeln, sondern ihr auch vorzubeugen.lxxviii

      Diabetes mellitus

      Bei Diabetes mellitus, der Zuckerkrankheit werden zwei Typen unterschieden. Typ-1 entsteht in der Kindheit / Jugend, Typ-2 früher erst im Alter, heute aber zunehmend auch bei jüngeren Menschen.

      Beim Typ-1-Diabetes mellitus zerstören Immunzellen die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Insulin wird benötigt, um den Zucker aus der Nahrung, der im Blut herumschwimmt, in die Körperzellen zu schleusen. Es wirkt wie ein Türöffner. Wenn kein Insulin mehr produziert wird, werden die Zellen nicht mehr versorgt und das Blut „überzuckert“. Die Ursachen für die Entstehung des Typ-1-Diabetes scheinen vielfältig zu sein. Es wird vermutet, dass eine Infektion mit bestimmten Viren das Immunsystem dazu veranlasst, die insulin-produzierenden Zellen anzugreifen. Umgekehrt kann die Infektion mit anderen Viren eine Immunität erzeugen und die Zellen schützen.lxxix Die Lage ist also kompliziert. In den westlichen Ländern ist jedenfalls eine dramatische Zunahme von Typ-1-Diabetes zu beobachten. Die Ursache ist bisher unbekannt.

      Typ-2-Diabetes hat sehr viel mit unserem Lebenswandel zu tun. Die Insulin-produzierenden Zellen sind da, aber das Insulin kann seine Wirkung nicht entfalten. Bei einem Überangebot an Zucker machen die Körperzellen einfach die Türen zu bzw. bauen die Türen sogar ab. Das Insulin kann nicht mehr andocken.

      Fastfood, Bewegungsmangel, Übergewicht und schlechter Schlaf erzeugen einen tödlichen Mix für den gesamten Stoffwechsel. Wichtige Botenstoffe z. B. aus den Muskeln werden nicht produziert, das Blut ist überfordert mit zu viel Fett und Zucker, das Sättigungsgefühl wird blockiert durch Entzündungen (CRP lässt grüßen) und die wachsenden Fettpolster befeuern selbst weiter die Entzündungsprozesse. Sogar Depressionen und Demenz können aus dieser unheilvollen Konstellation entstehen.

      Zum Glück können wir viele Faktoren positiv beeinflussen. Typ-2- Diabetes ist kein Schicksal! Schon kleine Veränderungen im Lebensstil können viel bewirken. Drehen Sie die Uhr zurück! Ein Nebeneffekt der Maßnahmen aus diesem Buch könnte ein verbesserter Stoffwechsel sein. Wenn Sie Übergewicht haben, verlieren Sie vielleicht ein paar Pfunde oder Kilo. Selbst mit Typ-1-Diabetes können Sie Ihre Lebensqualität erhöhen. Lesen Sie sehr aufmerksam die Kapitel zum Thema Ernährung und Training im Ayurveda-Teil des Buches.

      Multiple Sklerose (MS)

      Die MS ist eine entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems, die das Gehirn und das Rückenmark umfasst und meist im frühen Erwachsenenalter beginnt. Die meisten Nervenfasern transportieren elektrische Impulse und sind dafür wie ein Ladekabel auch in eine Schutzhülle gepackt. Die Schutzhülle unserer Nerven besteht aus einem Stoff namens Myelin. Bei der Multiplen Sklerose wird das Myelin von Immunzellen angegriffen und der Nerv geschädigt. Je nachdem, welche Nerven betroffen sind, können ganz unterschiedliche Symptome entstehen. Daher heißt die MS auch die Krankheit mit den 1.000 Gesichtern.

      Bild Shutterstock ID 1263204124 © Molecular Sensei

      Frauen erkranken etwa doppelt so häufig wie Männer.

      Die Erkrankungshäufigkeit steigt mit der geographischen Entfernung vom Äquator an. Menschen in nördlichen Ländern erkranken häufiger als Menschen in südlichen Ländern.

      Schichtdienst schon im Teenager-Alter verdoppelt das Risiko, an MS zu erkranken.

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