Gottes Feuer. E.D.M. Völkel

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Gottes Feuer - E.D.M. Völkel

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verstand das nicht, er machte mir gehörigen Druck und war stinksauer, dass ich mich nicht in die Familientradition einfügte und Anwalt wurde. Meine Mutter schaffte es, Vater zu besänftigen, er erlaubte, das ich knapp zwei Jahre ins Ausland konnte. Mit Gelegenheitsjobs hielt ich mich über Wasser, es war hart, aber die schönste Zeit in meinem Leben.« In Erinnerungen schwebend stützte er seinen Kopf in die Hände und sah sie verträumt an.

      »Ohne Zwang und Vorschriften, du lebst jeden Tag, wie er kommt, das ist Freiheit, das ist Leben, wie ich es mir wünsche.« Er seufzte auf und Eva schubste den ihr gegenüber Sitzenden grinsend an.

      »Kaum war ich wieder zu Hause, zwang mein Vater mich zu einer Ausbildung, er hatte zum Glück den Versuch mich an die Uni zu bringen aufgegeben, drehte mir dafür aber auch den Geldhahn zu. Ich solle arbeiten gehen und mir meinen Weg suchen, jetzt sei Schluss, er habe genug.« Unschuldig sah er sie an.

      »Kannst Du das verstehen? Ich probierte einiges aus, habe es aber nirgends wirklich ausgehalten, arbeiten ist nichts für mich. Ich will leben!« Verzweiflung lag in seiner Stimme.

      »Jeden Morgen aufstehen, Tag ein Tag aus, den gleichen Job machen, wie öde. Das kann ich nicht.« Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, richtete er sich kerzengerade auf.

      »Nach meinem dritten Versuch und Abbruch stand ich ohne einen Cent da. Auf der Suche nach Kohle habe ich das ganze Haus durchsucht, aber nur einige 100 Mäuse gefunden.« Enttäuschung spiegelte sich auf seinem Gesicht.

      »Das reichte gerade mal für eine Woche, wenn überhaupt. Dann bin ich zu meinem Großvater und habe ihn angefleht, doch Vater hatte schon mit ihm gesprochen und ihm verboten, mir auch nur einen Euro zu geben«, Empörung sprach aus seiner Stimme.

      »Trotzdem hielt er mir 500 Euro entgegen und sagte, ›Die bekommst Du, wenn Du mir zwei, drei Stunden Deiner Zeit dafür gibst.‹ Ok, das war ein Angebot und Großvater war eigentlich ganz ok, also habe ich zugestimmt.« In Erinnerung an dieses Gespräch nickte Benny.

      »Er begann mit unserer Familiengeschichte mit seinem Vater, der sich als Anwalt einen hervorragenden Namen geschaffen hatte und auch in den Kriegsjahren durch seine akribische und gewissenhafte Arbeit, für sehr einflussreiche Personen, diese kennengelernt und sogar als Mandanten gewinnen konnte. Er war sehr pingelig, hat alles aufgeschrieben und genauestens Buch geführt. Unser guter Name habe heute noch Einfluss und wir alle können ausgezeichnet davon leben. Er gestand mir, auch mal als junger Mann einen schweren Fehler gemacht zu haben, doch er fand den richtigen Weg zurück, das sei auch ein Grund warum wir finanziell gut gestellt sind. Ich solle mir sehr genau überlegen, welchen Weg ich für die Zukunft einschlagen wolle. Er redete und redete, ich hab dann aufgehört hinzuhören. Als er endlich fertig war, gab er mir den Schein und verlangte, ich solle ihm schwören über all das nachzudenken und nicht leichtfertig meine Zukunft wegzuwerfen.«

      Eva hatte schweigend zugehört und den inzwischen lauwarmen Cappuccino ausgetrunken. Die Hoffnung, seine Rede Flut auf den MC zu lenken, verwarf sie vorläufig, vielleicht ergab sich später noch mal eine Gelegenheit dafür. Die erhaltenen Informationen speicherte sie dennoch sorgfältig in ihrem Gehirn. Der letzte Teil seiner freiwillig gelieferten Angaben machten sie hellhörig. Sofort erwachte ihr Instinkt, stand Bennys Familie möglicherweise irgendwie mit den Vorkommnissen von 1944 in Verbindung? Vorsichtig hinterfragte sie, beiläufig den Wohnort und seinen Familiennamen. Überrascht sah Benny Eva an, »Teubner, Benjamin Teubner, und wir sind aus Frankfurt. Mein Vater ist DER Rechtsanwalt in Frankfurt.«

      Blitzartig erkannte sie die mögliche Verknüpfung zu ihrer Recherche. Geschickt horchte sie ihn weiter aus.

      »Das bedeutet, wenn ich mal in Schwierigkeiten bin, ist Dein Vater der richtige Anwalt?!«

      »Naja, er kümmert sich um die Angelegenheiten von Wirtschaftsbossen und total reichen Typen. Ich glaube nicht, dass Du ihn Dir leisten kannst.«

      »Dann muss ich wohl einen Kredit aufnehmen«, lachte sie, »In welche Fachrichtung arbeitet er?«

      Benny zuckte mit den Schultern, »Ehrlich gesagt keine es hat mich nie wirklich interessiert und sobald er wieder mit einer der berüchtigten Reden, das haben wir alles Großvater Kurt, Deinem Urgroßvater zu verdanken, ankam, hab ich abgeschaltet.«

      Sie hob fragend die Augenbrauen und grinste auffordernd.

      »Oh nein. Du nicht auch noch«, stöhnte er.

      »Bitte, nur ein einziges Mal und ich verspreche Dir, niemals wieder danach zu fragen«, spontan bot sie ihm die Hand, »Großes Ehrenwort.«

      »Also gut, aber nur ein einziges Mal«, schnaufte er, richtete sich erneut kerzengerade auf, hob die rechte Hand und streckte den Zeigefinger in die Höhe.

      »Wertes Fräulein, nur mit Disziplin und ohne Ansehen der Person, hat Dein Urgroßvater Kurt, die Arbeit eines Buchhalters angenommen. Es waren harte Zeiten und sie lebten sehr sparsam. Diese Aufgabe, seinem Können eine weit unterlegene Tätigkeit, hat ihm später die Türen und Tore zu den gehobenen und adligen Kreisen geöffnet.« Kunstvoll machte er eine kleine Pause, um die Tragweite zu unterstreichen.

      »Dort trafen sich nur die angesehenen Mitglieder der Gesellschaft, Richter, Politiker, Industrielle und Prominente. Man blieb gerne unter sich und als Kurt eingeladen wurde, war dies ein sensationeller Erfolg. Er durfte dazugehören trotz der niederen Herkunft.« Bedeutungsvoll verzog er die Augenbrauen.

      »Schnell hatte sich seine ausgeklügelte Taktik, die ihm unglaubliche Erfolge als Anwalt einbrachten, herumgesprochen. Von diesem Tage an brauchte er keine Mandanten mehr zu suchen, musste keine Kleinkriminellen mehr verteidigen, jetzt kamen sie zu ihm, drückten sich gegenseitig die Klinke in die Hand. Er allein hat uns dieses gute Leben und die finanzielle Sicherheit ermöglicht. Denk immer daran, auch Du bist ihm verpflichtet sein Erbe fortzuführen.« Benny war ein brillanter Schauspieler, er imitierte die Stimme des Vaters und grinste erleichtert.

      Plötzlich sprang er auf, der Stuhl scharrte über die Bodenfliesen,

      »Ich habs, Eva Du bist die Beste.« Überschwänglich drückte er ihr einen Kuss auf die Wange und war schon verschwunden. Noch im Gehen wählte er hastig die Nummer von Kralle und lauschte ungeduldig dem Freizeichen. Leider sprang nur die Mailbox an. Aufgeregt, endlich die Lösung für sein finanzielles Problem zu haben, platzte er heraus.

      »Kralle, ich muss Fritz und Dich unbedingt sprechen, es ist sehr wichtig, bitte ruf mich ganz schnell an.«

      Rasch kehrte er ins Clubhaus zurück, wo er vorübergehend wohnte, und wartete sehnsüchtig auf den Rückruf. Ruhelos lief er von einem Raum in den nächsten, setzte sich und sprang sofort wieder auf,

      »Verdammt, warum meldete sich niemand«, achtlos trat er nach dem silbernen Mülleimer, der laut scheppernd in der Ecke landete.

      ›Geduld, beruhige dich‹, ermahnte er sich. Endlich nach für ihn endlosen Stunden kam der erlösende Anruf, hastig hob er ab.

      »Hey Kralle, ich hab einen prima Vorschlag, wann können wir uns treffen, es ist wichtig«, sprudelte es geradewegs aus ihm.

      »Gude Benny, komm erstmal runner und dann erzähl, was es gibt.«

      »Es geht um meinen Eintritt, das Motorrad und den Führerschein…..«

      »Benny, dann treffe wir uns mit Fritz und berede das unner sechs Augen. Ich ruf ihn an und frag, wann er Zeit hat, dann meld ich mich wieder«, unterbrach ihn Kralle, »Bis später«, und hatte aufgelegt.

      Perplex

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