Gottes Feuer. E.D.M. Völkel

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Gottes Feuer - E.D.M. Völkel

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es am anderen Ende.

      »Ja«, hörte sie seine müde Stimme.

      »Hallo Chris, Eva hier, wie geht’s Dir? Du klingst total müde und fertig. Hast Du immer noch so viel zu recherchieren?«, mitfühlend seinem Stress gegenüber und hocherfreut ihn zu erreichen.

      »Eva? Du?«, klang es erstaunt und leicht gereizt aus dem Hörer.

      »Ja, genau die«, sprach sie freundlich, um ihn aufzumuntern.

      »Was willst Du?«, knurrte er durchs Telefon. Sie hörte seine Missstimmung sehr wohl, ›Was stimmte nicht? War etwas passiert und ich trete unwissentlich mitten ins Fettnäpfchen?‹ »Chris, entschuldige, ich will Deine Zeit nicht über Gebühr strapazieren, wenn Du keine hast, auch ok, dann melde ich mich später.«

      »Ha, oder gar nicht«, verdrossen und enttäuscht sprach er weiter, »Erst willst Du was, machst einen auf wichtig und der tolle Chris, dann reiß ich mir den Arsch auf und was kommt von Dir? Nichts, Schweigen im Walde. Nicht eine Silbe, Eva, echt, das brauch ich nicht, ich hab Arbeit genug und für die werde ich sogar bezahlt. Lies erstmal Deine Mails, bevor Du mich hier anmachst.« So stinkig hatte sie ihn noch niemals erlebt.

      »Das habe ich, an jedem Tag. Seit wir das Letzte mal telefoniert haben, ist keine bei mir angekommen. Ehrlich nicht. Bei der vielen Arbeit, die Du hast, wollte ich Dich nicht mit meinen Angelegenheiten nerven. Bitte Chris, wann hast Du mir geschrieben, ich hatte auch im Spamfilter nachgesehen, ob sie vielleicht dort gelandet ist. Aber da war auch keine. Kannst Du sie mir nochmals schicken?« Sie hörte im Hintergrund die Tastatur klappern.

      »Ist erneut raus« kam die Antwort kurz und bündig zurück. Eva öffnete den Posteingang und wartete. »Hast Du sie?«

      »Nein, hier kommt nichts an. Warte mal …«, sie öffnete den Spamfilter und fand alle vier Mails von Chris inclusive der von vor über einer Woche. »Das gibt’s doch gar nicht, erst hab ich gar keine und jetzt auf einmal alle vier!«, erstaunt blätterte sie hin und her.

      »Eva, lass gut sein, es ist genug. Das glaubt Dir kein Mensch. Mach‘s gut«, mit diesen Worten legte Chris auf.

      Eva verstand nicht, was soeben geschehen war. Mehrfach hatte sie an jedem Tag alle Fächer geprüft und keine einzige von Chris gefunden und plötzlich waren gleich vier vorhanden. Erwartungsvoll öffnete sie die Nachrichten und las deren Inhalt, war das die Revanche? Alle Sendungen bestanden aus allerlei Nonsens, geradeso, als habe Chris Zeitungsmeldungen kopiert und wahllos eingefügt.

       ›Ok, was auch immer mit Chris los war, er will oder kann mir nicht mehr helfen, ich finde die Karten auch selbst. Das dauert zwar länger, aber es gibt schließlich die Archive in denen auch die Bebauungspläne von 1940 und den nachfolgenden Jahren aufbewahrt wurden.‹

       Andreas

      Zugegebenermaßen war, vor einem guten Jahr, die Aufnahme in diesem Club nicht so leicht, wie er sich das vorgestellt hatte, doch es war ihm nicht schwergefallen, die ersten Bedingungen zu erfüllen. Den Motorradführerschein hatte er bereits als junger Mann absolviert und eine Maschine gebraucht gekauft. Der weitere Weg war steiniger. Erst als Anwärter, mit seiner neuen Weste, die zwar schon ein Patch, genau über dem Herzen aufgenäht hatte, ihn aber nur als Nobody darstellte. Die teilweise stupiden Dienste und Arbeiten sollten ihn prüfen und den Brüdern zeigen, ob er das Zeug hatte durchzuhalten, um in den nächsten Status zu gehören. Erst wenn er sich bewährte und alle ihre Zustimmung gaben, konnte er als Prospect weiterkommen und nach vielen Monaten in die Reihen der Brüder aufgenommen zu werden.

      Seit einem Jahr war er jetzt dabei, hatte seinen Plan umgesetzt und die ehemaligen Fensternischen gefunden. Nach und nach nahm er unauffällig Maß und übertrug die Längenangaben auf die Rückseite des Gebäudes. Mittlerweile kannte er jeden Zentimeter und benötigte nicht mehr die kleinen Markierungen, welche er zu Beginn an der Außenwand angebracht hatte. Die Monate gingen ineinander über, doch bisher ergab sich keine noch so kleine Chance, das Totrohr auszugraben, geschweige denn, ein auffälliges Loch an der Rückwand des Gebäudes auszuheben.

       ›Geduld, meine Zeit beginnt bald. Sei nicht unvorsichtig, handele überlegt, jetzt liegt das Zeug solange dort versteckt, dann kommt es auf ein paar Monate auch nicht mehr an.‹

       Erkenntnis

      Der quirlige und sprunghafte Benny traf sich gelegentlich mit Eva auch außerhalb des Clubs, dann klagte er ihr sein Leid, immer noch nicht in den Status eines Prospects aufgenommen worden zu sein. Zu ihrer heutigen Verabredung hatte er Eva ins Stadtcafé eingeladen. Sie trafen sich im Außenbereich und Eva wählte einen Tisch am Rand. Der weit aufgespannte Sonnenschirm spendete Schatten und ein kaum spürbares Lüftchen wehte den herrlichen Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee herüber. Sie wusste, dass er chronisch pleite war und die Rechnung ein weiteres Mal an ihr hängen blieb.

      Missgelaunt rührte er in dem Cappuccino, zerstörte den Milchschaum mit heftigen Bewegungen. Unvermittelt hob er den Blick und fragte, »Was würdest Du unternehmen, um Dir Geld zu leihen, wenn die Bank Dir nix gibt und Du auch nix hast?«

      Eva wusste allzu gut, wovon Benny sprach, sie selbst hatte jahrelang knapp am Limit gelebt und war mehr schlecht als recht über die Runden gekommen. Heute erkannte sie, wie kindisch ihr damaliger Stolz gewesen war und bereute dieses Verhalten zutiefst. Sie lehnte sich zurück, strich das lange Haar auf die linke Schulter und sah ihn mit offenen Augen an.

      »Geh und frag Deine Eltern«, war ihre logische Empfehlung.

      »Das geht nicht, sie haben mich rausgeworfen«, bedrückt senkte er seinen Kopf und kickte verärgert mit dem Schuh einen kleinen Stein weg, wobei er das Tischbein traf und der Kaffeetasseninhalt überschwappte. Sofort bildeten sich hell- und dunkelbraune Ringe in den Untertassen und ließen die Servietten unerfreulich aufquellen. Interessiert sahen andere Gäste zu ihnen hinüber und schüttelten dann missbilligend ihre Köpfe.

      »Was kuckt ihr so«, fauchte Benny ärgerlich. Eva legte ihre Hand beruhigend auf die seine.

      »Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Eltern ihre Kinder lieben, auch wenn sie manchmal ärgerlich mit ihnen sind. Geh und versöhne Dich, eine Familie zu haben ist wichtig.«

      »Wenn ich das mache, zwingt mein Vater mich, Jura zu studieren und Anwalt zu werden, genau wie er selbst. Ich will aber nicht. Endlose Semester, pauken bis in die Nacht, es ist eine immerwährende Schinderei«, entgegnete er trotzig wie ein Teenager.

      »Hm, also wenn gar nichts geht, dann bleiben nur noch betuchte Freunde, die Du fragen kannst, jedoch wollen die mit Sicherheit eine Gegenleistung, ein Faustpfand, oder Bürgschaft, dass sie ihr Geld wiederbekommen«, schlug sie vor. Durch ihre besonnene Art gelang es ihr, den frustrierten und gleichzeitig euphorischen jungen Mann etwas zu beeinflussen, ihm eine alternative Sichtweise auf seine Probleme zu geben. Eva hörte geduldig und interessiert mit zu und Benny hatte viel zu erzählen, er war überaus froh endlich mal mit jemanden reden zu können, der nichts weiter von ihm wollte. Bereitwillig erzählte er ausführlich von seiner Familie.

      »Weißt Du, ich war 20 Jahre alt und sollte mich gleich nach dem Abitur an der Uni einschreiben und Jura studieren. Mein Vater verstand nicht, wie hart die Paukerei fürs Abi war, ›das sind Kleinigkeiten, wenn Dir für das Abitur schon der Kopf raucht, dann wirst Du Dich im Studium aber umsehen. Da musst Du lernen, im Gegensatz war das jetzt eine Lappalie‹«, ahmte er den Vater nach und hob verzweifelt die Schultern.

      »Diese Aussage besiegelte endgültig meinen Entschluss, nicht zu studieren. Ich wollte eine Auszeit, einfach

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