Die Zuckermeister (1). Der magische Pakt. tanja Voosen
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Читать онлайн книгу Die Zuckermeister (1). Der magische Pakt - tanja Voosen страница 4
»Ja, danke.« Verlegen betrachtete Elina ihre Retterin. »Du bist Juna Zuckerhut, oder?«
Elina hatte sie schon öfter im Flur gesehen. Sie ging in die Oberstufe.
»Oh, hast du etwa die schaurig-schlimmen Gerüchte über meine Familie und mich gehört? Angeblich sind wir alle durchgeknallt!«, sagte Juna amüsiert.
»Ein paar kenne ich schon«, sagte Elina verlegen. »Aber ich halte die für Blödsinn!«
»Ich weiß gar nicht, welches ich unsinniger finde«, meinte Juna und tat so, als würde sie angestrengt nachdenken. »Die über meine Mutter, die Spielzeuge baut, welche die Leute heimlich ausspionieren, oder über meinen Vater, der mysteriöse Samen in der Stadt verteilt, um illegale Pflanzen zu züchten, oder die über mich?« Sie senkte die Stimme. »In meinen Kunstwerken verstecke ich angeblich geheime Botschaften, um Kinder zu uns zu locken! So wie der Rattenfänger mit seiner Flöte.«
Elina verkniff sich ein Grinsen. »Und ich dachte, ihr tragt nur selbst gestrickte Klamotten, tanzt nachts durch euren Garten und betet dabei den Mond an.«
Nun grinste auch Juna. »Das natürlich auch. Du bist etwas blass, ist alles okay?«
»Oh, echt?« Elina runzelte die Stirn. »Vielleicht wegen dem Schreck gerade.«
Elina fühlte sich tatsächlich ein klitzekleines bisschen zittrig auf den Beinen, aber vielmehr vor Freude darüber, dass ein Mädchen aus der Oberstufe mit ihr sprach!
»Ich weiß, was da hilft.« Juna zauberte ein Karamellbonbon aus ihrer Hosentasche. »Hier, für dich.«
Zögerlich nahm Elina das Bonbon an. »Danke.«
Juna zwinkerte ihr zu. »Ich muss los. Wir sehen uns!«
Elina sah ihr verdutzt nach. Sie hatte sich immer gefragt, wie die Zuckerhuts wirklich waren. Juna jedenfalls war ein klein wenig seltsam, aber auch richtig nett!
Sie betrachtete die Süßigkeit und wickelte sie aus. Ihr Opa verschenkte auch immer Karamellbonbons bei seinen Tricks. Dieses schmeckte jedoch anders. Sahnig und cremig wie Pudding und nach … Glück. Ein aufgeregtes Flattern breitete sich in ihrer Brust aus und angenehme Wärme hüllte sie ein. Ja, sie war glücklich.
Es klingelte zur ersten Stunde, doch statt hektisch loszulaufen, um nicht zu spät zu kommen, lief Elina mit einem Lächeln gemütlich zu ihrem Klassenraum.
Heute würde ein fantastischer Tag werden!
Gegen Ende der vierten Stunde bekam die Klasse ihren Geografietest wieder. Elina war furchtbar nervös.
Hoffentlich hatte sich das viele Pauken gelohnt!
Hinter ihr stöhnte Jonas auf. »Schon wieder eine Fünf!«
»Du musst dich mehr anstrengen, Jonas!«, sagte Herr Ziegel prompt, den Jonas und ein paar andere Jungs immer Herr Ziegenbock nannten, weil er so streng war. »Ein paar von euch könnten mit ihren Noten den ›Club der hoffnungslosen Fälle‹ gründen.«
»Voll unfair!«, rief Jonas. »Das Zeug kann sich niemand merken!«
Herr Ziegel blieb neben Elinas Tisch stehen. Ihre Sitznachbarin Anna war heute krank und deshalb überreichte er nur ihr den Test. »Anscheinend schon, denn Elina hat eine Eins geschafft!« Hastig schob Elina das Blatt in ihren Hefter. Musste er denn ihre Note durch die ganze Klasse posaunen?
»Du solltest besser Elina Streber statt Pfeffer heißen!«, zischte Charlie, die sie von der anderen Seite des Raums finster anstarrte. Klar, dass sie sich einen Kommentar nicht verkneifen konnte.
»Danke für das Kompliment!«, erwiderte Elina cool. Sie wunderte sich kurz, dass ihr der Spruch nicht so viel ausmachte wie sonst. Aber Charlies Sprüche waren eben nichts Neues. Elina konnte das karamellige Glücksgefühl noch auf der Zunge schmecken und es ließ Charlies Worte einfach verpuffen wie heiße Luft.
Charlie und Juliane steckten prompt die Köpfe zusammen und begannen zu tuscheln. Sollten sie doch! Nichts konnte Elina den Tag verderben!
Das Klingeln zur großen Pause ertönte und Elina holte ihre Brotbox und ihr Getränk heraus. Auf dem Weg nach draußen nahm sie den Umweg am Sekretariat vorbei. Vielleicht hatte ihre Trainerin etwas wegen eines neuen Hockeyspiels am Schwarzen Brett angepinnt. Leider nicht.
Plötzlich hörte sie ein Schluchzen. Es kam aus einem der offenen Klassenräume, nur ein paar Meter entfernt. Besorgt trat sie näher.
»Das wird schon wieder«, hörte sie jemanden sagen.
Elina hatte die Stimme erst vor ein paar Stunden gehört … Juna?
Was sie noch sagte, konnte Elina nicht verstehen. Aber das Schluchzen ebbte langsam ab. Elinas Neugier zog sie zu dem Klassenzimmer.
Juna reichte gerade einem Jungen aus der Unterstufe, den Elina vom Sehen aus dem Bus kannte, ein Bonbon.
»Hier, nimm«, sagte Juna. »Die wirken Wunder.«
Er rieb sich über die roten Augen. »Danke.«
Der Arme! Ob es in seiner Klasse auch eine Charlie gab?
Elina sah fasziniert zu, wie der Junge auf dem Bonbon herumkaute und sich sein Gesicht schlagartig aufhellte.
»Mir geht’s schon besser!«, sagte er.
Juna tätschelte seine Schulter. »Na, siehst du.«
Die beiden standen auf und gingen Richtung Tür. Schnell huschte Elina um die Ecke. Der Junge verabschiedete sich überschwänglich von Juna, dann wurde es still.
»Whaaa!« Erschrocken stolperte sie rückwärts.
Wie ein Ninja war Juna neben ihr im Gang aufgetaucht. Mensch, die war vielleicht gut im Anschleichen!
»Wir kennen uns doch«, bemerkte Juna.
Elina spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. »Es tut mir leid! Ich wollte nicht …«
»Heimlich zuhören? Ich drücke mal beide Augen zu. Verbotene Dinge sind eben verlockend.« Juna strahlte sie an. »Ich weiß noch gar nicht, wie du heißt.«
»Oh, sorry … ich bin, ähm, Elina Pfeffer. Also nur Elina.«
Juna schmunzelte. »Ah, nur Elina, schön, dich wiederzusehen!«
»Sag mal … dieses Bonbon, das du mir gegeben hast, das war echt … lecker. Woher hast du das?«, fragte Elina. Verflixt auch! Fiel ihr denn nichts Besseres ein? Das klang ja fast so, als hätte ihr das Karamellbonbon heute Morgen nicht nur die Zähne verklebt, sondern auch das Hirn verknotet! Dabei war das die Chance, vielleicht eine Freundin zu finden!
In Junas Augen trat ein seltsames Funkeln. »Ich denke, für einen Tag war das genug magischer Zucker.«
Magischer Zucker? Was hieß das denn?
»Ahh,