Die Zuckermeister (1). Der magische Pakt. tanja Voosen

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Die Zuckermeister (1). Der magische Pakt - tanja Voosen

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ihr und hakte sich bei ihr ein.

      »Die anderen warten schon. Du trödelst immer so.«

      Ohne Juna zu beachten, zerrte Charlie Elina mit sich.

      Elina war so verdattert, dass sie gar nicht reagierte. Etwas hilflos drehte sie den Kopf nach Juna um. Deren Miene nach zu urteilen, war sie völlig verwirrt über die Aktion – da waren sie schon zwei. Wieso spazierte Charlotte Sommerfeld öffentlich Arm in Arm mit ihr durch die Schule? Hatten Aliens sie in der Pause gegen eine nettere Version ausgetauscht? Pah, als ob! Elina riss sich los. »Was sollte das?!«

      »Ich habe dich nur vor einer aus der Freak-Familie gerettet.« Charlie verdrehte die Augen. »Ich wollte nur nett sein, wo dein Ruf doch eh schon ziemlich im Eimer ist.«

      »Gerettet? Nett sein? Total unhöflich war das!«

      »Pauline geht mit der in eine Klasse und sagt, die würde ständig nur vor sich hin träumen und seltsames Zeug faseln«, erwiderte Charlie hochnäsig.

      Elina war fassungslos. »Ich finde sie echt cool! Versprüh dein Gift einfach woanders!«

      Charlie schob sich ein paar ihrer braunen Locken hinters Ohr. »Kein Wunder, dass du keine richtigen Freunde hast, wenn du solche Leute cool findest! Spaß verstehst du auch keinen!«

      Elina umklammerte ihre Brotbox und Flasche vor Wut so fest, dass ihr die Finger wehtaten. Charlie war kein Stück besser als die Leute, die komische Gerüchte über die Zuckerhuts in der Schule erzählten!

      »Auf solche Art von Spaß verzichte ich!«, erwiderte Elina.

      Sie funkelte Charlie böse an, drehte sich um und stampfte davon.

      Auf dem Heimweg nahm Elina nicht den Bus, sondern ging zu Fuß. Von der Schule war es zwar ein Stück bis zu ihr, aber ihre Wut über Charlie war noch nicht ganz verpufft und beim Spazieren bekam sie gut den Kopf frei. Die Runde entlang des kleinen Wäldchens vorbei an den Schrebergärten war perfekt dafür. Ihr Magen grummelte ein bisschen vor Hunger und beim Gedanken an Essen kam Elina wieder Junas komische Aussage in den Kopf: »Für einen Tag war das genug magischer Zucker.«

      Es ärgerte sie noch immer, dass Charlie ihr keine Gelegenheit gegeben hatte, Juna nach der Bedeutung dieser Worte zu fragen oder sie besser kennenzulernen. Ein paar der Zuckerhut-Kinder hatte Elina hin und wieder mal in den Schulfluren oder bei Veranstaltungen in der Aula gesehen. Wenn sie genau darüber nachdachte, ließen die sich aber sonst echt nicht viel blicken. Am meisten wurde über den Bruder ein paar Stufen über Elina geredet, weil einige Mädchen ihn »sooooo süß« fanden.

      Doch auch außerhalb der Schule redeten die Leute über die Zuckerhuts. Es war kaum zwei Wochen her, da hatte Elina sonntags mit ihrem Opa Brötchen geholt und mitbekommen, wie zwei ältere Frauen lautstark über die Familie getratscht hatten.

       »Jaja! Die kennt man! Seltsame Leute sind das.«

       »Die haben eine ganze Bande an Kindern!«

      Opa hatte die Augen verdreht und auch Elina hatte nicht verstanden, was daran so schlimm sein sollte. Das Gerede in der Schlange beim Bäcker hatte kein Ende gefunden.

       »Hast du gewusst, dass die in der alten Mühle leben? Unfassbar!«

       »Das ist doch kein Ort für Kinder! Was denken sich die Eltern nur?«

      Elina stellte es sich aufregend und abenteuerlich vor, in einer Mühle zu leben! Ob sie sich das Zuckerhut-Haus mal ansehen sollte? Sie blieb an der Kreuzung stehen. Geradeaus ging es Richtung Altstadt und nach Hause. Rechts von ihr reihten sich einige Häuser entlang der Waldstraße auf beiden Seiten aneinander und irgendwo hinter dem Kornfeld am Ende lag die alte Mühle. Elina spähte die Straße hinunter und spürte, wie ihre Neugier immer größer wurde. Charlie mochte alle verurteilen, aber Elina machte sich lieber ihr eigenes Bild. Also los!

      Sie ging einige Minuten, bis Nummer neunzehn hinter dem Feld auftauchte. Hier gab es sonst nur noch die weiterführende Landstraße, die sich durch den umliegenden Wald aus Belony bis zur Nachbarstadt schlängelte.

      Doch eine alte Mühle? Von wegen! So was hatte Elina noch nie gesehen!

       In der Mitte des Grundstücks thronte ein großes Haus, mit mehreren Stockwerken, das ein bisschen schief aussah. Es erinnerte Elina an eine gigantische Torte mit vielen Schichten, die verrutscht waren. Jedes Stockwerk war in einer anderen Farbe gestrichen, die Fensterläden waren alle knallrot und das Dach glich mit seinen runden grauen Schindeln dem Rücken einer Schildkröte. Links davon schloss ein kleiner Turm an das Haus an, in den man über eine Wendeltreppe gelangte, die sich um ihn herumschlängelte. Davor lag das alte Mühlenrad im Wasser eines moosbewachsenen Teiches. Rechts ging der Anbau noch weiter und in ein kleines Nebengebäude voller Zinnen über, mit einem Schornstein, der wie ein krummer Hut darauf saß.

      Und der Rest erst! Kunterbunte Steine führten quer durch den Garten. Zwischen hohen Gräsern wuchsen unzählige Blumenarten, die Elina noch nie zuvor gesehen hatte – Blüten mit seltsamen Tupfen oder Pflanzen mit ungewöhnlich kringeligen Blättern. Es duftete herrlich und sie bekam unheimlich Lust auf etwas Süßes. Sahen die Gewächse nicht sogar ein wenig wie Lutscher und Zimtschnecken aus?

      Neugierig trat Elina näher an den Zaun heran.

      »Ich würde an deiner Stelle lieber wegbleiben!«, krächzte jemand.

      Ertappt fuhr sie herum. Ein alter Mann, mit Hund an der Leine, hinkte mit einem Gehstock auf sie zu. Sein griesgrämiger Gesichtsausdruck gab Elina das Gefühl, Unkraut zu sein, das ihm lästig war. Wieso guckte er sie so finster an?

      »Ähm … guten Tag«, sagte sie.

      »Gut!«, brummte er. »Kein Tag ist gut, solange diese absonderliche Truppe weiter in meiner Straße lebt! Weg da vom Zaun, Kindchen.«

      Elina blieb, wo sie war. »Wieso das denn?«

      »Die lungern ständig irgendwo herum und verteilen ihre Süßigkeiten, aber ich durchschaue sie! Pass auf, ehe sie dich kriegen«, sagte der alte Mann aufgebracht.

      Sie glotzte den Mann ungläubig an. »Ehe sie mich kriegen? Wovon reden Sie?«

      Er machte eine kreisende Handbewegung neben seinem Kopf, als wolle er andeuten, dass die Zuckerhuts nicht mehr alle Tassen im Schrank hatten. »Die stellen komische Dinge mit den Leuten an. Meine Nachbarin Frau Kloß ist nicht mehr dieselbe, nachdem diese zwei Zuckerhut-Mädchen mit irgendwelchen Keksen bei ihr waren!«

      »Wie meinen Sie das?«, hakte Elina skeptisch nach.

      »Sie kann gar nicht mehr aufhören zu lachen, es ist wie ein Fluch!«

      »Aber man lacht doch, wenn man glücklich ist …«

      Rums! Der alte Herr ließ seinen Gehstock auf den Boden knallen. Seine Miene wurde noch finsterer.

      Elina stolperte vor Schreck rückwärts.

      »Wenn ich es doch sage! Das ist Hexenwerk!«, brauste er auf. »Die tun so nett und vergiften die Leute dann mit

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