Marlowe - das Grauen. W.E. Pansen
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„Rufen Sie mich nicht an, - jaja, ich weiß, dass Sie rauskriegen wer ich bin, - schicken sie mir eine Mail an diese Gmx-Adresse“.
Die Informationen waren nun wirklich etwas dünn. Der Typ, der sich mit dem anderen Typ, also dem „Arschloch“ getroffen hatte, hatte eine „ziemlich hohe, etwas heisere Stimme“ gehabt.
Er hatte im Gespräch mehrfach von einem „kniefligen Problem“ gesprochen, was vermutlich „knifflig“ bedeuten sollte. Was genau das Problem war, hatte der Zeuge leider nicht mitbekommen „Straßenverkehr, war laut“.
Die Zusammenhänge wurden, zwar nebelhaft, - etwas klarer. Das Arschloch hatte dubiose Kontakte.
Vorsichtige Recherchen an seinem Arbeitsplatz hatten gar nichts ergeben, die wenigen „Zeugen“ waren eher unergiebig „Kann ich nicht mehr genau sagen, könnte so gewesen sein, gibt natürlich einige, die so ähnlich aussehen, Regenmäntel gibt’s ja viele“ etc.
Einzig brauchbar war die Aussage von dem, der nichts gesehen, dafür aber die Sache mit dem „kniefligen Problem“ gehört hatte. Arschloch hatte sich beim teuren Nobel-Italiener mit jemand anderem, - nicht Kressin, - getroffen.
Gab es einen Regionaldialekt bei dem kurze „i“ langgezogen wurden? MeckPom vielleicht? Und selbst wenn, brachte das die Sache irgendwie weiter? Nee, allein das blöde Arschloch musste den entscheidenden Durchbruch bringen. Eine Überwachung des Nobel-Italieners schied schon aus finanziellen Gründen aus. Er konnte sich nur zu lebhaft vorstellen, wie sein Kumpel, der „Verfolger-Holger“ so einen Auftrag gestalten würde.
Das Arschloch war schwierig zu packen.
Offiziell war er ein mit vielen Außendiensteinsätzen betrauter Versicherungs-Sachbearbeiter. Unauffällige Erscheinung.
Auch keine Auffälligkeiten im Privatleben, kein erkennbarer Freundeskreis, nur gelegentliche Kneipen- und Restaurantbesuche.
Man kannte ihn, man grüßte ihn, er war in gefühlt 12 Stadtteilen unterwegs, - per Bahn und Bus, - was das „Beschatten“ etwas anstrengend gestaltete. Offensichtlich hatte er ein individuelles Gleitzeitmodell, was dazu führte, dass er häufig überraschend Vormittage, Nachmittage oder auch mal ganze Tage frei hatte. Die armen „Beschatter“ hingegen…
Was für eine Kacke!
Laut dem Wanst war der Wagen „lautlos aus dem Nichts“ gekommen, - Arschloch oder jemand anders mit Regenmantel hatte sich den Diplomatenkoffer, bzw. die Tasche geschnappt, war damit in den Wagen eingestiegen und verschwunden. Welche Seite? Fahrerseite? - Beifahrerseite? - Man wusste es nicht. War das Arschloch überhaupt der richtige Typ? Die Beschreibung von dem alten Nachbarn mit Hund passte jedenfalls einigermaßen.
Am einfachsten wäre natürlich die Sache mit dem Italiener.
Der stets unrasiert wirkende Italiener stand schon länger im Verdacht, zusammen mit nicht näher bekannten Kumpanen den großen Supermarkt immer mal wieder um etwas zu „erleichtern“.
Mal fehlte dies, mal fehlte das, zuletzt war ein nagelneues Elektro-Auto verschwunden, das nun ausgerechnet dem Sohn vom Chef gehörte.
„Lautlos aus dem Nichts“? – Könnte doch sein?
Die Kameraüberwachung des Marktes hatte zu keinen Ergebnissen geführt, - tatsächlich war der Italiener so gut wie nie im Bild. Das war schon deswegen ungewöhnlich, weil er für das Entladen und Beladen zuständig war.
Und er schwatzte oft mit dem Fleischerei-Personal, - die Fleischerei hat den Hinterausgang an der Rampe. Das hatte ihm Abmahnungen eingebracht.
Er gab „Elektro-Auto“ in die Suchmaske des Laptops ein. Neben verschiedenen Teslas gab es anscheinend inzwischen allerhand davon. Mann, Mann, Mann, - was für eins gehörte denn wohl dem Supermarkt-Heini?
Er rief seinen alten Informanten Schnodder an.
„Heilsarmee?“ war die Antwort.
„Witzig, - sag mal was für ne Marke hatte denn die Karre vom Supermarkt-Junior?“
„Also, es war kein Unimog, eher was Schickes“
„Geht es auch etwas genauer?“
„Beiersdorf, blauschwarz, Speziallackierung“
„Danke“. Übersetzt bedeutete das vermutlich: Beiersdorf = Tesa = Tesla.
Er warf ein Blick auf die alte Nähmaschine, trank erstmal seinen Seagram´s VO und dann seinen Tee aus, zog seinen Sommer-Colani über, verschloss die Bürotür und ging in Richtung „Bunte Kuh“. Das regelmäßige Treffen wartete.
„Bunte Kuh“, Freitagstreff
Seine Freunde waren schon schwer in Aktion. Sven setzte sich mit seinem Bier dazu.
„Holger, was war denn nu mit die Radfahrers?“ Bernie arbeitete im Hafen und hatte es nicht so mit Grammatik.
„Also, das war so: Ich geh grad über die Ampel und seh auf der anderen Seite diese kleine Treppe mit vier Stufen. Und damit all die Rollifahrer, Radfahrer und Görenkutschentussies da klarkommen, gibt es so ne kleine Auffahrt mit ner Kurve, - und einer halbhohen Mauer. Ich seh also, wie ein Schuljunge mit Dämlack-Fahrradhelm da hochwill. Neben mir kommt plötzlich son Radfahrer mit Hinnerk-Mütze angerast und steuert von der Straßenseite die Auffahrt an, weil er da runter will. Die also aufeinander zu, ohne Hingucken und so.
Naja, ich denk, das kann ja heiter werden, - aber in allerletzter Sekunde bemerken sich die beiden, - Dämlack knallt gegen die Mauer und Hinnerk legt sich hin. Hähä, - und beide gucken sich bedröppelt an. Den Tach vergessen die wohl beide nicht so schnell!“´
„Was, die sind beide so aufeinander los, ohne hinkucken und so?“
„Ja, fast wie diese Smartphone-Zombies!“
„Alter, Alter, - die Welt hat ja nun deutlich mehr Beknackte als Vernünftige“. Das war mal wieder der, - wie gewohnt -, kurze, heisere Kommentar von Jan-Hein.
„Ach du Scheiße, - da kommt das Gespenst!“ – Kalle deutete auffällig unauffällig Richtung Eingang.
„Du ahnst es nicht, - der „Dritte Mann“, stellte Bernie fest.
Das „Gespenst“ war ein „seltener Stammgast“, wie Gurki sich immer ausdrückte. Niemand wusste irgendwas Genaueres über ihn, aber seine Auftritte waren immer etwas bizarr. Er war hager, blass, - und immer ganz in Weiß gekleidet, mal im weißen Jeans-Anzug, mal mit weißem Mantel, redete nie mit jemandem, außer gelegentlich mit sich selbst, abgesehen von seinen Bestellungen, - hatte blassblaue Augen und einen durchdringenden Blick, - stierte meist ins Nichts und vermittelte eine „seltsam unangenehme Aura“, wie Jan-Hein mal trefflich bemerkte.
Von ihrem Achtertisch in Halle B aus, konnten sie leider nicht hören, was an der Bar besprochen wurde. Kearney, der irische Freitags-Wirt ging aber offensichtlich ganz cool mit der Situation um. Nach einem sehr kurzen Dialog hatte „Das Gespenst“ einen Pernod-Wasser vor sich stehen und fing an sich in eins seiner zahllosen kleinen Notizbücher zu vertiefen. An der Bar waren kurz alle Gespräche verstummt, bis das „Gespenst“ seinen ersten Schluck